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Der Fluch der Akribik, Teil 172
A SCHEENE KISTN
“Na seawas, dos is oba a scheene Kistn”, bemerkte der Toni.
Die Mitzi kreischte erbost in schrillstem Diskant: „Wos gehtn di mei Hintan on, du Falott du! Du weast glei a Tetschn kriagn, dost a Wo-hn long von mia tramst!“ – „Wea retn von dia, blede Wabm! I man de Kistn do, de wos da Koal gebaut hot!“
[Na, das ist aber eine ganz schöne Kiste! – Was geht dich mein Allerwertester an, du Taugenichts! Du wirst gleich eine Backpfeife bekommen, dass ich du eine Woche lang Alpträume hast, in denen ICH dir erscheine! – Wer spricht denn von dir, du auffallend unintelligente Person weiblichen Geschlechts! Ich meine doch die Kiste hier, welche der Karl gebaut hat!]
Das Missverständnis der Mitzi dürfte darauf beruht haben, dass „a scheene Kistn“ im Kärntnerischen je nach Kontext und Satzmelodie nicht nur eine Kiste bezeichnet, sondern im übertragenen Sinne auch eine Dame mit besonders ausladendem Gesäß oder eine auffallend stämmige weibliche Person.
Nun, hier aber handelt es sich um eine „richtige“ Kiste. Denn letzte Woche ist mit dem Nanofaden für die Bretterladung des Omm 37 auch dieser kleine Bausatz aus dem Hause Kotol bei mir eingelangt (Artikelnummer 87-602-0):
Ich fange an, der Faszination der Lasertechnik zu verfallen. Die aus Karton gelaserte Kiste hat ungeheuer feine Bretterfugen, wie wir sie uns an Güterwagen seit langem vergeblich wünschen. Die kurze Bauanleitung ist färbig bebildert und lässt keinerlei Missverständnisse aufkommen.
In den Boden der Kiste werden zuerst die beiden Stirnseiten eingefügt:
Als Kleber verwende ich einen Cyanacrylatkleber, den ich mit einer Nadel sparsamst an den Innenkanten auftrage. Nicht nur, um keine Kleberkleckse zu erzeugen, sondern auch, weil der in geringsten Mengen aufgetragene Kleber angenehm schnell aushärtet. An Werkzeugen benötige ich sonst bloß noch eine gute Pinzette und einen spitzen 30° OLFA-Cutter.
Die Bauanleitung sieht anschließend vor, dass die Seitenteile angeklebt werden:
Nachdem die Stirnseiten mit Brettern verkleidet wurden, wird der Deckel angebracht. Abschließend werden noch winzige Leistchen hinzugefügt, mit denen die Steckverbindungen abgedeckt werden. Auf Grund meiner Erfahrungen mit kleinen Decals lege ich sie unmittelbar neben der Stelle bereit, an die sie geklebt werden sollen. Dann erst trage ich den Kleber auf. Hier nehme ich nicht Loctite, sondern einen 1:1 mit Wasser verdünnten Leim, den ich mit einem Draht auftrage. Nun müssen die Winzlinge nur noch an ihre endgültige Position geschoben werden.
Macht man es anders herum, nämlich zuerst Kleber auftragen, dann erst den winzigen Kartonstreifen aufnehmen und auf die Kiste legen, braucht man nicht selten so lange, dass der Leim inzwischen vom Karton völlig aufgesogen wurde und nicht mehr klebt.
Jetzt verzettelt sich der Karl schon wieder, werdet ihr sagen. Mit der Anlage geht nichts voran und nun baut er winzige Kisten, statt dass er wenigstens seine Waggons fertigstellt.
Nun, genau das geschieht hier: ein Waggon ist endlich fertig geworden. Der kleine italienische Carro tipo P hat - vielen Dank an Mario - seinen fehlenden vierten Traktor erhalten:
Und weil Traktoren – wie übrigens auch Lkw-Chassis - häufig nicht einfach nur mit Keilen gegen Verrutschen gesichert wurden, sondern auch etliche Teile separat mitgeliefert bekamen, steht nun unter jedem Traktor eine entsprechende Holzkiste.
Mit diesen beiden letzten Bildern kann diese „Dauerbaustelle“ endgültig als abgeschlossen betrachtet werden. – Apropos Dauerbaustelle: wie weit ist eigentlich der Berliner Flughafen inzwischen?
O.k., ich gebe zu, der Vergleich hinkt möglicherweise ein wenig…
Liebe Grüße vom Frühling in Kärnten
Euer Karl