Hallo Stummianer,
Montag Mittag kam im SWR-BW die Wiederholung der Landesschau unterwegs mit dem Titel "In fremde Hände - Wenn Familienbetriebe verkauft werden". Das Thema wird anhand der Firma Märklin beleuchtet. Die Ankündigung findet Ihr hier: SWR Fernsehen
Ich habe mir die Sendung auf dem PC aufgezeichnet und heute abend angesehen. In der Reportage wird aufgezeigt, wie Märklin in die Finanzmisere gekommen ist und wie der Modellbahnhersteller mit frischem Kapital von Kingsbridge da wieder heraus kommen will. Es gibt Bilder aus Entwicklung/Musterbau (Gottardo), Produktion, Endkontrolle (verwinkelte Teststrecke mit M-,K-,C-Gleis) und dem Museum. Die Reportage ist also speziell für Märklinisten sehr interessant!
Nachfolgend eine sinngemäße Kurzzusammenfassung der Sendung:
Redaktionell
- Drohende Pleite nach fast 150 Jahren Firmengeschichte
- Wandlung vom Spielzeug zum Sammelobjekt
- Für Kinder als stärkste Käufergruppe technisch zu kompliziert und für die Eltern zu teuer
- Überholtes Produktionssystem
- Heillos zerstrittene Eigentümer, d.h. 20 für Verkauf, 3 dagegen
- Investitionsstau
- Verärgerte anspruchsvolle Kunden wegen unzureichender Qualität (ruckelnde Antrieben, schlecht funktionierende CS)
- Für neue Modelle viele Ideen, aber fehlende finanzielle Mittel => reichlich Diskussionsstoff an den Stammtischen
- Als Folge Umsatzverlust innerhalb eines Jahres 25 Mio. EUR, vor 2 Jahren Gesamtumsatz 123 Mio. EUR
- geschätzer Schuldenstand 50 Mio. EUR
- Selbst die kritische IG Metall war für die Übernahme durch eine "Heuschrecke"
- Vermuteter Kaufpreis für Kingsbridge 13 Mio. EUR, weitere 15 Mio. sollen nach erfolgreichem Weiterverkauf fließen
- 90% der Teile eines Modells in Eigenfertigung aus GP oder Györ
- Neue Modelle mit vielen Funktionen zu einem knapp kalkulierten Preis (dazu Turmtriebwagen im Bild)
- Früher Vertrieb über Händlernetz ohne direkten Kundenkontakt, heute auch Verkauf in Erlebniswelt mit direkter Rückmeldung zu Modellauswahl und Qualität
- Revolution Internetshop, gerade jüngere Kunden mit wenig Lust aufs gediegene Fachgeschäft
- Familienbetriebe eigentlich Erfolgsrezept, aber Problem Deutschland AG mit zu innigen Beziehungen zwischen Kreditunstitut und Unternehmen
- Ironie der Geschichte: ausgerechnet eine Heuschrecke mit der Weitsicht, die sonst Familienunternehmen zugeschrieben wird
Betriebsrat Jordan
- Schritt für Schritt zurückgehende Identifizierung der Belegschaft mit ihrer Firma
- Graben tat sich auf zwischen Geschäftsleitung, Gesellschafter und Belegschaft
- Bankengespräche: Entweder Insolvenz oder es findet sich ein Käufer
Prokurist Menrad
- Banken forderten veränderte Gesellschaftsform und kündigten Kredite
- Entwicklung und Produktion in GP als Muss, weil Produkte sehr komplex sind und dafür Knowhow erforderlich ist
- Daher Produktion in Fernost nicht möglich
Kingsbridge Investor Hink
- Märklin untypisch deutsches Unternehmen wegen hoher Verschuldung und zu geringem Eigenkapital
- Unternehmensführung war nicht mehr zeitgemäß
- Unternehmensübergabe aus Familienbesitz schwieriges und emotionales Thema, oftmals falsch entschieden mit Verbleib in eigener Familie
Geschäftsfüher Dietz
- Auftrag von den Investoren, das Unternehmen langfristig gesund aufzustellen und nicht auf Sicht von 1-3 Jahren
- Geld abzapfen bei einem kranken Unternehmen wäre wenig zielführend
- Circus Mondolino als 1. Schritt zum Aufbruch zurück in die Kinderzimmer
PR-Leiter Gaugele im Museum
- Zeppelin in Spur 0 ohne Erfolg wegen ungewöhnlicher Form und zu geringem Spielwert (anhängen nicht möglich)
- BR89 in 5,27 Mio. Exemplaren seit 1953, V200 ebensfalls sehr erfolgreich und damals topmodern
- Dampflok mit Uhrwerkantrieb fast ein Flop; Zitat: "Sie hatte einfach nicht den Spielwert und war aus Kunststoff"
Bevor Ihr mich wegen des Mitschnitts löchert: Ich habe die Sendung mit der einige Jahre alten Software CyberLink PowerVCR II aufgenommen. Es handelt sich bei der Aufzeichnung zwar um 2 mpeg-Dateien in ordentlicher Qualität mit insgesamt 916MB (!) - ich kann sie aber nur mit dieser Software abspielen. Bei mir läuft es nicht mit Windows Media Player, RealPlayer oder Quicktime Player. Falls jemand mehr dazu wissen möchte, bitte per PN.
Der SWR bietet allerdings auch einen Mitschnittservice an, der leider sogar für Privatleute deftige 25 EUR kostet.
Viele Grüße
Michael