Hallo zusammen,
Gerhard hatte euch ja ein paar Bilder von außergewöhnlichen Wasserbewohnern gezeigt.
Leider ging es sich nicht gut aus mit einem der beiden gezeigten hypersomen Tierchen. Das Eine, das an eine Kreuzung zwischen einer Unke und einem Dino erinnerte, war seither nicht mehr gesehen, es ist wohl weitergewandert. Fragt mich nicht, wie diese Tierchen hierher gekommen sind, Ache – abwärts gibt es doch mehrere Stauwehre. Na ja. Und den Fischi, wie wir Einheimischen den tursiops truncatus alpinaticus liebevoll nannten hats erwischt.
Eines Morgens lag er nur noch matt nach Luft schnappend havariert im seichten Wasser. Sämtliche Versuche, „mit Bordmitteln“, sprich dem Lanz Bulldogg und einem Seil das Tier wieder in tieferes Wasser zu ziehen misslangen. Also wurde das Tier mit einer nonstop laufenden Sprinkleranlage, die das Technische Hilfswerk montiert hatte, vor dem Austrocknen geschützt und per Sonde provisorisch ernährt. Das konnte so nicht bleiben! Also wurde der Krisenstab der Bodenseeregion einberufen, und trat im Wartesaal des Bahnhofs Doren-Sulzberg, der damit aus allen Nähten platzte, zusammen.
Was tun mit dem unter Naturschutz stehenden Geschöpf? Den Vorschlag eines Joggers, ihn zu Lebertran zu verarbeiten und schlückchenweise an Touristen zu verkaufen, missbilligten nicht nur die Veterinäre. 24 Stunden, 5 Liter Kaffee, 30 Telefonate und 3 gefüllte Aktenordner später – inzwischen hatten sich bereits lautstark auch Tierschützer eingeschaltet, die das Verbringen des Tiers zurück in den Rhein, seinen natürlichen Lebensraum forderten - war unter maßgeblicher Unterstützung der Landesregierung, der eine solche Publicity im Vorfeld der Landtagswahlen äußerst unangenehm war, ein Masterplan erarbeitet:
Fischi sollte zurück in den Rhein verbracht werden, um dort aufgepäppelt zu werden. Irgendeine Firma im Taunus hatte sogar angeboten, das Tier für eine Zeitlang aufzunehmen. Offensichtlich gibt es dort große Erfahrungen mit hypersomen Tieren, Menschen, wie auch Pflanzen und Lokomotiven.
Ein Abtransport war nur per Helikopter möglich, dieser wurde aus Dornbirn umgehend angefordert.
Unterhalb des Rheinfalls bei Schaffhausen sollte er dann wieder in den Rhein ausgesetzt werden. Die Fachleute gaben ihm noch 12 Stunden Überlebenszeit.
Also bekam Fischi eine ausreichende Dosis Beruhigungsmittel injiziert und Taucher befestigten vorsichtig die Stahltrossen an dem als Unterlage verwendeten Brückenteil. Als Fischi wie ein Paket verschnürt war, ging es los.
Und dann das!!! Kurz nach dem Abflug war beobachtet worden, wie Fischi – offensichtlich eine Nebenwirkung der großzügigen Dosis Sedierungsmittel - leicht zu schrumpfen begann. Schon zehn Minuten später – der Heli flog gerade über den HAKA Werken in Vorkloster - war die Schrumpfung so extrem fortgeschritten, dass ein Weiterflug nicht mehr zu verantworten war, weil die Gefahr bestand, dass der jeder Körperspannung beraubte und damit schlaffe Tierkörper sich jeden Moment aus den Seilen lösen und unkontrolliert abstürzen würde.
Also wurde in Vorkloster eine Notlandung durchgeführt, und ein Weitertransport von Fischi per Bahn organisiert. Mittlerweile passte dieser gut ins Lichtraumprofil…
So konnte ein Weitertransport in einem Kesselwagen erfolgen, der zur Tarnung das Schild eines bekannten Heizöl- und Kraftstofflieferanten aufwies. Gefüllt war der Wagen natürlich randvoll mit klarem Bergwasser. Mir gelang noch ein Schnappschuss der Fuhre nach dem Verlassen des Werksgeländes.
Der rote Kesselwagen, der
der Fuhre beigestellt wurde, läuft (so steht es angeschrieben) leer weiter Richtung Sistenix Rbhf– und wird die nächsten Tage seinen Rückweg gefüllt mit Grundwasser aus dem Kellertaunus antreten. Warum? Nun, es gibt hier nicht nur aufgetretene Fälle von Hypersomie, sondern mindestens einen krassen Fall des Gegenteils, von Nanosomie…
Ob sich dieser erfolgreich therapieren lässt? Die Bahn will es auf jeden Fall versuchen.
Ich halt euch auf dem Laufenden, bis dahin
Viele Grüße
Euer Toni