Hallo Thomas. Christof und zusammen,
ich möchte mich nochmal mit einem längeren Bildbericht melden in der Hoffnung, Christof ist damit einverstanden, dass ich seinen Thread füttere.
Zitat von tomholzwurm im Beitrag #742
... Man kann die Zungen soweit hochbiegen, dass man sie über die Höhe der aussenliegende Profiler bekommt, dann man man ohne Gefahr löten.
Das Problem ist eher, dass man bei schon verlegten Weichen die Haken nich mehr umgebogen bekommt, weil man nicht drunterfassen kann. ...
Und dass die Kunststoffteile keine Lötspitzentemperaturen aushalten, naja könnte man durchaus wissen als Modellbahner ?!? ...
@ThomasNaja, Fehler machen wir doch alle. Wenn ich an meine Schusseligkeiten denke ... nee. Ich musste mich regelrecht "voranfehlern" ... oder so.
Nun, das Hochbiegen würde ich mit Vorsicht angehen. es besteht die Gefahr, die Zungen dauerhaft über die Backenschienen zu verbiegen oder die Verklebung hinter dem beweglichen Abschnitt zu lockern. Ich musste mir bei meiner Methode nichts abbrechen, denn das Unterlegen eines Kartons schaffe ich gerade noch so ...
Gut,
ich habe die Herausforderung angenommen, auch für verlegte Weichen eine Lösung zu finden. Ich denke, das ist mir in den letzten Tagen gelungen. Ich gehe davon aus, mit etwas Löt- und Bastelerfahrung ist eine Reparatur ohne Ausbau zu schaffen. Damit meine Vorgehensweise verständlich wird, musste ich tatsächlich wieder einen ganzen Bilderreigen anfügen. Ich hoffe, so kann man es nachvollziehen ...
@AllZunächst muss ich an Eure Vorstellungskraft appellieren:
Wir stellen uns vor, diese Weiche wäre fest verklebt und eingeschottert. Ihr müsst nur lange genug hinschauen und Euch etwas anstrengen ... ja, könnt Ihr es nun sehen?
Das Streichholz - in meinem Thread ist das immer das Vergleichsstreichholz (VGSH) - deutet an, wo die Stellschwelle normalerweise ihre Arbeit verrichtet. Sollte ein Haken abgebrochen sein, so muss bei meiner Reparaturmethode gleich auch der zweite Haken abgebrochen werden, denn die Stellschwelle wird ausgetauscht.
Die Arbeiten beginnen mit dem vorsichtigen Abfeilen des Schienenfußes an der Seite, wo der abgebrochene Haken gesessen hat. hier muss etwas Material abgetragen werden, damit der neue Haken später genau mittig zwischen den beiden Schwellen sitzt.
Naja, nun muss ich die Weiche doch mal kurz anheben ... aber nur um zu zeigen, wo die Stellschwelle ihren gewöhnlichen Aufenthaltsort hat:
Durch diese Öffnung zwischen Backenschiene und Abstandshalter des Schwellenbandes läuft die Stellschwelle hin und her. Die Höhe des Durchgangs beträgt etwas über einen Millimeter. So, die Weiche wird gleich wieder angeklebt ...
Die Arbeit geht weiter ...
... mit dem Zuschnitt der auf dem Bild zu sehenden Streifen. Alle sind knapp einen Millimeter hoch. Die Breite der dicken Streifen liegt bei etwa 1,3 mm, die drei schmalen sind dagegen nur 0,5 mm stark. Sie müssen etwas breiter sein als der gleich anzulötende Stellstift. Ich verwende wie oben 0,4 mm verkupferten Eisendraht.
Die Streifen bestehen bei mir aus einfachem Polystyrol, da es sich gut verkleben lässt. Genau das zeige ich auf dem Bild ... ich habe wie abgelichtet den längeren, dünnen Streifen zwischen die beiden breiten Exemplare geklebt, damit so etwas wie eine zweizackige Gabel entsteht.
Der Test ergab, die Gabel lässt sich prima durch die Öffnung der ehemaligen Stellstange schieben. Wir ahnen es sicher bereits, das wird die neue Stellstange.
Das wäre geschafft und nun sind die Stellstifte anzufertigen:
Die Vollversammlung der dazu benötigten Teile bringt es an den Tag. Ich habe weder Kosten noch Mühen gescheut und einen Rest Lochstreifenplatine zu einem Montagewerkzeug umgearbeitet. Naja, zugegeben, das Umarbeiten beschränkte sich auf das Einsägen eines Schlitzes, der so breit sein sollte, dass die Stelldrähte gerade so hineingeschoben werden können. Mit seinen 1,5 mm Dicke ist der Platinenrest genau die richtige Plattform für den weiteren Gang der Dinge.
Die Häkchen konnten es kaum erwarten, was genau ihre Aufgabe sein sollte. Sie zappelten dermaßen in dem Schlitz herum, dass ich sie mit einer Klammer fixieren musste. Man achte auf die Feinheiten ... die Haken sind nicht einfach so eingeklemmt, sondern ich habe sie bewusst so ausgerichtet.
Denn auf der anderen Seite lötete ich die mit einem Loch versehenen, asymmetrisch geformten Messingplättchen mit einem 90°-Versatz auf den Stift. Wozu dieser Versatz ... das sehen wir später.
Das Ganze jetzt nochmal aus einer anderen Perspektive ... ja ... so sieht man endlich was gemeint ist ... oder so.
Wir brauchen natürlich zwei Stellstifte. Et Voilà, da sind sie. Nun der erste Aufmerksamkeitstest ... na ... wem ist es aufgefallen ... ja klar, die beiden Plättchen wurden spiegelbildlich angelötet. Das muss einen Grund haben ...
Und nun sehen wir den spannenden Augenblick, wo der Frosch ins Wasser springt. Es kommt zusammen, was zusammenkommen muss ... bloß wie?
Also der Reihe nach. Durch den Schlitz, wo normalerweise die Stellstange läuft, habe ich die Spitze einer Klemm- oder Kreuzpinzette gesteckt. Sie hat nun den Haken am Hals geschnappt; genauer, zwischen Haken und Messingplättchen. Der Haken selbst ruht auf dem Schienenfuß.
Die Abstände sollten hier einigermaßen stimmen. Daher kann ich an der Zunge keinen Karton unterlegen, um die Schwellen vor der Löthitze zu schützen. Diesmal klemmte ich einfaches Küchenpapier unter die Zungenschiene und feuchtete es mit ein paar Tröpfchen Wasser an. Ist alles startklar verklemmt, kann der Frosch springen ... oder der Lötkolben seinen Dienst erledigen. Es zischt kurz und der Haken ist dran. Das Plättchen fällt nicht ab, da die Klemmpinzette für ausreichend Kühlung sorgt.
Ja isses nicht schön ... sitzt, wackelt nicht und hat doch Luft ... und zwar etwas über einen Millimeter zwischen Zungenschienen und Messingplättchen. Wir beginnen zu ahnen warum ...
Klar, das Ganze muss auf der anderen Seite auch passieren. Aber wir habe die Übungen bereits abgeschlossen, also ...
... pfft ... Nummer zwei ist dran ...
Der Rest der Reparatur ist reine Liebhaberei. Seht selbst:
Die "Gabel" wird nun durch die Führungen und über die Stellstifte geschoben. Sitzt sie auf Anschlag, kann das erste Füllstück eingeklebt werden. Es wird sanft an den Stellstift herangedrückt.
Wir drücken die neue Stellschwelle nach rechts auf Anschlag und kleben das rechte Füllstück ein. Fertig ... ja, das war's ... mehr ist es nicht!
Test ... Test ... Test ...:
Einmal hin ...
... einmal her. Das Weichenstellen ist nicht mehr schwer.
Und jetzt lüfte ich das Geheimnis, warum die Plättchen so komisch geformt sein müssen. Ganz einfach, sonst stoßen sie gegen die Abstandsstege.
Außer zu Demonstrationszwecken wurde die virtuell verklebte Weiche nicht angehoben. Vielleicht muss auf der Anlage der Schotter rechts und links der Stellschwelle weggekratzt werden, damit die Klemmpinzette durchgesteckt werden kann. Ich denke.so kann es gehen. Natürlich mag es auch andere Methoden geben. Aber das überlasse ich nun den H0-Leuten. Als kleiner N-Bahner habe ich nun nichts mehr zu melden ...
Ach ja, doch noch eine kleine Ergänzung. Ich habe beim Tilliig Kundendienst angerufen um herauszufinden, wie die Schwellen verklebt werden können. Die sehr freundliche Dame am Telefon konnte zwar nicht auf die zwischen den Jahren beurlaubten Techniker zugreifen, aber sie hat sich alle Mühe gegeben, mir zu helfen.
- Die Schwellen bestehen aus Polyamid ... also für mich als Chemielaien so etwas wie Nylon. Kein Wunder, das Kleber schlecht hält. Es gibt aber speziellen Polyamid-Kleber. Geholfen hat bei mir Loctide 770 - ein Primer aus meinem Giftschrank. Damit haftet Seku-Kleber einigermaßen.
- Die Zungenschienen mit Haken gibt es als komplettes Ersatzteil zu kaufen. Wer sich also nicht an die Löterei herantraut, kann es auch damit versuchen.
- Die Zungenschiene ist übrigens lt. Aussage der Dame des Kundendienstes zwischen dem frei beweglichen Abschnitt und dem Herzstück ab Werk mit Seku-Kleber auf dem Schwellenband bzw. zwischen den Kleineisennachbildungen befestigt. Wer also die Zungenschienen zum Austausch herausziehen will, sollte sie zuvor vorsichtig lösen und keine Gewalt anwenden. Eine Austauschschiene mit Haken kann dann auch so wieder befestigt werden.
So, jetzt aber ... habt Erbarmen ... es ist lang geworden ... und weg bin ich.
LG
Hubert