.
Der Fluch der Akribik, Teil 310
ALTÖSTERREICHISCHES SIGNALGEFLÜGEL, TEIL 2
Das „Scheißheisl“ [kleines Toilettengebäude], wie die Mitzi sich auszudrücken beliebte, ist eingefügt, das Signal ist eingesteckt und festgeschraubt.
Damit es sich problemlos in seine Ausnehmung versenken ließ, waren die recht weit ausladenden und in dieser Form nicht benötigten Servo-Hörner (linkes Foto unten) etwas zu kürzen (rechtes Foto). Ich beließ jeweils ein zusätzliches Loch, um erforderlichenfalls etwas Reserve zu haben:
*********************************************************
ACHTUNG!
Wenn du ganz sicher bist, nie im Leben zweiflügelige Servo-gesteuerte Signale mit ESU-Produkten oder mit vergleichbaren Decodern bewegen zu wollen, dann wird’s ab hier mega-uuuuuurfaaaaaaad.
Wenn das zutrifft, könntest du an dieser Stelle den Computer herunterfahren und mal deine Modellbahn abstauben. Eine Maßnahme, die in Zeiten besonderer Langeweile fast immer Sinn macht…
Wenn du willst, kannst du natürlich auch den faden Teil überspringen und dort weiterlesen, wo "Liebe Grüße - euer Karl" steht...
Für alle anderen setze ich nun fort - hilfreiche Ergänzungen und Korrekturen sind gerne willkommen:
*********************************************************
Unter meinem Signal hängen nun 10 Litzen weg, die versuchen, mich das Fürchten zu lehren. Es gelingt ihnen nicht. Der Anschluss an den SwitchPilot Servo bzw. die ECoS gestaltet sich trotz des bunten Litzengewirrs und trotz der teilweise für mein Empfinden extrem DAU-feindlichen ESU-Betriebsanleitungen überraschend einfach.
Als erstes benötigt der SwitchPilot Servo-Decoder eine Nummer (Adresse). Das geht z.B. mit dem LokProgrammer. Ich schließe den SwitchPilot an den LokProgrammer an und lese mittels Klick auf das Symbol mit dem grünen Pfeil…
…die Decoderdaten aus. Während der LokProgrammer zuvor nur zwei Buttons („Führerstand“ und „CVs lesen/schreiben“ zeigte, steht mir nach dem Auslesen alles zur Verfügung, was ich zum Bearbeiten der Decodereinstellungen benötige:
Als erstes bekommt mein Decoder also eine Adresse.
Dabei ist es übrigens völlig wurscht, welche Nummern ich den Decodern meiner Loks vergeben habe. Ich habe beispielsweise eine Lok der Reihe 52, die mit der Decodernummer 52 fährt. Trotzdem könnte ich einen Schaltartikeldecoder (für Weichen, Signale, Schranken, Beleuchtung… mit der Nummer 52 verwenden. Die Digitalzentrale kann zwischen Lokdecodern und Schaltartikeldecodern offenbar zuverlässig unterscheiden, gleichartige Nummern für die beiden verschiedenen Decodersysteme scheinen zulässig zu sein.
Die nächste Frage, die sich mir stellt, ist: ich kann nur EINE Decodernummer vergeben. Wie weiß der arme SwitchPilot-Decoder nun, welche Nummern seine vier Ausgänge haben – bzw. die Servos an diesen Ausgängen? Wie spreche ich diese Ausgänge an?
Nun, geben wir dem SwitchPilot erst einmal eine Nummer und schaun wir, was passiert.
Da die ESU-Schaltartikeldecoder vier (Haupt-)Ausgänge haben, sind diese Ausgänge immer in Vierergruppen zusammengefasst, z.B.
1-2-3-4
5-6-7-8
9-10-11-12
13-14-15-16
usw.
Einen SwitchPilot-Decoder z.B. mit den Ausgängen 6-7-8-9 gibt es demnach nicht. Man muss entweder die Gruppe 5-6-7-8 nehmen oder die Gruppe 9-10-11-12. Hierfür legt man sich am besten die Liste bereit, die in der aktuellen Beschreibung des SwitchPilot auf Seite 17 beginnt.
Ich möchte meinen Signal-Servos bzw. Signaldecoderausgängen die Nummerngruppen ab "125" geben. In der ESU-Liste sieht das so aus:
Die Nummer des Decoders mit den Ausgängen 125, 126, 127 und 128 ist demnach 32. Also klicke ich auf „CVs lesen / schreiben“, tippe „32“ als Wert für die CV 1 ein und klicke auf „CV schreiben“:
Klicke ich anschließend auf „Decoder“, so habe ich dort jetzt folgendes Bild:
Dort steht nun nicht nur „Decoderadresse (Blockadresse) - 32“, sondern auch „Ausgewählte Weichennummern 125 – 128“ und „Erste Weichennummer: 125“. Der DAU in mir atmet erleichtert auf, der LokProgrammer ordnet dem Decoder die Nummern der vier zur Adresse 32 gehörenden Ausgänge offenbar automatisch zu.
Jetzt möchte ich das Signal an den Decoder anschließen.
Von meinem Signal baumeln vier gelbe und blaue Litzen herunter, die lasse ich zunächst völlig beiseite. Diese Litzen dienen nur der Beleuchtung des Signals. Damit will ich mich noch nicht beschäftigen, sondern ich will die Signalflügel bewegen. Also wende ich mich den beiden Servosteckern zu, die von den Servos herunterhängen. Ich nehme für meinen ersten Versuch den Stecker, der zum oberen Signalflügel gehört.
Ich stecke den Servostecker an den ersten Ausgang von links an, weil ich ja den Ausgang 125 haben will, und zwar so, dass die Steuerleitung außen (im Foto unten) ist. Die Steuerleitung ist – je nach Servo-Hersteller – entweder weiß oder orange. Diese hier ist weiß:
Sofort rasselt das Servo los wie verrückt. Damit vermag es mich aber nicht zu beeindrucken, denn ich habe in letzter Zeit etliches über ganz normale Unverträglichkeiten zwischen Servos und Decoder gelesen. Ich stecke die lustige Signalrassel einfach wieder vom Decoder ab. Schluss mit Rasseln. - Ich begebe mich zurück in den LokProgrammer.
Im LokProgrammer klicke ich unter „Decoder“ auf „Funktionseinstellungen“. Dort setze ich unter der Überschrift "Servosteuerung" Haken bei „Servoimpuls erst nach einem empfangenen Kommando einschalten“, „Servoimpuls nach Erreichen der Endstellung abschalten“ und „Stromversorgung nur bei Bewegung anschalten“:
Ich stecke das Servo wieder an den SwitchPilot und Schluss ists mit der Rasselei. Ich nehme nun nach und nach die Haken wieder weg – zuerst den ersten, dann den zweiten, dann den dritten, und übertrage die dadurch veränderten Werte jedes Mal an den Decoder. Nach dem Entfernen der ersten beiden Häkchen passiert bei meinem Signal gar nichts, nach dem Entfernen des letzten rasselt’s wieder. Also kommt das letzte Häkchen wieder rein. Das wird bei mir die Standardeinstellung für Servos dieses Typs.
Wer sich gerne mit CVs beschäftigt, der kann jetzt in die CV 50 gucken (unter „CVs lesen / schreiben“ und nachsehen, was nun dort steht. Die CV 50 ist beim SwitchPilot Servo quasi die Rassel-CV und wird in diesem Zusammenhang immer wieder in Foren erwähnt („Du brauchst „nur“ dieses oder jenes in die CV 50 schreiben…“).
Das Servo-Rasseln bringt mich auf die Idee, dass man in einer amerikanischen Landschaft Klapperschlangen im Maßstab 1:87 ansiedeln und mittels passender inkompatibler Servos mit voll funktionsfähig rasselnden Schwanz-Enden ausstatten könnte…
Wetten, ihr traut mir das gerade tatsächlich zu?
Sorry, ich gebe zu, das war jetzt ein wenig off topic. Ich will ja endlich den oberen Signalflügel bewegen.
Und das funktioniert genau gleich wie bei einer Weiche. Ich klicke also im LokProgrammer auf „Führerstand“ und anschließend auf „Weichenschaltpult“ (das heißt bei ESU nur so, um DAUs zu verwirren, gilt aber auch für Signale...). Dort finde ich bereits die Decoderadresse 32 und die „Weichennummer“ 125 (womit ESU mit deutscher Gründlichkeit sein DAU-Verwirrungskonzept fortsetzt, in Wirklichkeit aber ganz einfach den ersten Servoausgang für meinen oberen Signalflügel meint) vor. Ich klicke auf „GO“ und bewege das Servo durch abwechselndes Klicken auf „A“ und auf „B“. Die Bewegungen des Signalflügels sind zunächst noch, gelinde gesagt, höchst eigenartig.
Ich klicke also auf „Decoder“ und „Funktionsausgänge“, stelle sicher, dass dort unter Servoausgang „Servo 1“ steht und erhöhe oder verringere die Werte von A und von B so lange, bis der Signalflügel in den Endlagen streng nach Vorschrift bei A schräg oben steht und bei B genau waagrecht Halt macht, und zwar so, dass die rote und die grüne Scheibe genau vor der LED der Signallampe halten. Bei meinem allerersten Signal sieht das dann im LokProgrammer so aus:
In diversen Foren wird immer wieder gefragt, ob man Signale oder Schranken nicht zum Nachwippen bringen könnte… Guckt auf dem Bild oben mal, was da ganz unten steht. Einfach anhaken, Anzahl und Stärke der Ausschläge einstellen, testen, Werte so lange anpassen, bis es gut aussieht, fertig. Aaaaaber: das funktioniert allem Anschein nach nicht mit jedem beliebigen Servo. Läuft z.B. ein Servo von Haus aus extrem langsam, kann es eventuell zu einem unrealistisch langsamen Wippen kommen. - Oder stelle bloß ich mich wieder mal extrem ungeschickt an?
Mit dem Servo für den zweiten Signalflügel gehe ich genau gleich vor wie mit dem ersten. Vorweg: Achtung, nicht vergessen, auf Ausgang 2 umzuschalten, sonst veränderst du eventuell irrtümlich die mühsam ermittelten Werte von Ausgang 1.
Also: Rassel ausschalten, Servo-Stecker an den zweiten Ausgang anstecken (weiße bzw. orange Litze wieder nach außen), den Lauf des Flügels mit „Führerstand“ und „Weichenschaltpult“ unter der „Weichennummer“ 126 ausprobieren, in „Decoder“ und „Funktionsausgänge“ aufpassen, dass dort jetzt „Servo 2“ ausgewählt ist, und die Werte für A und B so lange verändern, bis der untere Signalflügel in den Endlagen senkrecht bzw. schräg nach oben steht.
Nun sind also die Servos 125 (Ausgang 1) und 126 (Ausgang 2) erfolgreich konfiguriert. Die anderen beiden Ausgänge (127, 12 meines SwitchPilot sind noch frei und stehen mir für weitere Schaltartikel zur Verfügung.
Und für den Fall, dass ein oder zwei der Tapfersten der Tapfersten der Tapfersten unter euch bis hierher durchgehalten haben und nun sehen möchten, wie ich dieses zweiflügelige Signal in das Weichenstellpult der ECoS einfüge: das zeige ich euch ausführlich am kommenden Freitag. Und die Beleuchtung muss natürlich auch noch mit Strom versorgt werden.
Liebe Grüße
Euer Karl
@ Viktor: Nachwippen: siehe oben (wieso will mir zum Thema „Wippen“ eine alte Melodie von Rainhard Fendrich nicht aus dem Kopf gehen…?), altern: ist bei mir natürlich uuuuunbedingt notwendig. Gut, dass du mich erinnerst. Ich war vor Freude, dass das Ding läuft, wie's soll, tatsächlich drauf und dran, aufs Altern der Signale zu vergessen! rost:
.