RE: Schüttgutwagen beladen

#1 von Pauline , 06.06.2017 10:04

Hallo, zusammen!

Die Modelle der Großgüterwagen (Gattung Oot, Fals etc.) werden idR ohne Ladung angeboten - für einen halbwegs vorbildorientierten
Einsatz ist das etwas ungünstig. Der Einsatz einer schweren Güterzuglok wird erst durch das Gewicht des angehängten Zuges glaub-
würdig - besonders dann, wenn es sich um Vorspann oder Doppeltraktion handelt.

Passende Einsätze sind -sofern vorhanden- entweder optisch nicht besonders ansprechend oder aber sündhaft teuer .

Anhand eines Märklin-Wagens (#4624) möchte ich heute meinen Beladungsvorgang vorstellen. Die Vorgehensweise ist bei anderen
Fabrikaten aber ähnlich.

Vorbildgerecht wird von oben beladen – ohne das Modell zu zerlegen.
Aber Vorsicht: Die Ladung wird fest eingeklebt und kann danach nicht wieder als Ganzes herausgenommen werden!
Ein Wechsel von z.B. Kohle nach Erz ist nicht möglich! Vor Beginn der Arbeiten sollte man sich darüber im Klaren sein.

Um ihn geht es hier:

Bild entfernt (keine Rechte)

Auch wenn das Bild leider etwas unscharf ist, ist der Laderaum gut erkennbar. Um nicht den kompletten Wagenkasten zu befüllen,
wird ein „doppelter Boden“ benötigt. Ich habe ein Stück (12 cm x 3 cm) Trittschalldämmung (Selitac) verwendet, das vom Trassen-
bau übrig war (ein Stück Kunststoff oder feste Pappe sind auch geeignet). Dieses wird längs halbiert:

Bild entfernt (keine Rechte)

Das Material ist sehr flexibel und wird schräg eingesetzt und anschließend in Position geschoben (da es sich um ein Abfallstück vom
Trassenbau handelt, ist es auf einer Seite braun gestrichen - es muß aber nicht unbedingt farblich behandelt werden):

Bild entfernt (keine Rechte)

Das Gleiche auf der anderen Seite:

Bild entfernt (keine Rechte)

In der Mitte bleibt eine Nahtstelle:

Bild entfernt (keine Rechte)

Danach können die Schüttkegel (ebenfalls aus Selitac) vorbereitet werden. Die Größe kann je nach Geschmack variieren.
Bei meinen Waggons sind es jeweils zwei Kegel, die ich mit doppelseitigem Klebeband befestigt habe:

Bild entfernt (keine Rechte)

Bild entfernt (keine Rechte)

Vor dem Befüllen streiche ich die Auflage satt mit verdünntem Holzleim ein:

Bild entfernt (keine Rechte)

Bild entfernt (keine Rechte)

Als Kohle verwende ich Deko-Kies (Garnelenkies ist auch geeignet) – beides habe ich vom Dehner-Gartencenter. Im Gegensatz
zu echter Kohle oder Modellkohle sind die Körner eher rund - was im "normalen" Betrachtungsabstand nicht weiter auffällt.

Bild entfernt (keine Rechte)

Eine Filmdose dient als Schütthilfe:

Bild entfernt (keine Rechte)

Die lose eingefüllte Ladung:

Bild entfernt (keine Rechte)

Mit einem trockenen Pinsel wird die Kohle gleichmäßig verteilt. Danach werden die Kegel geformt:

Bild entfernt (keine Rechte)

Bild entfernt (keine Rechte)

Mit einer großen Spritze wird das Wasser-Leim-Gemisch über die Ladung geträufelt:

Bild entfernt (keine Rechte)

Trotz sorgfältigem Arbeiten kann es passieren, dass die Kohle beim Beträufeln wegschwimmt:

Bild entfernt (keine Rechte)

Dann wird die Ladung nochmals korrigiert:

Bild entfernt (keine Rechte)

Der doppelte Boden schließt naturgemäß nicht exakt bündig mit der Laderaum-Innenwand ab, sodass überschüssiges Wasser-Leim-Gemisch
durch die Öffnungen an der Wagenunterseite tropft. Eine Auffangschale (hier: Pralinenschachtel mit Küchentuch-Einlage) hilft, eine mittelgroße
Sauerei zu vermeiden. Das empfiehlt sich vor allem dann, wenn die Arbeiten am Küchentisch oder im Wohnzimmer durchgeführt werden :

Bild entfernt (keine Rechte)

Wenn der Leim getrocknet ist, wird der Waggon umgedreht und leicht geschüttelt, damit evtl. lose Körner rausfallen. Mit leichtem Klopfen an
den Wagenkasten können lockere Steine gelöst werden. Evtl. entstandene größere Löcher in der Ladung werden nun wieder gefüllt.

Etwas mattschwarze Farbe verhindert, dass die Ladung zu stark glänzt. Ein paar Alterungsspuren steht dem Waggon auch ganz gut:

Bild entfernt (keine Rechte)


Für einen Waggon habe ich ungefähr 20 Min.benötigt. (ohne Trocknungszeit und farbliche Behandlung).

Viel Spaß beim Beladen!


Viele Grüße!
Jürgen
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zuletzt bearbeitet 25.04.2024 | Top

RE: Schüttgutwagen beladen

#2 von NilsM03 , 06.06.2017 11:08

sehr schön, !
Kann ich mir auch sehr gut vorstellen für meine Wagen. Kein einziger von denen ist beladen
Vielen Dank!
Grüße aus Berlin
Nils



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RE: Schüttgutwagen beladen

#3 von Erich Müller , 06.06.2017 19:20

Hallo Jürgen,

das sieht gut aus!
Und die Eierbrikett-Kohle sieht gar nicht mal so viel anders aus als das, was auf vielen Wagen und Tendern so ab Werk nachgebildet ist. (Geht wahrscheinlich im Spritzguss auch nicht viel anders.) Das passt also zusammen, und wenn der Zug fährt, sieht man den Unterschied sowieso nicht. Also volle Punktzahl mit Stern!

Nur: Hast du keine Schwierigkeiten durch das auf die Räder und Drehgestelle laufende Wasser-Leim-Gemisch?


Freundliche Grüße
Erich

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RE: Schüttgutwagen beladen

#4 von Pauline , 07.06.2017 09:43

Guten Morgen!

Vielen Dank für Euer Interesse!

@Erich: Aufgrund des Sattelbodens läuft der "Kleber" an den Seitenwänden ab. Festgeklebte Drehgestelle hatte ich dadurch bisher noch nicht.
Lediglich beim Trocknen in der Auffangschale stehen die Räder u.U. in der "Suppe". Mit Fingernagel oder Messingbürste ist der Kleber aber schnell
entfernt. Durch "Aufbocken" kann das vermieden werden.

Natürlich können auch die Drehgestelle ausgebaut werden - da war mir der Aufwand aber doch zu groß .


Viele Grüße!
Jürgen
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RE: Schüttgutwagen beladen

#5 von Der Krümel , 07.06.2017 11:48

Schöne Beschreibung, Jürgen.
Solche Basteltipps machen das Forum aus! Kann man immer gebrauchen.


Viele Grüße
Hendrik


 
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RE: Schüttgutwagen beladen

#6 von Jochen53 , 08.06.2017 20:18

Hallo,
eine sehr schöne Foto-Dokumentation, vielen Dank dafür. Das ist für manche Forenten sicher sehr nützlich. Genau so, wie Du es beschreibst, habe ich das vor 30 Jahren mit meinem Zug aus 17 LIMA Erz III d Wagen auch gemacht und sie können sich heute noch sehen lassen.
Gruß Jochen


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RE: Schüttgutwagen beladen

#7 von Badische4h , 08.06.2017 20:49

Hallo

Schöne Fotostrecke!

Bei Nachbildung einer Erzladung darf man aber die Waggons nur halb voll machen, da das Erz ein deutlich höheres Gewicht als Kohle hat!
Sonst wären die nämlich heftigst überladen.

viele Grüße
Jürgen


Rechtschreibfehler habe ich mit Absicht eingefügt, sie dienen der allgemeinen Belustigung


 
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RE: Schüttgutwagen beladen

#8 von Pauline , 09.06.2017 09:34

Zitat

(...) Bei Nachbildung einer Erzladung darf man aber die Waggons nur halb voll machen, da das Erz ein deutlich höheres Gewicht als Kohle hat! (...)



Stimmt - nachdem ich die Erzladung bereits am Anfang meines Beitrags erwähnt habe, sollte man daran denken.

@all:
Natürlich erst mal vielen Dank für das Interesse und Euer Lob!

Wer Lust und Laune hat,darf seine Ladungen auch mal zeigen (evtl.mit Bildbericht). Es gibt ja unterschiedliche Vorgehensweisen. Für alle "Lademeister" unter
uns ist das sicher interessant (nicht nur für mich). Dieser Bericht kann hierfür gerne genutzt werden - wie wärs?


Viele Grüße!
Jürgen
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