Servus,
ich habe einige Dutzend Tillig-Weichen verbaut, die meisten als Bausatz.
Es ist richtig, dass Tillig sich hartnäckig weigert, den neuralgischen Punkt, also den Übergang Zunge-Stellschwelle, zu ändern. Als (das ist einige Jahre her) die Weichen modifiziert wurden, ging es nur um elektrische Probleme im Herzstück, das war's.
Ach, nein: die Form der Stellschwelle wurde auch mal geändert.
Ansonsten erkennt man in den heutigen Tillig Elite-Weichen die Abstammung vom Pilz-Produkt von Ganzlangher (von denen habe ich auch noch welche, irgendwann mit Freude gebraucht gekauft).
Beachte: die entstanden zu einer Zeit, als man hier nur Stückelgleise und Achterbahnradien kannte!
Aber: ganz so dramatisch, wie dargestellt, ist es nun doch nicht, und das Wichtigste wurde hier bereits genannt. Ich erlaube mir, das mit eigenen Worten zusammen zu fassen:
Die Lasche am Ende der Zunge (kurz davor bei Ew5 und Ew6) ist schwach. Sie darf (bei einer Bausatzweiche) genau einmal umgebogen werden und sollte dann unterhalb der Stellschwelle nochmal um 90° gebogen werden, damit sie nicht rausrutscht.
Zusätzlich kann ich sie noch mit angelöteter Litze oder dünnem Draht (vor dem Zusammenbau) armieren. Lötzinn alleine ist allenfalls Gewissensberuhigung.
Diese Litze dient nicht der Stromversorgung der Zunge, das mache ich lieber ganz nah am Herzstück.
Sinngemäß gilt das auch für die fertigen Weichen, die (so mein subjektiver Eindruck) bereits ab Fabrik schlecht gebogene Zungenlaschen aufweisen.
Was auch sehr wichtig ist: bei der Montage/Justage eines Servos darf ich eben nicht die Lasche über Gebühr beanspruchen, das mag sie absolut nicht!
Ich löse es so, dass ich meine Servoendstellungen beide annähernd in die Mitte voreinstelle und mich dann langsam nach außen vortaste.
Sobald die Zunge anliegt, ist gut. Sollte irgendwas ausleiern, kann ich später nachjustieren, muss aber nicht vorherein schon unnötige Spannung haben.
Hier ist ein guter Decoder segensreich, der solch eine stückweise Justage erlaubt!
Ich habe meinen ersten Bausatz ruiniert, das war eine Lehrstunde. Geschient mit Draht, funktioniert sie noch heute.
Seitdem gab es keine Ausfälle bei allen Weichen.
Auch nicht mit Fertigweichen, von denen ich einige gekauft habe, sowohl in 12°, 9° und 6,34°.
Das soll nicht heißen, dass es nicht doch passieren kann (siehe obige Berichte), aber ich möchte trotzdem die Furcht davor nehmen!
Es ist schon richtig, dass diese Weichen ein wenig anspruchsvoller sind. Ich habe aber genug Zeit und Muße, meinen Gleisbau sorgfältig zu machen.
Eigene Fehler (und die Anderer) sind dafür natürlich hilfreich!
Nebenbei: ich habe damals direkt mit Bausätzen angefangen, nicht um Geld zu sparen (willkommener Nebeneffekt), sondern weil ich die Flexibilität des Gleisverlaufs schätze. Einzig der Herzstückwinkel steht fest, alles andere ist aber fast auf Niveau kompletten Selbstbaus (den ich mir dann doch nicht zutraue, dafür bin ich zu ungeduldig).
Als Weinert "Mein Gleis" auf den Markt warf, war es für mich zu spät, umzustellen. Würde ich heute neu anfangen, dann würde ich zwischen beiden Fabrikaten schwanken.
Der Zusammenbau der Mein Gleis-Weichen ist jedenfalls nicht anspruchsvoller (einige habe ich dann doch aus Neugier gekauft). An ihnen ist zu merken, dass Rolf Weinert ganz genau hingeschaut hat, wo andere Fabrikate Schwächen oder "Potential" haben.
Heute suche ich für mich das Beste aus beiden Welten, indem ich (vorhandene) Tillig-Weichen mit Weinert-Zurüstteilen aufwerte.
Aus dieser Historie heraus kann ich eigentlich beide Gleissysteme empfehlen, ohne eine konkrete Präferenz.
Beste Grüsse,
Richy