Guten Morgen,
nachdem mein bisheriger Maerklin-Pur-Fuhrpark letztes Jahr um drei Modelle anderer Hersteller erweitert wurde hier ein paar Eindruecke und erste Erfahrungen.
Zuerst aber sollte nicht unerwaehnt bleiben, dass man bei Maerklin zwischen Maerklin-alt, Maerklin-neuer und Maerklin-neu unterscheiden muss. Maerklin-alt war einfachst detailiert, robust und besass eine einfache aber ebenso robuste, allerdings wartungsintensive Technik.
Maerklin-neuer ist besser detailiert, die Technik wurde zwar etwas verbessert (HLA, geregelte Decoder) ist aber immer noch robust, auch wartungsintensiv.
Maerklin-neu ist meist gut detailiert, die Technik sehr aufwaendig aber lt. Hersteller wartungsfrei, wobei man ueber die langlebigkeit noch keine Aussage treffen kann.
Nun zu den Unterschieden:
Eine Maerklinlok nehme ich aus der Schachtel, stelle sie aufs Gleis und kann sie verwenden. Evtl. kann man an einer Seite unter Verlust der Kupplungsmoeglichkeit die Pufferbole mit Bremsschlauch- und Kupplungsattrappe zuruesten, muss aber nicht.
Allerdings gibt es, speziell bei Maerklin-neu, sehr wohl Teile, die oft schon beim Auspacken abgebrochen sind und lose aus der Schachtel kullern. Das ist die Kehrseite der Medallie der feineren Detailierung.
Meine beiden Roco-Loks waren aus der Schachtel heraus zwar betriebsfaehig, optisch jedoch eine Katastrophe. Wenn man auf das Zuruesten verzichtet muss man mit Loechern im Gehaeuse und dem natuerlichen "hier fehlt etwas"-Gefuehl leben. Das Zuruesten haengt natuerlich vom Loktyp ab (eine moderne E-Lok wird hier vermutlich weniger anspruchsvoll sein), ist aber eine Fummelarbeit. Springt einem ein Scheibenwischer aus der Pinzette geht die Sucherei los, verbiegt man eine Griffstange ist das Aergerlich. Wenn aber alles passt wird man mit einem wunderschoenen Modell belohnt, welches man aber vorsichtiger anfassen muss als eine Maerklin-Lok. Ob die Details von selber abfallen weis ich noch nicht, sehr wohl sind sie gefaehrdet, wenn man an den Loks taetig wird und sollten u.U. besser vorher demontiert werden.
Etwas, auf das hier noch nicht eingegangen wurde, ist die Wartung von Fahrzeugen bzw. deren Oeffnung.
Hier sticht nach meiner bisherigen und bescheidenen Erfahrung Maerklin ganz klar heraus. Meist lassen sich Loks mit zwei Schrauben im Boden oeffnen, frueher gab es auch die Dachschraube. Nur wenige Ausnahmen (z.B. EP3/6) sind geklipst oder andersweitig fixiert.
Meinen Liliput-Zug habe ich bisher noch nicht geoeffnet, abgesehen von der Decoder-Revisionsluke von der ich immer noch begeistert bin. Meine beiden Rocoloks dagegen... als Maerklin-Verwoehnter eine Katastrophe. Bei der 116 muss man die Griffstangen abziehen, mit zwei Klipsschrauben das Gehaeuse spreizen und den Deckel irgendwie herunternackeln. Umgekehrt ist es fast schlimmer, den Deckel irgendwie draufnackeln, an den Klipsschrauben herumfummeln, hier druecken, da biegen... mit ein bisschen Glueck geht das auch zu. Bei der V100 muss das Dach aufgeklippste abgenommen und das Gehaeuse mit zwei Schraubenziehern von innen gespreizt werden... weiter war ich bisher noch nicht.
Was hier aber fuer die anderen Hersteller spricht ist die meist vorhandene genormte Schnittstelle. Man kann mit der mitgelieferten Elektronik zufrieden sein oder diese bei Bedarf austauschen.
Insgesamt muss man sich zurechtsuchen, was man braucht und welche Kompromisse man gerne eingeht.
Fuer mich persoenlich ist z.B. der SDS-Antrieb bei Maerklin ein Kaufverweigerungsgrund, weil mir mit der nicht genormten Schnittstelle die Moeglichkeit genommen wird, das Modell an meine Beduerfnisse aus technischer Sicht anzupassen. Ausserdem halte ich das Antriebskontept generell deplatziert.
Haette ich z.B. bei der 116 die Wahl zwischen der Roco-Lok und einer Maerklinlok mit gewoehnlichem Antrieb und vielleicht einer etwas schlechteren Detailierung, dann wuerde ich mich vermutlich fuer das Maerklin-Modell entscheiden. Das Roco-Modell ist wunderwunderschoen aber aufmachen will ich die so schnell nicht mehr und bei den Stangen waeren mit metallerne, wenn auch groebere, dafuer nicht verbiegbare, lieber als die filigranen, die man bei falschem Anfassen verbiegt oder aus der Verankerung holt.
Mein persoenliches Fazit: Wenn Maerklin sich entschliesst, auf technische Alleingaenge zu verzichten und Kompatibilitaet fuer diejenigen bietet, die sich das Gekaufte verbessern wollen dann schaue ich wieder oefter in Richtung Goeppingen. So verzichte ich entweder ganz oder gehe halt zum Mitbewerb mit all seinen positiven aber auch negativen Eigenschaften, wobei ich letztere im hoehreren Alter vermutlich nicht mehr packen kann.