RE: Rauchsatzaktivierung nach Lagerung

#1 von Gaergel , 23.09.2018 20:56

Hallo Experten,
immer wieder tritt bei mir das Problem auf, dass die Rauchsätze meiner Märklinloks (Seuthe oder Märklin) nach einer gewissen Zeit der Lagerung nicht mehr so recht wollen. Hat einer von Euch ne 'Ahnung woran das liegen kann? Ist das Rauchöl vielleicht verharzt? Die Rauchsätze erzeugen jedenfall gefühlte Hitze, wenn diese über die MS2 aktiviert werden. Gefüllt werden die kleinen Tanks mit einer Injektionsspritzze, aus der zuvor die Luft entfernt wurde. Auch werden die Tanks nicht überfüllt. Kann man die Rauchsätze irgendwie reinigen? Was kann der Grund für das "Streiken" nach einer längeren Lagerung sein? Über Tipps und Tricks sowie hilfreiche Hinweise, wie das Problem dauerhaft vermieden werden kann, wäre ich euch sehr dankbar!

Gruß
Gaergel


 
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RE: Rauchsatzaktivierung nach Lagerung

#2 von shaddowcanyon , 23.09.2018 22:19

Hallo Gaergel,

Deine Beobachtung habe ich auch schon gemacht. Es hilft dann in der Regel, wenn Du den Rauchsatz mit etwas frischem Dampföl ausspülst und womöglich auf eine anderes Produkt umsteigst.

Um das zu erklären, muss ich am späten Sonntagabend ein wenig in den Chemieunterricht abschweifen.

Die meisten Dampföle ähneln dem Kerosin, dem Flugbenzin. Das ist ein Gemisch von verschiedenen Kohlenwasserstoffen, die sich in der Anzahl der Kohlenstoff-Atome in einem Molekül unterscheiden. Das sind mindestens 8 und höchstens 18. Noch scherere Kohlenwasserstoffe sind bei Raumtemperatur nicht mehr flüssig.

Nun verdunsten die leichten Kohlenwasserstoffe bei recht niedriger Temperatur. Zum Beispiel siedet die Komponente mit 8 Kohlenstoffatomen, C8, die auch als Oktan bekannt ist, schon bei ca. 120 °C. C18 dagegen erst jenseits von 300 °C. Für Flugzeugmotoren ist das so in Ordnung, für Raucheinsätze aber schwierig, denn die werden sicher keine 300 °C warm.

Wenn also der Rauchsatz lange nicht verwendet wird und ein breit zusammengesetztes Dampföl drin ist, dann verflüchtigen sich irgendwann die leichten Kohlenwasserstoffe. Die schweren bleiben zurück. Folge: es dampft nicht mehr so richtig. Also am Besten erst mal den Rauchsatz vorsichtig ausspülen.

Nun enthalten die angebotenen Rauchsatz Dampföle (soweit ich weiß niemals C18. Es geht ungefähr bis C14. Das sollte auch auf dem Produkt angegeben sein (oder es ist die sog. CAS-Nummer darauf, und danach kann man dann googeln). Aber das Problem ist auch bei C14 noch da.

Deshalb verwende ich bei mir solche Dampföle, die von den schwere Kohlenwasserstoffe möglichst nichts enthalten. Bei SR24 z.B. ist vermerkt, dass nur C11 und C12 drin sind. Ich hatte auch schon Dampföl von Vollmer. Das war ähnlich. Bei manchen Produkten ist aber wohl das volle Spektrum von C9 bis C14 drin. Wie dem auch sei, ich hoffe, dass Du dein Problem lösen kannst.

Grüße

Hans Martin


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RE: Rauchsatzaktivierung nach Lagerung

#3 von klein.uhu , 23.09.2018 23:02

Moin,

Nach der ausführlichen Theorie von Hans Martin jetzt noch kurz zur Praxis.

Wie behandelst Du Deine Loks mit Rauchgenerator:
- fährst Du den leer bis zum letzten Tropfen?
ode
- stellst Du die Lok noch teilweise gefüllt ab?
Ich weiß ehrlich nicht, was besser ist. Ich fahre den Rauchgenerator immer leer.

Egal wie, verstopfen tun die Dinger schon mal. Seuthe legt seinen normalen Rauchgeneratoren einen dünnen Reinigungsdraht aus Federstahldraht bei, mit dem man im Fall der Fälle mal ins das Röhrchen stoßen sollte. Dann klappt es meistens wieder. Die Theorie von Hans Martin würde das erklären: Reste nach Verdunstung der flüchtigen Anteile im Rauchöl.


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RE: Rauchsatzaktivierung nach Lagerung

#4 von oligluck ( gelöscht ) , 24.09.2018 02:32

Moin,
ihr habt mich neugierig gemacht...

Ich benutze Dampfdestillat fast nur bei der Gartenbahn, und auch dort eher selten.
Trotzdem habe ich drei verschiedene Produkte hier - Seuthe, Esu und Viessmann.

Letzteres wird beworben mit "verdampft rückstandsfrei", riecht aber genauso wie die anderen Produkte, was nach meiner unmaßgeblichen Einschätzung darauf hinweist, dass es allenfalls im Verdampfer keine Rückstände hinterlässt.

Eine Angabe zu CAS-Zahlen kann ich auf keinem der Artikel finden, lediglich Angaben, die womöglich in die Richtung weisen, ich bin jedoch kein Chemiker.
Sicherheitshinweise enthalten sie alle, ich führe sie hier nicht separat auf, die Schrift ist sehr klein...

Seuthe Dampf- und Rauchdestillat 105, 50ml
"enthält n- und i-Alkane"

Esu Rauchdestillat 51990, 125ml
"Parafine (Erdöl), normale CS-20" sowie "Optimiert für den Gebrauch mit getakteten Raucherzeugern"

Viessmann Dampfdestillat 6850, 100ml
keine weitere Angabe

Mein Seuthe-Fläschchen ist 10 Jahre alt (soviel zum Thema Benutzungshäufigkeit), die beiden anderen wurden heuer gekauft - Viessmann aufgrund der Abkündigung des Produkts.
Für mich riechen alle drei gleich, aber hier spricht der Hobbykoch und nicht der Chemiker

Oben beschriebenes Problem hatte ich bislang nicht, jedoch ist ein H0-Verdampfer, der so gut wie nie benutzt wird, und Einer bei der Gartenbahn, der nur bei Besuch gelegentlich aktiviert wird, natürlich nicht repräsentativ.

Deinen Ausführungen, Hans Martin, mit den leichter flüchtigen Bestandteilen, kann ich folgen, jedoch fehlen auf allen drei Produkten die von dir genannten CAS-Nummern. Vielleicht kannst du dir ja aus den dort aufgedruckten Zusätzen einen Reim bilden?
Ich lasse die beiden Verdampfer immer bis zum letzten Schluck laufen (ist ja eh nicht lang), und sonderliche Pflege haben sie nie erfahren.

Viele Grüße,
Oliver


oligluck

RE: Rauchsatzaktivierung nach Lagerung

#5 von Sven , 24.09.2018 07:36

Guten Morgen,

meines Wissens sollen die Raucherzeuger immer leergefahren werden.

Meine Seuthe/Märklin lasse ich immer ein wenig abkühlen ( => "aus"), wenn kein Rauch mehr zu sehen war. Nach einer kurzen Pause von wenigen Minuten wird die Funktion noch mal eingeschaltet. Wenn's dann kurz knackt und wieder ein kleiner Rauchfaden zu sehen ist, war er eben nicht ganz leer.
Das kann ein paar mal wiederholt werden und schadet dem Rauchsatz dann nicht. Wenn er längere Zeit ohne Dampföl eingeschaltet bleibt, wahrscheinlich aber schon.

Dampföl kann auch zum Reinigen verwendet werden. Also kannst Du es auch zum Reinigen von Rauchsätzen nehmen, indem Du sie einfach damit betreibst und dann eben leerfährst. Des Weiteren ist meines Wissens bei Seuthe und Märklin ein Reinigungsset dabei, mit welchem wohl üble Verklebungen durchstoßen werden können sollen. Auch das Dampfröhrchen im Raucherzeuger kann wohl separat ausgetauscht werden. Habe ich aber beides noch nie angewendet bzw. noch nie benötigt.

Gruß
Sven


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RE: Rauchsatzaktivierung nach Lagerung

#6 von Gaergel , 24.09.2018 20:36

Hallo Leute, liebe Experten,
vielen Dank für die erhellenden Informationen. Ich habe nun Folgendes unternommen: Ich habe die Rauchsätze aktiviert und soweit es ging mit der Injektionsspitze abgesaugt, habe die Injektionsspritze völlig entleert und mit Aceton gefüllt. Danach habe ich ein paar Tropfen Aceton in die Schlote gegeben und siehe da: "pot...pot...pot..spotz...spotz..spotz, waren die Rausätze wieder relativ gut freigeblasen (Es gab aber wohl auch eine Blasenbildung?). Schließlich habe ich vorsichtig mit Rauchöl nachgespült und nach und nach hat sich wieder ein annehmbares Rauchbild eingestellt. Ob der Zusatz von Aceton irgendwelchen Schaden anrichtet weiß ich noch nicht.

Gruß
Gaergel


 
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RE: Rauchsatzaktivierung nach Lagerung

#7 von Sven , 25.09.2018 21:33

Guten Abend Gaergel,

immerhin hast Du sie jetzt durchgespült und sie funktionieren wieder.


Gegen Blasenbildung hilft die Befüllung "von unten"; also nicht die Lok von unten betanken , sondern mit der Nadel der Spritze ganz auf den Boden des Rauchsatzes und dann langsam befüllen.
Ich zitiere einfach mal die Seuthe Service Seite:

Zitat
Wie befülle ich den Dampfgenerator richtig?

Der Dampfgenerator ist richtig befüllt, wenn Sie max. 0,2 ml eingefüllt haben (Spur 1ca. 0,6ml). Das entspricht etwa 2 Teilstrichen der beigelegten Spritze. Bei Dampfgeneratoren mit schlankem Schornstein (z.B. Nr. 20, 21 usw.) ist es notwendig, dass man die Nadel der Spritze bis auf den Grund des Dampfgenerators einführt und von unten her betankt, um Lufteinschluss zu vermeiden.



Und immer fertigrauchen lassen, d.h. Deine Dampfloks "kalt" abstellen.

Gruß
Sven


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RE: Rauchsatzaktivierung nach Lagerung

#8 von klein.uhu , 26.09.2018 00:03

Zitat

... habe die Injektionsspritze völlig entleert und mit Aceton gefüllt. Danach habe ich ein paar Tropfen Aceton in die Schlote gegeben und siehe da: "pot...pot...pot..spotz...spotz..spotz, waren die Rausätze wieder relativ gut freigeblasen ... Ob der Zusatz von Aceton irgendwelchen Schaden anrichtet weiß ich noch nicht.


Moin,

Von Aceton rate ich ab. Erstens stinkst, zweitens ist es gesundheitsschädlich, drittens ist dieses Lösungsmittel aggresiv gegen viele Kunststoffe und Lacke. Versau Dir nicht die Modelle!


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Gruß von klein.uhu
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RE: Rauchsatzaktivierung nach Lagerung

#9 von Gaergel , 26.09.2018 21:18

Hallo,
vielen Dank für den wichtigen Hinweis Klein Uhu.
ich neige gelegentlich zu Radikalaktionen ops:
Ja, Acton ist ein starkes Lösemittel, bzw. Reiniger für fettige Substanzen (Nagellackentferner). Habe mir Rat von einer Chemikerin eingeholt: Aceton löst zwar die Fettrückstände, transportiert diese aber beim Verdampfen nicht aus dem Schlot. Vergasendes Aceton ist nicht gesundheitskritisch. Heißt es (?) Das gelöste, verharzte Zeug muss nach einer Einwirkzeit abgesaugt oder ausgeputzt werden. Klar ist, dass beim Verdampfen die Umgebung mit Aceton Tröpfchen ("pot, pot, spotz, spotz….") "versaut" wird. Kunststoff und lackierte Gehäuse könnten in der Tat Oberflächenschaden nehmen. Zum Glück ist bei meiner Aktion bei den Metallgehäusen der beiden Loks nichts passiert! Von mir aus könnten die Dampfloks noch viel stärker qualmen, besonders an den Seiten. Da gibt es in H0 wohl noch keine interessanten Möglichkeiten?


Gruß
Gaergel


 
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RE: Rauchsatzaktivierung nach Lagerung

#10 von Sven , 27.09.2018 09:22

Guten Morgen,

viel mehr hätte ich Bedenken, daß mit Aceton innerhalb des Raucherzeugers etwas angelöst wird, was eben zum Raucherzeuger gehört und nicht nur eingefüllt wurde.

Sicherheitshalber könnte ja mit purem Dampfdestillat "ausgewaschen" werden, d.h. nach Einfüllen von Dampfdestillat ein wenig warten und die "Brühe", d.h. das eingefüllte Dampfdestillat mit angelöstem Schmutz, mit einer Spritze mit größerer Kanüle wieder absaugen.


Gruß
Sven


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RE: Rauchsatzaktivierung nach Lagerung

#11 von Gaergel , 28.09.2018 19:31

Hallo zusammen, hallo Sven,
es funktioniert alles wieder bestens. Nichts wurde abgelöst, kein Lack beschädigt, kein Kunststoff verschmort. Wie gesagt, ist die Umgebung der Schlote offenbar gut lackiertes Metall oder Draht. Wie die Sache bei Kunststoffgehäusen ausgegangen wäre, vermag ich nicht zu sagen. Jedenfalls ist die Reinigungswirkung von Aceton in vorsichtigen Dosen mit Einwirkzeit bzw. Verdünnungsdauer und anschließender Absaugung eine alternative Reinigungsmöglichkeit der Rauchsätze.

Es stellt sich jedoch für mich auch eine andere Frage: Wie verhält es sich bei größeren Anlagen mit mehreren Metern Schiene, wenn ich mit einer MS2 mehrere Rauchsätze ansteuere. Kann sich da durch viele Verbraucher, wie beleuchtete Personenwagen, Diesel- und Elektroloks im Fahrbetrieb die Hitze in den Rauchsätzen reduzieren und damit auch die Rauchentwicklung?

LG
Gaergel


 
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RE: Rauchsatzaktivierung nach Lagerung

#12 von klein.uhu , 28.09.2018 20:50

Zitat

Sicherheitshalber könnte ja mit purem Dampfdestillat "ausgewaschen" werden, d.h. nach Einfüllen von Dampfdestillat ein wenig warten und die "Brühe", d.h. das eingefüllte Dampfdestillat mit angelöstem Schmutz, mit einer Spritze mit größerer Kanüle wieder absaugen.


Moin Sven,

Da würde ich eher die Lok auf den Kopf legen, Papier oder Küchenkrepp oder Klopapier drunter, und auslaufen lassen. Schmutzpartikel absaugen ist eher schwieriger.

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