Zitat von Peter Müller
Ein bisschen Vernunft schimmert ja dann doch durch, was hoffen lässt:
Zitat
Lediglich eine 14-Jährige durfte über Leitern von der Brücke herabsteigen, weil sie dort ihren wartenden Eltern übergeben werden konnte.
Quelle: Fahrgäste vier Stunden in Bahn auf einer Brücke gefangen | derwesten.de
Ich würde mich nicht wundern, wenn die Entscheidung dazu kein Schema-F-Bahnmitarbeiter getroffen hat, sondern jemand von der assistierenden Feuerwehr.
Hallo Peter,
eigentlich ist es mühsig, zu diesem Thema noch etwas zu schreiben, denn vieles wurde schon gesagt, aber offenbar ignoriert. Aber einfach schweigen, viel mir dennoch zu schwer...
Es ist ein Zeichen unserer westlichen, freiheitlichen Gesellschaft, daß auch durch die lange Abwesenheit einer gesellschaftweiten wirklichen Not, sich einzelne Individuen völlig überhöhen und in Ihrer Wichtigkeit völlig überschätzen. Das merkt man an vielen Stellen, auf der Autobahn, jetzt in der Diskussion und auch in dem Zeitungsartikel. Bitte nicht falsch verstehen, ich bin froh um unsere gesellschaftliche Organisationsform und Situation, aber...
Sicherlich war die Situation während der im Zeitungsartikel beschriebenen Zugpanne unangenehm, aber daß die Türen auf einer Eisenbahnbrücke verriegelt sein sollten, ist mir zweifelsfrei klar. Viele Brücken dieser Art sind nicht für unbedarfte Fußgänger ausgelegt, ist die Verletzungsgefahr bis hin zu schlimmeren hoch. Daß ein Passagier, der auf Medikamente angewiesen ist, keine dabei hat und ein kleines Fläschchen Wasser zum Nachtrinken, ist eine Form von selbst Schuld. Und niemand stirbt, wenn wenige Stunden sich eine Medikamentengabe verzögert, es gibt Fälle, da mag das so sein, aber die liegen dann meist im Krankenhaus. Durst zu haben, ist auch kein Notfall, sorry. Daß solche Probleme in der Zeitung als Problem stehen, ist ein Indiz, daß die Leute wirklich keine wirklichen Probleme hatten, sondern nur Unannehmlichkeiten und die muß man halt mal ertragen. Sechs Flaschen Wasser - brauchen wir inzwischen in jedem Zug wieder einen Gepäckwagen, um alle nötigen Dinge, wie Getränke, Essen, Spielsachen vorzuhalten, nur weil ein Zug mal eine Panne haben könnte? Aber bitte, liebe Bahn, darauf achten, daß kein Verfallsdatum überschritten ist, denn ein überhöhter Individualist hat ein Recht auf frisches, kühles Wasser zu jeder Zeit und in jeder Lebenslage.
Daß Rettungskräfte ihre Entspannung in Notfällen suchen, war mir neu. So klang es, als der Rettungseinsatz in verschiedenen Beiträgen hier besprochen wurde. Daß eine überschaubare Situation mit im Zug sicher untergebrachten Passagieren Rettungskräfte entspannt wirken läßt angesichts vieler anderer Notsituationen, bei denen es um Leib und Leben geht, ist nachvollziehbar, läßt aber nicht den Umkehrschluß zu, daß man deshalb Individualisten im Tunnel irrlichtern lassen könnte. Wie soll z. B. eine Lok zum Abschleppen im dunkeln Tunnel an den Zug heranfahren oder ein Nachbargleis freigegeben werden, wenn wichtige Geschäftsleute auf dem Weg zu ihrem Vorstellungsgespräch nur auf ihr Smartphone starrend im Gleisbett stolpern. Nicht selten behindern diese Individualisten Rettungsaktionen oder binden zu allem Übel noch Rettungskräfte, weil sie sich maßlos überschätzt haben. Werden diese aber dann nicht zuerst bedient, ist das ein Fall für den Rechtsanwalt.
Also, einfach mal einen Gang zurückschalten, es wird immer wieder Tage im Leben geben, die nicht wie geplant zu Ende gehen, manchmal ist man auch selbst die Ursache. Der wahre Manager wird aber mit diesen Situationen gut umgehen können. Etwas in Geduld und Demut üben, nicht das eigene Fortkommen steht im Mittelpunkt, sondern das Fortkommen aller Beteiligten - auch im übertragenen Sinne. Und das ist meist gegeben, wenn gehandelt wird, wie es bei den diversen Rettungsaktionen, die hier beschrieben wurden, geschehen ist.
Viele Grüße aus BaWü Stefan