Hallo Thomas,
mit Deinen Überlegungen liegst Du nach meiner Einschätzung und meinen persönlichen Erfahrungen richtig.
Zu Deiner Frage ....
Zitat
Ich habe versucht, mich mittels youtube videos ein bisschen schlau zu machen was europäische Modelle betrifft, bekam aber den Eindruck, dass die neueren Modelle viel "Schnickschnack" wie unzählige Soundfunktion und schaltbare Lichtfunktionen aufweisen aber die eigentliche Hauptfunktion (zumindest für mich) der zuverlässigen Zugtraktion nicht sehr gut erfüllen und die Mängelrate hoch ist? Wurde da ein sehr verzerrtes Bild vermittelt oder sollte man eher auf ältere Modelle ausweichen?
... wirst Du auch wieder solche und solche Erfahrungen und Überzeugungen hören und ich kann nur meine eigenen schildern:
Grundsätzlich erst mal gibt es sehr unterschiedliche Modellbahner. Die einen legen extrem großen Wert auf eine sehr hohe Detailierung der Modelle, andere möchten auch schöne Modelle, aber sie sollen in erster Linie betriebssicher sein. Beides geht im vollen Umfange bei Spur N nicht wirklich.
Ich habe mal vor 45 Jahren mit N angefangen und mir in den 70er, 80er und Anfang der 90er neue Loks gekauft. Dann lag das Hobby über 20 Jahre flach. Vor fünf Jahren habe ich wieder angefangen. Die alte Anlage auf dem Abstelldachboden einmal abgesaugt, die Loks standen da immer noch drauf , Stecker vom Trafo rein ... und die Loks fuhren.
Da ich danach neu in Digital angefangen habe und noch Null Ahnung davon hatte, habe ich mir erst mal nach und nach ein paar neue Loks zugelegt.
Und ja, die Erfahrungen sind sehr gemischt. Manche, wie z.B. die Taucherbrillen von Minitrix, sind wahre Zauberloks, fast unhörbar, extrem sauberer Lauf auch im Schleichgang, und sind noch nie irgendwo stehen geblieben! Andere nerven mit total schlechter Stromaufnahme oder einem Motor-/Getriebeknarzen, dass selbst einem Minitrix-Motor aus den 70ern in den Schatten stellt. Manche sind recht wartungsfreundlich aufgebaut, an anderen möchte ich niemals an das Drehgestellzahnrad kommen müssen, weil man erst 14 (!) Kabel ablöten muss, um die Platine abnehmen zu können.
Stand heute habe ich ...
... 8 neue Loks aus den letzten vier Jahren. 4 sind bisher unproblematisch. 1 musste ich bezüglich Stromaufnahme verbessern. 1 wurde aufwändiger umgebaut, damit sie nicht überall stehen bleibt. 1 musste recht bald eingeschickt werden, weil der Motor anfing zu Feuer zu spucken. Und 1 wurde zwei mal umgetauscht, dann zwei mal zur Reparatur eingesandt ... und steht heute als 260€ Fehlinvestition trotzdem in der Vitrine.
... 10 alte Loks. Teils aus altem Eigenbestand, aber hauptsächlich auf Börsen oder in der Bucht erstanden. Alle wurden von mir digitalisiert, teils mit Sound, manche haben neue Coreless-Motoren von Tramfrabriek bekommen. Alle 10 Loks laufen problemlos und sehr kontaktsicher und zuverlässig. Diese Loks kann ich alle im Zweifel auch in 15 Minuten bis aufs letzte Rad zerlegen und wieder zusammen bauen. Bei manchen neuen Modellen, braucht man schon einen Schnaps, wenn man das Gehäuse ohne abgebrochene Nasen runter bekommen hat.
Meine persönliche Konsequenz daraus:
Ich kaufe seit einem halben Jahr nur noch gebrauchte Loks. Wenn ich das Modell nicht so genau kenne, recherchiere ich erst mal im Netz nach Waschzetteln und Umbauberichten, um zu sehen, wie wartungsfreundlich bzw. umbaufreundlich es ist. Beim Kauf bevorzuge ich Börsen, da sieht man, was man kauft. Voraussetzung für diese Einstellung ist natürlich, dass man sich an Umbauten und Digitalisierung der alten Loks heran wagt und das überhaupt möchte.
Ich selbst hätte das vor fünf Jahren bestimmt noch nicht getan. Mittlerweile, nachdem an der Anlage selbst nicht mehr so viel zu basteln ist, ist es aber zu meinem neuen Hobby und Herausforderung geworden und ich freue mich über jedes alte Schätzchen, dass ich wieder zu neuem Leben erwecken konnte mehr, als ich mich über jede neu gekaufte Lok gefreut hatte.
Tja, das war jetzt meine Einlassung dazu. Es wird aber bestimmt noch komplett konträre geben.
Gruß Dietmar