Ich versuche es mal laienhaft zu erklären. Das ist auch eine gute Übung für mich selbst, ob ich es verstanden habe.
Im Prinzip ist es so: das Mittelleitergleis offenbart nur die Art der Stromaufnahme. Da in der Mitte des Gleises der Strom in die Lok "reingeht" und aus beiden Schienen wieder "raus", das System also symmetrisch ist, fallen Kehrschleifenprobleme weg. Vereinfacht. Man spricht auch vom "Dreileitersystem".
Über die Art des verwendeten Stroms sagt das Gleis erstmal nichts aus.
Da das Mittelleiter- (Punktkontakt-) Gleis allgemein mit Märklin in Verbindung gebracht wird (früher hatte Trix auch Dreileiter), sind Besitzer dieses Gleissystems in der Regel Märklin-Fahrer. Sie kennen und benutzen also zwei Methoden, die Fahrzeuge zu speisen: das analoge Prinzip, das auf Wechselstrom basiert und von Märklin verbreitet wurde, und das digitale Prinzip, nämlich das von Märklin verwendete Digitalsystem, welches auf Gleichstrom im weitesten Sinne basiert. Das wurde im Laufe der Zeit angepasst, verbessert und geändert, und deshalb gibt es mehrere Generationen. Die Fähigkeit, auch analoge Loks durch den "Umschaltimpuls" die Fahrtrichtung ändern zu lassen, musste wegen der Abwärtskompatibilität beibehalten werden. Diese Decoder müssen das verkraften.
Andere Marken, die mit "Zweileitergleisen" fahren (durch eine Schiene geht der Strom "rein", durch die andere "raus") haben das berühmte Kehrschleifenproblem, weil die Zuführung asymmetrisch ist. Dort wurde von Anfang an analog sowieso mit Gleichstrom gefahren und andere Digitalsysteme entwickelt, denn die Herausforderung, digitale Loks auch mit analogem Wechselstrom zu speisen, gab es nie.
In beiden Systemen spielt das Gleissystem an sich keine Rolle. Das ist eher ein geometrisches und ein Stromzuführungs-Problem. Wenn das Puko-Gleis getrennte Links- und Rechtsschienen zulässt (das M-Gleis kann das nicht), könnten darauf auch "Zweileiterloks" fahren, man muss dann eben die Schienenstränge asymmetrisch versorgen und die Pukos komplett ignorieren. Aber das Märklin-System mit seinen auffälligen Pukos zu verwenden, wäre dann aber eigentlich unsinnig. Dieselbe Gleisgeomtrie gibt es deshalb als Trix-C-Gleis OHNE Pukos.
Da Digital nun mit Gleichstrom fährt (vereinfacht), spielt Wechselstrom heute keine Rolle mehr. Man kann ein Mittelleitergleis mit jedem beliebigen Digitalssystem versehen. Relevant ist noch immer, ob die Loks ihren Strom symmetrisch (also mit Schleifer) oder asymmetrisch aufnehmen. Das ist der Grund, weshalb es digitale Loks für das Märklin- oder Mittelleitersystem gibt und andere für das Zweileitersystem. Für den Decoder spielt das kaum eine Rolle, weil die meisten mehrere Protokoll-Verfahren erkennen und verarbeiten können. Im Inneren werkeln nun größtenteils Gleichstrommotoren, da es Wechselstrommotoren nicht mehr braucht. Der Decoder formt aus dem Speisestrom den Strom, der den Motor antreibt. Man kann deshalb fast jedes beliebige Digitalprotokoll am Mittelleitergleis benutzen und viele tun dies auch, weil andere Systeme als das märklineigene andere Vorzüge haben.