Meine Modellbahn: Eine unendliche Geschichte ... 63. Mein Betriebswerk. Ein Bilderbogen

#1 von floete100 , 07.06.2020 18:38

Hallo Forum,

dies ist die Geschichte einer großen Liebe zur Eisenbahn . OK, OK, bin nicht der einzige mit diesem Faible ...

Wann diese Liebe genau begann, weiß ich nicht mehr. Der Start der "praktischen Anwendung" dieser Liebe war wohl Weihnachten 1967.

Ich hatte in der Adventszeit einen Spielwaren-Prospekt in die Finger bekommen. Da waren schöne Züge abgebildet - von Fleischmann, Märklin und Trix (letztere hatten damals noch nix miteinander am Hut). Wenn ich mich richtig erinnere, gefiel mir der Zug von Fleischmann am besten; also schrieb ich ihn auf meinen Wunschzettel.

Mein Vater ging zu Spielwaren Roskothen in der Essener Innenstadt (diese Firma ist leider längst Geschichte) und ließ sich beraten. Als Resulat dieser Beratung bekam ich zu Weihnachten eine Zugpackung geschenkt - Märklin 3203 . Eine Dampflok BR 24, je ein Bananenwagen, Niederbordwagen und Esso-Kesselwagen, dazu 12 gebogene Gleise 5100 (R1) und zwei gerade Gleise. Um das ganze zum Laufen zu bringen, bekam ich als Dreingabe noch den 16 VA-Trafo, bei dem man zum Umschalten auf das hintere Ende des roten Drehknopfs drücken musste.

Danach gab es etliche Jahre erst mal Teppichbahn im Kinderzimmer. Der Fundus wuchs - ein zweiter Trafo, Schienen, Weichen. Eine BR 89 (3000), der Vorläufer der "KLVM" (3029), eine BR 23 (3005). Letztere hatten mein Bruder und ich uns "je zur Hälfte" (incl. bildlicher Darstellung im Wunschzettel) zu Weihnachten gewünscht - und zwar 1971. Das war das Jahr, in dem diese vollwertige Version der BR 23 wieder ins Märklin-Programm zurückgekehrt war - vorher hatte es einige Zeit nur die abgespeckte 3097 gegeben, bei der u. a. die Hälfte der Heusinger-Steuerung fehlte (sie hatte nur Treib- und Kuppelstangen wie die BR 89). Es kam, wie es kommen musste: Mein Vater ließ sich eine 3097 andrehen - in einer auf 3005 umgenummerten Verpackung . Zum Glück konnte er sie problemlos untauschen ...

Irgendwann - wieder zu Weihnachten - kam die E 63 (3001) dazu. Auch die hat ihre besondere Geschichte: In dem Jahr sollten wir in der Schule im Rahmen einer Deutscharbeit einen Weihnachtswunsch beschreiben. Ich beschrieb die E 63 - und bekam für diese Arbeit eine 1 !

Mit unserer Teppichbahn konnten mein Bruder und ich im Laufe der Zeit richtig "Betrieb machen". Highlight aus dieser Zeit: Der eine von uns bestellte Güter mit einer Morseanlage aus dem KOSMOS-Elektromann, die der andere dann per Güterzug lieferte :).

Als wir Jungs größer wurden, durften wir eine "richtige" Modellbahn auf dem Dachboden bauen - in U-Form, und erstmals mit Oberleitung (zunächst der von Märklin mit den aus Blech ausgestanzten Fahrdrähten; später schon der Einstieg in Sommerfeldt). Daran wurde jahrelang gebastelt, etwa bis zum Ende der Schulzeit.

Nach dem Abitur lag die Moba erstmal brach - zu viel anderes um die Ohren: Bundeswehr, Studium, Frau für's Leben finden ...

1990 haben die Frau für's Leben und ich unser Häuschen gekauft - mit einem schönen großen Kellerraum, der mich sofort wieder von der Modellbahn träumen ließ. Im selben Jahr starb mein Vater, und ein Jahr später hat meine Mutter mein Elternhaus verkauft. Also war erstmal wochenlang "Moba aus Dachboden ausbauen" angesagt.

Bald darauf begann auch die Planung der neuen Anlage. Das "Gerüst" stand relativ schnell. Als Bestandteile der Anlage sollten entstehen

  1. Ein Kopfbahnhof mit Güterabfertigung
  2. Ein Dampflok-Betriebswerk mit Drehscheibe und Ringlokschuppen
  3. Eine lange, zweigleisige Paradestrecke
  4. Und last, not least natürlich ein Schattenbahnhof.
  5. Das ganze sollte digital betrieben werden.


Nicht unwichtige Randbedingung: Spielen sollte das ganze in Ep. III. Die ersten Loks waren sowieso aus dieser Zeit (alle bisher genannten). Inzwischen waren auch einige Loks mit Computernummer hinzugekommen - 103, 104, 110, 194, 216 und 260. Es lag also nahe, exakt für 1968 zu planen - das Jahr, in dem die Computernummern eingeführt wurden. Seitdem achte ich bei den Triebfahrzeugen, die ich beschaffe, sehr genau auf deren Lebenszeit: Alle meine Loks und Triebwagen müssen "in echt" das Jahr 1960 noch erlebt haben, und die jeweilige Baureihe muss spätestens 1968 in Dienst gestellt worden sein. Also 103 ja, aber nur Vorserie (mit einer Reihe Lüftungsgitter), 151 nein; 216 ja, 218 nein; und auch keine 59.0, obwohl ich diese Sechskuppler schon faszinierend finde.

Nachdem die Planung recht konkret geworden war, wurde eine Stellprobe vorgenommen:

Die Gleise und die Brücke rechts an der Wand symbolisierten bereits die Paradestrecke.

Nun ging's an die Planung des Unterbaus. Ich hatte einen ausgezeichneten Draht zum Konstruktionsleiter meiner Firma und sprach diesen daher bezüglich einiger statischer Fragen an. Und der Kollege war so angetan, dass er mir anbot, die Statik für mich zu berechnen - wozu ich natürlich nicht nein sagte. Seine erste Empfehlung war: Nehmen Sie kein Holz für den Unterbau, nehmen Sie - Aluminium !

Hier ist die Berechnung unseres Konstruktionsleiters, die ich im Original bis heute aufbewahrt habe:

Als Ergebnis bekam ich die Empfehlung, Alu-Vierkantrohr 100 x 40 x 3 (alle Angaben in mm) zu verwenden. Ich habe natürlich erst mal kräftig geschluckt - aber als sich herausstellte, dass das ganze durchaus bezahlbar war, stand mein Entschluss fest. Und ich habe bis heute nicht bereut, Alu verwendet zu haben - und bin dem Kollegen sehr dankbar.

An dieser Stelle ein Wort zu den Fotos, die ich hier einbaue: Ich habe den Bau meiner Anlage akribisch dokumentiert - in Form von Papierbildern 9 x 13 cm. (Fast) alles, was ich aus dieser Zeit zeige, ist eingescannt - die neu erstellten Digitalfotos erkennt ihr an der besseren Qualität (und am Datumsstempel).

Aber weiter im Text. Die Planung für den Unterbau sah folgendermaßen aus:


Und natürlich war auch ein detaillierter Gleisplan erforderlich, den ich "zu Fuß" mit der Märklin-Schablone erstellt habe:

Wie Ihr seht, alles in Bleistift - nicht so besonders gut zu erkennen.

Die Anlage wird mit Win DigiPet gesteuert - und auf dem Gleisplan aus der Software ist mehr zu erkennen:

Sogar schon die ersten Änderungen: Ganz unten die beiden grünen Striche links und rechts deuten an, dass ich an diesen Stellen noch Schutzweichen eingebaut habe.

Jetzt geh ich erstmal Abendbrot essen.

Fortsetzung folgt!

Gruß,
Rainer


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Meine Modellbahn: Eine unendliche Geschichte ... 2. Baubeginn

#2 von floete100 , 08.06.2020 15:34

Weiter im Text!

Die Planung stand für Bahn und Unterbau. Nun wurde eine Stückliste erstellt - für Aluminium, Blechlaschen und -winkel, Räder, Schrauben ... Räder? Ja, die komplette Anlage sollte beweglich sein. Um dahinter arbeiten zu können, wollte ich sie einen halben Meter von der Wand nach vorn fahrbar machen.

Es folgte die Beschaffung. Die Alu-Teile habe ich mir, soweit möglich, auf Maß schneiden lassen. Blechlaschen, Schrauben ... stammen aus dem Baumarkt.

Nach der Lieferung ergab sich in meinem Keller dieses schöne Stillleben:


Die Montage begann mit den Füßen:

Wie sich anhand des ersten Bildes schon vermuten lässt (6 Rollen), steht meine Anlage auf 3 dieser Füße.
Die Rollen bewegen sich in Schienen aus Alu-U-Profilen, wie auf dem Foto schon zu sehen ist.

Umgesetzt habe ich das folgendermaßen:
Um keine Stolperstellen zu haben, wenn die Anlage in Betriebsposition ist, musste das vordere Ende dieser Schienen klappbar gemacht werden.

Zwischen den Rädern sieht man in der Schiene ein wichtiges Detail: Dieser "Bremsklotz" war eine Idee meiner Frau. Er verhindert zuverlässig, dass die Anlage zu weit vorgezogen wird.

Wird die Anlage vorgezogen, klappt die vordere Rolle die Schiene herunter:

Beim Zurückfahren der Anlage sorgt das ebenfalls sichtbare schmale Hosen-Gummi dafür, dass das Schienenende wieder hochklappt.
Ebenfalls gut zu erkennen ist, dass ich an der Wand entlang einen 0,5 m breiten "Laufsteg" gebaut habe. Dieser ist so hoch wie die U-Profil-Schienen (10 mm) und mit PVC-Bodenbelag versehen: Ich wollte auch hinter der Anlage nicht über die Aluschienen stolpern. Und man sieht den Holzklotz an der Wand, der als Prellbock dient.

Wenn ich dieselbe Anlage heute noch mal zu bauen hätte, würde ich Alu-Schienen und Laufsteg weglassen. Der Teppich wäre dann zwar an den Standstellen der Rollen total "platt", aber das ist er unter den Schienen auch ...

Die drei Füße sind noch nicht die ganze Wahrheit: An der Stirnwand ist die Anlage ein viertes Mal gelagert. Auf Schienen aus demselben U-Profil, aus dem auch die Bodenschienen sind, befestigt auf einem Holzbalken:

Der links sichtbare senkrechte weiße Kasten versteckt die auf Putz verlegten Heizungsrohre - und dient gleichzeitig als Anschlag beim Vorziehen der Anlage (zusammen mit dem oben erwähnten "Bremsklotz").

Nun folgte der weitere Aufbau mit den eigentlichen Trägern:
Parallel im rechten Teil ...


... und nach links breiter werdend im linken Teil.


Und zum heutigen Abschluss die fast komplette Ansicht des fertiggestellten Alu-Gestells:

(noch ohne Hosen-Gummi . Das Runterklappen ging immer automatisch. Aber irgendwann wurd's mir zu lästig, jedesmal 3 Schienen hochklappen zu müssen ...).

Gruß,
Rainer


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Meine Modellbahn: Eine unendliche Geschichte ... 3. Schattenbahnhofsebene

#3 von floete100 , 09.06.2020 15:37

Abrupter Werkstoffwechsel - weiter geht's mit Holz!

Zuerst kommt das Fachwerk, wie schon auf dem dritten Bild im ersten Post zu sehen:

Der Rahmen deckt fast die komplette Außenkontur der Anlage ab.

Darauf kommen 10 mm-Platten für die Schattenbahnhofsebene - aber nur da, wo auch Gleise verlegt werden sollen:

Das "Loch" hinten links ist als Inspektionsöffnung innerhalb der linken Gleiswendel vorgesehen.

Hier die komplette Beplankung der unteren Ebene:

Ganz vorn zu sehen die Inspektionsöffnung innerhalb der rechten Gleiswendel.

Parallel hatte ich eine komplett selbstgestrickte Schattenbahnhofsschaltung ausgetüftelt. Die Vorlage fand ich im Märklin-Magazin. Es handelt sich um eine analoge Schaltung auf Relaisbasis:

Auf dem Foto zu sehen ist die Schaltung für den hinteren Schattenbahnhof. Der Aufbau auf dem Brettchen dient dem Zweck, die Schaltung im Fachwerk der unteren Ebene unterzubringen.

Fertig sieht das ganze dann so aus:

Das Brettchen (hier das des vorderen Schattenbahnhofs) ist im Fachwerk eingebaut. Es ist über ein hinten angebrachtes Klavierband ausschwenkbar und wird mit einem simplen Riegel gehalten.

Und so sieht heute die vordere SBf-Schaltung heruntergeklappt aus:

Wie man sieht, ging es dann doch nicht ganz ohne Elektronik: Rechts vorn sind zwei Timer-Bausteine zu sehen, die dafür sorgen, dass zwischen der Einfahrt des ersten Zuges und der Ausfahrt des zweiten etwas Zeit verstreicht; und unten in der Mitte ist ein "Power-Modul" für ein etwas unwilliges Vorsignal, das bei dem (zu) kurzen Impuls seines Schaltgleises immer auf "halb 8" stehen blieb.

Nun war es Zeit für die ersten Gleise:


Der Schattenbahnhof ist folgendermaßen aufgebaut:

  • 9 Gleise insgesamt (Gleis 1 an der Wand)
  • Gleise 1 - 5 werden in Fahrtrichtung nach links befahren, Gleise 6 - 9 nach rechts
  • Gleise 3 - 5 und 6 - 8 werden von der o. g. Automatik gesteuert (Zugfolge 3/4/5/3 ... bzw. 6/7/8/6 ...; der jeweilige Zug fährt über eine Gleiswendel hoch auf die Paradestrecke, über die zweite Gleiswendel wieder herunter auf die SBf-Ebene. Dort schaltet er die Einfahrweichen auf das Gleis, von dem er gekommen ist, fährt dort ein und hält an)
  • Impulsgeber sind Schaltgleise: Je eines vor der ersten Weiche der beiden SBf-Teile, ein weiteres in jedem der SBf-Gleise
  • Die verbleibenden 3 Gleise sind reserviert für "Paradezüge", die nur auf manuellen Abruf fahren: Gleis 1 für einen Langen Heinrich mit 30 Erzwagen/alternativ einen Nachtschnellzug mit 14 D-Zug-Wagen, Gleis 2 für meinen TEE "Blauer Enzian" (103 mit 9 Wagen), Gleis 9 für einen Güterzug mit 30 gedeckten Zweiachsern.


Die Züge aus dem vorderen SBf können über entsprechende Weichenverbindungen in den Bahnhof geholt werden; ebenso können Züge aus dem Bahnhof in diesen SBf-Teil gelangen. Beides geht nicht für den hinteren SBf-Teil. Um nun die Züge "hinten" auch mal wechseln zu können, sind beide SBf-Teile links und rechts jeweils mit einem Gleis verbunden - auf dem Foto hinten zu sehen, vorn zu ahnen ...

Durch den zweiteiligen Aufbau mit freiem Raum zwischen den Gleisen 5 und 6 und die Fahrbarkeit der Anlage ist eine gute Zugänglichkeit aller Gleise des Schattenbahnhofs sichergestellt.

Die rote Linie im letzten Bild zeigt, was mir ziemlich bald auffiel: Durch die Ausfahrt des Gleises 9 über die Dreiwegweiche hatte ich wertvolle Gleislänge verschenkt - die 30 Güterwagen hätten auf dieses Gleis nicht gepasst. Also habe ich die Linksweiche wieder ausgebaut (so dass die Dreiwegweiche nur noch die Gleise 6 - 8 "entwässert") und Gleis 9 so lang wie möglich gemacht. Das sieht jetzt so aus:

Die beiden 50er ziehen den langen Güterzug, dessen letzte zwei Wagen bereits in der Kurve am Anfang des Gleises 9 stehen. Und die Weiche neben den Loks ist die geschilderte Verbindung zum hinteren SBf-Teil.

Gruß,
Rainer


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Meine Modellbahn: Eine unendliche Geschichte ... 4. Gleiswendeln

#4 von floete100 , 11.06.2020 14:55

Heute verlassen wir die 2. Dimension und begeben uns in die 3. ...

Meine Wendeln - beide zweigleisig - sind kompletter Eigenbau. Sie beginnen mit einem "Spargelwald" aus M8-Gewindestangen:

Vorn rechts sieht man (mit der DKW in der Mitte) die linke Verbindung zwischen vorderem und hinterem Schattenbahnhof.

Die Wendel selbst besteht aus 8 mm Sperrholz, allerdings aufgebaut aus 2 Schichten à 4 mm. Ich habe dazu Halbkreise geschnitten. Dann habe ich die ersten beiden Halbkreise aufeinander geleimt, und zwar so, dass sie um 90° zueinander versetzt sind. Darauf dann den dritten Halbkreis, darunter den vierten ... Ergebnis: Die Nähte zwischen dem 1., 3. und 5. Halbkreis (OBERE Lage) befinden sich immer vorn und hinten; die Nähte zwischen dem 1., 3. und 5. Halbkreis (UNTERE Lage) befinden sich immer links und rechts. Insgesamt ergibt sich damit eine "nahtlose" Wendel - ich habe keinerlei Stöße in kompletter Dicke und somit auch keine Stellen, die zur Knickbildung neigen.

Dieses Foto zeigt den "fliegenden Probeaufbau" - die Wendelteile sind noch nicht verleimt. Dadurch kann man das geschilderte Prinzip bzw. die Lage der Nähte gut erkennen.

Was ich an dieser Stelle selbst noch nicht erkannt hatte: Dieser Wendel war keine Zukunft beschieden ...
Bedingt durch den Streckenverlauf muss in dieser linken Wendel das innere Gleis bergauf führen. Und ich hatte fröhlich mit R1 (M-Gleis 5100) und R2 (M-Gleis 5200) geplant. OK, durch Versuche hatte ich vorher die minimal mögliche Steigung ermittelt: Zwischen "Holz unten" und "Holz oben" musste das M-Gleis passen - und meine E-Loks in aufgebügeltem Zustand. Das zusammen ergab einen Abstand von 70 mm - entsprechend 70 mm Steigung für 360° Wendel. Probefahrten auf der fertiggestellten Wendel verliefen zufriedenstellend. Bis, ja bis ich den ersten längeren Zug bergauf schickte - und sämtliche Wagen nach innen aus der Wendel kippten .

Da ich leider die Physik nicht überlisten konnte, blieb mir nur der alte Spruch "der Klügere gibt nach". Ich habe die Wendel wieder abgebaut und eine neue, größere erstellt. Diesmal ist das "Bergauf"-Gleis aus 5200er Gleisen aufgebaut, also dem R2. Da es beim M-Gleis leider keinen R3 gab, musste ich mir selbst einen schnitzen: Ich habe ein äußeres Gleis sozusagen darum gewickelt. Das Wickeln ist wörtlich zu nehmen: Um aufwändiges Messen zu ersparen, habe ich einen Ring aus 4 mm-Sperrholz um das innere Gleis gelegt. Mit diesem Ring als Anlagekante konnte ich dann das äußere Gleis verlegen: Es besteht aus K-Flexgleisen. Durch Versuche mit Zugbegegnungen in der Wendel hatte ich den nötigen Radius ermitteln können: Es wurden exakt 500 mm.

Die neue Wendel sieht so aus:

Zwischen den Gleisen sieht man meine Montagehilfe für das Flexgleis, den Ring aus dem rötlichen Holz. Über die beiden Weichen ist der Bahnhof angeschlossen, wie bereits geschildert.

Die rechte Wendel ist analog aufgebaut - hier konnte ich tatsächlich R1 und R2 verwenden, weil es in dieser Wendel im Außenkreis bergauf geht:

Über dieser Wendel ist wenig Platz - die Stadt und das Bahnhofsgebäude befinden sich knapp darüber. Daher habe ich hier eine Tunneloberleitung eingesetzt, ebenfalls Eigenbau. Die Träger bestehen aus gerade gebogenen Stücken von Kleiderbügeln aus der Reinigung. Und als Fahrdraht habe ich 2 mm dicken Messing-Draht verwendet. Das Foto zeigt den ursprünglichen Zustand - das rechte Ende der OL hochgesetzt, sodass die Pantographen dort einfädeln konnten. Heute habe ich diese Wendel komplett mit dieser Tunnel-OL versehen.

Im Bereich unter den Wendeln habe ich überhaupt keine OL eingebaut: Versuche ergaben, dass die Pantos problem- und klaglos die Holzdecke als "Rutschoberfläche" akzeptieren! Natürlich muss den Pantos bei den Wendeleinfahrten ebenfalls das Einfädeln ermöglicht werden. Wie ich das gelöst habe, zeigt das nächste Foto:

Ein Stück 2 mm Ms-Draht steckt mit einem Ende in dem Fuß der Tunnel-OL - Nr. 1) (der Draht ist leider nicht sehr scharf abgebildet, aber heute ist diese Stelle für ein neues Foto nicht mehr gut zugänglich). Der Draht verläuft abwärts und der Krümmung des Gleises folgend; an der Stelle, wo er unter die Wendel tritt, habe ich ihn per Feile im Holz versenkt - Nr. 2). Das hintere Ende des Drahts ist um 90° nach oben gebogen und tritt durch das Holz - Nr. 3). Ich habe auf dieses Ende ein M2-Gewinde geschnitten, sodass der Einfädeldraht hier mit Unterlegscheibe und Mutter einfach und sicher befestigt werden kann.

Das für heute letzte Foto zeigt den Übergang von der linken Wendel in die Bahnhofseinfahrt:

Da diese Kurve - im Gegensatz zur Wendel - zur Hälfte im sichtbaren Bereich liegt, habe ich hier als Radien die beiden K-Großkreise eingesetzt, was der Optik durchfahrender Züge doch sehr zugute kommt.

Gruß,
Rainer


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RE: Meine Modellbahn: Eine unendliche Geschichte ...

#5 von Bernhard B , 11.06.2020 15:52

Hallo und herzlich willkommen,

Sehr interessant was du uns da zeigst und was mich da fasziniert ist das du das ganze mobil hast um auch von hinten ranzukommen

Bin gespannt wie es weiter entsteht und wächst
Lg Börni



viewtopic.php?f=64&t=176151


 
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RE: Meine Modellbahn: Eine unendliche Geschichte ...

#6 von floete100 , 11.06.2020 21:23

Freut mich, dass es Dir gefällt, Börni. Schon interessant, wie unterschiedlich die räumlichen Gegebenheiten sind. Du hättest nicht nur zwei kleine, sondern ein paar größere Löcher in Deine Wände hauen müssen, wenn Du Deine sehenswerte Anlage hättest beweglich machen wollen ...

Viele Grüße
Rainer


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Meine Modellbahn: Eine unendliche Geschichte ... 5. Der Bahnhof I

#7 von floete100 , 14.06.2020 14:29

So, rein optisch war der Übergang zum Bahnhof ja schon geschafft. Der Bau kann beginnen.

Die Bahnhofsebene ist insgesamt so groß, dass ich sie nicht "am Stück" bauen wollte. Ich habe sie daher in "Ein-Mann-Platten" zerlegt. Insgesamt 5 Stück. Natürlich nicht gleich groß und gleich geformt, aber eben in begrenzter Größe.

Der prinzipielle Aufbau ist bei allen gleich. Es beginnt wieder mit einem Fachwerk-Rahmen aus Holzleisten 20 x 40 mm:

Die Leisten wurden, wo erforderlich, ausgeklinkt, dann verleimt und verschraubt.

Darauf kam dann 10 mm-Sperrholz, ebenfalls verleimt und verschraubt. Das nächste Foto zeigt denselben Teil wie das letzte Foto:

Fragt mich nicht, warum der untere Teil der Platte rot aussieht - der ist genauso hell wie der obere Teil ...

Die Platte ist zur weiteren Bearbeitung senkrecht aufgespannt. Für jedes Signal wurde bereits die entsprechende Aussparung angebracht, und jeweils passende Kistchen aus 4 mm-Sperrholz gefertigt und eingeklebt. Für Haupt- und Gleissperrsignalkombis wurde natürlich jeweils eine gemeinsame Kiste gesetzt.

Die "weitere Bearbeitung" fand nun im wesentlichen "von hinten" statt:

Man sieht die Signalkisten von unten und den Einbau der Decoder. Und man erkennt den Grund, warum nur der rechte der beiden Querspanten des Fachwerks durchgehend angelegt wurde: Beim linken waren die Signale im Weg.

Ich hatte mit einigen Märklin-Decodern angefangen, dann aber relativ schnell auf Viessmann gewechselt: Bei denen konnte man schon damals zum Betreiben der Magnetartikel "Fremdstrom" einspeisen, während bei den Märklin-Decodern hierfür auch der Digitalstrom verwendet wurde.

Jeder Decoder sitzt auf zwei Abstandsklötzen aus 10 mm-Sperrholz: Ich hatte von Anfang an Sommerfeldt-Oberleitung vorgesehen, wusste aber noch nicht, wo Masten zu stehen kamen. Durch die Abstandsklötze hätte ich auch Masten oberhalb der Decoder setzen können. Wie sich herausstellte, sitzt kein einziger Mast über einem Decoder ...

Die Bahnhofsebene steht auf Stützen. Diese habe ich, wo immer möglich, aus zwei Stücken einer Holzleiste 10 x 40 mm zusammengeleimt, von denen der eine Teil die richtige Länge hatte, während der zweite Teil länger ist.

Das Foto zeigt den Sinn dieser Maßnahme: So konnte ich die Stützen einfach vor die Leisten der SBf-Ebene schrauben.

Wo ich gerade beim Schrauben bin: Untereinander sind die Bahnhofsplatten mit Schlossschrauben M6, Scheiben und Muttern verbunden; auf den Stützen sind sie mit langen Spax-Schrauben befestigt.

Auf dem Foto neben der Stütze sieht man den rechten der beiden Handgriffe, mit denen ich die Anlage vorziehen kann.

Auf dem nächsten Foto sind beide Griffe zu sehen:

Ich habe sie in dem Bereich montiert, wo der "gefühlte Schwerpunkt" der Anlage sitzt: Das ist etwa die Stelle, an der der Rahmen nach links breiter wird (der "Knick" ist an den Leisten der Bahnhofsplatte zwischen den Griffen erkennbar).

Unterhalb des linken Griffs sieht man meine Styrodurvorräte - geplant ist noch so einiges an Landschaft .

Der Pfeil zeigt übrigens auf den letzten Wagen des langen Güterzugs auf SBf-Gleis 9. Der Zug besteht aus 6 Bananenwagen von Märklin, Fleischmann und Trix und 15 Kühlwagen, auch gemischt - Märklin, Roco, und etliche VEB Piko Sonneberg (!). Die restlichen 9 sind braune Güterwagen von Roco und Piko (auch VEB). Der letzte Wagen, ein Schweizer Modell, ist der einzige mit silbernen Türen: So kann ich, wenn der Zug über die Paradestrecke fährt, sofort sehen, ob er noch komplett ist - die silbernen Türen fallen auf :).

Auf dem nächsten Foto ist die erste Bahnhofsplatte zu sehen - dahinter die Schienen der Einfahrt.


Und das letzte Foto für heute zeigt die Platte, deren Entstehung oben schon zu sehen war, nun in eingebautem Zustand mit allen Gleisen - aber noch ohne die Signalkisten und ohne Kabelbohrungen:

Ganz links außen und ganz vorn/unten sitzen die beiden Schutzweichen, die auf dem WinDigiPet-Ausdruck noch fehlten.

Gruß,
Rainer


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RE: Meine Modellbahn: Eine unendliche Geschichte ...

#8 von bjb , 14.06.2020 15:25

Servus Rainer,

herzlich Willkommen hier im Forum und vielen Dank für die Vorstellung Deiner Anlage.

Die Verschiebemechanik sieht richtig gut aus und ich kann mir gut vorstellen, dass die große Anlage damit ohne Probleme hin- und hergeschoben werden kann. Sind Deine Erfahrungen jetzt genau so gut, wie Du es Dir vorgestellt hast? Ich hoffe es ist so und Deine Züge bleiben beim Verschieben sicher auf den Gleisen stehen. Das ist ja absolut wichtig, denn ansonsten würde Dir sehr wahrscheinlich die Freude an der Anlage bald vergehen. Es wäre toll, wenn Du darüber och mal berichten kannst, denn wenn alles gut klappt, dann wird das sicher Nachahmer finden.

Der gesamte Aufbau ist sehr professionell und macht einen sehr guten Eindruck. Wie ich sehe, hast Du die älteren Signale alle ordentlich versenkt, das sieht nachher sicher gut aus und Du wirst daran Deine Freude haben. Ich hoffe beim M-Gleis ist das ebenso, da ist es sicher wichtig für viele gute Einspeisungen zu sorgen.

Ich bin gespannt wie es weitergeht und werde Dir weiter beim Aufbau sicher zuschauen.

Mit lobenden Grüßen


BJB

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RE: Meine Modellbahn: Eine unendliche Geschichte ...

#9 von floete100 , 14.06.2020 17:28

Zitat

Die Verschiebemechanik sieht richtig gut aus und ich kann mir gut vorstellen, dass die große Anlage damit ohne Probleme hin- und hergeschoben werden kann. Sind Deine Erfahrungen jetzt genau so gut, wie Du es Dir vorgestellt hast? Ich hoffe es ist so und Deine Züge bleiben beim Verschieben sicher auf den Gleisen stehen.

...

Ich hoffe beim M-Gleis ist das ebenso, da ist es sicher wichtig für viele gute Einspeisungen zu sorgen.


Vielen Dank für die Komplimente, BJB. Das hört man gern ...

Das letzte Foto in Beitrag #2 (das fertige Alu-Gestell) ist von September 93, also fast 27 Jahre alt. In dieser Zeit ist die Anlage bestimmt 1000mal hin- und hergeschoben worden - ohne Probleme. Mir ist auch noch nie ein Zug umgefallen (und Du hast gesehen, dass alle Züge im SBf quer zur Verschieberichtung der Anlage stehen). Natürlich darf die Bewegung nicht ruckartig erfolgen - wenn das beachtet wird, kann ich die Anlage sogar verfahren, während Züge unterwegs sind.

Auch ist die gesamte Konstruktion immer noch so stabil wie am ersten Tag - die Diagonalstreben erfüllen ihren Zweck. Dazu hat sicher auch beigetragen, dass ich einen guten Platz für die Griffe gefunden habe. Du kannst Dir sicher vorstellen, dass das Verschieben nicht gut gehen würde, wenn man ganz am rechten Ende anfasst - die Anlage ist 7 m lang.

M-Gleise würde ich heute bei einem Neubau einer Anlage sicher nicht mehr nehmen. Aber als der Bau dieser Anlage 1992 begann, war ein so großer Bestand an M-Gleisen vorhanden, dass nichts anderes in Frage kam. Es sei denn, ich hätte statt in Aluminium in K-Gleise investiert ...

Aber auch so ist ein sicherer Betrieb - digital - bis heute möglich. Und ja, ich habe von Anfang an Einspeisungen etwa alle 5 Gleisstücke vorgenommen.

Gruß,
Rainer


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Meine Modellbahn: Eine unendliche Geschichte ... 6. Schaltzentrale und Trafoschrank

#10 von floete100 , 16.06.2020 15:24

Jetzt habe ich ganz viel über Alu, Holz und Schienen berichtet. Natürlich braucht die Anlage auch eine Steuerung. Wie bereits im ersten Beitrag erwähnt, sollte die Anlage digital betrieben werden. Also kam die Central Unit 6020 ins Haus, dazu zunächst ein Control 80f. Als dann die deutlich bessere Control Unit 6021 herauskam, bin ich umgestiegen - und bis heute dabei geblieben. Die Central Unit wurde aber keineswegs ausgemistet: Sie tut bis heute gute Dienste - ich fahre nämlich sozusagen "mehrgleisig" :):

  • Die Control Unit steuert sämtliche Triebfahrzeuge. Sie liefert außerdem den Digitalstrom für den Betrieb im Bahnhof und Betriebswerk; die beiden Schattenbahnhofsteile vorn/hinten und das jeweils zugehörige Gleis der Paradestrecke werden je über einen Booster versorgt.
  • Die Central Unit steuert - über ein Interface und einen Laptop mit WinDigiPet - Weichen, Signale und Fahrstraßen in Bahnhof und BW.
  • Die Weichen des Schattenbahnhofs steuert die bereits vorgestellte analoge Relaisschaltung.


Da meine Anlage als Ganzes beweglich ist, musste ich natürlich sehr genau überlegen, was ich wohin baue. Die erwähnten Steuerungsgeräte fallen nicht so sehr ins Gewicht - was wörtlich gemeint ist . Viel Gewicht bringen aber die Trafos - und davon hab ich insgesamt 11 Stück im Einsatz. Und vom Gewicht mal abgesehen: Platz brauchen die Trafos auch ...

Als Lösung des Problems hab ich Kraftwerk und Steuerung getrennt. Die Steuerung ist an der Anlage angebaut, und zwar ebenfalls beweglich: Ich kann sie verschwinden lassen, wenn der Betrieb ruht. Die Trafos habe ich in einem selbst maßgeschneiderten Schrank untergebracht, der an einem festen Platz unter der Anlage steht.

Das Foto zeigt rechts den Trafoschrank. Er hat links unten eine Belüftungsöffnung; auf der Rückseite oben ist ein Ventilator eingebaut. Vorn eingesteckt ist das Datenkabel vom Interface (im Trafoschrank) zum Computer. Alle übrigen Leitungen sind links aus dem Schrank herausgeführt und mit Spiralkabelschutz zu Bündeln zusammengefasst.

Darüber sieht man meine "Steuerungs-Schublade". Sie ist hinten an Kugelauszügen unter der Anlage befestigt; vorn steht sie zusätzlich "auf eigenen Beinen". Die weiße Abdeckung dient als Staubschutz: Die Schublade stößt hinten an das Alu-Gestell und ist etwas tiefer als der vordere SBf (d. h. sie steht in eingeschobenem Zustand etwas vor).

In der Schubladenfront ist rechts ein wichtiges Detail zu erkennen: Der Not-Aus-Knopf ist "echt" (er schaltet die gesamte Anlage stromlos) und hat mir schon oft gute Dienste geleistet.

Wenn ich die Schublade vorziehe, bietet sich folgendes Bild:

Links ein Mousepad, daneben der zusammengeklappte Laptop, und rechts CU und Control 80f. Ganz rechts befinden sich die Besetztanzeigen für die 9 SBf-Gleise und bei den 3 "Sonderzuggleisen" jeweils ein Taster, mit dem diese Züge in Marsch gesetzt werden können.

Hinter dem Laptop hat noch ein SMT-Rollenprüfstand Platz gefunden:


Einsatzbereits sieht die Steuerzentrale dann so aus:

Die Maus hat ihren "Ruheplatz" unter dem Mousepad (unter dem sich auch der Schlüssel zum Trafoschrank befindet - ab und an sind auch Kinder zu Besuch ).

A propos Kinder: Der oberhalb der Maus sichtbare weiße Taster ist ebenfalls eine Kindersicherung. Die 4 grünen Taster (rechts neben dem weißen - er schaltet die Einfahrt in den Bahnhof - und ganz rechts bei den Besetztanzeigen) sind funktionslos, solange nicht gleichzeitig der weiße Taster gedrückt wird.

Der Trafoschrank ist nur bei vorgezogener Steuerzentrale zugänglich:


Zum Stichwort "vorgezogene Steuerzentrale" noch eine Anmerkung: Leider war ich bei der Bemessung der Kabellänge zwischen Trafoschrank und Zentrale etwas zu knauserig . Wenn ich die Anlage komplett vorgezogen habe, kann ich die Zentrale nur noch etwa halb unter der Anlage hervorziehen, dann sind die Kabel gestreckt. Falls jemand so etwas nachbauen will: Bitte beachten und die Kabel lieber etwas länger lassen!

Die Verbindung zur Anlage bilden ebenfalls Kabelbündel:


Die Bahnhofsteile sind lösbar angeschlossen - sowohl untereinander als auch am SBf. Verwendet habe ich diese steckbaren Lüsterklemmen:


Um bei den Signalen ggf. mal eine Birne wechseln zu können, habe ich auch deren Anschlüsse lösbar gestaltet:

Jedes Signal kann dadurch komplett aus der Anlage entnommen werden. Da ich die Birnen nur "nachts" einschalte und bis auf die Vorsignale alle Birnen nur 10 V "Saft" bekommen, musste ich natürlich noch nie eine Birne wechseln .

Auf dem letzten Bild sieht man seht schön eins der Signalkistchen von unten. Von oben sehen die Dinger so aus:

Die beiden senkrechten Nuten dienen der Aufnahme der Anschlussbuchsen der Signale. Unten sind für jedes Signal zwei Magnetplättchen eingeklebt, die für guten Stand der Signale sorgen (deren vernickelte Bodenplatten magnetisch sind). Die Kabelbohrungen sind natürlich "extra groß", weil die Stecker hindurchpassen müssen.

Bei Haupt- und Gleissperrsignal in einer Kiste habe ich einen gemeinsamen Massekontakt (zum Ein-und Ausschalten der Beleuchtung) als Feder zwischen die Massebuchsen der beiden Signale gelegt:


Zum Abschluss des heutigen Beitrags noch einige Bilder zu den Verbindungen.


Zusammengesteckte Lüsterklemmen


Kabelverbindung von einem Bahnhofsteil zum nächsten


Eine der Schlossschrauben zwischen den Bahnhofsteilen

Gruß,
Rainer


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RE: Meine Modellbahn: Eine unendliche Geschichte ...

#11 von WiTo , 16.06.2020 16:52

Hallo Rainer,

beeindruckend, mit welcher Sorgfalt du an dein Lebenswerk gehst

Da steckt viel handwerkliche Erfahrung drin. Was man auch am gekonnten Versenken der Signalantriebe sieht. Und der Schalttisch ist auch vom Feinsten.

Bin jedenfalls schon sehr gespannt, wie es dann mit der Anlage weitergeht.

Viel Erfolg noch beim weiter Aufbauen

Liebe Grüße

Thomas (WiTo)


Meine Anlage:
https://www.stummiforum.de/viewtopic.php?f=64&t=121964

Computer hat man, um Probleme zu lösen, die man ohne Computer nicht hätte (für Modellbahnanlagen gilt sinngemäß das Gleiche).


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RE: Meine Modellbahn: Eine unendliche Geschichte ...

#12 von floete100 , 17.06.2020 14:44

Zitat

Hallo Rainer,

beeindruckend, mit welcher Sorgfalt du an dein Lebenswerk gehst

Da steckt viel handwerkliche Erfahrung drin. Was man auch am gekonnten Versenken der Signalantriebe sieht. Und der Schalttisch ist auch vom Feinsten.

Bin jedenfalls schon sehr gespannt, wie es dann mit der Anlage weitergeht.

Viel Erfolg noch beim weiter Aufbauen

Liebe Grüße

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Vielen Dank für die Blumen, Thomas .

"Lebenswerk" ist gar nicht so verkehrt - das dürfte auf jeden Fall meine letzte Anlage sein. Und sie ist auch längst noch nicht fertig . Was u. a. daran liegt, dass ich zeitweise einfach mal nix mit Eisenbahn mache. Und wenn doch, dann z. T. Projekte abseits der eigentlichen Anlage. Einige davon sind auch hier im Forum "aktenkundig", z. B. mein Schlusslichtbeitrag, mein selbstgebauter Regelturmtriebwagen und die Beleuchtung für den Schi-Stra-Bus. Und natürlich meine in der Signatur verlinkte Kabinentender-Inneneinrichtung ...

Oder ich tausche den einen oder anderen Zug im Schattenbahnhof aus, schalte die Anlage ein, setz mich hin und genieße einfach den Anblick der über die Paradestrecke rollenden Züge.

Das ist einer der Gründe, warum ich nach über 50 Jahren immer noch nicht vom Moba-Virus geheilt bin: Es gibt 1001 Möglichkeit, sich mit der Modellbahn zu beschäftigen .

Liebe Grüße,
Rainer


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RE: Meine Modellbahn: Eine unendliche Geschichte ...

#13 von WiTo , 17.06.2020 16:00

Zitat

Zitat

Hallo Rainer,

beeindruckend, mit welcher Sorgfalt du an dein Lebenswerk gehst

Da steckt viel handwerkliche Erfahrung drin. Was man auch am gekonnten Versenken der Signalantriebe sieht. Und der Schalttisch ist auch vom Feinsten.

Bin jedenfalls schon sehr gespannt, wie es dann mit der Anlage weitergeht.

Viel Erfolg noch beim weiter Aufbauen

Liebe Grüße

Thomas (WiTo)


Vielen Dank für die Blumen, Thomas .

"Lebenswerk" ist gar nicht so verkehrt - das dürfte auf jeden Fall meine letzte Anlage sein. Und sie ist auch längst noch nicht fertig . Was u. a. daran liegt, dass ich zeitweise einfach mal nix mit Eisenbahn mache. Und wenn doch, dann z. T. Projekte abseits der eigentlichen Anlage. Einige davon sind auch hier im Forum "aktenkundig", z. B. mein Schlusslichtbeitrag, mein selbstgebauter Regelturmtriebwagen und die Beleuchtung für den Schi-Stra-Bus. Und natürlich meine in der Signatur verlinkte Kabinentender-Inneneinrichtung ...

Oder ich tausche den einen oder anderen Zug im Schattenbahnhof aus, schalte die Anlage ein, setz mich hin und genieße einfach den Anblick der über die Paradestrecke rollenden Züge.

Das ist einer der Gründe, warum ich nach über 50 Jahren immer noch nicht vom Moba-Virus geheilt bin: Es gibt 1001 Möglichkeit, sich mit der Modellbahn zu beschäftigen .

Liebe Grüße,
Rainer




Hallo Rainer,

schöner kann man es nicht zusammen fassen. Unser Hobby bietet einfach so viele Möglichkeiten sich damit zu beschäftigen, dass es einen einfach dauerhaft vereinnahmt. Irgendetwas geht immer. Und genau wie du es schreibst, kann das auch mal darin bestehen sich einfach nur an der Fahrt schöner Züge zu freuen. Das ist pure Entspannung, bzw. Komplettes Abschalten vom Alltag (ich glaube, ich mach gleich mal die MoBa an).

Ich wünsche dir weiter viel Spaß an unserem tollen Hobby

Liebe Grüße

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Meine Modellbahn: Eine unendliche Geschichte ... 7. Die Paradestrecke

#14 von floete100 , 19.06.2020 14:45

Heute gibt's nur zwei Fotos - sozusagen als "Appetithäppchen". Sie zeigen den Bau der Paradestrecke, die die beiden Wendeln miteinander verbindet:

Das erste Foto zeigt die komplette Paradestrecke.

Gut zu sehen auch der Trafoschrank und meine Schaltzentrale in eingefahrenem Zustand.

Das zweite Foto zeigt den Grund für die Lücke in der Mitte:

Hier werden die beiden Brücken eingebaut, die links schon bereitliegen.

Ich fand (und finde immer noch) dieses Brückenmodell sehr schön. Allerdings hatte der Bausatz ein ganz doofes Feature: Der eigentliche Brückenträger besteht aus zwei Teilen, jedes halb so lang wie die Brücke. Und damit die Brücke nicht zusammenkracht, hatte der Hersteller vorgesehen, dass man in der Mitte einen Pfeiler setzt . Das wollt ich auf gar keinen Fall - weshalb ich unter den Brückenträger einen Streifen aus 3 mm dickem Stahlblech über die gesamte Brückenlänge eingesetzt habe.

Ganz links - nahe bei der linken Wendel - gibt es noch eine weitere Brücke; deren Lücke ist auf dem ersten Foto allerdings nicht wirklich zu sehen.

In der nächsten Folge werde ich über den Bau des Dampf- und Diesel-BW berichten - bin schon dabei, die alten Fotos zu sichten und ergänzende neue zu machen.

Gruß,
Rainer


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RE: Meine Modellbahn: Eine unendliche Geschichte ...

#15 von caseyjones , 19.06.2020 15:41

Hallo Rainer - interessant! Ich bin erst jetzt auf deine Anlage gestoßen.

Die Konstruktion des Unterbaus in Alu + Holz Kombination ist super. Daß Du dazu einen Konstruktionsfachmann um Rat gebeten hast, war sicherlich eine Deine besten Modellbahn-Entscheidungen.

Bis 2017 war ich in meinem Haus mit meiner Rechteck-Anlage 5.00 m x 1.10 m glücklich - ich dachte nicht, daß ich da mal zu Lebzeiten ausziehen würde. Es kam anders: heute steht die gleiche Anlage, aber einen Meter kürzer, in meinem "Arbeitszimmer" (ich "arbeite" als Rentner) in Wien, in einer passenden Nische. Das war kein Umzug. Abbauen + Wiederaufbau war angesagt.

Hätte ich sie vielleicht auch lieber vorziehbar gemacht - die Idee dazu hatte ich genau so wie Du. Allerdings ist meine Anlage so konstruiert, daß der Unterbau komplett als Stauraum genutzt ist. Ohne Ausräumen könnte man da nicht hindurch kriechen. Alle Installationen der Elektrik sind von ober zugänglich; es ist eine "Plattenanlage" mit einer großzügigen Brücken- und Rampenstrecke. Der stabile Unterbau ist begehbar, falls am hinteren Rand knifflige Arbeiten fällig sind. Trotzdem: 110 cm Anlagentiefe als "Greifbereich" sind problematisch, nicht wirklich zu empfehlen. Das war der Preis zur - fast konsequenten - Vermeidung von Radius 36cm. Interessante H0-Anlagen mit 80 oder 85 cm Tiefe sind als kompakte Rechteckanlage eben kaum machbar.

Was hast Du für Brücken vorgesehen - Hersteller, Länge? Mittig eine Stütze unterstellen?? Grausam ist schon diese Vorstellung! Natürlich gehört da die untere Fahrbahn verstärkt - Alu hätte aber wohl gereicht.

Viel Spaß mit Deiner Anlage - wir sind auf den weiteren Fortschritt gespannt.
Uli


 
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RE: Meine Modellbahn: Eine unendliche Geschichte ...

#16 von floete100 , 19.06.2020 18:03

Zitat von caseyjones im Beitrag #15

Daß Du dazu einen Konstruktionsfachmann um Rat gebeten hast, war sicherlich eine Deine besten Modellbahn-Entscheidungen.


Hallo Uli,

das sehe ich genauso. Wobei - die Frage, die ich dem Kollegen gestellt hatte, war eigentlich: "Ich möchte meine Modellbahn beweglich machen. Zu welcher Lösung würden Sie raten: Feststehender Unterbau mit beweglicher Platte, oder komplette Anlage beweglich?" Du kommst nie drauf, wozu er sofort geraten hat 8) (und ich stelle mir heute noch gelegentlich vor, ich hätte es anders gemacht - und müsste jedesmal, wenn ich hinter die Anlage will, eine Art "Hürdenlauf" über die Träger des feststehenden Untergestells machen ). Dass der Kollege dann auch noch angeboten hat, mir die Berechnung zu machen, war natürlich das Tüpfelchen auf dem i ...
Zitat von caseyjones im Beitrag #15

Was hast Du für Brücken vorgesehen - Hersteller, Länge? Mittig eine Stütze unterstellen?? Grausam ist schon diese Vorstellung! Natürlich gehört da die untere Fahrbahn verstärkt - Alu hätte aber wohl gereicht.


Hier sind die Brücken:

Die großen sind wohl von Faller, 390 mm lang. Sie haben den Vorteil, recht schmal zu sein: Beide nebeneinander passen zum Gleisabstand meiner Paradestrecke (60 mm).


Die kleinen sind, soweit ich mich erinnern kann, von Vollmer, 270 mm lang. Die waren allerdings zu breit für meinen Gleisabstand, so dass kräftiges Kitbashing erforderlich war: Ich habe einer der beiden bereits fertig gebauten Brücken ein komplettes Fachwerk amputiert, und dann aus zwei Brücken eine mit drei Fachwerken gemacht.

Für die Hersteller kann ich keine Gewähr übernehmen - beide Bausätze sind sicher 40, der große eher 50 Jahre alt. Die beiden großen Brücken waren schon auf der Anlage in meinem Elternhaus im Einsatz (mit Mittelpfeiler ).

Bezüglich der Verstärkung hast Du sicher recht. Ich konnte mir allerdings die Luxusvariante leisten: Ein Blechschlosser meiner Firma hat mir die beiden Streifen aus Abfallblech geschnitten - nichtrostender Stahl 1.4301/304L .

Gruß,
Rainer


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zuletzt bearbeitet 29.09.2021 | Top

Meine Modellbahn: Eine unendliche Geschichte ... 8. Das Betriebswerk

#17 von floete100 , 20.06.2020 18:56

Heute gibt's mehr auf die Augen :) ...

Mein "Lastenheft" für das Betriebswerk sah folgendes vor:

  • Mittelgroßes Dampflok-BW
  • Versorgung von (auch "durchreisenden") Dieselloks möglich
  • Drehscheibe
  • 6ständiger Lokschuppen
  • Köf-Lokschuppen
  • Wasserturm
  • Bekohlungsanlage
  • Besandungsturm
  • Schlackengrube
  • Wasserkräne
  • Rohrblasgerüst
  • Überladekran
  • Lokleitung


Ganz schöne Liste ...

Der Bau begann mit einem Ausschnitt in der an das BW angrenzenden Bahnhofsplatte:


Die eigentliche BW-Platte konnte gut an meinem provisorischen Werktisch aufgebaut werden:

Man sieht den Ring für die Drehscheibe und die hölzernen Böschungskörper für die hier verwendeten K-Gleise. Der Vollmer-Lokschuppen 5758 ist "solo" schwierig zu bauen - wegen der schieren Größe besteht die Gefahr, dass er "krumm und schief" wird. Daher habe ich ihn direkt auf der BW-Platte aufgebaut - die Fundamente sind auf dem Foto schon zu sehen.


Hier sind bereits die Gleise verlegt, ebenso der "Fußboden" des Lokschuppens.


Der Lokschuppen bekam natürlich auch eine Inneneinrichtung. Dazu gehört u. a. auch eine Schweißlicht-Elektronik. Damit habe ich zwei Schweißkabinen bestückt, die links neben der Lok zu sehen sind. Die typischen grünen Schweißvorhänge habe ich mit Windows-Colour realisiert - es waren mehrere Lagen von dem grünen Gummizeug nötig, um den richtigen Grünton zu bekommen. Aber durch diese Vorhänge hindurch sieht jetzt das Schweißlicht richtig klasse aus.


Einen Schweißer - mit blauer Schweißmaschine und natürlich mit Schweißerschutzhelm - habe ich hinten an der Werkbank platziert. Und natürlich hat er auch sein eigenes Schweißlicht.

Beim Dach des Lokschuppens bin ich nach reiflicher Überlegung von der Bauanleitung abgewichen. Die sieht nämlich vor, dass die Mitteldächer eingeklebt werden sollen; nur die inneren und äußeren Dächer sind dann abnehmbar. Das schien mir schlecht für die Zugänglichkeit (z. B. zum Reinigen) - also habe ich auch die mittleren Dächer abnehmbar gemacht:

Die beiden Dachteile wurden auf passend zugeschnittene Dreiecke aus 4 mm-Sperrholz geklebt. Diese Dachsegmente sind dann einfach oben auf die Dachträger aufgelegt.


Als Beleuchtung wurden insgesamt 4 Fleischmann-Waggonbeleuchtungen eingebaut - LEDs waren vor 20 Jahren noch nicht so en vogue auf der Modellbahn. Hinter dem Lichtleiter sieht man das Holzdreieck des Dachsegments.


So sieht die Drehscheiben/Lokschuppen-Platte auf der Anlage aus.

Unter der Drehscheibe (es ist eine 7686) wurde der Decoder eingebaut:

Gut zu sehen ist auch der sehr empfehlenswerte Querbalken (aus hartem Buchenholz), der das Durchhängen der Drehscheibengrube zuverlässig verhindert.

Und hier ein Blick auf die übrige Gleisanlage des BWs:

Die beiden roten Striche deuten an, dass da noch was kommt: Links habe ich das Ziehgleis bis hinter die Dieseltankstelle verlängert; rechts wurde ein Gleis unter der Brücke hindurchgeführt. Dieses dient zur Anlieferung der Kohle.

Wusstet Ihr übrigens, dass man M-Gleis als Flexgleis verlegen kann?

Ich hatte irgendwann ganz viele 5210 bekommen (das sind die 16 mm langen Ausgleichsstücke) - und so kam mir die Idee für die Verlängerung des Ziehgleises als "Flexgleis":

Es ist das Gleis zwischen den grünen Pfeilen - sieht doch richtig elegant aus, oder?
(Der rote Pfeil zeigt auf das "Kohleversorgungsgleis".)

Und so geht der Trick:

Es wurde immer abwechselnd ein halbes gerades Gleis 5107 und ein Ausgleichsstück 5210 eingesetzt.

Der heutige Zustand des BWs - einmal von hinten ...

Rechts in der Mitte ist der Kohlebansen zu sehen. Er gehört zur Bekohlungsanlage (Roco 5081) und kam mir viel zu klein vor. Daher habe ich die Wandelemente des Bausatzes nur für die von vorn sichtbare Front verwendet und die übrigen Wände aus Sperrholz ergänzt. Und ja, gefüllt wird der Bansen auch noch - selbstverständlich mit einer Deckschicht aus echter Kohle.

... und einmal vorn vorn gesehen:


Also längst nicht fertig ...

Zum heutigen Abschluss noch zweimal "Pimpen":

Irgendwann reklamierte meine (damals noch recht kleine) Tochter bei "Nachtbetrieb": Papa, Du kannst die Drehscheibe jetzt aber nicht fahren lassen. Das Haus ist ganz dunkel! Also hat der Papa Licht eingebaut - ich glaub, meine allererste LED. Sah leider nach gar nix aus - alles grün, und leer obendrein. Also ein passendes Preiserlein eingebaut, und die Farbtöpfe herausgeholt: Grau, silber, weiß, rot, gelb ... Hier das Ergebnis:

Meine Tochter ist heute 28 Jahre alt :) ...

Und der Köf-Lokschuppen ist so "ab Werk" auch nicht wirklich brauchbar, jedenfalls wenn man ihn nutzen möchte. Also hab ich ihm eine schicke Leuchte und eine funktionierende Torschließautomatik spendiert:


So weit für heute - es folgt die Fertigstellung der Bahnhofsplatte.

Gruß,
Rainer


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RE: Meine Modellbahn: Eine unendliche Geschichte ...

#18 von Bernhard B , 20.06.2020 20:05

Hallo Rainer,

Also ich bin begeistert wie viel Hirnschmalz das du in deine Anlage investiert hast

Sehr sehr interessante Lösungen das mit dem Trafoschrank oder dein Fahrpult

Alles sehr durchdacht und perfekt umgesetzt !!



Lg Börni



viewtopic.php?f=64&t=176151


 
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RE: Meine Modellbahn: Eine unendliche Geschichte ...

#19 von floete100 , 21.06.2020 13:35

Hallo Börni,

wie Thomas schon schrieb - meine Anlage hat was von "Lebenswerk" . Da lohnt es sich schon, Hirnschmalz zu investieren; das zeigt auch die Tatsache, dass nach all den vielen Jahren immer noch alles funktioniert - nichts verklemmt, verzogen o. ä.

Zu meinem Glück bin ich sozusagen "erblich vorbelastet": Schon mein Vater - ebenfalls Maschinenbauingenieur - war ein Tüftler. Und ich habe 30 Jahre lang mein Geld mit Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement verdient ...

Liebe Grüße,
Rainer


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Meine Modellbahn: Eine unendliche Geschichte ... 9. Der Bahnhof II

#20 von floete100 , 21.06.2020 14:33

Hier nun, wie angekündigt, die Fertigstellung der Bahnhofsebene - gleichzeitig die Komplettierung der Gleisanlagen.

Die fünfte und letzte Bahnhofsplatte wurde nach demselben Muster wie die übrigen angefertigt, d. h. Leistenfachwerk und 10 mm-Sperrholzplatte:

Man sieht der Platte schon an, dass der Bahnhof hier einen "Knick" bekommen wird.

Wie an den bereits verlegten Gleisen gut zu sehen ist, hatte ich den alten Moba-Tipp befolgt: Gleise möglichst nicht parallel zur Anlagenkante verlegen - das wirkt langweilig. Mit dem Knick wollte ich zum einen das Gleisbild noch etwas "lebendiger" gestalten. Und zum anderen wollte ich einen Nachteil der Märklin-Gleisgeometrie ein wenig kaschieren bzw. ausgleichen: In der Weichenstraße ergeben sich nämlich relativ große Gleisabstände (z. T. bedingt dadurch, dass ich ausschließlich DKWs 5128 verwendet habe, keine 5207 - ich wollte auf die Weichenlaternen nicht verzichten ). Und dadurch würden entsprechend die Bahnsteige (zu) breit ...

Für das dem Knick entsprechende Verschwenken der eigentlichen Bahnsteiggleise habe ich wieder K-Flexgleis verwendet. Zunächst wurde ein Plan im Maßstab 1:10 erstellt und auf die Platte übertragen:


Bei der Planung der Radien (die hier natürlich sehr großzügig angelegt werden konnten) habe ich folgenden Trick angewandt: Die Radien werden von innen nach außen nicht größer, sondern kleiner. Ergebnis: Die an die sanften Kurven anschließenden geraden Gleisenden (Kopfbahnhof!) haben geringere Abstände als die Weichenstraße vor den Kurven.

Entsprechend der Planung wurde zunächst für die Flexgleise wieder eine Gleisbettung aus Sperrholz geschnitten und aufgeklebt:

Die anschließenden geraden Gleise wurden probehalber verlegt.

Auf dem nächsten Bild mit den fertig verlegten Gleisen sieht man die Wirkung des Tricks mit den Radien recht gut:

Die Gleise haben die Nummern 1 - 7; Gleis 1 ist ganz unten auf dem Foto. Die Gleise 1, 3, 4, 6 und 7 haben alle ein Bogenmaß von 18°. Die Radien der Gleise sind wie folgt:

  • Gleis 1 1800 mm
  • Gleis 3 2396 mm
  • Gleis 4 2300 mm
  • Gleis 6 2373 mm
  • Gleis 7 2300 mm


Bei den Gleisen 6 und 7 musste natürlich der Abstand gehalten werden, da hier eine Weichenverbindung eingesetzt wurde (d. h. hier ist der Radius des Gleises 7 kleiner als der des Gleises 6, wie in der Tabelle zu sehen).

Und hier noch ein Blick auf den fast kompletten Bahnhof:

Alle Gleise enden - wie oben bei den Gleisen 2 und 5 schon zu sehen - in M-Prellböcken. Denen habe ich allerdings die vorbildwidrigen Puffer "gezogen" und auch die rote Bauchbinde weiß übermalt.

Die Gleise 6 und 7 sowie die links daneben liegenden Gleise 8 und 9 (letztere mit Gruppen-Ausfahrsignal) bilden die Güterabfertigung. Gleis 2 ist ein Lokomotiv-Abstellgleis. Die übrigen vier Gleise dienen dem Personenzugverkehr; das kürzere Gleis 5 wird für Wendezüge genutzt, die in Epoche III üblicherweise noch nicht sehr lang waren (bei mir 4 - 5 Donnerbüchsen mit "Wendebüchse" und z. B. BR 23, 65 oder 78 und 3 - 4 Silberlinge mit dem "Ur-Hasenkasten" und BR V 100 oder E 41).

Damit ist, wie gesagt, der Bau der Gleisanlagen abgeschlossen.

Als nächstes werde ich über den Bau der Oberleitung berichten. Allerdings bitte ich da um etwas Geduld - für diesen Bericht muss ich noch einiges vorbereiten.

Gruß,
Rainer


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RE: Meine Modellbahn: Eine unendliche Geschichte ...

#21 von Andreas Poths , 21.06.2020 14:51




gruß pothsi
Man lebt nur einmal...aber dann mit MÄRKLIN!!!
Guggd ihr meine Anlage gerne auch hier:
https://www.youtube.com/watch?v=hzD2SyMk1KA

Nüchtern betrachtet war es besoffen besser....


Andreas Poths  
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Meine Modellbahn: Eine unendliche Geschichte ... 10. Gimmicks

#22 von floete100 , 22.06.2020 15:44

Vielen Dank für Dein positives Feedback, Pothsi!

Beim Zusammenstellen der Fotos für den Oberleitungsbericht bin ich, da ich die meisten Bereiche elektrifiziert habe, vorn und hinten um die Anlage herumgegangen. Dabei sind mir einige Gimmicks ins Auge gefallen. Und die möcht ich Euch heute so zwischendurch vorstellen.

Das Vorsignal an der Bahnhofsausfahrt habe ich umgebaut. Es kann jetzt die Bilder

Vr 0 - Halt erwarten

und

Vr 2 - Langsamfahrt erwarten

So muss das auch sein, sagt Ihr? Das ist wohl wahr. Aber ab Werk können die alten Märklin-Vorsignale gar kein Vr 2 (unten gelb/oben grün). Sie zeigen stattdessen

Vr 102 - Langsamfahrt erwarten: Zu den beiden gelben Lampen wird eine grüne zusätzlich aufgeblendet ...

Das Signal Vr 102 steht allerdings schon in meinem DB-Signalbuch (Ausgabe 1959) in Abschnitt C "Künftig wegfallende Signale" .

Bei mir befindet sich dieses zweite Vorsignal dicht bei der Wand an der Paradestrecke (und ist außerdem dreibegriffig) - daher habe ich es nicht umgebaut.

Über die verbesserten M-Gleis-Prellböcke hatte ich ja schon berichtet:


Die K-Gleis-Prellböcke passen problemlos auch auf das M-Gleis. Einen ganz vorn habe ich mit einem alten Holzbalken verschönt:


Außer den Märklin-Formsignalen habe ich auch zwei Gleissperr-Zwerge im Einsatz - komplett selbst gebaut:


Die an dem Zwerg sichtbare Kennzeichnung haben auch alle anderen Signale bekommen:



Das Hauptsignal trägt die Nummer P1 unter dem rot-weißen Mastschild. Am Gleissperrsignal habe ich außerdem das weiße, schwarz umrandete Quadrat nachgerüstet; dieses kennzeichnet lt. Signalbuch dieses Formsignal als eines, bei dem Sh1 gleichzeitig als "Fahrauftrag des Wärters als Rangierleiter" gilt. Mit diesem Zusatzsignal habe ich die Sperrsignale an allen Gleisen ausgestattet, aus denen auch Zugabfahrten stattfinden - diese Gleise können so schneller von Rangierabteilungen geräumt werden.

Als Stellwerk in meinem Bahnhof habe ich das Faller-Modell "Darmstadt" verwendet - das fand ich schon immer toll. Leider ist es, wie viele H0-Modelle, etwas klein geraten. Und da es bei mir unmittelbar im Ablagenvordergrund steht, habe ich überlegt, wie ich den Schrumpfmangel etwas kaschieren kann. Hier meine Lösung:

Ich habe unter das komplette Gebäude einen schwarzen Sockel gesetzt und die Türen (gerade die waren auffällig niedrig) durch passende Eigenbauten ersetzt.


Und innen sieht man den Fahrdienstleiter am Telefon und einen Mitarbeiter an einem Gleisbildstellpult, das den tatsächlichen Gleisverlauf meines Bahnhofs zeigt.

Und zum Schluss noch ein Bild des Kohlebansens:

Der war mir nicht nur zu klein (wie bereits beschrieben), sondern auch viel zu gleichmäßig. Also habe ich bei einigen Feldern die obersten Balken entfernt oder "geknickt" - sieht gleich viel lebendiger aus ...

Gruß,
Rainer


Am Ende wird alles gut.
Wenn es nicht gut ist, war es noch nicht das Ende ..

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zuletzt bearbeitet 23.05.2022 | Top

Meine Modellbahn: Eine unendliche Geschichte ... 11. Sommerfeldt-Oberleitung I

#23 von floete100 , 24.06.2020 14:53

Zu diesem Thema werde ich etwas weiter ausholen. Wer schon eine Oberleitung hat oder schon alles weiß, kann das gern überlesen. Aber vielleicht hilft es dem einen oder anderen, der gerade vor der Entscheidung steht: Baue ich eine OL?

Das Thema OL selbst wird aktuell im Stummiforum recht intensiv besprochen. Wer nur Dampf und Diesel fährt, braucht keine OL. Wer aber E-Loks auf seiner Anlage fahren lassen will, muss mindestens folgende Entscheidungen treffen:

  1. Will ich eine Oberleitung? (Ist die Antwort "Nein", war das die einzige Entscheidung )
  2. Wie wichtig ist mir Vorbildtreue? (Die Antwort reduziert ggf. die Auswahl zu Frage 3)
  3. Welchen Hersteller wähle ich?
  4. Will ich aufgebügelt fahren, d. h. "Panto am Draht"?
  5. Will ich Strom in der OL? (Macht nur Sinn bei Antwort "Ja" in Frage 4)

Diese Entscheidungen standen bei mir schon vor etwa 50 Jahren an. Und ich habe so entschieden:
  1. Ja - unbedingt
  2. Damals: Sollte schon gut aussehen - heute: Vorbildtreue ist wichtig
  3. Damals: Märklin Blechoberleitung - aber schon vor Baubeginn auf Sommerfeldt umgeschwenkt
  4. Ja - unbedingt
  5. Damals: Noch keine Gedanken gemacht - heute: Ja!

Anmerkung zu 3: Damals gab es außer Märklin und Sommerfeldt nur Vollmer, soweit ich mich erinnere. Heute gibt's mit Märklin "neu" und Viessmann zwei weitere ansehnliche Versionen - ich würde trotzdem auch heute wieder Sommerfeldt wählen.

Anmerkung zu 5: Gerade dieser Punkt wird aktuell sehr kontrovers diskutiert. Klar fahre ich digital (und bräuchte eigentlich keinen Strom in der OL). Allerdings habe ich inzwischen etliche Loks (meistens Dampfer, aber auch meine V 80) mit einem zweiten Schleifer versehen, weil auch die Pukos nicht immer perfekt den Strom übertragen. Und seitdem ich festgestellt habe, dass das definitiv die Betriebssicherheit erhöht,
  • führt bei mir jeder Zentimeter Oberleitung denselben Strom wie die Pukos darunter (ober- wie unterirdisch)
  • sind bei allen E-Loks Schleifer und Stromabnehmer elektrisch verbunden.

Also - ich baue Oberleitung, und zwar die von Sommerfeldt. Ich gehe ins Geschäft und kaufe drauflos? Schlechte Entscheidung: Zu den Argumenten, die gegen die OL angeführt werden, gehört immer "teuer, teuer". Und mit Draufloskaufen wird's garantiert teuer ...

Besser ist, sich erst mal ganz viel Gedanken zu machen: Wo baue ich OL? Was brauche ich - an Unterlagen, an Material, an Hilfsmitteln?

Tante Edit setzt hier eine weitere Anmerkung - Jahre später (30.7.2022): Wer Details wie Fahrdrahttrenner, Mastschalter oder Schalterquerleitungen einbauen möchte, sollte das unbedingt vor Baubeginn entscheiden - und die entsprechenden Anbauten an den Masten anbringen, bevor sie auf die Anlage gesetzt werden. Ist so schon genug Fummelei. Ich hab's leider erst nachträglich gemacht ...

Hier die 4 Dinge, mit denen ich begonnen habe:

Da wäre zunächst mal die Aufbauanleitung von Sommerfeldt. Unbedingt zu empfehlen. Ich hatte zusätzlich das Glück, das Büchlein "Die Oberleitung im Modell" zu bekommen (Alba, Kleine Modellbahn-Reihe, Band 14). Dann die Sommerfeldt-Montagelehre 158. Und, last not least, ein OL-Einmesswagen.


Dieser Wagen hat einen Stromabnehmer in der richtigen Höhe aufgesetzt bekommen. An dem Klotz kann man die Höhe der OL ablesen - tiefste Lage, Normallage und höchste Lage nach den Vorgaben der NEM 201. Als "Zeiger" dient das Gelenk des Pantos.


Die Montagelehre habe ich modifiziert: Wenn man das Sommerfeldt-Original auf das Gleis legt, kippt es sofort um (jedenfalls bei Böschungsgleisen), da sehr asymmetrisch. Das fand ich nervig, daher habe ich eine Mutter als Gegengewicht aufgeklebt - kein Umkippen mehr. Und da ich mir nicht merken wollte, welche Bohrung für welchen Mast benötigt wird, habe ich sie markiert: T wie Turmmast, A wie Abspannmast, S wie Streckenmast. Die vierte Bohrung ist für die Einfach-OL gedacht. Bruche mer net, fott domet, sagt der Kölsche - ich habe diese Bohrung sicherheitshalber mit einem Tropfen Klebstoff verschlossen.

Bevor es nun mit der eigentlichen Planung losgeht, noch einige Anmerkungen:
  • Im Modell haben auch die Fahrdrähte und Quertragwerke eine gewisse Steifigkeit. Beim Vorbild ist das völlig anders: Die einzigen "steifen" Dinge sind die Masten - und die Seitenhalter. Alles andere besteht aus Drähten (der Fahrdraht) und Seilen (Trag- und Richtseile, Hänger). Und alle diese Teile sind "biegeschlaff" (so der Fachausdruck ) - und müssen daher gespannt werden. Das ist der Grund, warum Gleiskurven polygonal verlegte OL benötigen - gebogene OL (wie bei der Märklin'schen Blechvariante) ist physikalisch nicht möglich.
  • Beim Vorbild ist die OL im Zickzack (links/rechts/links ...) verlegt, damit sie nicht die Schleifstücke der Pantos in der Mitte durchsägt. Muss man im Modell nicht nachbilden, ist aber empfehlenswert: Sieht besser aus und tut auch den Modell-Pantos gut. Ich habe den von Sommerfeldt empfohlenen Zickzack mit +/- 6 mm Seitenabweichung verwendet. Zumindest bei den Streckenmasten ging das nicht anders - Sommerfeldt baute die Masten damals mit kurzem und langem Ausleger. Heute, wo es nur noch "Masten mit Ausleger" gibt, würde ich den Zickzack wohl auf +/- 5 mm begrenzen. Es reduziert die Gefahr abrutschender Pantos.

Zum Thema "abrutschende Pantos", ein weiterer Kritikpunkt der "Anti-Aufgebügelt-Fraktion": Die Gefahr ist tatsächlich gegeben. Sorgfältiges Arbeiten - Masten sauber setzen, Zickzack sauber einhalten - reduziert diese Gefahr deutlich. An einer Stelle musste ich klar einen Kompromiss machen (muss man das bei der Moba nicht ständig?). Und zwar bei den DKWs:

Hier habe ich beidseits - natürlich auch hier nach genauem Ausmessen - je einen Draht eingelötet, den es beim Vorbild definitiv nicht gibt. Ich kann damit leben - diese Drähte fallen nicht sehr auf.

Und wenn dann trotz aller Sorgfalt eine Lok mal Mucken macht, kann dem oft abgeholfen werden. Hier zwei meiner Mucken-Kandidaten:


Das Roco-Krokodil hat derart schmale Schleifstücke an den Pantos, dass ein sicherer Betrieb am Draht nicht geht.


Also habe ich ein Original-Sommerfeldt-Schleifstück aufgelötet, das zur Optik der Schweizer Pantos passt - und perfekt funktioniert.


Die Märklin-118 ließ zu sehr die "Flügel" an den Pantos hängen - sie rutschten daher auch schon mal neben die OL. Ich habe daher beide Flügel nach oben gebogen - schon fährt auch diese Lok problemlos.
Bei der 118 liegt's übrigens nicht an Märklin: Ich habe eine zweite 118 von Rivarossi, die dasselbe Problem hatte. Offenbar sitzen bei diesem Loktyp die Pantos an einer ungünstigen Stelle.

OK, die Puristen sagen jetzt natürlich: Stromabnehmer vorbildwidrig verändert! Alles richtig - aber dafür kann ich meine Loks jetzt aufgebügelt fahren lassen .

Soweit erst mal für heute. Als nächstes werde ich über die Elektrifizierung meiner Paradestrecke berichten - sozusagen erstes Schuljahr: Ich baue OL an einer geraden Strecke.

Gruß,
Rainer

Tante Edit hat noch aus mehreren Pantos das überflüssige H entfernt - wenn schon, denn schon. Ich hoffe, es waren die letzten ...


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zuletzt bearbeitet 31.07.2022 | Top

RE: Meine Modellbahn: Eine unendliche Geschichte ...

#24 von Badaboba , 24.06.2020 15:45

Zitat

Anmerkung zu 5: Gerade dieser Punkt wird aktuell sehr kontrovers diskutiert. Klar fahre ich digital (und bräuchte eigentlich keinen Strom in der OL). Allerdings habe ich inzwischen etliche Loks ( meistens Dampfer, aber auch meine V 80) mit einem zweiten Schleifer versehen, weil auch die Pukos nicht immer perfekt den Strom übertragen. Und seitdem ich festgestellt habe, dass das definitiv die Betriebssicherheit erhöht,
  • führt bei mir jeder Zentimeter Oberleitung denselben Strom wie die Pukos darunter (ober- wie unterirdisch)
  • sind bei allen E-Loks Schleifer und Stromabnehmer elektrisch verbunden.





Hallo Rainer,
die OL als zusätzliche Möglichkeit der Stromzuführung wird in Digitalzeiten tatsächlich viel zu selten genutzt, schön, dass Du Nägel mit Köpfen machst!
So macht Betrieb mit Elloks noch mehr Spaß.


Liebe Grüße
Volker

FREMO-Puko: 3-Leiter-Gleisbau und Betrieb - am Vorbild orientiert
https://www.fremo-net.eu/home/modulsyste...-europa/h0-puko


 
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RE: Meine Modellbahn: Eine unendliche Geschichte ...

#25 von floete100 , 24.06.2020 21:34

Zitat

So macht Betrieb mit Elloks noch mehr Spaß.


Da kann ich nur zustimmen, Volker!

Ich hab zwar so die eine oder andere Diva dabei - ausgerechnet das Riesenvieh von Roco E 50 muckt schon mal bei nicht ganz sauberen Schienen. Aber sonst gehören meine E-Loks zur zuverlässigen Sorte - sicher auch Dank "Strom von oben".

Gruß,
Rainer


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