RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1501 von notbremse , 23.08.2016 13:15

Zitat
Die Fizzeleien, die Du hier zelebrierst sind so gar nicht mein Ding


Lieber Friedl, mir scheint, du untertreibst ein wenig. Als ständiger bgeisterter Leser deines Threads weiß ich, dass du bei deiner kleine-n-welt ganz sicher alles andere als außerordentlich grobe Dinge machst...

@ Andy und Trapeztafel: Vielen Dank für eure netten Kommentare!

Liebe Grüße

Karl


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1502 von notbremse , 26.08.2016 19:54

.
Der Fluch der Akribik, Teil 142

ÖBB-BEDIENSTETER GRAUSAM ERMORDET!


Mein Pwgs 44 braucht nun noch Fensterscheiben.

Zunächst bestelle ich, einer im Internet gefundenen Empfehlung folgend, Echtglas. Hauchdünne Gläser, wie sie in der Mikroskopie als Deckgläser verwendet werden, kann man im Internet für einige wenige Euro erstehen.




Mit dem Zuschnitt dieser Gläser komme ich dann aber nicht klar. Die nur rund 0,15 mm dünnen Scheiben splittern leicht und es will mir nicht gelingen, saubere Schnitte mit dem Glasschneider auszuführen. Fällt eines dieser winzigen Gläser zu Boden, vermag ich es kaum, es zu sehen. Ein unbemerkt hinuntergefallenes Echtglas bedeutet eventuell Verletzungsgefahr.

Es stimmt allerdings schon: echtes Glas hat einen anderen Glanz als glasklarer Kunststoff. Und vielleicht stelle ich mich mangels Erfahrungen mit echtem Glas bloß hoffnungslos ungeschickt an. Wie auch immer, ich entscheide mich schließlich für eine Kunststoffplatte aus dem Hause Weinert (Artikel 9320).

Die Kunststoffgläser sind ebenfalls nicht ganz einfach zuzuschneiden, weil die Innenmaße der Fenster durch das Ausschneiden geringfügig unterschiedlich geraten sind. Serienfertigung funktioniert da nicht. Da hilft nur Probieren und vorsichtiges Feilen bei jeder einzelnen Fensteröffnung.

Auf Vorbildfotos habe ich immer wieder Fenster gesehen, die Scheiben mit schmutzigen Rändern und mit nicht ganz regelmäßigen Holzrahmen zeigen. Ich scheide daher Ätzteile oder einen Druck auf bedruckbare Overheadfolie für dieses Modell aus. Nach meinen guten Erfahrungen mit freihändig gezogenen geraden Linien an den Fensteröffnungen beschließe ich, auch die Fensterrahmen freihändig zu malen, und es klappt zufriedenstellend. An Farben für Fensterrahmen österreichischer Güterzugdienstwagen der frühen Epoche III ist ein Braun ähnlich dem Maronibraun österreichischer Güterwagen, sowie ein helles Beige belegt. Ich entscheide mich für Maronibraun (RAL 8016) und nehme Valejo 70.822 Marrón Rojizo. Die Farbe ist von Haus aus sehr dünnflüssig. Anders als die von mir häufig verwendeten Revell-Aqua-Farben verdünne ich sie nicht.



Ich muss die Prozedur teilweise wiederholen, weil ich Fingerabdrücke hinterließ. Die Fenster müssen vor dem Lackieren perfekt gereinigt werden und dürfen dann nicht mehr „mit den Pfoten“ angefasst werden. Nachträgliches Reinigen ist zwar nicht unmöglich, aber schwierig und zeitintensiv. Ich fixiere die Scheiben beim Bemalen, indem ich sie statt mit dem Finger mit einem etwas abgeflachten Zahnstocher auf die Unterlage drücke.

Einige Fenster werden, der warmen Jahreszeit endsprechend, geöffnet dargestellt. Das Toilettenfenster kippe ich. Anschließend wird der Wagen lackiert. Später wird er – gemeinsam mit den anderen Güterwagen – hinsichtlich Lackierung und Alterung noch ein wenig verfeinert.

Zitat
ist schon verrückt, was wir Modellbahner so treiben.
Das tolle Fahrrad im Dienstwagen wird im Anlagenbetrieb wohl kein "normaler" Besucher wahrnehmen.
Viel zu schade für das Verstecke.



Ups! Wenn ich das bloß früher genau gelesen hätte – man sieht tatsächlich im Inneren genau nix…





…außer, man schaltet das Licht ein:





Lieber Gerhard: Dein Kommentar bleibt dennoch unwiderlegbar – es ist bislang tatsächlich noch kein „normaler“ Besucher vorbeigekommen, der sich das ansehen wollte…



Noch ein paar weitere Impressionen:








Und mit dem letzten Bild kommen wir auch zur Überschrift.

In meiner Werkstätte wurde ein ÖBB-Bediensteter geköpft.


Zuerst habe ich ihn mit der Pinzette um den Hals genommen, dann habe ich ihm den Oberkörper erwärmt. Anschließend packte ich ihn bei den Beinen und zog ihn länglich. Dann schnitt ich ihm Kopf und Beine ab, halbierte ihn und hängte ihn als Uniformjacke an die Wand links im letzten Bild.




Liebe Grüße vom Wörthersee

euer Karl


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1503 von UPBB4012 , 26.08.2016 20:05

Hallo Karl!

Einfach nur

Und das Erlebnis mit der "unsichtbaren" Inneneinrichtung kenne ich doch
irgendwoher . . . Ging mir bei meinem Bahnhof nämlich genauso

Erst als ich das erste Mal einen Beleuchtungstest durchführte
war klar, das sich der Aufwand doch gelohnt hatte . . .

In diesem Sinne: (sogar sehr)

EDIT:
Die deutschen Pwg hatten offenbar keine solche Vorlegestangen . . .

Viele liebe Grüße
Dein
Axel


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1504 von A_Haack , 26.08.2016 20:06

Hallo Karl,

was für einen Glasschneider benutzt Du?
Die mit einem Hartmetallrädchen sind für so dünne Scheiben ungeeignet.
Besser wäre ein Glasschneider mit Diamant.

Viele Grüße
Andreas


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1505 von Lohengrin_Wien , 26.08.2016 21:18

Und, gaaanz wichtig, ÖLEN!!!

Ich konnte nicht glauben, daß ich so was Läppisches nicht zusammenbringe, aber ohne Öl haben die Fensterscheiben, die ich zuschneiden wollte, ziemlich unschöne Brüche mitten durchs Fenster bekommen..... Nach dezentem Fragen beim Glaserer (Anm. d. Red.: Wienerisch für „Glaser“ hab ichs dann mit Schneideöl gemacht.
Manchmal haben Handwerkslehren ja doch eine Berechtigung!

LG

Martin.

P.S.: Es kann aber schon sein, daß Mikroskopierglas grundsätzlich zu hart und spröd ist. Für diesen Fall empfehle ich eine Diamanttrennscheibe! Auch das durfte ich schon beim Einglasen einer Laterne, wo das einzig vorhandene Stück Glas um einen halben Millimeter zu groß war, schon ausprobieren. Bei 3 mm dickem Fensterglas ist das mit der Trennscheibe aber eher zach.


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1506 von Ralf Franke , 27.08.2016 19:21

Hallo Karl,
was du doch für einen mächtig gewaltigen Aufwand du mit deinem Dienstwagen betreibst.
Aber das Ergebnis sieht grandios aus. Bin schon gespant wenn du dir erst Personwagen - Speisewagen vor nimmst.

MfG
Ralf


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1507 von rex , 27.08.2016 21:46

Hallo Karl,

also ich find es sehr höflich von dir, dem Preiser aus der Jacke geholfen zu haben Tolle Idee und passt zur hypergenauen Gesamtgestaltung, dafür kann man auch schon mal eine Figur extra über die Klinge springen lassen. Problem bei solchen Details: wenn der Wagen fährt sieht man sie gar nicht mehr. Aber das Wissen um diese Feinheiten, das verleiht der ganzen Sache den besonderen Pfiff.

Kurz und sehr gut - toll gemacht. Herzliche Grüße sendet rex!


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1508 von 2043er , 27.08.2016 22:13

Hallo Karl!

Narrisch guat!

Ich denke das herrliche Wasser vom Wörthersee fördert dein Geschick nochmehr!
Immer wenn du in deinen Postings den Wörthersee erwähnst lieferst du kurze Zeit drauf solche Meisterwerke ab...

In diesem Sinne habe ich heute den Nachmittag nach der Arbeit auch am See, leider nicht dem Wörthersee, verbracht in der Hoffnung auch so tolle Leistungen abzuliefern.

Eine Frage hätte ich noch zur Jacke die du uns Dienstabteil gehängt hast!

Welche Farbe hat der Wandhaken? Ich kann das am Foto leider nicht erkennen!



Lg Markus




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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1509 von A_Haack , 27.08.2016 23:58

Hallo Karl,

wie willst Du die Scheiben in dem Wagen befestigen?
Wenn Du sie kleben willst, dann brauchst Du einen speziellen Kleber für Glas, damit die Scheiben wegen der unterschiedliche mechanischen Spannungen brechen kann.

Viele Grüße
Andreas


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1510 von br42 9001 , 28.08.2016 08:07

Hi!
Ich habe bei einem Fremotreffen mal mit einem gesprochen, der das Glasfensterproblem durch ritzen mit einem frischen
Bastelskalpell gelöst hat. Er hat alle seine Loks so umgebaut. Ich kann mich da an seine 94er mit Teichmann Wipplagerfahrwerk
erinnern. Gehen tut das. Als Kleber würde ich es mit UHU Alleskleber versuchen. Der hat seinen Namen nicht ohne Grund.

Viele Grüße
Steffen


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1511 von SpaceRambler , 28.08.2016 16:52

Arrrrghhh! Bei DER Beschreibung fröstelt's einen ja geradezu! Man möchte glauben, der schreckliche Vlad Dracul höchstselbst hätte die Köpfungs-Anleitung für den bedauernswerten ÖBB-Bediensteten verfasst! Im Ernst: eine tolle Idee, einmal anstelle von Waggons die Dienstkleidung eines Beamten "an den Haken" zu nehmen. Für den Pwg ist das noch ein Schmankerl obendrauf.
Grüße, Randolf



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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1512 von notbremse , 28.08.2016 18:23

@ Axel, Rex, Markus und Randolf: Ehrlich gestanden, ich bin selbst ein wenig überrascht, wie gut die beleuchtete Inneneinrichtung jetzt auf den stark vergrößernden Fotos aussieht. Mit freiem Auge sieht das alles noch ein wenig besser aus, weil filigraner. Auch für mich hat sich der Aufwand jedenfalls gelohnt. Vielen Dank "für die Blumen"!

@ Axel: Vielen Dank für deine Recherchen zu den Vorlegestangen! Auch ich habe zwischenzeitlich nichts gefunden, was auf die Existenz solcher Stangen in deutschen Güterzuggepäckwagen hindeutet.

@ Andreas und Martin: Ich habe zwar Rapsöl verwendet, aber eben nur einen billigen Glasschneider. Inzwischen habe ich per Mail hervorragende Tipps betreffend Unterlage und Fixierung erhalten (vielen Dank an Wolfgang!) und werde es später einmal mit einem besseren Glasschneider oder mit einer Diamanttrennscheibe noch einmal versuchen. Ich werde zu gegebener Zeit ausführlich darüber berichten.

@ Andreas und Steffen: Ich hätte versucht, die hauchdünnen Scheibchen in gewohnter Manier mit Klarlack einzukleben. Klarlack hätte ich für ausreichend flexibel gehalten. Uhu ist recht dickflüssig, den hätte ich mit Aceton verdünnt (Methode Schnitz-Esser).

@ Steffen: Bastelskalpell? Klingt machbar, zumal es auf Youtube ein Video gibt, in welchem jemand Glas mit der Schere zuschneidet, wenn auch unter Wasser.

@ Ralf: Der Aufwand ist tatsächlich recht hoch und steht dem Aufwand für das Supern eines Lokomotivmodells kaum nach. Aber es musste sein. Ich verfolge einen ganzheitlichen Ansatz. Nicht nur die Lokomotiven sollen gut aussehen, sondern auch Wagen, Gebäude, Figuren, Vegetation usw. Personen- und Speisewagen halte ich für weniger aufwändig, denn die Industrie bietet einige sehr schöne Fahrzeuge an, deren Inneneinrichtung nur noch bemalt und mit Figuren und Beleuchtung ergänzt werden muss. Naja, das Bemalen der Figuren wird natürlich ein wenig zeitaufwändig, aber schwierig ist das nicht wirklich.
Schwieriger werden da schon noch die restlichen Güterzug- und Personenzuggepäckwagen, die alle grundlegend überarbeitet werden müssen und mindestens neue Böden bekommen sollen, da ich sie alle mit geöffneten Laderaumtüren darstellen will.

@ Markus: Ich könnte euch Wörtherseewasser in winzig kleine Flaschen abfüllen und um Euro 69,98 das Stück zuzüglich Versandkosten (Inland Euro 6,00 und EU-Ausland Euro 18,00) zusenden. Ihr könntet dann berichten, ob das Wasser beim Moba-Basteln besser wirkt, wenn ihr euch damit die Füße wascht oder wenn ihr es zum Kaffee trinkt... Es müssten aber mindestens 1800 Bestellungen vorgelegt werden, sonst funktioniert die Sache mit dem Gesetz der Goßen Zahlen nicht richtig...



Das mit dem Wandhaken kann ich leider erst klären, wenn der Zugführer einmal seine Uniformjacke abnimmt. Die hängt nämlich drauf...



Liebe Grüße

Euer Karl


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1513 von notbremse , 02.09.2016 18:38

.

Der Fluch der Akribik, Teil 143

ERHOLSAME BASTELEI FÜR ZWISCHENDURCH



Ich gebe zu, der Pwgs 44 ist meiner Zeitplanung deutlich entglitten, denn es hätten heuer im Sommer mindestens drei Pwg werden sollen. Aber ich bereue es keine Sekunde lang, diesem Wagen so viel Zeit gewidmet zu haben.

In diesem Sommer habe ich immerhin bisher 19 gedeckte Güterwagen, einen Rungenwagen und den Pwgs 44 hergerichtet. Damit könnte man schon einen recht beachtlichen Sammler [Bezirksgüterzug] zusammenstellen.

Nach dem auch für meinen Geschmack recht akribischen Pwgs44-Projekt brauche ich etwas einfachere Kost. Ich beschließe, auf ganz simple Weise rasch mehr Zuglänge zu gewinnen. Ich suche ein paar ungebremste Wagen aus meinem „Verschachtelten Güterwagenbefrokelungsbereitschaftspark“ heraus. Bei diesen teilweise vor zwanzig, dreißig Jahren bereits gealterten und mit Federpuffern und Originalkupplungen versehenen Wagen sind nur Kleinigkeiten zu ergänzen oder zu ändern, um sie auf das aktuell geforderte Niveau zu bringen. Die zeitaufwändige Montage von Bremsdreiecken, Bremsauffanglaschen, Lösezügen und Umstellhebeln entfällt. Die Alterung wird – gemeinsam mit den anderen bisher vorbereiteten Wagen – später noch etwas verfeinert.

Jeder einzelne Wagen wird mit einigem Zeitaufwand sorgfältig auf seine Eignung für das aktuelle Projekt untersucht. Einige Fahrzeuge wanderten in die Bastelkiste, andere wiederum passen nicht mehr zum mittlerweile zeitlich stark eingeschränkten Anlagenthema und kommen, soweit neuwertig und unverbastelt, in die Bucht.

In den endgültigen Wagenpark gelangte diese Woche ein französischer Tombereaux von Roco. Er erhielt Weimann-Tampons, Griffstangen und Signalhaken aus flach geklopftem 0,4mm Messing. Der Wagen ist für 1955 nicht gesichert nachgewiesen und gelangte eher erst ab 1956/1957 zum Einsatz, aber so weit will nicht einmal ich die Akribik treiben, zudem gefallen mir die hübschen Speichenräder dieses Fahrzeuges:




Dazu gesellt sich rasch ein Om Ludwigshafen von Fleischmann. In Österreich wurde dieser Wagen mit seinen charakteristischen diagonalen Spannbändern um 1955 nur mehr selten fotografiert. Eines dieser raren Fotos zeigt ihn aber auf dem Taggenbrunn-Viadukt, daher ist er auf meiner Anlage natürlich ein MUSS. Der Wagen erhielt noch neue Handgriffe an den Stirnseiten, alles andere hatte ich ihm seinerzeit schon spendiert:




Und schon ist mein Wagenpark um weitere zwei Wagen größer!




Liebe Grüße vom Wörthersee

Euer Karl


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1514 von notbremse , 09.09.2016 18:21

.

Der Fluch der Akribik, Teil 144

KOHLEN UND BRETTER IN KLAGENFURT


Nach dem hyperakribischen Pwgs 44 noch einmal Erholung pur - ohne Änderungen an Fahrwerk und Aufbau kommt ein Niederbordwagen, den ich bereits mit dem Bauzug zeigte, in den endgültigen Fuhrpark. Er hat nur neue schmale Räder gebraucht:




Ihm folgen zwei offene Güterwagen Ommu „Klagenfurt“ in den endgültigen Fuhrpark. Beim Vorbild wurden diese Kriegsprodukte um 1955 noch recht häufig abgelichtet und zählten auch bei den ÖBB zweifellos zu den Standard-Güterwagen der Nachkriegszeit.

Die Modelle des Ommu Klagenfurt von Klein Modellbahn sind auf Grund ihrer zarten Bordwände ungebrochen zeitgemäß. Neue Räder auch hier und Griffe an den Stirnseiten, an je einer Stirnseite Messing-Tritte von Weinert, fertig für die endgültige Bemalung. Bis auf eine Kleinigkeit: der Klein-„Klagenfurt“ hat leider eine wenig überzeugende Bremsanlage, deren von außen sichtbare Elemente ich bei meinen beiden Leitungswagen natürlich entferne. Zwei schnelle Schnitte mit dem watenfreien Seitenschneider und alles ist fort, was den Anblick dieses Leitungswagens von der Seite her stört:




Die Achshalter habe ich seinerzeit mit viel zu viel Stabilit Express angeklebt. Das ist dennoch kein Problem, denn auch das wird man von außen nicht sehen können. Und einmal öfter: erzählt das bitte nicht der Mitzi, sonst bekomme ich ernste Probleme. Die Mitzi ist strikt gegen Unordnung, und sei es auch an Stellen, die man gar nicht einsehen kann. Und im Dunstkreis des fundamentalistisch-militanten Flügels der H0pur-Fraktion halte ich mich aus Sicherheitsgründen sowieso nicht ohne mehrere Bodyguards auf…



Kohlenwagen waren allem Anschein nach beim Vorbild nach Regionen unterschiedlich hoch beladen. Gemeint: mir ist aufgefallen, dass auf Fotos österreichischer Güterzüge der 50er Jahre die Ladung der Kohlenwagen häufig deutlich weniger hoch aufgeschüttet ist, als auf Fotos gleichartiger Wagen in deutschen Güterzüge jener Zeit, die oft gehäuft voll waren, quasi zum Bersten voll. Vielleicht lag es an der zulässigen Achslast, die in Österreich auf vielen Strecken lange deutlich niedriger war als in Deutschland, vielleicht hatte das auch andere Gründe. Ich habe die Ladung dieses „Kohlen-Klagenfurt“ jedenfalls, österreichischen Vorbildern entsprechend, etwas tiefergelegt, als es der Hersteller des unter der Kohle verborgenen Kunststoff-Einsatzes vorsah:




Bretterladungen sahen Mitte der 50er Jahre noch recht unterschiedlich aus. Es gab (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

- Mittels seitlich eingesteckter Bretter erhöhte Ladungen ohne jede weitere Sicherung
- Mit Drähten gesicherte Ladungen
- Mittels quer über die obersten Bretter genagelte Leisten gesicherte Ladungen
- Plan geschlichtete Bretter
- Satteldachförmig geschlichtete Bretter
- Meistens wurde Brett auf Brett geschlichtet – ohne jeden Zwischenraum.
- Ganz vereinzelt sind auch Bretterladungen mit quer eingelegten Leisten zwischen den einzelnen Lagen fotografisch nachgewiesen.

Dieser Wagen hier erhielt eine ganz einfache Ladung ohne Sicherungsdraht. Dabei habe ich aber Wert darauf gelegt, die oberen Bretter – oder besser gesagt, Bohlen - nicht allzu regelmäßig aufzulegen:





Es ist nämlich leider eine unter den Anbietern von Modell-Wagenladungen weitverbreitete, offensichtlich höchst ansteckende Krankheit, dass die Bretter von ausdrücklich als Bretterladungen deklarierten Ladegut-Einsätzen einerseits viel zu dick sind, um sich Bretter nennen zu dürfen und andererseits viel zu regelmäßig gestapelt werden. Wie wenn die Mitzi die langen Suppennudel-Bündel auf den Tisch klopft, damit sie alle genau in einer Ebene enden und im Suppennudelglas hübsch ordentlich aussehen.



Im Ernst jetzt: die Dicke von Brettern ist in Deutschland und in Österreich seit langem genormt. Bretter sind maximal 4cm stark, sowohl nach DIN 68252 als auch – für Bauholz - nach DIN 4074. Daraus folgt: was im Modell dicker ist als 0,49mm, nennt man nicht „Bretter“, sondern „Bohlen“. Selbst Dieter Bohlen hält sich korrekt an diese Normen, denn er ist eindeutig dicker als vier Zentimeter. Und vier Zentimeter Stärke sind für ein Brett ja nun nicht einmal typisch - die gebräuchlichsten Brettersorten sind deutlich dünner, nämlich 24mm und 34mm sägerau bzw. 20 und 30mm gehobelt, das sind in H0 0,27 und 0,39 bzw. 0,23 und 0,34mm. Also: viel Spaß und gute Unterhaltung beim Nachmessen von all dem, was die Zubehörindustrie als „Bretterladung“ anpreist!

Wenn man Schnittholz unter Zeitdruck von Hand aufeinanderstapelte, wie dies seinerzeit üblich war, lagen diese Bretter bzw. Bohlen beim Vorbild selbstverständlich NICHT ganz genau deckungsgleich übereinander. Diesen Charme der Unregelmäßigkeit versuchte ich bei diesem zweiten „Klagenfurt“ ein wenig nachzubilden. -

Beide hier gezeigten „Klagenfurt“ haben Blechtüren. Um 1955 waren beim Vorbild dieses Typs auch die ursprünglichen Holztüren mit diagonal angeordneten Brettern noch gebräuchlich. Und dann kam noch eine dritte Variante recht häufig vor, nämlich mit Flacheisen verstärkte Türen mit waagrecht angebrachten Brettern.

Wenigstens die Wagen mit den schräg beplankten Holztüren wurden seinerzeit ebenfalls bei Klein-Modellbahn nachgebildet und werden sicherlich auch noch irgendwann ihren Weg in meinen endgültigen Fuhrpark finden...

Liebe Grüße aus Klagenfurt 1)

1) Sehr wahrscheinlich nach einem bekannten deutschen Güterwagen benanntes Städtchen am Ostufer des Wörthersees



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#1515 von UPBB4012 , 09.09.2016 19:28

Hallo Karl!

Wie Du ja eh schon weißt, mag ich Deine Akribik sehr

So natürlich auch heute:
Und wie bei meinen eigenen Wagen, so fällt mir auch bei Deinen
Beladungen gerade mal wieder auf: so richtig "lebendig" wirken die Waggons erst,
wenn zumindest ein Teil der offenen auch beladen ist.

Die Bretterladung wirkt nicht nur gut, sondern sieht durch den mittleren
"Aufbau" auf den Betrachter auch noch interessant
- allerdings solltest Du die einander gegenüber stehenden Behelfsrungen wirklich noch
mit Draht verbinden, sonst dürfte der ganze Kladeradatsch bei einer Vollbremsung den
sprichwörtlichen Abflug machen

Nur so nebenbei:
ein übrigens bezügl. Bretter bzw. Holzladungen sehr interessantes Heft
https://shop.vgbahn.info/eisenbahn-journ...holz-_1381.html

Viele liebe Grüße
vom sich schon auf den nächsten Freitag freuenden
Axel


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1516 von Lohengrin_Wien , 09.09.2016 23:17

Zitat von notbremse
„Bohlen“



???

Pfosten!

Im Nordosten zumindest..... Manche meinen sogar, daß manch ein Bohlen ein V...pfosten sei.....
Ein Gerücht. Bösartig.


LG

Martin.


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1517 von notbremse , 11.09.2016 22:08

@ Axel:

Zitat
allerdings solltest Du die einander gegenüber stehenden Behelfsrungen wirklich noch mit Draht verbinden, sonst dürfte der ganze Kladeradatsch bei einer Vollbremsung den sprichwörtlichen Abflug machen



Dachte ich auch immer. Tatsächlich scheint man sich bis gegen Mitte der 50er Jahre bei uns nicht sonderlich um einschlägige Normen wie die damals wahrscheinlich auch bei uns noch geltende DV 607 gekümmert zu haben. Möglicherweise standen die erforderlichen Drähte in den von Mangel geprägten Nachkriegsjahren gar nicht immer zur Verfügung. Ich kenne einige Fotos, auf denen man solche Drähte nicht sehen kann, obwohl man andere vergleichbar dünne Details auf diesen Fotos recht gut wahrnimmt.

Bei Gericht würde ich diese Fotos offen gestanden trotzdem nicht als unwiderlegbares Beweismittel vorlegen wollen. Sie sind nämlich allesamt etwas unscharfe Werke damals noch nicht optimal ausgerüsteter junger Fotografen. Vielleicht hat unter unseren stillen Mitlesern jemand gestochen scharfe Fotos, die meine These belegen, wonach die vorgeschriebenen Drahtverbindungen zwischen den Behelfsrungen keineswegs immer angebracht wurden?

@ Martin: Ein eher teures Wort, wie ich gerade in der Wikipedia las...



Liebe Grüße

Karl


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#1518 von notbremse , 16.09.2016 17:51

.
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RRRRRRRRRRRRRRRRRRRR!!!



Bei uns regnet es unablässig. Herrliches Moba-Wetter ist angebrochen.

Nach den kurzen „Leitungswagenferien“ geht es wieder ein wenig anspruchsvoller voran, wenngleich für manche von Euch schon uuuuuuurfaaaaaaad, denn die Maßnahmen an den Güterwagen ähneln einander natürlich in hohem Maße.

Nun liegen zwei Roco R10 auf meinem „Operationstisch“.

Rungenwagen verströmen eine besondere Faszination auf mich, denn sie eignen sich wie kaum eine andere Wagengattung für eine besonders abwechslungsreiche Darstellung von Ladungen.
Typische Ladungen waren, bevor man spezielle Kfz-Transportwagen baute, Lastkraftwagen, Pkws, Traktoren, landwirtschaftliche Geräte, Wagen der in den 50er Jahren noch zahlreichen kleinen Schausteller- und Zirkusbetriebe, Anhänger und Baumaschinen wie Walzen, Bagger oder Asphaltkocher.
Ganz rar übrigens: Fotos mit planenbedeckten Pkws gleich hinter der Dampflokomotive. Meistens fuhr man bei uns um 1955 noch ohne einen solchen Schutz. Aus Schaden wird man klug – aber manchmal eben nicht sogleich.
Für den Transport von Lokomotivkesseln oder von breiteren Fahrzeugen wie z.B. Dampfwalzen nahm man nicht nur die Rungen, sondern auch die Bordwände ab.
Schnittholz und Rundholz zählten ebenfalls zu den Standard-Ladungen.
In Bauzügen transportierten Rungenwagen Schotter, Betonelemente, Ziegel, Schwellen und Kabeltrommeln. Überlange Ladungen wie Schienen und Baustahl legte man auf zwei oder drei Rungenwagen auf, denen man eine oder beide Stirnwände entfernte. Manchmal finden sich in solchen Gespannen auch O- oder Om-Wagen, denen man ebenfalls eine oder beide Stirnwände abnahm.
Für überlange Ladungen wie Brückenbauteile wurden sie gemeinsam mit H- oder SSl-Wagen als Schutzwagen eingesetzt. Vereinzelt wurden sie aber auch mit für Rungenwagen eher untypischen Ladungen wie z.B. mit Schrott oder mit großen Bierfässern gesehen.
Bis zur Einführung von speziell dafür angefertigten Wagen übernahmen Rungenwagen übrigens auch den Kfz-Transport auf der „Tauernschleuse“ Mallnitz-Böckstein.

Einer der beiden Wagen auf meinem Basteltisch ist ein alter Bekannter von meinem Bauzug her, wo er ohne Rungen Dienst tut, der andere hat hölzerne Rungen:




Beide Wagen haben Verbindungsstangen zwischen den Sprengwerken, Bremsauffanglaschen, Lösezüge und eine Verlängerungen der Bremsanlage bis hinter die Räder erhalten:




Hölzerne Rungen waren in Österreich um 1955 keineswegs selten, vielmehr wurden sie von einigen Fotografen häufiger fotografiert als eiserne. Stefan Carstens hingegen beschreibt hölzerne Rungen an deutschen Rungenwagen als für die Epoche 3 eher nicht mehr passend. Demnach dürfte der Austausch hölzerner Rungen gegen eiserne hierzulande später erfolgt sein als in Deutschland. Selbst auf Fotos österreichischer Güterzüge aus den 70er Jahren sieht man zuweilen noch hölzerne Rungen.

Diese hölzernen Rungen sehen auf den Fotos aus jener Zeit teilweise schon recht mitgenommen aus. Ich ahme das nach, indem ich mit dem Bastelmesser einige Rungen - nicht alle - an den Spitzen unregelmäßig verjünge.




Die Bemalung dieser Wagen ist schon recht weit gediehen. Innen habe ich seinerzeit bereits die hölzernen Bordwände farblich abgesetzt und die Bohlen bemalt. Ein paar Kleinigkeiten sind dennoch noch zu tun.

Die Wagen wandern zu den übrigen meines endgültigen Fuhrparks, die bereits auf die abschließende Bemalung und Alterung warten.

Liebe Grüße

Euer Karl


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1519 von DB-IV-Proto87 ( gelöscht ) , 16.09.2016 18:48

Hallo Karl,

wieder kann ich Deine Aussagen aus eigener Beobachtung in meiner Kindheit bestätigen; noch Anfang der 1980er sind einige ÖBB-Wagen mit Holzrungen unterwegs gewesen, während ich bei den ausländischen Gästen (CSD, DB, DR, JZ, MAV) durchwegs die Stahlvariante in Erinnerung habe.

Grüße aus Nürnberg,

Alexander


DB-IV-Proto87

RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1520 von notbremse , 23.09.2016 16:41

.
Der Fluch der Akribik, Teil 146

HOLS DIE PEST – EIN BANANENWAGEN


Auf meiner Nebenstrecke sind keine vierachsigen Reisezugwagen vorgesehen. Standardmäßig sollen aber vierachsige Güterwagen eingesetzt werden können. Dafür sind im Zuge der weiteren Gleisverlegung wieder Tests notwendig. Es bietet sich an, einen Roco SS 15 zu ergänzen, den ich vor vielen Jahren schon etwas zugerüstet und gealtert habe, und einen neuen Brawa SSl 44 herzurichten, da dieser noch etwas länger ist.


Der Roco-Wagen konnte rasch wieder aufs Gleis gestellt werden. Er erhielt lediglich noch Lösezüge und eine mittels Messingdraht bis unter die Drehgestelle verlängerte Bremsleitung. Weiters wurden die 1955 in Österreich schon recht selten gewordenen Signalhalter abgetrennt.

Gottlob nur beinahe.



Denn mir fiel, als ich das Messer ansetzte, gerade noch rechtzeitig auf, dass nicht „ÖBB“ auf dem Wagen stand, sondern „DB“. „Bua, des woa knop!“, hätte der Toni gesagt [Junge, das war knapp!].





Schließlich spendierte ich dem Fahrzeug noch eine Weinert-Handbremse. Nicht ohne Schwierigkeiten, denn es „gelang“ mir, das Geländer der mit den Jahren schon etwas spröde gewordenen Bremserbühne zu beschädigen. Dies zog eine entsprechend umständliche Reparatur nach sich.
Wie ich jetzt auf dem Foto sehe, ist die Reparatur des Geländers nicht zufriedenstellend geglückt. Der Wagen kommt noch einmal kurz in die Werkstätte.

Auf den Austausch der Rungen gegen Messinggussteile, wie in Hp1, Heft 18, gezeigt, verzichtete ich. Die originalen Kunststoffrungen sind ausgezeichnet detailliert und ich bezweifle, dass man mit unbewaffnetem Auge einen merklichen Unterschied wahrnehmen würde. Auch die Roco-Drehgestelle behielt ich bei, da diese Drehgestelle nach Blatt Ci 149 vermutlich am häufigsten verwendet wurden.


Der Brawa-Wagen ist perfekt detailliert. Selbst die Lösezüge sind nachgebildet. Für den Einsatz auf meiner Anlage benötigt er lediglich Federpuffer, Druckluftschläuche, Originalkupplungen und RP25/88-Räder.

Puristen (oder handelt es sich vielmehr um gedungene Schergen missgünstiger Mitbewerber?) beklagten gelegentlich in Modellbahn-Foren, dass die Bremsleitungen dieses Wagens nur rudimentär ausgebildet seien. Ich hingegen wundere mich, was man bei diesem Wagen alles an Details zwischen die Langträger gebaut hat – denn nichts davon kann man sehen, wenn der Wagen nicht vom Gleis genommen wird:




Allerdings sah der Wagen nach dem Auspacken unter der Lupe etwas verbogen aus. Da meine Lupenleuchte ein wenig verzerrt, stelle ich das Fahrzeug, um sicher zu gehen, hochkant auf eine gerade Linie meiner Schneidunterlage. Tatsächlich: Der Wagen ist, so wie er aus der Verpackung kam, mittig um ca. 3 Millimeter nach oben gewölbt. Zinkpest wie weiland bei Klein Modellbahn??????

PAAANIIIIIK!!!!!!

Meine Nervosität steigt weiter, als ich im Internet mehrere Berichte über bananenartig verbogene Wagen finde.

Der Wagenboden bzw. die Bohlen des Brawa-SSl sind laut Beschreibung auf der Verpackung tatsächlich aus Zinkdruckguss. Dieses Gussstück ist mit je zwei winzigen Schrauben unter den Drehgestellen angeschraubt:




Die Drehgestelle sind nur angeklipst. Also: Drehgestelle abziehen, Schrauben raus, Metallbohlen abnehmen und aufatmen: Das Metallteil ist auch an der Unterseite lackiert und nirgends zeigen sich an der Lackoberfläche irgendwelche typische Lack-Risse. Es ist ganz einfach nur ein wenig verbogen. Einfach so. Ich biege das Gussteil vorsichtig in mehreren Schritten gerade, setze es wieder ein und schraube es wieder fest. Auch die Tatsache, dass ich das Teil problemlos gerade biegen kann, beruhigt mich. Zinkpest müsste das Material doch eigentlich spröde werden lassen?

Jemand hat mir einmal sinngemäß gesagt, Zinkdruckguss tendiere unter bestimmten Bedingungen generell zur Formänderung, da müsse noch gar keine „Zinkpest“ vorliegen. Die Struktur von Zinkdruckguss versuche bei Temperaturschwankungen, in ihre ursprüngliche Form zurückzukehren. Das sei ein wenig vergleichbar mit dem Verhalten von tiefgezogenen Kunststoffen bei starker Erwärmung.

Eine Woche später ist der Wagen neuerlich um etwa einen Millimeter verbogen (rechts auf dem Foto erkennbar):




Der Wagen ist ein zweites Mal schnell gerade gebogen. Er wird aber von nun an in Intervallen regelmäßig zu überprüfen sein.

Das Fahrzeug gefällt mir dennoch außerordentlich gut. Wenn der Wagenboden sich im Laufe der Zeit irreparabel verziehen sollte, werde ich dem Wagen ganz einfach einen solchen aus Messing spendieren, Echtholz-Bohlen aufkleben und, wenn nötig, etwas Ballast an von außen nicht sichtbarer Stelle zwischen die Fischbauchträger einkleben. Alternativ kann man das Gefährt mit entsprechend schwerem Ladegut belasten.

Und ja, ich würde diesen „Bananenwagen“ wieder kaufen - weil es mir wichtig ist, dass solche Fahrzeuge in solch prächtiger Detaillierung überhaupt produziert werden.

Abschließend setze ich noch die Rungen ein. Prompt drücke ich anfangs zu heftig und reiße zwei Bolzen ab, die ich anschließend durch 0,3mm Draht ersetze:




Modellbahn ist kein Hobby für Weicheier. Wer lautstark perfekte Detaillierung fordert, muss auch die Konsequenzen tragen.




Zwei weitere Wagen sind somit in den endgültigen Fuhrpark eingegliedert und werden demnächst farblich nachbehandelt.




Naja, nach der eingangs erwähnten kleinen Reparatur halt.




Liebe Grüße

Euer Karl


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1521 von nortim , 23.09.2016 17:32

Hallo Karl,

habe schon lange keine Wortmeldung mehr hier hinterlassen, das soll sich nun hiermit ändern...
Den Brawa-Wagen habe ich nämlich auch im Fuhrpark, respektive "Stehpark", da nur als Ladegut für meine 750mm Rollwagen gedacht
Mein Exemplar war zwar nicht verzogen, hatte aber paar andre Macken.
Nach entsprechender Behandlung sah das dann in etwa so aus.









...und im Einsatz...



Wen die Verschönerungsmaßnahmen en detail interessieren, darf gerne mal hier im Paralleluniversum in meinem Trööt:

http://www.boards-4you.de/wbb13/60/threa...f90863b&page=15

vorbeischauen.
Also ich kann nicht meckern, hatte schon wesentlich schlechtere Wagen in Behandlung.
Mir gefällt der SSla .

Viele Grüße
Norman




eine Feldbahn in Spur Null entsteht hier:
https://www.stummiforum.de/viewtopic.php?f=50&t=124174

Wo die Hasen Hosen haßen und die Hosen Husen haßen, ja
do bie iech dorham!


www.bimmlbahner.de


 
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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1522 von Lohengrin_Wien , 23.09.2016 22:04

Das Gewicht der Bananen

Lieber Karl!

Wie immer lese ich vergnügt Deine Zeilen! Doch wundere ich mich sehr, daß in Deiner Werkstatt niemand auf den Gedanken gekommen ist, daß der Wagen eine gewisse Krümmung braucht! Was glaubst, wie schwer Bananen sind! Ist der Wagen einmal beladen, wird das Gstell schon grad sein!
Vorspannung sozusagen.


Immer ein Genuß!

LG

Martin.

P.S.: Bitte die Bananen nur in großen Kisten auf den offenen Wagen laden, sonst fallns runter.


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1523 von notbremse , 23.09.2016 22:51

@ Norman: Dein phantastischer Thread war mit ausschlaggebend dafür, dass ich mir diesen Wagen überhaupt gekauft habe.



Und wir sind uns einig, über den Wagen gibt es nichts zu meckern. Das vermeintliche Krümmungsproblem einiger Exemplare ist in Wahrheit keines, das ist im Nu behoben. - Vielen Dank für deine ausführliche Schilderung in deinem Thread. Du hast uns allen allerdings die Latte ganz schön hoch gelegt...

@ Martin: Ich bin mir nicht so sicher, ob Bananen wirklich schwer genug sind. Ich zum Beispiel bin eher leptosom und kann dennoch problemlos eine Banane stemmen. Elefanten dagegen sind richtig schwer, wie wir alle schon im Kindergarten gelernt haben. Ich glaube, ich werde die Bananen besser einem Elefanten füttern und dann den Elefanten auf den SSl stellen. Dann ist er garantiert geradegebogen. Der SSl - nicht der Elefant!



Liebe Grüße

Karl


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1524 von Lohengrin_Wien , 25.09.2016 23:13

Zitat von notbremse
Elefanten dagegen sind richtig schwer, wie wir alle schon im Kindergarten gelernt haben. Ich glaube, ich werde die Bananen besser einem Elefanten füttern und dann den Elefanten auf den SSl stellen. Dann ist er garantiert geradegebogen.


Ein kleiner Ausflug in ein ganz unpassendes Thema:
Vor Jahren habe ich bei meinem Auto bemerkt, daß die Heckklappe rundherum vollkommen gleichmäßig ins Auto hineingedrückt war. Wörtlich. Und genau so. Es war am ganzen Auto keinerlei neue äußere Beschädigung feststellbar. Kein Kratzer, keine Delle. Aber der Falz zur Heckklappe komplett verbogen.
Wie war dieser Schaden zustande gekommen? Meine einzige Erklärung: Ein Elephant hatte sich draufgesetzt.
Nachforschungen bei Zirkus-Unternehmen blieben erfolglos, trotz der Nähe zum Tiergarten Schönbrunn konnten auch alle dortigen Insassen des Elephantenhauses entlastet werden. Vielleicht ein Einzelgänger, der im Verborgenen operiert, Bananen ißt und auf offenen Güterwagen reist.....
(Der Schaden wurde von meiner Fachwerkstätte mit ca. € 5.000,- beziffert! Ich habs dann bei einem Blechschuster richten lassen, um ca. € 600,-.)

LG

Martin.


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RE: Österreich 1955 - Die Görtschitztalbahn

#1525 von 2043er , 26.09.2016 23:50

Hallo Karl!

Ich hab im Urlaub jeden Freitag deinen Bericht in freudiger Erwartung gelesen und bin erstaunt, dass du dem SSl nicht schon bei seiner Ankunft Holzbohlen verpasst hast!

Holzbohlen aus Zink sinds ja leider nicht wirklich vorbildlich...

Zitat von notbremse

Das Fahrzeug gefällt mir dennoch außerordentlich gut



Und genau darum gehts! Manche Modelle brauchen eben etwas mehr Zuwendung bis sie sich in den Wagenpark einfügen wollen.


Zitat von notbremse

Der Wagen ist ein zweites Mal schnell gerade gebogen



Getreu der alten Ballade vom Erlkönig "Und bist du nicht willig, so brauch’ ich Gewalt" baust du nun also deine Modelle um. Nunja, solang du jetzt nicht auch noch unter die Minnesänger gehst und uns eine Ballade mit einer Laute vorträgst ist das ja halb so wild

Lg Markus




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