RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#751 von Miraculus , 15.02.2020 10:50

Moin Gregor,
puuuh, Danke für die Infos um die Gebrüder Jabelmann. Da fällt mir jetzt aber gerade nix passendes dazu ein, da ich keinen BigBoy besitze und auch nie besitzen werde. Sind imposante Maschinen, keine Frage, aber mir gefällt das Amigedöns einfach nicht ops:
Ach doch, Angus kenn ich nur einen

[youtu-be]https://youtu.be/sfN2Hw5Cd3U[/youtu-be]




LG


Peter

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RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#752 von Waldbart , 15.02.2020 15:01

Hallo Gregor!

Zitat


Die Männer mussten ihre Lokomotive auswendig kennen und in der Lage sein „aus einer Konservendose einen Speisewasservorwärmer zu basteln“ (Macgyver).





Ich geh kaputt...
opcorn: rost:

... auch ansonsten (wieder einmal) eine wirklich tolle Geschichte.

Viel Spaß weiterhin, und möge Dir nie die Kreativität ausgehen.

Tobias, der Waldbart


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RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#753 von greg , 16.02.2020 11:48

Hallo zusammen

Danke für eure Kommentare!
Der Krieg hat ja einiges durcheinander gebracht und so gab es auch bahntechnisch viel Kurioses, wie meine Geschichte beweist. Man kann sich leicht ausmalen, wohin die Reise der Big Boy gehen wird.... flaster:

Aber bis dahin dauert es noch ein wenig.

Wie es unserer Königin in der Zwischenzeit ergeht, erfahren wir dann nächsten Freitag.

Bis dahin, euch allen einen schönen Sonntag!

gregor


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RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#754 von Mornsgrans , 16.02.2020 19:45

Guten Abend Gregor,

Zitat

...so gab es auch bahntechnisch viel Kurioses, wie meine Geschichte beweist.


was heißt hier "meine Geschichte"? - Muss es nicht heißen "die Geschichte"?

Spannende Historie, die Du da aufgeführt hattest. Der Weg der 4012 und 4013 vor dem Einsatz in England war mir so nicht bekannt gewesen. Dass Jabelmann so unglücklich zu Tode kam und nicht die Früchte seines Engagements genießen konnte, ist wirklich schade. - Aber er hatte die Einsatzmöglichkeiten der 4012 in England richtig erkannt. Ohne sie wäre viel Kriegsmaterial an Englands Westküste liegen geblieben und die Invasion wäre damit vielleicht sogar zum Scheitern verurteilt gewesen, wäre es nicht zeitgerecht an Englands Südküste angekommen.

Für das Verständnis der Lage:
Die Geleitzüge aus den USA und Kanada umfuhren Irland im Norden, um über die Irische See ihre Zielhäfen in Schottland und der Westküste in sogenannten "Küstengeleitzügen" anzulaufen. Dort wurden die Schiffe entladen und die Güter mussten von dort aus in England verteilt bzw. zur Kanalküste weitertransportiert werden. Die entladenen Schiffe wurden unmittelbar nach der Entladung wieder zu Geleitzügen zusammen gestellt und fuhren wieder zurück an die nordamerikanische Küste.
Wegen der zeitweise recht dichten Abfolge des Eintreffens von Geleitzügen mussten die entladenen Güter schnell wieder die Häfen verlassen, um die Entladevorgänge nicht ins stocken kommen zu lassen.

Darum war der Einsatz der 4012 - auch wenn sie nur auf einer Strecke fuhr - so wertvoll für die Alliierten. Leider bot das englische Schienennetz nicht so viele Strecken, auf der eine 4000er Big Boy trotz Umbauten eingesetzt werden konnte. Schon die zahlreichen gemauerten Brücken und Tunnels stellten für die Big Boy ein unüberwindliches Hindernis dar. Das war die Stunde der S160, die die Lücken im britischen Lok-Fuhrpark füllte.

Grüße aus Idar-Oberstein

Erich


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RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#755 von greg , 16.02.2020 23:33

Zitat

Zitat

...so gab es auch bahntechnisch viel Kurioses, wie meine Geschichte beweist.


was heißt hier "meine Geschichte"? - Muss es nicht heißen "die Geschichte"?




Hallo Erich

Völlig richtig. Es ist natürlich "die" Geschichte. Fehler meinerseits, sorry.... ops:

Und danke für die Hintergrundinfos. Wie immer fundiert und sachlich.

Grüße aus dem Königreich

gregor


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CAVEMBOURG: Der 2. Weltkrieg Teil 10: Operation "SoftDrive-Sinus" Teil 1

#756 von greg , 21.02.2020 09:02

Der 2. Weltkrieg Teil 10: Operation "SoftDrive-Sinus" Teil 1

Im Jahr 1944, als sich die Befreiung von Paris abzeichnete und das Königreich in die Reichweite der Alliierten rückte, entschloss sich die cavembourgische Königin Siegfriede, die immer noch im Exil in London weilte, so früh wie möglich zurück nach Cavembourg zu gehen. Sie vertraute nicht auf die Zusagen der Verbündeten, daß in einer europäischen Nachkriegsordnung ihr kleines Land als souveräner Staat Berücksichtigung fände. Selbst Charlotte bangte um den Fortbestand ihres Großherzogtums und betonte in ihren Radioansprachen immer eindringlicher die Eigenständigkeit Luxemburgs - eine unverhohlene Botschaft auch an die Befreier.

Hermann Merker stand in ständigem Kontakt mit London und mit seiner Königin. Bereits Mitte Juni 1944 konfrontierte sie ihn mit dem Wunsch aktiv an der Befreiung ihres Landes mitwirken zu wollen und beim Vormarsch der Alliierten nach Osten dabei zu sein. Sicherheitsbedenken schlug sie mit den Argumenten in den Wind, daß die Thronfolge geregelt, London durch deutsche Bomben- und Raketenbeschuss auch nicht sicher sei und Prinzessin Delane mit ihrer Zofe im englischen Hinterland bliebe.
Da es viel zu gefährlich war mit dem Flugzeug oder mit einem Schiff über den Ärmelkanal zu gelangen, musste eine verborgene, heimliche Reise in Betracht gezogen werden. Zusammen mit Merker entwickelte sie einen tollkühnen Plan.

Die cavembourgische Widerstandsgruppe LFCM hatte sich kurz nach der angloamerikanischen Invasion der französischen Résistance angeschlossen, und so war es Merker (Agentenname "Sinus") möglich, sich in Nordfrankreich, Belgien und Holland zwar im Verborgenen, aber doch einigermaßen frei zu bewegen. Mit diesem Hintergrund startete er die Operation "SoftDrive-Sinus", die seine Königin (Codename "Soft") über den Ärmelkanal und im Rücken der vorrückenden Alliierten nach Hause bringen sollte (Codename "Drive").

Am 20. August 1944 gelang es einer Gruppe der LFCM unter dem Kommando von Hermann Merker, ein U-Boot vom Typ "Seehund" während einer Erprobungsfahrt vor der Küste bei Ijmuiden (NL), dem Stützpunkt der "Seehund" -Flottille, zu kapern. Sie hatten mit einem Fischkutter das aufgetauchte U-Boot querab geentert, die beiden unbewaffneten Besatzungsmitglieder überrumpelt, festgesetzt und das Boot übernommen. Der Fischkutter hatte Treibstoff und Vorräte an Bord, die nun auf das U-Boot umgeladen wurden. Dann nahm das U-Boot Kurs auf das offene Meer, während der Kutter durch die Schleuse in den Hafen von Ijmuiden zurückkehrte.
An Bord des U-Bootes saßen der britischer Pilot und Geheimagent James Steam, der bei einem fingierten Flugzeugabsturz über Cavembourg aufgegriffen worden war, und Merker, der sich bereits bei Testfahrten mit dem Prototypen in Cavembourg im Seehundteich („Etang du phoques") mit der Steuerung und Navigation des Kleinst-U-Bootes bestens vertraut gemacht hatte, und die Vorzüge diese Bootstyps zu schätzen wusste.

In der Annahme, die vermisste "Seehund" sei auf der Erprobungsfahrt gesunken, hatte die deutsche Flottillenführung nach 6 Stunden eine Bergungsmission abkommandiert, deren Suche natürlich vergeblich war. Die beiden jungen deutschen Matrosen fand man, nach einem anonymen Hinweis, zwei Tage später gefesselt im Keller eines leerstehenden Hauses im Stadtzentrum von Ijmuiden. Die gekaperte "Seehund" hatte da bereits an einer Pier im englischen Seebad Hastings festgemacht, während die deutsche Marineführung angesichts dieser frechen Kaperfahrt tobte. Nicht nur, daß die Engländer nun von der Existenz der neuen Boote wusste und der strategische Vorteil damit zunichte war, auch das Überleben der beiden deutschen Matrosen saß wie ein weitere Stachel der Wehrkraftzersetzung im Fleisch der gesamten Flottille. Hilflos ordnete die Flottillenführung das Tragen von Handfeuerwaffen an Bord der U-Boote an.

Für die 180 Seemeilen von Ijmuiden nach Hastings benötigte die Seehund 28 Stunden.



Foto: Im südenglischen Badeort Hastings empfängt Königin Siegfriede (auf der Pier vorne stehend) ihren Geheimdienstchef Hermann Merker (auf der Kanzel des U-Bootes stehend) und seinen Begleiter (im Boot sitzend).

Fortsetzung folgt: Operation "SoftDrive-Sinus" Teil 2


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RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#757 von Jürgen , 21.02.2020 09:27

Moin,

bin ein bischen aus der Reihe gekommen. In die Geschichte habe ich ja interessante Einblicke bekommen. Aber Peter muss ich leider korrigieren:

Zitat

Ach doch, Angus kenn ich nur einen



da gibt es noch ganz viele Angus-...RINDER ! Ähnlichkeiten wären rein zufällig ....


Quelle: www.fleischrinderzucht.de

Und AC/DC läuft unter "australische Band", obwohl die Youngs aus Schottland stammen. [/Klugsch...modus]

Grüße
Jürgen


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RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#758 von WMaerker , 21.02.2020 12:14

Moin Greg,
kann es sein, daß der PKW auf dem Steg aus der Zukunft kommt, er sieht etwas wie eine Merzedes Benz S-Klasse aus den 1960er Jahren aus...

Sonst gibt Dein Bericht wieder einen tiefen Einblick in die Geschichte!
Allen ein schönes Wochenende!
Walter


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RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#759 von Mornsgrans , 21.02.2020 12:50

Walter,

Zitat

kann es sein, daß der PKW auf dem Steg aus der Zukunft kommt, er sieht etwas wie eine Merzedes Benz S-Klasse aus den 1960er Jahren aus...

Knapp daneben ist auch vorbei
Für mich sieht das Fahrzeug eher nach einer Cavembourgischen Design-Studie für einen Autobauer aus, die vor dem Deutschen Einmarsch in Cavembourg nach England verbracht wurde und nur bei Nacht und Nebel (siehe Bild) Testfahrten unternehmen darf.

Gregor,
der U-Boot"-Klau" war wieder eines der von langer Hand vorbereiteten Husarenstücke Merkers

Grüße aus Idar-Obrstein

Erich


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RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#760 von greg , 21.02.2020 12:57

Hallo Walter

Danke für den Hinweis!
Da es von der Szene natürlich keine Original-Aufnahmen gibt, habe ich mich ganz frech an Fotos aus dem Spionagefilm "James Steam BR 007: Submarine Royale" bedient. Der Film ist zwar historisch falsch, weil er u.a. den Agenten James Steam als Hauptfigur in einem in dieser Filmreihe üblichen actionreichen Effektefeuerwerk abhandelt, aber er bedient sich an der historischen Rahmenhandlung um Königin Siegfriede.
Die S-Klasse ist ein peinlicher Filmfehler, den zu Recht viele Fans bemängeln.

Auch die weiteren Fotos der Operation Softdrivesinus stammen aus diesem Film. Ich werde später dazu noch ein kleines "Making of" veröffentlichten, das die Filmkulisse zeigt.

Bis bald also

gregor


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RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#761 von greg , 21.02.2020 13:00

Zitat

Walter,

Zitat

kann es sein, daß der PKW auf dem Steg aus der Zukunft kommt, er sieht etwas wie eine Merzedes Benz S-Klasse aus den 1960er Jahren aus...

Knapp daneben ist auch vorbei
Für mich sieht das Fahrzeug eher nach einer Cavembourgische Design-Studie für einen Autobauer aus, die nur bei Nacht und Nebel (siehe Bild) Testfahrten unternehmen darf.




Oder es ist so gewesen....


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RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#762 von trillano , 21.02.2020 15:25

Könnte aber auch ein Rolls oder Bentley sein?


Mit besten Grüßen
Alexander


Über Besuche in Hoch-Sanderland und Kommentare freue ich mich!
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RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#763 von Recycle , 21.02.2020 15:53

Oder Mrs. Ann A. Chronism war irgendwie beteiligt.


Gruß Christian

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RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#764 von WMaerker , 25.02.2020 11:11

Moin Greg,
ich habe Dir gerade eine p N geschickt!
Lg
Walter


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CAVEMBOURG: Der 2. Weltkrieg Teil 11: Operation "SoftDrive-Sinus" Teil 2

#765 von greg , 28.02.2020 08:57

Der 2. Weltkrieg Teil 11: Operation "SoftDrive-Sinus" Teil 2

Die folgende Erzählung stammt aus einem bisher unveröffentlichten Text von Königin Siegfriede und beschreibt die Operation aus ihrer Sicht. Hier ein gekürzter Auszug:

Ich war so erleichtert, als ich Merker auf der Kanzel des winzigen U-Bootes stehen sah und er zu mir emporblickte. Er lächelte. Ich hob meine Hand und rief: "Gott segnet die Tapferen! Mon ami Merker ich bin so froh!" Alt war er geworden, sein Haar ergraut und das Gesicht von vielen langen Tagen im Freien braun gegerbt. Er trug einen ledernen Overall und auf dem Kopf ein rotes Barett. Als er das Boot festgemacht hatte und schließlich die Leiter der Pier hinaufstieg und oben angekommen war, nahm er seine Kopfbedeckung ab, verbeugte sich tief und sagte: "Meine Königin!". Ich umarmte ihn, den Mann, dem ich und das Königreich so viel zu verdanken hatte. Auch sein Begleiter war aus dem Boot auf die Pier hinauf gestiegen und verbeugte sich nun vor mir. Er war um einiges jünger als Merker, er lächelte und das gab ihm etwas Spitzbübisches "Her majesty!" begrüsste er mich. Ich gab ihm meine Hand und sagte "Mister Steam, herzlich willkommen in ihrer Heimat, es freut mich, dass sie es geschafft haben."

Den Pier hatten die Leute der britischen "Special Operations Executive" in Erwartung des kleinen U-Bootes, schon seit zwei Tagen abgeriegelt, Material und Werkzeug herangeschafft und sogar einen kleinen Kran errichtet. Nun liefen umfängliche Arbeiten an. Zunächst mussten die beiden Übungstorpedos, die noch an den Flanken des Bootsrumpfs saßen, entfernt und durch zwei torpedoförmige Vorratsbehälter getauscht werden. Der Behälter auf der Backbordseite enthielt abgepacktes Trinkwasser und Nahrung in luftdichten Beuteln, der auf Steuerbord zusätzlichen Treibstoff für den Schiffsdiesel. Er wurde mit einer Kraftstoffleitung an den Bordtank angeschlossen. Der Aktionsradius des Bootes sollte sich so um 200 Seemeilen erweitern. Auf Anregung von Merker tauschte man noch das Schnorchelventil, da sich das alte als undicht erwies und man entfernte das deutsche Hoheitszeichen und die Nummern am Turm. Proviant wurde aufgefüllt, die Akkumulatoren geladen, Seile, Kochgeschirr, Feuerzeug und ein winziger Benzinkocher, zivile Kleidung, zwei Messer, eine Enfieldbüchse, ein kleines Schlauchboot mit klappbarem Paddel, alles wasserdicht verpackt, an Bord gehoben.




Foto: Die Übungstorpedos am U-Boot werden abgenommen und durch Vorratsbehälter ersetzt.

Meine Aufgabe sollte es sein, den "Kommandanten" zu mimen. Das hieß, ich hatte nach Schiffen, Landmarken und Hindernissen Ausschau zu halten, die Seekarten zu lesen und mit dem Kompass zu navigieren, zur Not musste ich die Sterne und ihre Positionen kennen. Merker sollte den "Leitenden Ingenieur" (LI) abgeben. Seine Aufgabe war, das Boot nach meinen Anweisungen zu steuern, die Bordinstrumente im Auge zu behalten, die Maschinen zu überwachen und schließlich die Tauchgänge durchzuführen.
Wochenlang hatte ich mich auf diesen Einsatz vorbereitet. Nicht nur die Theorie geübt, ich hatte auch die Möglichkeit genutzt, auf Einladung von Admiral Claud Barry, die Übungsfahrt eines britischen U-Bootes der X-Klasse vor der walisischen Küste zu begleiten und die zum Teil schmerzhaften ersten Erfahrungen bei Unterdruck im Tauchgang zu erleben. Ich war wohl die erste und einzige Frau, die während des Krieges in einem U-Boot etwas Praxisübung machte. Und Merker hatte seinen Teil zuhause im großen Waldsee geübt, der nun "Etang des phoques" hieß. Ein Name, den ich sehr passend finde.
...
24. August 1944, 17 Uhr. Ich stand neben Merker auf der Pier in "U-Boot-Uniform": Eine Lederhose und eine Lederjacke aus dickem, naturgegerbtem Rindsleder, und auf dem Kopf eine britische Kommandantenmütze, die ich von Mister Steam verliehen bekommen hatte. Die Lederkluft sollte helfen bei Havarie die Körperwärme im kalten Wasser zu halten und sie beugte blaue Flecken in der Enge des Bootes vor. "Meine königliche Kommandantin! Lassen sie uns einsteigen." Merker kletterte voran die Leiter hinunter, an deren Ende das kleine U-Boot in den Wellen plätscherte. Das Turmluk hatte einen gewölbten Plexiglasverschluß, den er nun öffnete und ins Boot hinein stieg. Kurze Zeit später startete er den Diesel, der klaglos ansprang. Ich kletterte ebenfalls die Leiter hinunter und machte achtern und auf der Bootskanzel die Leinen los. Ich musste aufpassen, dass ich nicht sogleich ins Wasser fiel, denn sofort erfasste uns die Bewegung der Wellen. Ich hielt mich am Kompass, der an einem hüfthohen Mast auf der Kanzel befestigt war, und rief in das offene Luk hinunter: "Alles bereit?", "Ay!" kam es mir entgegen, "Dann halbe Fahrt avant, Kurs au sud" Ich blickte nach oben zur Pier und winkte, Steam und unsere Helfer winkten zurück. "Bonne chance, Königin!" rief Steam und machte ein Foto. Die anderen riefen auch etwas, aber das verstand ich schon nicht mehr, denn das Boot nahm rasch Fahrt auf. Der Plan war zunächst nach Süden zu steuern, um uns dann vor der französischen Küste und außer Sichtweite des Atlantikwalls westwärts zu halten. So hofften wir, möglichst wenig Schiffen zu begegnen. Ich freute mich auf dieses neue Abenteuer und glaubte fest daran, daß es genauso glimpflich ausgehen würde, wie der waghalsige Ritt in Dr. Geiers Flugscheibe.
....




Foto: Dieses Foto schoß James Steam bei der Abfahrt des Bootes in Hastings. Königin Siegfriede winkt zum Abschied.

Wir waren 3 Stunden unterwegs und machten etwa "6 Knoten Marschgeschwindigkeit" wie Merker es formulierte. Der Abend brach herein, es fing leicht zu regnen an und die Sicht wurde diesig, vereinzelt zogen Nebelbänke über das Wasser. Es war fast windstill, doch die Kälte der Nordsee blies mit dem Fahrtwind und ich fröstelte. Ich beschloß von der Kanzel hinunter ins Turmluk zu stehen. Wenn man sich auf die Rückenlehne des Kommandantensitzes stellte, schaute der Oberkörper bequem aus dem Luk heraus und man stand im Windschatten der geöffneten Plexiglasabdeckung. Ich wechselte mit Merker nach unten ein paar Worte und suchte dann weiter den Horizont ab, der sich dunkel mit dem Abendhimmel zu verschmelzen schien. Plötzlich, wie aus dem nichts, war da ein Schatten, dann brach ein graues Schiff nur wenige hundert Meter querend vor uns durch eine Nebelbank...

Fortsetzung folgt: Operation "SoftDrive-Sinus" Teil 3


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RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#766 von UKR , 28.02.2020 09:15

Moin Gregor,

Du weißt es echt einen auf die Folter zu spannen. Ich finde wegen des Schaltjahres müsste morgen Freitag für Teil 3 sein

Ich klebe mit Spannung am Fortgang der Geschichte. Und noch ein Lob, wie zwei kleine top arrangierte Schwarz weiß Bilder die Eindrücke darstellen. Dein Faden sollte mal als Taschenbuch aufgelegt werden

Harzliche Grüße und ein schönes Wochenende

Ulrich


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RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#767 von Miraculus , 28.02.2020 15:53

Ahoi Gregor,
erzählerisch besonders pferdvoll und .

Ich freu mich schon auf die Making of, um zu erfahren, wie Du die stimmungsvollen Bilder hergestellt hast.


Gruß


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RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#768 von Mornsgrans , 28.02.2020 20:55

Gregor,
ich kann mich meinen beiden Vorrednern nur anschließen

Grüße aus Idar-Oberstein

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RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#769 von greg , 29.02.2020 07:56

Hallo und guten Morgen

Dankeschön für eure Kommentare. Ich habe in meinem Baubericht ein kleines Making of zum U-Boot-Diorama veröffentlicht....

Viel Saß beim Lesen und ein schönes Wochenende wünscht euch

gregor


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RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#770 von reinout , 29.02.2020 18:44

Ich habe erst vor einige Wochen meine Kinder die DVD von "Das Boot" gezeigt. Mit diese U-boot Bilder werden die Erinnerungen wieder wach

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Tipp: meine Bahn wird im Anlagen Design Journal 6 großartig vorgestellt.


 
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RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#771 von Claus B , 29.02.2020 20:18

Hallo Gregor,

und.........????? Sollen wir etwa bei deeeeerr aufgebauten Spannung bis nächsten Freitag die Luft anhalten und zittern?????

Super gemacht! - Ich wollte meinem Kommentar ja erst schreiben wen die Königin in Cavembourg angekommen ist. Bei Deiner Art zu schreiben werden wohl noch 4 bis 5 Teile kommen - gut das heute schon wieder Samstag ist, also nur noch 6 Tage bis zur Fortsetzung.

Weiterhin viel Spass am gemeinsamen Hobby.
Glück auf und bis demnächst aus dem fiktiven Essener Stadtteil Altenbeck

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RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#772 von Rolf , 01.03.2020 10:24

Hallo Gregor,

tolle Geschichte und klasse Cliffhanger!

Viele Grüße
Rolf


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RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#773 von greg , 05.03.2020 21:02

Morgen schon gehts weiter...war doch halb so schlimm.

Danke für euer Feedback und eine gute Nacht wünscht

gregor


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RE: CAVEMBOURG: Tschüß altes Forum!

#774 von Claus B , 05.03.2020 23:03

Hallo Gregor,

Zitat

Morgen schon gehts weiter...war doch halb so schlimm.

Danke für euer Feedback und eine gute Nacht wünscht

gregor



Schlimm????? Ich werd' nich' mehr! Ich hab schon Schnappatmung vom Luftanhalten.

Weiterhin viel Spass am gemeinsamen Hobby.
Glück auf und bis demnächst aus dem fiktiven Essener Stadtteil Altenbeck

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#775 von greg , 06.03.2020 08:18

Der 2. Weltkrieg Teil 12: Operation "SoftDrive-Sinus" Teil 3

"Alarm! Tauchen!" rief ich halblaut nach hinten, als ich das Turmluk zuschmiss und mich auf meinen Sitz fallen lasse: "Bateau steuerbord voraus, nur ein paar hundert Meter." Merker leitete sofort den Tauchgang ein und drückt das Tiefenruder hart nach unten. "Direkt aus einer Nebelbank! Nur runter, vite, vite!" Wir stießen mit aller Kraft in die Tiefe. Das Boot geriet kopflastig und ich rutschte beinahe vom Sitz. "Fünf ... zehn ... fünfzehn" flüsterte Merker mit ruhiger Stimme hinter mir. Ich versuchte mit den Beinen Halt zu finden und mich auf meinem Sitz zu drücken. Die Luft wurde dünn*, meine Trommelfelle fingen an zu schmerzen und die Lunge pfiff. Ich stöhnte. Dann schaltete Merker den Diesel aus, Stille umfing uns, dann sprang leise surrend die E-Maschine an. Merker fing das Boot ab und wir kamen in die Waagrechte. Er ließ etwas Luft aus den Flaschen für den Druckausgleich. "Boot ist ausgependelt bei 20 Meter" flüsterte er. Der Schmerz ließ nach und in den Ohren knackte es, Trotzdem hörten wir, wie die Schiffsschrauben über uns hinweg fuhren. Regungslos saßen wir in dieser engen Büchse und wagten kaum zu atmen.

Als sich das Schraubengeräusch entfernt hatte, fragte er leise "Wie ist hier die Wassertiefe?", "Wir sind mitten im Kanal. Etwa 50 Meter" antwortete ich ebenso leise und ergänzte: "Ich glaube, ils ne nous ont pas vu". Wir warteten noch etwa 30 Minuten, in denen uns die Stille des Meeres wie ein kalter Mantel umhüllte, dann sagte ich leise: "Auf Sehrohrtiefe auftauchen, halbe Fahrt","Ay!" kam es von hinten. Kurz darauf meldete Merker "Boot ist auf Sehrohrtiefe". Nach einem Rundblick durch das Periskop, meinte ich "Je ne vois rien - auftauchen!" Merker blies an, startete den Dieselmotor und die Abgase drückten das restliche Wasser aus den Tauchzellen. "Boot ist draußen" meldete er. Ich stieg auf meinen Sitz und öffnete das Turmluk. Frische Meeresluft strömte herein. "Lassen sie uns wieder auf Marschgeschwindigkeit gehen", sagte ich, als ich mich durch das Luk schob und mich auf meine Sitzlehne stellte "Kurs au sud - 90 Grad“. Die Nacht war hereingebrochen, doch es hatte aufgehört zu regnen...

Die Stunden vergingen. Da ich mir einen besseren Blick erhoffte, kletterte ich wieder auf die Kanzel, hielt mich am Kompass fest und schaute angestrengt durch das Nachtfernglas. Merker hatte seinen Kopf aus dem Luk gestreckt. Das gedämpfte Licht aus dem Bootsraum beschien ihn von unten. Der Kurshalter, eine einfache Steuerautomatik, hielt das Boot auf dem vorgelegten Kurs. So tasteten wir uns durch die Dunkelheit. Das Meer war ruhig und wir schwiegen. Ab und zu schaute ich nach oben in die Nacht, um ein paar Sterne auszumachen. Doch die hielten sich bedeckt und wir fuhren wie blind nach Süden. Gegen 6 Uhr früh dämmerte es. Mir war kalt, ich war hundemüde, mir fielen die Augen zu. Nun sollten wir nicht mehr weit von der Küste entfernt sein. Vielleicht vier oder fünf Seemeilen. Noch eine halbe Stunde hielt ich es auf der Kanzel aus. "Wir tauchen und machen eine petit repos. Vielleicht manger, d´accord?" Merker stieg nach hinten auf seinen Platz und ich machte das Luk dicht. Dann leitete er ein schulbuchmäßiges, schmerzfreies Tauchmanöver ein. Tiefenruder leicht nach unten, Diesel aus, Drosselklappen zu, E-Maschine an. Er pendelte das Boot aus und brachte uns fast waagrecht abwärts. Nach etwas mehr als 25 Meter setzten wir sanft auf Grund auf. Ich hatte unser Essen ausgepackt, Brot und Konservenfleisch, etwas Gurke und Karotten. Heißhungrig machten wir uns darüber her, der Tee in den Thermosflaschen war noch warm. Als wir satt waren, holte ich mein kleines Kissen hervor und versuchte es mir, so gut es eben ging, auf meinem Sitz bequem zu machen. Die Luft im Boot filterten Kalkpatronen über ein Umluftsystem, das Merker nun zuschaltete. So konnten wir mindestens 8 Stunden unter Wasser ausharren. Merker überprüfte trotzdem die Funktion der beiden Tauchretter und stellte den Wecker auf 12 Uhr Mittag. Die Müdigkeit übermannte mich. "Gute Nacht Merker", "Gute Nacht, Königin" hörte ich ihn, bevor er auf Notbeleuchtung umschaltete und mich der Schlaf holte.

Als der Wecker losging erwachte ich aus einem tiefen Schlummer. Ich hatte überraschend gut geschlafen, auch wenn mir meine Glieder nun schmerzten und ich mich kaum strecken konnte. Es war kalt geworden. Auch der Tee, den mir Merker nun von hinten in einem Becher reichte, war abgekühlt. "Gut geschlafen?" erkundigte er sich "Oui, erstaunlich gut. Merci für den Tee." Wir aßen noch ein paar Kekse und dann gab ich die Anweisung auf Sehrohrtiefe aufzutauchen. Draußen war heller Tag. Das Meer war ruhig und einzelne Wolken trieben über den blauen Himmel. Wir tauchten auf und als ich schließlich wieder auf die Kanzel stieg, konnte ich am Horizont Frankreich erkennen....


...

Hermann Merker und Königin Siegfriede fuhren in Sichtweite der Küste nach Westen ohne von den Befestigungsanlagen des Atlantikwalls bemerkt zu werden. Am Abend des 25. August 1944 passierten sie das noch nicht zerstörte Le Havre und bogen im Schutz der Dunkelheit in die Mündung der Seine ein. Sie wollten, so weit es eben ging, in der Dunkelheit den Fluß hinauf und sich dann nach Paris durchschlagen. Merker wusste, daß die 28. U.S. - Infanteriedivision in Begleitung von General Dwight D. Eisenhower auf ihrem Weg nach Paris nach den beiden U-Bootfahrern Ausschau hielt, aber wo und wann man auf die Amerikaner treffen würde, war völlig ungewiss.

Die Strömung des breiten Flusses im Unterlauf war nicht stark und so kamen sie zügig voran. Am Morgen des 26. August passierten sie die Ruinen des befreiten Rouen. Ursprünglich wollten sie hier an Land gehen und ihr Glück versuchen, doch das schien auf Grund der Zerstörungen aussichtslos. So fuhren sie, manchmal nur knapp unter der Wasseroberfläche, weiter den Fluss hinauf bis zum Dörfchen Orival etwa 30 Kilometer vor der ersten Schleuse. Sie setzten das Boot an einer geschützten Stelle zwischen zwei kleinen Flussinseln in seichtem Wasser auf Grund. Mit Hilfe des kleinen Schlauchbootes, das sie mit einem letzten Rest Druckluft aufgeblasen hatten und im Schlepptau den torpedoförmigen Vorratsbehätter, setzten sie ans naheliegende, westliche Ufer über. Sie verbrachten die Nacht in einem kleinen Wäldchen und marschierten am nächsten Morgen zu Fuß weiter. Bereits am späten Nachmittag des 27. August begegneten sie amerikanischen Einheiten der 28. Infanterie-Division. Nachdem ihre Identität und ihre Geschichte verifiziert worden war, begrüßte sie General Eisenhower aufs herzlichste. Sofort ließ er nach Washington telegrafieren, wo Präsident Roosevelt erleichtert war, als er die Meldung bekam, daß die beiden U-Bootmatrosen zwar völlig erschöpft, doch gesund und munter aufgegriffen waren.
Paris erreichten sie noch in der Nacht.



Karte: Die Reise der "Seehund"



Foto: Bis 1950 lag das U-Boot, mit dem Hermann Merker und Königin Siegfriede von Hastings aus aufbrachen, unbeachtet und unentdeckt zwischen den Flußinseln bei Orival. Nach einem Hochwasser im Herbst des Jahres wurde das Boot von dort fortgerissen und trieb flußabwärts. Es strandete etwa drei Kilometer weiter an der Uferböschung. Hier avancierte es zur kuriosen Sehenswürdigkeit für Wandertouristen und in den Sommermonaten war es Spielgerät wagemutiger Dorfkinder. 1953 konnte es schließlich geborgen werden.



Abb.: Beschriftung der U-Boot-Komponenten Typ "Seehund"



Foto: Das U-Boot ist heute im Cavembourger Museum für Technikgeschichte zu sehen.



Foto: Siegfriedes "Seehund" präsentierte man zum ersten Mal 1980 in einer Sonderausstellung über Militärtechnik des 2. Weltkrieges. Zu sehen waren auch das Flugzeugwrack des britischen Agenten Steam, ein deutscher Panzer und zwei letzte intakte Einheiten des Panzerspähzuges aus cavembourger Produktion.


*Tauchte man die Seehund bei laufendem Dieselmotor, z.B. bei Alarm, wenn es schnell gehen musste, so schloß sich unter Wasser das Schnorchelventil im Zuluftmast. Der Diesel saugte dann Luft aus dem Bootsraum. Dabei entsteht ein Unterdruck, der rasch zu schmerzenden Augen und Ohren, bis hin zu Bewusstlosigkeit führen kann. Das geht so lange, bis der Diesel abgestellt wird oder wegen Luftmangel von selbst ausgeht. Ein Druckausgleich erfolgt über die Druckflaschen, wobei man sehr sparsam mit Druckluft sein musste, denn an Bord befand sich kein Kompressor und man benötigte Druckluft auch zum Auftauchen. Es sind sehr viele der jungen, unerfahrenen Seehund-Besatzungen ohne Fremdeinwirkung, durch Bedienfehler im Tauchvorgang ums Leben gekommen. Von den Besatzungen kehrte nur jede dritte vom Einsatz zurück.
Weitere anschauliche Informationen über das Kleinst-U-Boot "Seehund" findet man hier: https://uk-muenchen.de/pdfBerichte/seehundBahlmann.pdf


Fortsetzung folgt: Die Rückkehr der Königin


Herzlich willkommen in C A V E M B O U R G - Eisenbahnperle im Herzen Europas


 
greg
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zuletzt bearbeitet 21.10.2021 | Top

   

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