.
Der Fluch der Akribik, Teil 316
DEUTSCHE STAATSBÜRGERIN MIT ÖSTERREICHISCHEM WOHNSITZ, TEIL III
Wie am Heck waren auch vorne zuerst einmal Federpuffer und Originalkupplungen angesagt. Nach dem Abnehmen der Pufferbohlen-Abdeckung stellte ich fest, dass ausreichend Platz für die Bohrungen gegeben war. Roco führt die Energie für die LEDs in einer dünnen Flexplatine nach vorne, unterhalb dieser Platine kann ungeniert in der Pufferbohle herumgebohrt werden:
Die Flexplatine habe ich während der Arbeiten vorsorglich nach oben gebogen und mit einem Klebeband an der Rauchkammertür fixiert.
Für das Roco-Gussmaterial erwiesen sich meine für Messing bestimmten Kleinbohrer als recht mäßig geeignet, ich brach mehrere davon ab.
Die Schienenräumer sitzen beim Roco-Modell – vermutlich den größeren Spurkränzen geschuldet – zu weit außen, und zwar unter den Pufferbohlen statt knapp dahinter. Dieser Kompromiss zog einen weiteren nach sich: die Streben der Aufstiegstritte sind etwas zu steil geraten, da das Bauteil mit den Aufstiegstritten neben statt vor den Schienenräumern Platz haben musste. Ich ersetzte die Schienenräumer und die Aufstiegstritte unter den vorderen Pufferbohlen durch Weinert-Teile (8549, 8703).
Nicht widerstehen konnte ich dem Austausch der Pumpen, die Weinert‘schen Messingteile sind für mein Dafürhalten detailreicher ausgestaltet. Dies zog aber natürlich einen Rattenschwanz an Anpassungsarbeiten an den Leitungen nach sich.
Die Rauchkammertür erhielt einen neuen Griff. Der Tritt unter der Rauchkammertür blieb, er war beim Vorbild tatsächlich so breit.
Wenig zu tun war auch bei den vorderen Laternen. Hier beschränkte ich mich darauf, die Halter hinten zu befeilen, damit sie hinten nicht mehr bündig mit dem Oberteil abschlossen, und die Griffe etwas feiner zu schaben. Die Laternen enthalten kurze Lichtleiter und werden oberhalb der LEDs auf die Pufferbohle aufgesteckt.
Abschließend kamen noch Halter für die Schürhaken (aus Neusilberstreifen) sowie ein Schürhaken und eine Kohlenschaufel (Weinert 8745) auf den Wasserkasten.
Es ist fotografisch belegt, dass manchmal auch Schaufeln auf den Wasserkästen lagen. Der Schürhaken sah ursprünglich recht klobig aus, denn er hatte eine mehr als 0,6 Millimeter dicke Stange. Durch geduldiges Schaben mit einem scharfen Messer ließ sich diese Stange auf 0,4 Millimeter Durchmesser bringen und sah gleich wesentlich glaubwürdiger aus. Auch die Kohlenschaufel gewann durch geduldiges Schaben.
So sieht die Maschine jetzt von rechts und von links aus:
Die Puristen unter euch werden sicherlich noch etliche Details finden, die man verbessern könnte, die Räder zum Beispiel. DIE RÄDER??? Ja, die Räder haben tatsächlich noch Optimierungspotential. Aber nicht so, wie ihr vielleicht meint. Denn ich wüsste nicht, wie man die perfekte Arbeit von Holger Gräler noch toppen könnte.
Es ist vielmehr so, dass die Scheibenräder für meine "Epoche“ (23. August 1955) nicht stimmen, wie ich nachträglich herausfand. Die 86.241 hatte ursprünglich Speichenräder, mit denen sie noch im August 1957 fotografiert wurde. Erst auf späteren Fotografien hat sie dann Scheibenräder. Vielleicht tausche ich die Laufräder später einmal aus.
Wie auch immer, nun fehlen mir nur noch Lack und Lokführer.
Wer über Geschick und viiiieeeeel Geduuuuuld verfügt, darf hinterfragen, ob dieser Umbau ökonomisch Sinn macht. Der nicht ganz einfache Umbau des Roco-Modells kommt mit Rädern von Holger Gräler, LeoLokSound-Decoder, Zurüstteilen und zahlreichen Kleinigkeiten wie Bohrer, Kleber, Lacke, Verdünner, Versandkosten etc. auf knapp Euro 800,00. Mit Sound-Decoder sowie mit allen Kleinteilen und Verbrauchsmaterialien ist auch der Weinert-Bausatz nicht mehr sooo viel teurer.
Die Mitzi beäugte das Ergebnis allerdings aus anderen Gründen eher kritisch…
„De schaut aus wia die Frau von Hean Direkta“, befand die Mitzi, „dea aufgetaklte Schrogn! Schiach wie die Nocht, aba henkt sich ollwal mit güldanan Schmuck voll. Ea soooo a feina Hea, oba sie so a eingebüldete Wabm! Schaut aus wia a Christbam und grinst ollwal bled wia a frisch lackiertes Hutschpferd!“ [Die sieht aus wie die Gattin des Herrn Direktor, dieser aufgetakelte Schragen! Hässlich wie die Nacht, aber behängt sich immer voll mit Goldschmuck. Er: sooo ein feiner Herr, aber sie: ein eingebildetes Weib. Sieht aus wie ein Christbaum und grinst ständig blöd wie ein frisch lackiertes Schaukelpferd!]
Hach Mitzi... Bin schon gespannt, was sie sagt, wenn die Lokomotive lackiert ist.
Liebe Grüße
Euer Karl