Hallo,
wie bereits anderweitig angesprochen, hier ist sie - meine gefaulhaberte 050. Wie man unschwer sieht, eine Märklin-Startpackungs 50er, allerdings ausgerüstet mit Witte-Windleitblechen von Weinert - ansonsten aber zumindestet bis auf das Innenleben Original-Märklin.
Warum diese 50er, wird sich mancher fragen und dabei mit einem ziemlich langen Finger auf das (optisch viel bessere) Roco-Modell verweisen? Das hat immerhin nicht die Beulenpest, die Rückwand der Feuerbüchse an der richtigen Stelle (auf der Höhe des vorderen Führerstandsfensters und NICHT des Hinteren!) sowie die Frontlampen in der Pufferebene, um nur ein paar Fehler des Märklin-Modells aufzuzählen.
Die Vorzüge des Märklin-Modells liegen aber in den Betriebseigenschaften - und darum ging es mir hier ganz besonders. Die 50er ist eine Standard-Universallokomotive gewesen, geradezu überall und für alles eingesetzt. Da wollte ich ein Modell haben, das genau damit glänzen kann, dank Knickrahmen guter Bogenlauf auch im R1 (und nicht zumindest auf dem Papier ein R2-Mindesradius mit vielleicht gegebener Toleranz von R1 ). Nur mit dem Motor war das so eine Sache - ich bin nun mal kein Fan des unkultiviert rauhlaufenden und mit wenig Auslauf versehenen HLAs - ich meine es ist erträglich mit heutigen Dekodern, aber mit einem anderen Motor geht es eben doch besser (meine Meinung).
Da kam mir entgegen, dass diese Loks als ausgeschlachtete Startpackungsloks günstig zu haben waren - kein Motor, kein Sound (der mich nicht so sehr interessiert), allerdings auch kein Tenderboden (entfernt wegen Telex - die ich wiederum an einer solchen Lok nicht benötige). Hier musste Märklins Ersatzteilservie herhalten...
Eingebautet habe ich diesen Umbausatz von SB-Modellbau. Er wird zwar nominell für die 52er mit Wannentender angeboten, wurde mir aber vom Juniorchef als passend für die neuere 50er empfohlen - für die alte 50er (Mä 3084) gibt es einen anderen Umbausatz.
Den Umbau empfand ich in einer gewissen Hinsicht als erstaunlich: Normalerweise ist es so, dass das Bearbeiten des Fahrgestells für die Aufnahme des fertig konfektionierten Antriebs von SB der schwierigste Schritt ist, weil das ziemlich genau sitzen muss. Das war hier recht leicht. Dem Umbausatz liegt ein Passstück bei, das zuerst unten in den ehemaligen Motorraum eingeklebt wird. Man muss dann einfach alle Teile der alten Motorhalterung, die höher als dieses Passstück sind, absägen und glattfeilen, so dass sich eine Ebene mit der Oberfläche des Passstücks als Teil ergibt. Der Motor wird so darauf aufgeklebt, dass das außen sitzende Zahnrad passend in das letzte noch verbliebene Zahnrad des Motors greift. Zum Kleben habe ich Uhu Endfest (2K-Kleber) benutzt und während des Abbindens den Motor mit Klebeband am Fahrwerk befestigt, da der Motor ansonsten dazu neigt, auf dem Klebstoff während dessen offenener Zeit „wegzuschwimmen“.
Das Fahrgestell von der Heizer- und der Lokführerseite:
Hinter der weißen Leitung liegt der Übergang vom Füllstück zum Motorträger.
Für die elektrische Ausstattung benötigt man einen Massepunkt am Fahrgestell. Da man den originalen Massepunkt an der Motorschraube abgesägt hat, hat SB von hinten in das Passstück ein Gewinde eingeschnitten und möchte die Masseabnahme dort vorsehen. Mir war nicht sicher, ob das Passstück einen sicheren Kontakt mit dem Rahmen gewährleistete; daher habe ich von oben direkt ein Loch hindurch bis in den Rahmen gebohrt, ein Gewinde hineingeschnitten, eine Schraube hineingedreht und oben bündig gefeilt.
Natürlich kann man nicht einfach so an einem Fahrwerksteil herumsägen und -feilen - vor der Bearbeitung habe ich die Steuerung entfernt, die Kuppelstangen abgebaut und die hinteren drei Achsen des Fahrwerks abgezogen und den Knickrahmen zerlegt, wobei das Teil mit dem Motorlager pur zum Umbau übrigblieb. Nach dem Umbau des Motors musste das wieder zusammengebaut werden, was die schwierigste Maßnahme des Umbaus war - ohne geeignetes Werkzeug wie z.B. dieser Radpresse von Fohrmann geht das nicht gut. Die Räder dürfen nach dem Zusammenbau nicht eiern und die Steuerung darf nicht zwängen - der gesamte Antrieb muss völlig leicht laufen. Das war die fummeligste und anspruchsvollste Arbeit des gesamten Umbaus!
Die Verkabelung der Lok entspricht dem Standard - ein Fauli wird auch nicht anders angeschlossen als ein HLA. Allerdings wollte ich eine NEM-Schnittstelle einbauen und hatte mir dazu via Conrad fertig konfektionierte Uhlenbrock-Stecker 71651 besorgt. War klasse - diese Stecker waren von Uhlenbrock falsch belegt worden (der Löter hatte den Stecker von unten gesehen anstatt von oben), wodurch ich den ganzen Mist nochmals manuell nachlöten musste. Also Vorsicht mit dieser Schnittstelle! Der Anschluss des Rauchsatzes geht übrigens an den freien achten Anschluss der Schnittstelle - der Dekoder ist passend belegt.
Der Dekoder ist ein Zimo MX64 - für mich eine Premiere! Ich habe mich bei der Parametrisierung eng an die Vorgaben des Handbuches gehalten und ihn gemäß dem Beispiel auf S. 20 des Handbuches programmiert. Da meine Haltestrecken auf minus12V DC geschaltet sind, ist es wichtig, CV #29 Bit 2 = 0, CV #124 Bit 5 = 1 und CV #112 Bit 6 = 1 zu setzen - sonst erkennt der Dekoder die Bremsstrecken vor den Signalen nicht! Die Höchstgeschindigkeit musste ich drosseln - mit CV #5 = 180 macht die Lok immer noch 110km (gemessen mit Märklin 49960 Messwagen).
Das komplette Innenleben:
Das Laufverhalten der Lok ist zu meiner vollen Zufriedenheit geworden. Die Lok ist bei langsamer Geschwindigkeit so gut wie unhörbar und auch bei Höchstgeschwindigkeit deutlich leiser als ein HLA - das Fahrgeräusch ähnelt viel mehr einem Rauschen. Der Lauf ist wie angestrebt butterweich und wirkt optisch noch träger als bei durchschnittlichen Roco-Loks - so muss das sein! Wenn ich mit dem Messwagen messe, kann ich beim Auslauf auf ein stromloses Gleis folgende Werte messen: Mit angehängtem Messwagen läuft die Lok bei 110 km (programmierte Höchstgeschwindigkeit) 15 cm aus, bei 60 km noch 7 cm. Hänge ich den Messwagen ab und lasse die Lok mit den gleichen Fahrstufen auslaufen, so erreiche ich bei 110 km 18 cm und bei 60 km 9 cm Auslauf. Da bin ich ja mal wirklich auf meine neue 23 001 gespannt, ob die auch so viel ausrollt!
Viele Grüße
Ulrich