Hallo zusammen,
vorab möchte ich mich für den nachfolgenden langen Text entschuldigen. Es mag hoffentlich trotzdem für den ein oder anderen nützlich sein.
Nach den umfangreichen Vorschlägen und Kritikpunkten von Manfred habe ich mir erstmal Gedanken gemacht, warum mir eigentlich der Entwurf im EM so gut zugesagt hatte. Es waren zum einen der viergleisige Bahnhof, die Rangiermöglichkeiten und vor allem auch das Fachwerkstädtchen auf einem Hügel. Ich liebe einfach Fachwerkhäuser und Städte wie Dinkelsbühl, Rothenburg o.d.T., Quedlinburg oder Goslar. Daher wollte ich von diesem Thema auch nicht abweichen.
Mein ursprünglicher Gleisplan von Seite 1 und 2 hier im Thread war nicht genau, sondern nur ungefähr gemessen, damit ich meine Fragen hier loswerden konnte. Daher habe ich nochmal alles ganz nachgemessen und erstmal eingezeichnet. Daraus konnte ich dann die Außenmaße der beiden Segmente exakt entnehmen. Nun kam der nächste von Manfred angesprochene Punkt dran, der die Höhe der Segmente betraf und hier insbesondere die Möglichkeit diese aus dem Haus zu schaffen. Ich nahm mir also den Transportweg aus dem geplanten Kellerraum bis zur Haustür vor. Schnell wurde klar, dass ein Segment mit 138 * 188 cm nicht die Treppe hoch geschafft werden konnte.
Kein Schaden ohne Nutzen, denn plötzlich war der Kopf frei für eine andere Raumlösung. Durch ein wenig hin- und herplanen konnte ein Raum im ersten Stock freigeschaufelt werden. Auch hier gab es aber einige Engstellen, die erst mal vermessen wurden. Dazu baute ich mir aus Umzugskartons einen Dummy, um herauszufinden, ob und wie hoch ein Modul wieder herausgebracht werden konnte. Es stellte sich fest, dass ich ca. 60 cm hoch ab Unterkante des Unterbaus (ohne Füße) bauen könnte. Ich wollte noch etwas Sicherheitsabstand lassen und beschloss die Maximalhöhe auf 57 cm zu senken. Nun kann ich die Anlage bei Tageslicht in einem kühlen Nordzimmer bauen, wo es auch im Sommer mal den ein oder anderen Modellbahntag geben könnte.
Der Aufbau im EM hat dort eine Höhe von 54cm (ohne die abnehmbare Platte für die Stadt), aber es ist noch keine Oberleitung und kein Signal, geschweige denn Bäume, etc. berücksichtigt. Also musste ich, wie von Manfred schon vorgeschlagen, auf jeden Fall den Aufbau im Zugspeicher verringern. Dazu später.
Als nächstes habe ich überlegt, die obere Strecke so wie bei Manfred nicht vor der Stadt im engen 600er Radius herum zu führen, sondern über die Brücke in den Tunnel. Nun ist das aber so eine Art kurze Paradestrecke, wo man die Züge, die im Bahnhof nicht durchfahren auch mal schneller fahren sehen kann. Und schließlich ist es eine Kompaktanlage. Daher beschloss ich die Strecke und den Radius so beizubehalten. Damit kann ich gut leben, es ist ja nicht meine letzte Anlage. Und als eine Vorbildbeispiel mit ähnlichem Gleisverlauf habe ich noch Calw am Beginn/Ende der Schwarzwaldbahn gefunden.
Hier muss ich auch sagen, dass ich das Viadukt sehr gelungen finde, denn es gibt auch einige dieser Viadukte beim Vorbild. Allerdings wollte ich auf jeden Fall einen weiteren Kritik-Punkt von Manfred ändern und die Trasse oben nicht zunächst hoch und dann wieder herunter zu führen. Das war also eine Prämisse. Ansonsten durfte der Plan oben so bleiben, wie er von Ivo Cordes vorgeschlagen wurde.
Zwischendrin hatte ich mich mit Jan (spaceduck) aus dem Forum getroffen und durfte auch seine im Bau befindliche Anlage bewundern. Er hat mich wie schon mein Schwager zuvor von BiDiB als Digitalsystem überzeugt und mir auch Rocrail vorgestellt. Gerade Rocrail mit seinen Möglichkeiten gefällt mir als software-affiner Mensch sehr. Und BIDiB bietet offenbar die meisten Möglichkeiten von allen gängigen Systemen. Danke an beide.
Nun ging es endlich an die neue Gleisplanung und ich fing erst mal unten an um mit den genauen Anlagenabmessungen maximale Gleislängen im Zugspeicher zu erreichen. Die Fahrtrichtungsfrage habe ich dann so entschieden, dass alle Gleise aus allen Richtungen befahren werden können und auch alle Weichen geschaltet werden. Die beiden Stumpfgleise unten hatte ich dann auf Euer Anraten hin (hier auch nochmal danke an Bernhard) links angebunden. Am Ende kam folgendes dabei raus:
Alle fünf Kehrschlaufengleise sind mit mindestens zwei Zügen zu belegen. Im Original musste man ja die äußerste Schleife immer für die beiden Stumpfgleise unten frei halten. Die längen der Schlaufen liegen zwischen 339 und 443 cm. Die beiden unteren Stumpfgleise sind 143 cm und 204 cm lang. Wendezüge können aber nicht nur dort deponiert werden, sondern auf jedem Gleis, da es ja wieder rückwärts heraus geht. Innen konnte ich im Gegensatz zu Manfred nur noch ein Stumpfgleis (147 cm) einbauen, damit in der Mitte ein Durchgang nach oben frei bleibt, von dem aus ich durch abnehmen der Stadt auf einem Deckel das große Segment gut bebauen kann. Das innerste Stumpfgleis hat einen Rocoline R3-Radius, daher können dann nur bestimmte kleine Loks abgestellt werden. Alles in allem ist das erst mal Platz für mindestens 13 Züge. Ich besitze ja noch keinen einzigen, außerhalb meiner bisherigen Märklinwelt. Also reicht das erst mal für längere Zeit. Es sind ja hier immerhin 31 Meter Rocolinegleise und -Weichen zu verlegen.
Die Auffahrt und die Wendel haben mich mehrere Tage Zeit gekostet, denn ich wollte die Steigung für lange Güterzüge auf jeden Fall auf 2,5 % heruntersetzen. Mit Manfreds Entwürfen hatte es wegen der Landschaft bei mir nicht geklappt. In vielen Versuchen stellte ich am Ende folgendes fest:
1. die Höhe musste im linken Segment gewonnen werden, denn eine Wendel im rechten Segment musste sich am Gleisverkauf im Schattenbahnhof orientieren, um die Wendel gut zu befestigen und den o.a Durchstieg zu gewährleisten.
2. damit der Gleisverlauf oben vor der Stadt nicht wieder absteigt, wie bei Ivo Cordes muss die darunterliegende Schleife möglichst innerhalb des 600mm-Radius geführt werden um die Trassenhöhe zu erreichen.
3. die Trassenhöhe reichte bei 25 Promille Steigung nicht für eine Oberleitung. Bei 8 cm war Schluss. Das geht sich dann aber inkl. Trassenbrett und Korkdämmung und Gleis gem. NEM aus. Daher werde ich zwar voraussichtlich oben eine Oberleitung haben, aber die Pantographen angelegt lassen.
4. für die Erreichung einer niedrigeren Gesamthöhe musste der Schattenbahnhof möglichst frei von darüberliegende Gleisen gehalten werden.
Heraus kam dann folgendes:
Im unteren Teil des Bildes sieht man die Höhenverläufe der Trassen. Man erkennt, dass der Schattenbahnhof überall gut erreichbar sein wird. Hier nochmal in 3D:
Wie schonmal erwähnt, kann Railmodeller leider keine Weichen in die Steigung legen, daher die merkwürdigen Abbrüche oben.
Als ich das dann fertig hatte, war es leicht die Oberwelt zu komplettieren:
Die Strecke beginnt an der westlichen Weichenstraße an zu steigen und steigt von 19,5 auf 27,1 cm hoch kontinuierlich an.
Alles in Allem habe ich nun einige wesentliche Knackpunkte aus meiner höchst eigenen Sicht verbessert und bin zufrieden mit dem erreichten. Die intensive Beschäftigung mit dem Plan hat dazu geführt, dass ich auch die Konstruktion des Unterbaus anders angehen werde, als im Heft geschildert. Durch die Verlagerung der Rampen in das linke Segment kann die Konstruktion rechts luftiger und leichter werden. Ich erstelle dazu noch detaillierte Pläne, in der dann auch Weichendecoder und Signale unter der Anlage nochmal genau auf Realisierbarkeit geprüft werden. Bei Jan konnte ich erstmal sehen, wie hoch das teilweise unter der Anlage ist. Das hätte ich nicht gedacht.
Ein letzter Punkt ist noch offen und wird in den nächsten Tagen geplant. Statt der Grubenbahn möchte ich nun die Auhagen-Neuheit Getreidespeicher einbauen. Da kann dann die Feldbahn statt oben in eine Grube unten neben der Straße unter dem Viadukt nach hinten geführt werden, um dort fiktiv zu einer Mühle zu führen. Das Original des Speichers war auch in den 70ern in Betrieb, obwohl es als unbehandeltes Modell ziemlich neumodisch aussieht. Hier muss natürlich ordentlich gealtert werden. Leider fand ich keine Vorbildfotos. Evtl. hat jemand einen Tipp.
Danke für Eure Geduld mit meinem Bericht. Ich freue mich auf Eure Kommentare, auch gerne von stillen Mitlesern.
Viele Grüße Michael