Zitat von Bimz
Moin,
auf der Seite des noch jungen Modellbahnherstellers www.kombimodell.de gibt es jede Menge sehr detaillierter Infos über den KLV und die verwendeten Wagen.
Und die angekündigten Modelle werden wohl mein Budget sehr stark verringern...
Naja, so schnell schießen die Preußen ja auch nicht: Sprich, es kommt ja nicht alles auf einmal!
Darf mich an dieser Stelle vielleicht kurz outen – damit gar kein falscher Eindruck entsteht: Meinereiner ist derjenige, »der KombiModell verbrochen hat«.
Wegen chronischen Zeitmangels nur kurz ein paar (unkoordinierte) Gedanken zum Thema:
– Die Märklin-Modelle stellen den Taschenwagen T1 dar, auch bezeichnet als UIC-Typ 1a. War auch schon mal Thema hier viewtopic.php?t=9651,-maerklins-taschenwagen-set.html#47453
– Diese Wagen waren die allerersten, in wirklicher Serie beschafften Taschenwagen und wurden europaweit von mehreren Bahnverwaltungen beschafft. Los ging es ab Anfang der 1970er Jahre, als vom bis dato praktizierten Horizontalumschlag (-> Sattelanhänger werden von speziellen »Traktoren« längs auf die Wagen (bspw. in DE Wippenwagen, in FR auch »Känguruh«-Wagen) gezogen) auf den Vertikalumschlag mittels Portalkran oder mobiler Krane (neudeutsch »Reachstacker« -> optisch am ehesten wie Gabelstapler, nur »die Gabel« oben und ca. im Maßstab 5:1 ) umgestellt wurde. Das hatte nicht nur etwas damit zu tun, daß der Horizontalumschlag zeitraubend und damit teuer war. Sondern auch mit dem Umstand, daß v.a. in Frankreich und Deutschland durch den parallel aufkommenden See-Containerverkehr massiv in Portalkrananlagen investiert worden war.
– Aufgrund ihres Alters, v.a. aber wg. eingeschränkter Tauglichkeit ggü. den meisten aktuellen Sattelanhängern sinkt die Anzahl dieses Wagentyps seit Jahren massiv. In DE bspw. wurden etliche Wagen ausgeschlachtet und aus den nutzbaren Teilen Neubau-Tragwagen gebaut: Sgkkms 698 (Modell: Mehano, der erdbeerrote Vierachser ).
Die Hupac als Eigner und Halter der von Märklin im angesprochenen Set neuaufgelegten Modelle hat alle T1 degradiert zu reinen Tragwagen! Das heißt, den Wagen wurde der »Wagenbestimmungskode« P entzogen und die Tasche unnutzbar gemacht durch Einschweißen eines quer verlaufenden dicken, gelben Stahlrohrs (Ø ca. 100mm in 1:1 – nur so als Anregung für die Modellumrüstung . Wenn Bilder hiervon gewünscht, bitte Bescheid sagen.)
– Nach dem T1 kamen der T2 (länger, größere Lastgrenze) mit nur kleinen Stückzahlen und nur bei der FS, der T3 (auch länger, auch größere Lastgrenze) in hohen Stückzahlen bei vielen europäischen Bahnen, aber nur 270 Stück bei der DB – die Hupac fährt ihre T3 überwiegend als italienische [P]-Wagen. Der T3 ist auch als UIC-Typ 1b standadisiert worden. Danach war es vorbei mit der Gemeinsamkeit: Die Hupac hat massiv in den nur für sie gebauten T4 investiert (Modell: KombiModell), der mit den Unterbauarten T4, T4.1 und ganz neu T4.2 die zahlenmäßig größte Gattung an Taschenwagen bei ihr darstellt. Inzwischen gibt es mit dem T5 auch einen Typ, der Megatrailer-tauglich ist (das sind Sattelanhänger mit »kleinen Rädern« und dafür 3m Innenhöhe -> die Automibillogistik dankt es.) und der aus dem »SAIL«-Projekt der EU quasi nebenbei entstanden ist.
Zum Einsatz – im KV gibt es neben der Rollenden Landstraße im Prinzip zwei Arten von Zügen:
– Sog. Hinterlandverkehr mit überwiegend See-/ISO-Containern. Hier verkehren eigentlich nur Tragwagen. Alles andere sind quasi »Betriebsunfälle«. Relativ häufig sind hier auch Zweiachser zu finden. Diese Verkehre laufen hauptsächlich von den West- (ARA, Amsterdam, Rotterdam, Antwerpen) und Nordhäfen (Hamburg, Bremerhaven, Bremen) in den Kontinent hinein und weit über deutsche Landesgrenzen hinaus. Die längsten Läufe dürften inzwischen diejenigen nach Ungarn und Tschechien sein. Aber auch Norditalien ist im Hinterlandverkehr v.a. an die ARA-Häfen angebunden.
– Den »kontinentalen KV« mit Wechselbehältern, Binnencontainern, tlw. ISO-Containern und Sattelanhängern. Somit finden sich hier auch Taschenwagen, neben einer Vielzahl unterschiedlicher Tragwagen. Allerdings fast nur noch Vierachser und sechs- /achtachsige Doppelwagen.
Neben einigen inländischen Verkehren zählen hier v.a. die klassischen Nord- /Südverkehre Belgien /Niederlande – Italien und Nordeuropa – Italien. Je nach Verkehrspolitik und /oder verkehrstopographischer Situation haben einzelne Länder auch erfolgreiche Binnenverkehre im KV. Leuchtendes Beispiel ist Norwegen mit der CargoNet. Aber auch in Deutschland ist das durch die Kombiverkehr abgewickelte Volumen nicht zu verachten!
Die verschiedenen Operateure der Verkehre – die nicht immer gleich den die Züge befördenden Bahnen sind! – verfolgen unterschiedliche Konzepte, was das Rollmaterial angeht: Es gibt solche, die kein oder nur wenig eigene Waggons besitzen und die Kapazitäten bei den Bahnen oder (inzwischen) großflächig bei Vermietern wie AAE oder Touax einkaufen (sprich: anmieten) und solche, die überwiegend eigenes Rollmaterial einsetzen und allenfalls Kapazitätsspitzen durch Anmietung abdecken.
Und trotz der sich seit einiger Zeit verschärfenden Konkurrenz auch der Operateure untereinander gibt es weiterhin kooperativ betriebene Züge, was sich bisweilen auch im Waggoneinsatz niederschlägt. Allerdings sind Einsätze mit Waggons vieler (>3) verschiedener Bahnen /Halter* doch eher selten. (Das bezieht sich vor allem auf die Manie, Taschenwagen-Ganzzüge mit vielen verschiedenen T1 zusammenzustellen.)
Die einzigen, *mir* derzeit bekannten Ganzzüge aus vierachsigen Taschenwagen sind einige von TXL /Trenitalia betriebene auf der Achse Verona – Lübeck /Rostock (?). Hier werden aber T3 eingesetzt.
(Den T3 gibt es bisher nicht als Modell.)
Die Zweiteilung des KV hat historische Gründe, die am besten (kleine Schleichwerbung :cry auf der KombiModell-Website nachzulesen sind.
Auch in Gemischtwarenläden hat es gelegentlich Tragwagen mit Containern. Inzwischen auch solche ohne Stoßverzehr (»j« in der Gattung). Taschenwagen mit Sattelanhängern sind *mir* in gemischten Gz bislang noch nicht begegnet. Was nicht heißt, daß es sowas nicht gäbe. Ich halte es aufgrund der bekannten Betriebskonzepte jedoch eher für Ausnahmen.
Edit: Div. Änderungen /Ergänzungen und:
*Seit Inkrafttreten der AVV/Cotif am 1.7.2006, welches das RIV-Abkommen ersetzt hat, gibt es nur noch Halter und nicht mehr die Unterscheidung zwischen bahneigenen und [P]-Wagen.
Die Hangartner-Ganzzüge werden häufig aus Sggmrs 104' Doppeltragwagen und Sdggmrs(s) (736) T2000 Doppeltaschenwagen gebildet. Ist auch kein Kunststück, verfügt der Konzern (DB) doch über mehr als 1.500 der Tragwagen und hat mehrere hundert T2000 bei der AAE angemietet und unter eigener Bauartnummer eingereihter Einheiten.
(Genaue Zahlen darf man leider nicht nennen – sonst werden einige Leute böse.)
Als Zug sieht das dann bspw. so aus:
Basel Bad Bf, Blick gen Süden zur Rheinbrücke. Im ganzen Zug kein einziger T3 oder noch älteres. Hintendran nur ein paar vierachsige H-Wagen – kommt öfters vor.
Im zweiten Bild erkennt man links einen Sggrms 714/715 und rechts mehrere T2000.
Zu Hangartner vielleicht ganz nebenbei auch (nochmals) die Anmerkung, daß das Unternehmen bereits seit einigen Jahren zu 100% zu (Railion) DB Logistics ex Railion /Stinnes ex DB Cargo gehört. Genauso wie seit letztem Jahr die Überreste der ursprünglich dänischen EuroShuttle A/S. EuroShuttle befördert mit auffällig roten Wechselbehältern viel Papier von Nordeuropa nach Norditalien. Aber auch vor deren Insolvenz hatte die DB wohl schon die Finger da drin.
Noch Fragen?
kombinierte Grüße,
heineken