Guten Abend Harald,
die Vermutung "nach Belieben des Lokführers" ist richtig. Die Maschinenraumbeleuchtung hatte reine Zweckgründe: der Lokführer muß ja was sehen können, wenn er beim Auf- oder Abrüsten der Lok durch den Seitengang läuft und Bedienhandlungen durchführt, z.B. Batteriehauptschalter einlegen, an der Ks-Schalttafel arbeiten (Ks = "Klein-Selbstschalter" = das 50er-Jahre-Bundesbahnwort für Sicherungsautomat) oder die Bremsstellung einstellt usw.
Aus heutiger Sicht sind es absolute Funzeln, denn die Glühlampen waren nicht besonders wattstark und es gab auch nur einige wenige. Oft waren sie leider auch noch so angebracht, daß man sich selber den Schatten warf. Der Maschinenraum war bei weitem nicht komplett ausgeleuchtet, im Gegenteil. Die Taschenlampe mußte eigentlich immer mit.
Ich war seit 2000 Lokführer und habe zehn Jahre im Beruf gearbeitet, bevor ich ganz was anderes machte. Anfangs fuhr ich Güterzüge mit den Einheitsloks 140/150/151. Je nachdem, wo genau die Lampen hingen, konnte es sein, daß eine auf der Lokführerseite durch ein kleines Fenster der Maschinenraumtür in den Führerstand hineinschien. Vor allem nachts spiegelte sie sich dann dermaßen in der Frontscheibe, daß ich von der Strecke nicht mehr viel sah und das Licht ausmachte. Während der Fahrt brauchte ich es ja nicht, und wenn es nötig war, konnte ich es ja wieder einschalten.
Später durfte ich auch Drehstromer fahren, die sind das genaue Gegenteil. Im Maschinenraum hängen Neonröhren mit gleißend weißem Licht, das immer anbleibt; allerdings haben die Maschinenraumtüren auch keine Fensterchen mehr.
Es gab meines Wissens nach eine Ausnahme: bei der E03 Vorserie gab es eine helle Beleuchtung innen unter der Dachhaube, die auch von außen durch Fensterbänder deutlich zu sehen war. Laut einer Anweisung war sie während der Fahrt einzuschalten. Das war eine Werbe- und Imagemaßnahme der Bundesbahn für das damalige brandneue Flaggschiff, die mit der eigentlichen Maschinenraumbeleuchtung nichts zu tun hatte. Das wurde von Märklin in den 60ern auch nachgebildet, die 3053 hatte eine dritte Glühlampe innendrin, zusätzlich zu den Spitzenlichtern.
Aber, wie gesagt, im Grunde konnte der Lokführer selber entscheiden, ob er das Licht anläßt oder ausmacht. Es kam nachts auch keiner vorbei, der das geprüft hätte .
Dir auch ein schönes Wochenende.