RE: Motorraumbeleuchtung E- Und Dieselloks, wie war das...

#1 von Bummelzug , 11.11.2016 13:27

...mit der Motorraumbeleuchtung bei den Neubauloks der DB (Ab 1955/56)?
Guten Tag und ein schönes bevorstehendes Wochenende.
Ich hoffe, dass ich in der richtigen Forumskathegorie bin (wenn nicht, bitte verschieben. Danke). Im Eingang habe ich meine Frage schon gestellt. Wie war der Betriebszustand der Motorraumbeleuchtung, z.B. bei der E 10/110, oder V200? Immer eingeschaltet, nach belieben des Lokführers (vergessen, aus zu schalten)? Als Sinn dieser Beleuchtung denke ich mir: Heller Durchgang zwischen den Führerständen, Sichtbarkeit zu kontrollierender Aggregate und Wartung. Anlass zu meiner Nachfrage ist, z.B. die Piko BR E 10 (LS V4.0). Wie schalte ich vorbildgerecht diese Beleuchtung ?
Danke für Antworten.
Gruß
Harald


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RE: Motorraumbeleuchtung E- Und Dieselloks, wie war das...

#2 von jimknopf , 11.11.2016 21:26

Guten Abend Harald,

die Vermutung "nach Belieben des Lokführers" ist richtig. Die Maschinenraumbeleuchtung hatte reine Zweckgründe: der Lokführer muß ja was sehen können, wenn er beim Auf- oder Abrüsten der Lok durch den Seitengang läuft und Bedienhandlungen durchführt, z.B. Batteriehauptschalter einlegen, an der Ks-Schalttafel arbeiten (Ks = "Klein-Selbstschalter" = das 50er-Jahre-Bundesbahnwort für Sicherungsautomat) oder die Bremsstellung einstellt usw.

Aus heutiger Sicht sind es absolute Funzeln, denn die Glühlampen waren nicht besonders wattstark und es gab auch nur einige wenige. Oft waren sie leider auch noch so angebracht, daß man sich selber den Schatten warf. Der Maschinenraum war bei weitem nicht komplett ausgeleuchtet, im Gegenteil. Die Taschenlampe mußte eigentlich immer mit.

Ich war seit 2000 Lokführer und habe zehn Jahre im Beruf gearbeitet, bevor ich ganz was anderes machte. Anfangs fuhr ich Güterzüge mit den Einheitsloks 140/150/151. Je nachdem, wo genau die Lampen hingen, konnte es sein, daß eine auf der Lokführerseite durch ein kleines Fenster der Maschinenraumtür in den Führerstand hineinschien. Vor allem nachts spiegelte sie sich dann dermaßen in der Frontscheibe, daß ich von der Strecke nicht mehr viel sah und das Licht ausmachte. Während der Fahrt brauchte ich es ja nicht, und wenn es nötig war, konnte ich es ja wieder einschalten.

Später durfte ich auch Drehstromer fahren, die sind das genaue Gegenteil. Im Maschinenraum hängen Neonröhren mit gleißend weißem Licht, das immer anbleibt; allerdings haben die Maschinenraumtüren auch keine Fensterchen mehr.

Es gab meines Wissens nach eine Ausnahme: bei der E03 Vorserie gab es eine helle Beleuchtung innen unter der Dachhaube, die auch von außen durch Fensterbänder deutlich zu sehen war. Laut einer Anweisung war sie während der Fahrt einzuschalten. Das war eine Werbe- und Imagemaßnahme der Bundesbahn für das damalige brandneue Flaggschiff, die mit der eigentlichen Maschinenraumbeleuchtung nichts zu tun hatte. Das wurde von Märklin in den 60ern auch nachgebildet, die 3053 hatte eine dritte Glühlampe innendrin, zusätzlich zu den Spitzenlichtern.

Aber, wie gesagt, im Grunde konnte der Lokführer selber entscheiden, ob er das Licht anläßt oder ausmacht. Es kam nachts auch keiner vorbei, der das geprüft hätte .

Dir auch ein schönes Wochenende.


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RE: Motorraumbeleuchtung E- Und Dieselloks, wie war das...

#3 von Bummelzug , 11.11.2016 22:01

Guten Abend Reiner.
Vielen Dank für deinen SEHR aufschlußreichen Beitrag. Kompetenz vom Fachmann!
"Kellerlampen", auch unter Funzeln bekannt, hätte ich jetzt nicht erwartet, sondern eher Neonlampen, die vermutlich erst mit neueren Konstruktionen kamen. Ich denke da an BR 151 und 181.2. So weit zu den E-Loks. Darf ich annehemen, daß die V160 Familie, als neuere Konstruktion gegen die V 200 z.B.,ähnlich im Motorraum beleuchtet waren? Mit Neon?
Hab das mit großer Freude gelesen .
Gruß
Harald


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RE: Motorraumbeleuchtung E- Und Dieselloks, wie war das...

#4 von jimknopf , 11.11.2016 22:40

Hallo Harald,

bitte sehr, gerne. Aber mit Neon liegst Du völlig daneben, das war damals für die Bundesbahn einfach nicht existent . Man blieb tatsächlich bei den (un-)bewährten Glühfunzeln. Ich weiß auch nicht, wann sich das änderte, denn zu "meiner" Zeit waren die Baureihen bereits auf Geschäftsbereiche aufgeteilt, und in Nah- bzw. Fernverkehrskutschen kam ich schon gar nicht mehr hinein.

Bei den Dieselloks war die Sache sogar noch schlimmer, die waren noch spärlicher bestückt. Allerdings sind die Ks-Tafeln dort in den Führerständen eingebaut, im Maschinenraum selbst hat der Lokführer gar nicht so viel zu tun, und die V-Loks haben auch teilweise mehr Maschinenraumfenster als die E-Fraktion, was die Sache etwas entschärft. Das einzige wichtige Teil ist der Dampfheizkessel, wo auch entsprechendes Licht angebracht ist. Allerdings ebenfalls Glühlampen, wie gehabt .

Wie es heute aussieht, weiß ich nicht, da ich seit Jahren keine Verbindung mehr zur Bahn habe. Es ist durchaus möglich, daß sich etwas im Rahmen von Modernisierungen geändert hat, aber diese Frage müßte jemand beantworten, der noch aktiv im Dienst steht.


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Viele Grüße, Reiner


 
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