Moin,
... und wenn ich dann woanders lese, wie Leute siebzig, achtzig Euro in die Werkstatt tragen, um eine analoge Lok digitalisieren zu lassen, und wundern sich nachher, wenns nicht klappt. Ja wie, da kann man was einstellen?
Vielleicht wäre die Umfrage besser formuliert worden, wenn für die AC-Fahrer (Zweileiter und Dreileiter durchaus gemischt - das ist bekanntlich eine andere Baustelle) die Option "Schnittstelle mit Einfachdecoder-FRU (Typ "AnDi" o.ä.)" angeboten worden wäre.
Eine DC-Lok mit Schnittstelle und ohne Brückenstecker läuft schließlich m.W. auch nicht.
Das wäre denn auch die Option, die ich von meinem heutigen Wissensstand angekreuzt hätte. Meine Kinder sehen das allerdings anders, die wollen pfeif und tüüt und brumm und zisch.
Die Frage ist aber sowieso absolut zwecklos. Warum?
Es gab weiland eine Menge Fahrradhersteller. Die kamen alle ziemlich zeitgleich auf die Idee, in einen verstärkten Fahrradrahmen einen Motor zu hängen. Motoren haben die wenigsten gebaut. Und deren Rahmen konnte man u.U. mit verschiedenen Motoren verschiedener Zulieferer bekommen. Sachs, Java - um nur ein paar Beispiele zu nennen. (Übrigens ging das Baukastenspiel nicht nur in der Mofa-Klasse, sondern durchaus bis zu Halblitermaschinen!)
Bei den Firmen, die eine eigene Motorenproduktion aufgebaut hatten, war aber garantiert kein Sachs-Motor zu kriegen. Meist paßte er auch gar nicht. Ist ja logisch: warum soll die Firma ihre Produkte für ein Fremdbauteil vorbereiten, wo sie selbst diesen Typ Bauteil produziert und ihre Produktion natürlich auch an den Kunden bringen will?
Und bevor jemand OT schreit, bei den Digitalbausteinen ist das nicht anders. Märklin ist (bzw. war bis zum Einstieg von ESU in den Fahrzeugbau) der einzige Vollhersteller, der eigene Digitalkomponenten anbot. Selectrix, das im Dreileitersegment absolut keine Rolle spielt, mal ausgeklammert... und gehört ja heute auch zu simba.
Es ist eigentlich eher verwunderlich, daß es fast 10 Jahre gedauert hat, bis der delta-Decoder den mechanischen FRU ablöste. Aber es wäre aus Unternehmersicht völlig abwegig, der eigenen Decoderproduktion (und damit mittelfristig der gesamten Digital-Komponentenproduktion der Marke) das Wasser abzugraben, indem man sie nicht verkauft. Damit signalisiert man dem Kunden nämlich auch: "geh mal gucken, ob du woanders eins kaufen kannst, unseres ist nicht so toll."
Bei den kurzen Halbwertzeiten heutiger Decodergenerationen (der c80 mit seinen Derivaten hat immerhin 15 Jahre den Markt beherrscht) zuzüglich der wirtschaftlichen Unannehmlichkeiten für ein großes Warenlager ist es auch nicht verwunderlich, daß man nicht große Mengen verschiedener Ausstattungsvarianten derselben Lok produzieren will, wie das noch vor 25 Jahren der Fall war, wo jede Digitallok auch ein analoges Pendant hatte (umgekehrt nicht unbedingt...), die dann aber auch u.U. fünf oder zehn Jahre bei Märklin und bei den Fachhändlern im Regal auf einen Kunden warteten. Also gibts immer nur EINE Lok der Baureihe X, für kurze Zeit, und mit genau EINEM Decodertyp.
Mit dieser Politik haben die Japaner seinerzeit den europäischen Kraftfahrzeugmarkt erobert - mittlerweile kriegt man nirgends mehr Autos à la carte, dafür muß man bei Opel auch nicht mehr die Zwangsoption "Frostschutz im Kühlkreislauf" mit 40 Mark bezahlen.
Unter den gegebenen Gesichtspunkten (an der Wirtschaftlichkeit kommen wir nun mal nicht vorbei) wäre eigentlich zu wünschen, daß die Decoder grundsätzlich zweistufig gebaut würden, wie beispielsweise bei Uhlenbrock: da gibt es einen ordentlichen Basis-Decoder, der die zum Fahren nötigen und brauchbaren Funktionen abdeckt (Licht plus 4 Funktionen reicht i.d.R. aus), der aber eine zweite Schnittstelle aufweist für SuSi oder eben für ein Sound-Modul. Wer krach und pfeif und bimm haben will, muß also nicht den Decoder austauschen, sondern kauft nur das Sound-Modul dazu. Und das wird eingebaut wie weiland das Radio in den DIN-Rahmen beim Auto.
Fänd ich jetzt sogar noch besser als nur Schnittstelle mit AnDi, wenn ichs mir recht überlege... ist aber oben auch nicht berücksichtigt.
Ich klicke also gar nix.