RE: Neuanfang nach 40 Jahren - Tillig Weichen Fluch und Segen zugleich

#726 von christof-san , 20.11.2022 17:00

Zitat von waltervölklein im Beitrag #725
Hallo Christof,

leider nicht unbekannt das Problem mit den Tillig-Stellschwellen.

Habe dazu eine Anleitung zur Reparatur bei eingebauten Weichen erstellt, vielleicht hilfts Dir:

Stellschwellentausch bei eingebauter Weiche


Danke für die Anleitung Walter aber bei mir gibt es keinen Schienenfuss in den ich ein Loch bohren könnte an der Stelle wo die Stellschwelle ist. Den hat Tillig ja schon eingeschnitten und umgebogen. Das mit dem Löten hat auch nicht funktioniert, nach einer Stunde rumgebrate habe ich mich für die neue Weiche entschieden.


LG Christof

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RE: Neuanfang nach 40 Jahren - Tillig Weichen Fluch und Segen zugleich

#727 von XelionRail , 21.11.2022 12:59

Hallo Christoph,

Glückwunsch zum Fix. Wäre es möglich gewesen, die Stellschwelle eine weiter links am Ende der Weichen Zungen zu befestigen bzw. lässt sich da ein 0,4mm Loch sauber bohren?
Und wenn ich den Artikel von Walter richtig verstanden habe, dann wäre es ja fast sinnvoller, direkt vor dem ersten Einbau die original Stellschwelle auszutauschen gegen die Variante mit 2x 0,4mm Stelldraht an jeder Zunge. Bleibt noch die Frage, ob dieser Stelldraht irgendwie einen normale NEM Radsatz behindern kann. Hat dazu jemand Erfahrungen gemacht?


Grüße aus dem Münchner Outback, André

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RE: Neuanfang nach 40 Jahren - Tillig Weichen Fluch und Segen zugleich

#728 von hubedi , 22.11.2022 11:49

Hallo Christoph,

Du schreibst, Du hast eine Stunde versucht, einen Draht zur Verbindung mit der Stellschwelle auf das Zungenprofi, zu löten. Da ich schon seit einiger Zeit in Spur N alle meine selbsgebauten Weichen via angelötetem Drahthaken umschalte, interessiert mich die Sache. Woran ist denn die Lötarbeit gescheitert? Hast Du vielleicht sogar ein paar Bilder von Deinen Versuchen angefertigt?

Ich denke, da m.W. die Tillig-Weichen Neusilberprofile besitzen, sollte das Anlöten doch eigentlich machbar sein. Als Spur-N Bahner höre ich nur theoretisch von den Problemen mit den abgerissenen Stellhäkchen. Da wird es auf die Dauer ziemlich teuer, die Weichen immer gleich auszutauschen. Es sollte doch mit dem Modellbahnteufel zugehen, wenn es keine ordenliche, haltbare Bastlerlösung gäbe ... nee ...

Ich habe zwar keine offizielle, britische Geheimdienstlizenz zum Löten, aber wenn Du magst, schaue ich mir die kaputte, ausgebaute Weiche gern mal an und versuche mein Glück. Als Weichenselbstbauer fände ich es schon spannend, mal zu schauen, was da geht ...

LG
Hubert


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RE: Neuanfang nach 40 Jahren - Jede Menge Kohle

#729 von christof-san , 25.12.2022 16:37

Hallo zusammen,

ich wünsche Euch allen schöne Feiertage, einen guten Rutsch und alles Gute für 2023, vor allem Gesundheit.

Gestern fand ich 14 OMM Güterwagen unter dem Weihnachtsbaum und bei dem Mistwetter heute habe ich dann kurzerhand die Wagen gealtert und beladen. Füllmaterial Styrodur und Steinkohle von Juweela, hier das Ergebnis:
















LG Christof

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RE: Neuanfang nach 40 Jahren - Jede Menge Kohle

#730 von Miraculus , 25.12.2022 21:32

Servus Christof,

auch dir schöne Weihnachten.

Ein tolles Geschenk hast Du da bekommen und sogleich eine formidable Alterung verpasst. Die sehr gut. Der Zug mit 14 Wagen macht richtig was her.

Bei mir war das Wetter sehr angenehm mit recht viel Sonnenschein, weshalb ich nicht an meine Bahn kam.


LG


Peter

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RE: Neuanfang nach 40 Jahren - Jede Menge Kohle

#731 von KaBeEs246 , 25.12.2022 23:26

Hallo Christof,

das Weihnachtsgeschenk war ein schöner Zug vom Weihnachtsmann (oder war es eine Weihnachtsfrau?), und nun hast du einen sehr schönen Zug auf deiner Anlage, dezent gealtert und stimmig beladen. Ist Juweela-Steinkohle nicht viel zu teuer? Ich habe in den 70ern mal aus einem nicht mehr zur Lagerung von Kohle benutzten Keller dieselbe zusammengefegt und habe heute noch einen kleinen Vorrat.
Eine frohe Restweihnachtsbastelzeit!
Gruß von Ruhr und Nette
Hans


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RE: Neuanfang nach 40 Jahren - Jede Menge Kohle

#732 von Olli 66 , 25.12.2022 23:31

Hey Christof,
sehr schöner Zug den Du da unter dem Weihnachtsbaum hattest.

Alterung und Beladung sind Dir sehr gut gelungen.

Wünsche Dir und Deiner Familie auch ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Jahr 2023.🎄


Liebe Grüße
Olli
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RE: Neuanfang nach 40 Jahren - Jede Menge Kohle

#733 von christof-san , 26.12.2022 00:07

Danke Peter, Hans und Olli,

für die guten Wünsche, die 14 Wagen waren ein Geschenk meiner Mitarbeiter, die Weihnachtsfrau hatte anderes im Sinn. Der 60g Beutel kostet bei Juweela € 6,79 und ich habe noch nicht mal alles verbraucht, ein kleiner Rest ist noch über. Jetzt muss ich noch die Lok altern, das habe mich bisher noch nicht getraut, aber da gehe ich demnächst mal ran.


LG Christof

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RE: Neuanfang nach 40 Jahren - Tillig Weichen Fluch und Segen zugleich

#734 von waltervölklein , 26.12.2022 14:36

Zitat von XelionRail im Beitrag #727
Hallo Christoph,

Glückwunsch zum Fix. Wäre es möglich gewesen, die Stellschwelle eine weiter links am Ende der Weichen Zungen zu befestigen bzw. lässt sich da ein 0,4mm Loch sauber bohren?
Und wenn ich den Artikel von Walter richtig verstanden habe, dann wäre es ja fast sinnvoller, direkt vor dem ersten Einbau die original Stellschwelle auszutauschen gegen die Variante mit 2x 0,4mm Stelldraht an jeder Zunge. Bleibt noch die Frage, ob dieser Stelldraht irgendwie einen normale NEM Radsatz behindern kann. Hat dazu jemand Erfahrungen gemacht?



Hallo Christoph, XelionnRail

der Stelldraht ist "NEM-geprüft" - Wir bauen bei allen Weichen die Stellschwellen so ein,
Probleme sind uns bisher nicht bekannt!

In der Anfangszeit haben wir die Zungen auch mit der Stellschwelle verlötet. Da sich die Zungen immer
wieder lösten haben wir das geändert. Die Lösung mit dem Bronzefederdraht hat sich bestens bewährt!
Seitdem haben wir keine Ausfälle mehr.


Gruß vom Bodensee

Walter

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RE: Neuanfang nach 40 Jahren - Tillig Weichen Fluch und Segen zugleich

#735 von ottoder1 , 26.12.2022 19:27

Hallo Christof,
eine saubere Alterung und Beladung die uns zeigst.
Von der Lok, ganz zu schweigen
Ein HOCH noch an deine Mitarbeiter und Natürlich auch an die Weihnachtsfrau , ein tolles Geschenk.
mfg Otto


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RE: Neuanfang nach 40 Jahren - Tillig Weichen Fluch und Segen zugleich

#736 von sarguid , 26.12.2022 22:17

Hallo Christof,

Tolle Anlage und tolle Planung - lasse auch mal meinen "Footprint" hier! Muss mal alles in Ruhe lesen.

Frohe Weihnachten!

Matthias


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RE: Neuanfang nach 40 Jahren - Tillig Weichen Fluch und Segen zugleich

#737 von hubedi , 27.12.2022 14:58

Hallo Christof, Hallo zusammen,

weiter oben hatte ich ja angeboten, mir Christofs defekte Weichen einmal anzusehen. Vor einigen Tagen hat er mir seine Modelle bzw. die Bastelreste ... ... zugeschickt. Ich habe mir die Weichen aus meiner Sicht ausgiebig angeschaut und ich denke, eine mögliche Ursache für das Abreißen des Stellstiftes entdeckt zu haben. Mein erste Reparatur war erfolgreich, es gibt aber ein paar Dinge zu beachten. Unten möchte ich Euch meine Vorgehensweise anhand von ein paar Bildern zeigen. Natürlich sind andere Methoden denkbar und vielleicht sogar erforderlich, wenn die Reparatur im eingebauten Zustand ausgeführt werden muss.

Zunächst möchte ich anhand der noch intakten Stellstifte an Christofs Weichen zeigen, wie Tillig offenbar vorgegangen ist und was aus meiner Sicht daraus folgt:



Bei der Produktion wurde offenbar aus dem Schienenfuß ein Stück herausgestanzt und durch Abknicken am vorderen Ende zu einem Stellstift geformt. Dieser rechteckige und möglicherweise scharfkantige Stift steckt nun in einem Loch der Stellschwelle. Unten hat man dann das überstehende Ende umgebogen, damit die Federzunge samt Stift nicht nach oben entwischen kann:



Dieses Umknicken unten ist durchaus erforderlich denn die Federzunge scheint eigene Ideen zu entwickeln, wohin sie noch federn könnte, wenn sie von dieser vertikalen Fixierung befreit ist:



Hier ist deutlich zu sehen, mit abgebrochenem Stift schaut die Federzunge neugierig nach oben über die Backenschiene hinweg. Klar, sie möchte sicher gern mal wissen, wie es auf der anderen Seite der Weiche aussieht. Für ein darüber rollendes Fahrzeug erinnert diese Konfiguration allerdings an eine Absprungschanze des unvergessenen Evel Knievel.

Haaaaalt, jetzt habe ich Speichern gedrückt ... ist noch viel zu früh ... da kommt noch was ... nee, was bist Du für ein Trottel Hubert ...

Jetzt aber flott ...

Warum kann nun der Stift abbrechen? Nun ich denke, durch die viereckige Form kann sich der Stift beim Verstellen im runden Loch der Stellschwelle verklemmen. Der Effekt wird durch das Abknicken unten nochmal massiv verstärkt. Beim Verstellen der Weiche wirken nun Torsionskräfte auf die Knickstelle. Die Stabilität des Metalls dürfte durch das scharfe Umbiegen sicher bereits gelitten haben. Nun kommt es wie es kommen muss ... das ständige wenn auch leichte Verdrehen führt m.E. irgendwann zur Materialermüdung und zum Bruch. Walter hat mit seinem Beitrag meine Theorie indirekt bestätigt:

Zitat von waltervölklein im Beitrag #734
... In der Anfangszeit haben wir die Zungen auch mit der Stellschwelle verlötet. Da sich die Zungen immer wieder lösten haben wir das geändert. Die Lösung mit dem Bronzefederdraht hat sich bestens bewährt! Seitdem haben wir keine Ausfälle mehr. ...


So, an dieser Stelle unterbreche ich vorerst meinen Beitrag denn er ist ja sowieso bereits online und außerdem hat meine Frau gerade zum Kaffee gerufen ... ... gleich geht es weiter ...

LG
Hubert


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zuletzt bearbeitet 27.12.2022 | Top

RE: Neuanfang nach 40 Jahren - Tillig Weichen Fluch und Segen zugleich

#738 von hubedi , 27.12.2022 18:15

... so, da bin ich wieder. Sorry nochmal für mein irrtümliches Absenden des unfertigen Beitrags.

Ich habe übrigens noch eine potentielle Schwachstelle der Tillig-Weichen entdeckt:



Das Bild zeigt die elektrische Trennstelle zwischen dem Herzstück und den Zungenschienen. Wie auf dem Bild zu sehen ist, haben sich die Enden der Zungen aus den etwas schwachbrüstigen Halterungen gelöst und die Schienenköpfe ragen so nach oben über das Herzstück hinaus. Das erlaubt den Fahrzeugen einen lustigen Hüpfer. Der Fehler mag allerdings beim Abheben der bereits verklebten Weiche vom Untergrund entstanden sein. Dennoch finde ich die Fixierung der Schienenenden unzureichend. Es war gar nicht so einfach, die Schienen wieder an den Schwellen zu fixieren denn der von Tillig eingesetzte Kunststoff ist so gut wie nicht zu verkleben. Dazu später noch mehr ...

Christof hat in seinem Beitrag oben beklagt, wie er relativ erfolglos versucht hat, einen Ersatz für die Stellstifte anzulöten. Leider hat seine "Braterei" zu einigen Schäden geführt, die kaum zu reparieren sind. Offensichtlich bestehen die Schwellen aus einem thermoplastischen Material. Ich kann sogar sagen, der Kunststoff ist bereits bei wenig "Thermo" ziemlich flott "plastisch". Beim Löten der Tillig-Weichen ist also Vorsicht geboten.
Ich habe Christof natürlich vorher gefragt, ob ich seine "Sünden" veröffentlichen kann. Nun, er steht wie ein aufrechter Modellbauer zu seinen Taten. Also hier sind die Bilder des Schreckens ...









Tja, so schnell kann es gehen. Aber bei dieser Erkenntnis kann es ja nicht bleiben. Mit ein paar Tricks ist die Löterei an den Weichen tatsächlich wie vermutet keine sooo große Sache.

Zunächst fiel mir der dunkle, leicht bräunliche Farbton der Schienenflanken auf. Das deutet darauf hin, das Neusilber wurde durch ein Brünierbad gezogen. Diese Schicht muss vor dem Griff zum Lötkolben abgenommen werden. Ich nehme dazu gerne kleine Nadelfeilen, andere schwören auf Glasfaserstifte. Diese Radierer mag ich gar nicht, denn wenn man nicht höllisch aufpasst, pieken die Glasfaserreste noch nach Tagen in der Haut ... furchtbar. Und wenn man das Zeug einatmet ... nee ... will ich nicht.
Ist das Metall blank, kann es trotzdem noch Probleme bei der Benetzung der Oberfläche mit dem Lötzinn geben. Ist also die Chemie im Spiel, greife ich auch zum chemischen Gegenmittel in Form eines Lötöls. Wenn schon, dann richtig ... ich nahm das Fohrmann-Löt-Öl zum Weichlöten von Eisen und Stahl. Dieses Öl ist säurehaltig, also muss die Lötstelle zum Abschluss gründlich gereinigt werden. Im Gegenzug reicht ein kurzes Anhalten der heißen Lötspitze, es zischt ein wenig und die Stelle ist benetzt. Das ist schon die halbe Geschichte denn der Rest ist einfaches Handwerk:



Auf dem Bild hat der verkupferte, 0,4 mm starke Stahldraht als Stellstiftersatz seinen ersten Auftritt. Er wurde zu einem Haken gebogen und eng anliegend auf dem Schienenfuß ganz in der Ecke zum aufrechten Schienensteg aufgelötet. Zur thermischen Isolierung steckte ich noch ein Stück Pappe unter die Zunge. Wenn der anschließende Lötvorgang schnell ausgeführt wird, besteht keine Gefahr für die Kunststoffschwellen.



So sieht das Ergebnis bei der kurzen Weiche aus. Es fehlt allerdings noch die vertikale Fixierung der Zunge unter der Stellschwelle:



Von einem parallel auf dem Basteltisch liegenden Projekt lagen zufällig ein paar kleine Messingbleche herum. Ich bohrte also ein Loch hinein, verzinnte den Blechrest und so fand zusammen, was zusammen gehörte. Naja, das Messingplättchen hätte etwas schöner geformt sein können ... zugegeben ... aber das sieht doch hinterher niemand. Die ganze Mimik ist leicht beweglich, der runde Stellstift kann sich in der Stellschwelle drehen, was will man mehr.

Ach ja, eine winzige Kleinigkeit wäre noch zu prüfen. Fährt ein Wagen ohne zu hoppeln über die Reparaturstelle? Christof hatte mir zum Testen gleich einen zweiachsigen Personenwagen von Fleischmann hinzugefügt. Als N-Bahner bin ich mit H0-Modellen sparsam bis gar nicht ausgerüstet. Was soll ich sagen ... Test bestanden ... Törröh! Auf den Bildern ist auch zu sehen warum:





Na, ist das ein Abstand ... das reicht dicke! Fehlt noch der Servotest ... also Servo auf volle Kanne und dann schauen, was zuerst wegbricht ... der Stellstift oder die Backenschiene bzw. die Kleineisen ... ... das kann der Christof aber dann selbst ausprobieren. Ich traue jedenfalls meinem Stellstift mehr zu, als dem Original.

Das war die erste reparierte Weiche. es liegen noch ein paar auf dem Basteltisch, die auf ihre Erlösung oder den Mülleimer warten. Denn leider sind dem Christof beim Abnehmen der verklebten und eingeschotterten Weichen teilweise die kompletten Schwellenbänder rund um die Stellmechanik abgerissen. Ich schätze, da war etwas Frust im Spiel ... oder so. Mal sehen, ob da noch was geht.

Mein vorläufiges Fazit als N-Bahner (also, ich habe von H0 ja eigentlich keine Ahnung): Optisch gefallen mir die Tillig Weichen sehr gut. Die mechanische Funktion bzw. die Stabilität kann m.E. nicht mit dem Erscheinungsbild mithalten. Die Idee der Abstandsfedern zwischen den Schwellen ist prima gedacht. Dadurch lassen sich die Weichen etwas verbiegen und sie erlauben somit elegante bzw. angepasste Weichenstraßen. Aber die Verbindung zwischen den Abstandshaltern und den Schwellen ist ein gewisser Schwachpunkt. Bei allen Weichen, die von Christof gelötet wurden, waren diese Abstandshalter abgebrochen. Auf diesen Haltern läuft allerdings die Stellschwelle und hier ist eine mechanische Stabilität unabdingbar. Im Bereich der Stellmechanik hätte ich sicher zugunsten dieser Stabilität auf die Flexibilität verzichtet. Ist die Weiche einmal fest eingebaut, spielt dieser Aspekt so lange keine Rolle, wie nicht versucht wird, verklebte Schienen von einer Anlage zu bergen.
Die von Tillig eingesetzte Technik zur Gewinnung der Stellstifte halte ich für ziemlich gewagt. Da haben den Technikern offenbar die Kaufleute im Genick gesessen. Ich denke, das kann Tillig besser. Möglicherweise würde es sogar reichen, wenn die Löcher in der Stellschwelle ein, zwei Zehntel größer wären, damit sich diese Stifte beim Umlegen der Weiche drehen könnten. Die Knickstelle würde zudem m.E. besser halten, wenn sie leicht gerundet und nicht so scharf abgekantet wäre.

Der eingesetzte Kunststoff ist mit kaum einem Klebstoff zu fixieren. Sämtlichen Mitteln zur Kaltverschweißung wie Modellbaukleber, Aceton, Nitro, Benzin, Alkohol ... zeigt dieses Teufelszeug eine lange Nase. Aber es lässt sich mit einem Lötkolben und entspr. Vorsicht verschweißen. Zudem scheint Zweikomponentenkleber endlich zu haften. Immerhin, nach einer langen Testerei ein gewisses Erfolgserlebnis. Aktuell versuche ich mit einem Styrodurschneider mit Formmesser, für die völlig kaputten Stellmechaniken einen Ersatz aus dem Schwellenband eines Flexgleises zu formen. Nur mal so interessehalber ... aber kaputt ist irgendwann auch wirklich kaputt. Und mal so am Rande, ich habe noch meine eigene N-Anlage zu bauen ...

LG
Hubert


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RE: Neuanfang nach 40 Jahren - Tillig Weichen - Der Meister hat gelötet

#739 von christof-san , 27.12.2022 19:53

Hallo Hubert,

was soll ich sagen, ich bin sprachlos. Toller Bericht und Chapeau vor deinen Lötkünsten. Natürlich war da nach dem "Verbraten" der Weichen eine Menge Frust im Spiel, so dass ich die defekten Weichen eher rausgerissen und nicht sorgsam ausgebaut habe. Tausend Dank für deine Hilfe und wie du schon sagst kaputt ist kaputt, wenn es zu aufwändig ist die defekten Weichen zu reparieren dann lass es. Zumindestens habe ich gelernt, das ich die brünierten Profile besser blank putzen muss und das mein Amasan Kontaktlötfett nicht ausreicht. Noch mals danke für deine Mühe und Hilfestellung für mich und alle anderen.


LG Christof

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RE: Neuanfang nach 40 Jahren - Tillig Weichen - Der Meister (Weichendoktor Hubert) hat gelötet!

#740 von Miraculus , 27.12.2022 21:50

Guten Abend Christof und Hubert, ach nee erst der Meister Hubert und Christof,

erstklassige Filigranarbeit in für dich ungewohnte Größe H0.

Hubert, Du hast dir den neuesten Ehrentitel Prof. (Weichen-)Doktor Hubert, Lötherr über die Stellstifte, Filigraniseur in allen Spurweiten redlich verdient. So erhalten Christofs Weichen noch ne 2. Chance und der Nachhaltigkeit ist auch genüge getan. Das

Danke für die ausgiebige Doku.


Gruß


Peter

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RE: Neuanfang nach 40 Jahren - Tillig Weichen - Der Meister hat gelötet

#741 von hubedi , 28.12.2022 14:50

Hallo Christof,

Zitat von christof-san im Beitrag #739
... Natürlich war da nach dem "Verbraten" der Weichen eine Menge Frust im Spiel, so dass ich die defekten Weichen eher rausgerissen und nicht sorgsam ausgebaut habe. ... und wie du schon sagst kaputt ist kaputt, wenn es zu aufwändig ist die defekten Weichen zu reparieren dann lass es. ...


Dein Frust ist nur zu verständlich. Ich kann durch die ... hm, etwas raue Behandlung ... von den fünf Weichen wahrscheinlich nur drei mit vertretbarem Aufwand restaurieren. Die anderen beiden möchte ich gern wie besprochen zum späteren Herumprobieren hier behalten. Vielleicht löte ich später aus Interesse ein paar Platinenschwellen als Ersatz für die abgerissenen Schwellenbänder an. Dazu komme ich aber im Augenblick nicht. Ich könnte mir mit Deiner Erlaubnis auch vorstellen, unserem Modellbaukollegen Alexander (trillano) eine der kaputten Weichen als Anschauungsobjekt zukommen zu lassen. Er reißt gerade seine Multisystemanlage Sanderland ab und sucht für Neusanderland nach einem passenden Gleissystem. Vielleicht hilft ihm ein solches Anschauungsobjekt bei seiner Entscheidung.

Naja, ob ich so ein Lötmeister bin, mögen andere entscheiden. Als N-Bahner bin ich sicher Filigranarbeiten gewohnt. Spätestens mit dem Bau der Weinert-Formsignale aus Messingbausatzteilen lernt man diese Kunst ein wenig. Aber hier im Forum gibt es noch ganz andere Lötkaliber.

Immerhin hat der Peter gleich mal ein paar neue Titel für meine Sammlung erfunden ... es werden immer mehr ...

LG
Hubert


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RE: Neuanfang nach 40 Jahren - Tillig Weichen - Der Meister hat gelötet

#742 von tomholzwurm , 28.12.2022 15:30

Ich habe gelernt, dass man die Haken an den Weichenzungen erst in der Gasflamme ausglüht und danach umbiegt,
danach sind die etwas unempfindlicher. Und die Lösung, Drähte an die Zungen zu Löten, ist naheliegend, ich habe das mit ganz normalem 0,5mm Schaltdraht gemacht.
Die Löttips sind zwar gut, aber man muss sich keinen abbrechen. Man kann die Zungen soweit hochbiegen, dass man sie über die Höhe der aussenliegende Profiler bekommt, dann man man ohne Gefahr löten.
Das Problem ist eher, dass man bei schon verlegten Weichen die Haken nich mehr umgebogen bekommt, weil man nicht drunterfassen kann.
Verkleben von oben mit elastischem Isocyanat oder UV-Kleber hält, aber keine Ahnung wie lange....
Und dass die Kunststoffteile keine Lötspitzentemperaturen aushalten, naja könnte man durchaus wissen als Modellbahner ?!?
Gruß Thomas


tomholzwurm  
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RE: Neuanfang nach 40 Jahren - Tillig Weichen - Der Meister hat gelötet

#743 von hubedi , 29.12.2022 21:50

Hallo Thomas. Christof und zusammen,

ich möchte mich nochmal mit einem längeren Bildbericht melden in der Hoffnung, Christof ist damit einverstanden, dass ich seinen Thread füttere.

Zitat von tomholzwurm im Beitrag #742
... Man kann die Zungen soweit hochbiegen, dass man sie über die Höhe der aussenliegende Profiler bekommt, dann man man ohne Gefahr löten.
Das Problem ist eher, dass man bei schon verlegten Weichen die Haken nich mehr umgebogen bekommt, weil man nicht drunterfassen kann. ...
Und dass die Kunststoffteile keine Lötspitzentemperaturen aushalten, naja könnte man durchaus wissen als Modellbahner ?!? ...


@Thomas

Naja, Fehler machen wir doch alle. Wenn ich an meine Schusseligkeiten denke ... nee. Ich musste mich regelrecht "voranfehlern" ... oder so.
Nun, das Hochbiegen würde ich mit Vorsicht angehen. es besteht die Gefahr, die Zungen dauerhaft über die Backenschienen zu verbiegen oder die Verklebung hinter dem beweglichen Abschnitt zu lockern. Ich musste mir bei meiner Methode nichts abbrechen, denn das Unterlegen eines Kartons schaffe ich gerade noch so ...

Gut, ich habe die Herausforderung angenommen, auch für verlegte Weichen eine Lösung zu finden. Ich denke, das ist mir in den letzten Tagen gelungen. Ich gehe davon aus, mit etwas Löt- und Bastelerfahrung ist eine Reparatur ohne Ausbau zu schaffen. Damit meine Vorgehensweise verständlich wird, musste ich tatsächlich wieder einen ganzen Bilderreigen anfügen. Ich hoffe, so kann man es nachvollziehen ...

@All

Zunächst muss ich an Eure Vorstellungskraft appellieren:



Wir stellen uns vor, diese Weiche wäre fest verklebt und eingeschottert. Ihr müsst nur lange genug hinschauen und Euch etwas anstrengen ... ja, könnt Ihr es nun sehen?
Das Streichholz - in meinem Thread ist das immer das Vergleichsstreichholz (VGSH) - deutet an, wo die Stellschwelle normalerweise ihre Arbeit verrichtet. Sollte ein Haken abgebrochen sein, so muss bei meiner Reparaturmethode gleich auch der zweite Haken abgebrochen werden, denn die Stellschwelle wird ausgetauscht.



Die Arbeiten beginnen mit dem vorsichtigen Abfeilen des Schienenfußes an der Seite, wo der abgebrochene Haken gesessen hat. hier muss etwas Material abgetragen werden, damit der neue Haken später genau mittig zwischen den beiden Schwellen sitzt.

Naja, nun muss ich die Weiche doch mal kurz anheben ... aber nur um zu zeigen, wo die Stellschwelle ihren gewöhnlichen Aufenthaltsort hat:



Durch diese Öffnung zwischen Backenschiene und Abstandshalter des Schwellenbandes läuft die Stellschwelle hin und her. Die Höhe des Durchgangs beträgt etwas über einen Millimeter. So, die Weiche wird gleich wieder angeklebt ...

Die Arbeit geht weiter ...



... mit dem Zuschnitt der auf dem Bild zu sehenden Streifen. Alle sind knapp einen Millimeter hoch. Die Breite der dicken Streifen liegt bei etwa 1,3 mm, die drei schmalen sind dagegen nur 0,5 mm stark. Sie müssen etwas breiter sein als der gleich anzulötende Stellstift. Ich verwende wie oben 0,4 mm verkupferten Eisendraht.



Die Streifen bestehen bei mir aus einfachem Polystyrol, da es sich gut verkleben lässt. Genau das zeige ich auf dem Bild ... ich habe wie abgelichtet den längeren, dünnen Streifen zwischen die beiden breiten Exemplare geklebt, damit so etwas wie eine zweizackige Gabel entsteht.



Der Test ergab, die Gabel lässt sich prima durch die Öffnung der ehemaligen Stellstange schieben. Wir ahnen es sicher bereits, das wird die neue Stellstange.

Das wäre geschafft und nun sind die Stellstifte anzufertigen:



Die Vollversammlung der dazu benötigten Teile bringt es an den Tag. Ich habe weder Kosten noch Mühen gescheut und einen Rest Lochstreifenplatine zu einem Montagewerkzeug umgearbeitet. Naja, zugegeben, das Umarbeiten beschränkte sich auf das Einsägen eines Schlitzes, der so breit sein sollte, dass die Stelldrähte gerade so hineingeschoben werden können. Mit seinen 1,5 mm Dicke ist der Platinenrest genau die richtige Plattform für den weiteren Gang der Dinge.



Die Häkchen konnten es kaum erwarten, was genau ihre Aufgabe sein sollte. Sie zappelten dermaßen in dem Schlitz herum, dass ich sie mit einer Klammer fixieren musste. Man achte auf die Feinheiten ... die Haken sind nicht einfach so eingeklemmt, sondern ich habe sie bewusst so ausgerichtet.



Denn auf der anderen Seite lötete ich die mit einem Loch versehenen, asymmetrisch geformten Messingplättchen mit einem 90°-Versatz auf den Stift. Wozu dieser Versatz ... das sehen wir später.



Das Ganze jetzt nochmal aus einer anderen Perspektive ... ja ... so sieht man endlich was gemeint ist ... oder so.



Wir brauchen natürlich zwei Stellstifte. Et Voilà, da sind sie. Nun der erste Aufmerksamkeitstest ... na ... wem ist es aufgefallen ... ja klar, die beiden Plättchen wurden spiegelbildlich angelötet. Das muss einen Grund haben ...



Und nun sehen wir den spannenden Augenblick, wo der Frosch ins Wasser springt. Es kommt zusammen, was zusammenkommen muss ... bloß wie?

Also der Reihe nach. Durch den Schlitz, wo normalerweise die Stellstange läuft, habe ich die Spitze einer Klemm- oder Kreuzpinzette gesteckt. Sie hat nun den Haken am Hals geschnappt; genauer, zwischen Haken und Messingplättchen. Der Haken selbst ruht auf dem Schienenfuß.
Die Abstände sollten hier einigermaßen stimmen. Daher kann ich an der Zunge keinen Karton unterlegen, um die Schwellen vor der Löthitze zu schützen. Diesmal klemmte ich einfaches Küchenpapier unter die Zungenschiene und feuchtete es mit ein paar Tröpfchen Wasser an. Ist alles startklar verklemmt, kann der Frosch springen ... oder der Lötkolben seinen Dienst erledigen. Es zischt kurz und der Haken ist dran. Das Plättchen fällt nicht ab, da die Klemmpinzette für ausreichend Kühlung sorgt.



Ja isses nicht schön ... sitzt, wackelt nicht und hat doch Luft ... und zwar etwas über einen Millimeter zwischen Zungenschienen und Messingplättchen. Wir beginnen zu ahnen warum ...
Klar, das Ganze muss auf der anderen Seite auch passieren. Aber wir habe die Übungen bereits abgeschlossen, also ...



... pfft ... Nummer zwei ist dran ...

Der Rest der Reparatur ist reine Liebhaberei. Seht selbst:



Die "Gabel" wird nun durch die Führungen und über die Stellstifte geschoben. Sitzt sie auf Anschlag, kann das erste Füllstück eingeklebt werden. Es wird sanft an den Stellstift herangedrückt.



Wir drücken die neue Stellschwelle nach rechts auf Anschlag und kleben das rechte Füllstück ein. Fertig ... ja, das war's ... mehr ist es nicht!

Test ... Test ... Test ...:



Einmal hin ...



... einmal her. Das Weichenstellen ist nicht mehr schwer.



Und jetzt lüfte ich das Geheimnis, warum die Plättchen so komisch geformt sein müssen. Ganz einfach, sonst stoßen sie gegen die Abstandsstege.

Außer zu Demonstrationszwecken wurde die virtuell verklebte Weiche nicht angehoben. Vielleicht muss auf der Anlage der Schotter rechts und links der Stellschwelle weggekratzt werden, damit die Klemmpinzette durchgesteckt werden kann. Ich denke.so kann es gehen. Natürlich mag es auch andere Methoden geben. Aber das überlasse ich nun den H0-Leuten. Als kleiner N-Bahner habe ich nun nichts mehr zu melden ...

Ach ja, doch noch eine kleine Ergänzung. Ich habe beim Tilliig Kundendienst angerufen um herauszufinden, wie die Schwellen verklebt werden können. Die sehr freundliche Dame am Telefon konnte zwar nicht auf die zwischen den Jahren beurlaubten Techniker zugreifen, aber sie hat sich alle Mühe gegeben, mir zu helfen.

- Die Schwellen bestehen aus Polyamid ... also für mich als Chemielaien so etwas wie Nylon. Kein Wunder, das Kleber schlecht hält. Es gibt aber speziellen Polyamid-Kleber. Geholfen hat bei mir Loctide 770 - ein Primer aus meinem Giftschrank. Damit haftet Seku-Kleber einigermaßen.

- Die Zungenschienen mit Haken gibt es als komplettes Ersatzteil zu kaufen. Wer sich also nicht an die Löterei herantraut, kann es auch damit versuchen.

- Die Zungenschiene ist übrigens lt. Aussage der Dame des Kundendienstes zwischen dem frei beweglichen Abschnitt und dem Herzstück ab Werk mit Seku-Kleber auf dem Schwellenband bzw. zwischen den Kleineisennachbildungen befestigt. Wer also die Zungenschienen zum Austausch herausziehen will, sollte sie zuvor vorsichtig lösen und keine Gewalt anwenden. Eine Austauschschiene mit Haken kann dann auch so wieder befestigt werden.

So, jetzt aber ... habt Erbarmen ... es ist lang geworden ... und weg bin ich.

LG
Hubert


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RE: Neuanfang nach 40 Jahren - Tillig Weichen - Der Meister hat gelötet

#744 von Miraculus , 29.12.2022 22:19

HiHu, hi Hubert & Christof,

unser Weichenreparaturerklärbär Hubert ist weg, und ich bin hin und weg, ob seiner Repartur- und Erklärmethode. Das dürfte auch für nur leicht geübte eine Möglichkeit sein, eine Reparatur selbst durchzuführen.

Gab's hier im Forum nicht auch ein Unterkapitel mit Tips und Tricks?? Das wäre dort gut aufgehoben.


Grüße und guten Rutsch


P.S.: Hab's gefunden. Workshop unter Grundlagen, Bastelideen usw.


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RE: Neuanfang nach 40 Jahren - Tillig Weichen - Der Meister hat gelötet

#745 von christof-san , 30.12.2022 09:29

Hallo Hubert,

vielen Dank für die tolle Erläuterung, die Idee die Stellschwelle zu teilen und um die Zapfen herumzu kleben ist genial. Wenn die nächste Reparatur ansteht, werde ich es ausprobieren. Super, ich bin immer noch geflasht. Danke.

Dir und allen anderen einen guten Rutsch und alles Gute für 2023.


LG Christof

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RE: Neuanfang nach 40 Jahren - Tillig Weichen - Der Meister hat gelötet

#746 von hubedi , 30.12.2022 10:36

Hallo Christof,

natürlich kann man die Stellschwelle z.B mit ein paar lustigen Drähten verzieren, damit es so ähnlich aussieht wie bei der Tillig-Ausführung. Dort sind ja so einige Knubbel angespritzt, die den Eindruck eines wichtigen Stangengemüses erwecken.
Farblich kann man auch noch Verbesserungen erreichen. Ursprünglich wollte ich schwarzen Kunststoff nehmen. Tatsächlich wäre dieser erste Gedanke wohl der Bessere gewesen. Beim Vorbild ist die Stellmechanik bzw. der ganze Bereich drumherum durch Fett und Dreck eher anthrazit gehalten. Aber die weitere Ausgestanltung überlasse ich Dir.

Immerhin kann ich nun doch wohl vier von fünf Weichen retten. Aber die Reparaturen werden leider wohl erst im neuen Jahr fertig. Solche Bildberichte kosten einfach eine Menge Zeit. Zudem dauert die Bastelei dreimal so lange, da jeder Schritt abgelichtet werden will. Wie auch immer, es hat sich ja gelohnt, wenn Du/Ihr etwas damit anfangen könnt.

LG
Hubert


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RE: Neuanfang nach 40 Jahren - Tillig Weichen - Der Meister hat gelötet

#747 von RichyD , 30.12.2022 10:52

Servus,

die neuralgischen Stellen des Tillig Elite sind seit Anbeginn bekannt, ebenso die Lösungsansätze.
So gesehen ist das hier ein alter Hut (ohne die Leistung schmälern zu wollen!).

In der Tat habe ich bislang aber noch nirgendwo das Ganze so schön bebildert gesehen - dafür musste erst ein N-Bahner mit zu viel Freizeit (oder Neugier?) auf den Plan treten

Daher dickes Lob und danke dafür!

Beste Grüsse,
Richy (der Tillig-Weichen von vornherein umändert, dann ist der Aufwand und Ärger minimal)


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RE: Neuanfang nach 40 Jahren - Tillig Weichen - Der Meister hat gelötet

#748 von hubedi , 30.12.2022 12:44

Hallo Richy


Zitat von RichyD im Beitrag #747
... die neuralgischen Stellen des Tillig Elite sind seit Anbeginn bekannt, ebenso die Lösungsansätze.
So gesehen ist das hier ein alter Hut ...


Ja prima, dann habe ich also offene Türen eingerannt ... ... Tatsächlich fand ich den Blick über den N-Tellerrand interessant. Ich hatte zwar schon von diesem Stellstiftproblem gehört, aber offenbar die vielleicht schon vielfach vorgestellten Lösungen übersehen. Meine N-Brille hat wohl so einiges weggefiltert.
Naja, verglichen mit der Summe der neuralgischen Punkte bei den N-Weichen einiger bekannter Hersteller sind Tillig-Weichen immer noch prima. Ich würde die Modelle als H0-Bahner auch gleich umbauen.
Aber das ist ja schon irgendwie krank. Da kauft man sich für einen Stapel Euros neues Gleismaterial und muss gleich zum Lötkolben greifen ... immer mit der Gefahr, so jeglichen Garantieanspruch zu verlieren. Aber das ist ja auch schon oft beklagt worden und ich mag es nicht weiter vertiefen.
Naja, es hatte schon seinen Grund, warum ich irgendwann mit dem kompletten Selbstbau begonnen habe und bei den Fahrzeugen fast nur Gebrauchtware kaufe und restauriere. Da erspart man sich offenbar so manchen Frust und mir bereitet es viele Stunden Bastelspaß, Ausgleich und Freude. Und darauf kommt es beim Hobby letztlich an. ..

LG und guten Rutsch
Hubert


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RE: Neuanfang nach 40 Jahren - Tillig Weichen - Der Meister hat gelötet

#749 von Thinkle , 08.01.2023 00:32

Hi,

Welchen Kleber hast du für die Kohle Wagen genutzt? Ich habe Juweela Kohle mal mit verdünntem Leim + Tropfen Spüli versucht, ging zweimal hintereinander nicht so gut. Den zweiten Versuch habe ich dann trotzdem genutzt und er ist jetzt zerbröselt muss neu gemacht werden, aber ein drittes Mal das selbe tun und auf einen anderen Ausgang hoffen, klingt irgendwie dumm!


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RE: Neuanfang nach 40 Jahren - Tillig Weichen - Der Meister hat gelötet

#750 von christof-san , 08.01.2023 09:54

Guten Morgen Thinkle,

ich benutze für meinen Schotter (oder hier für die Kohlehaufen) Buchbinderleim 1:1 mit Wasser gemischt und eine Sprühflasche mit Wasser-Spüli Gemisch zum anfeuchten, also eigentlich das gleiche wie der klassiche Leim-Wasser Mix nur das der Buchbinderleim dauerelastisch ist und somit nicht hart auftrocknet. Ich habe vor ein paar Jahren schon mal 4 offene Wagen mit der gleichen Methode "beladen" und da bröselt nichts. Warum es bei dir nicht funktioniert hat ist schon seltsam.


LG Christof

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