Hallo,
Zitat von 8erberg im Beitrag #33
Hallo,
sprechen wir doch von einer Mittelleiter-Lok...
Das ist mal ein vernünftiges Wort!
Die Hälfte der Beiträge hätte vermieden werden können, wenn man sich mal an sinnvolle Nomenklaturen gehalten hätte:
es gibt Gleise mit Mittelleiter und elektrisch verbundenen Schienen, und Gleise ohne Mittelleiter. Und es gibt Trix-Express, mit Mittelleiter und elektrisch nicht verbundenen Schienen, aber das lassen wir mal außen vor, weil nur noch historisch interessant.
Es gibt Gleichstromspeisung und Wechselstromspeisung (und Digital).
Man kann auf dem Mittelleitergleis mit Gleichstrom fahren (so die französischen Mittelleiterbahnen der De-Gaulle-Zeit, aber auch bis in die 90er Jahre Modellbahner, die Märklinloks auf Gleichstrommotor und Zweileiterloks mit Gleichstrommotor auf Mittelleiter umrüsteten - mit Oberleitung erspart man sich so manche Sorge)
, und man kann auf Gleisen ohne Mittelleiter mit Wechselstrom fahren. (Da fällt mir aus dem Stand kein H0-System ein, aber die "neue Spur 1" von Märklin in den 80er Jahren funktionierte so.)
Das durcheinanderzuwerfen führt nur zu Verwirrung - etwa im Herbst 2022, als jemand meinte, wenn er einer Märklin-Lok einen DCC-Decoder einbaut, dann fährt sie auf Zweileitergleis...
Nun zu deiner Motorenfrage,
@Gleisschrauber :
ältere Märklin-Lokomotiven, aber auch alte Fleischmann- oder Trix-Modelle der Nachkriegszeit, haben einen Allstrommotor. Der funktioniert mit Wechselstrom und mit Gleichstrom. Denn der Stator wird durch zwei antiparallele Spulen magnetisch, die eine für Vorwärtsfahrt und die andere für Rückwärtsfahrt; die tatsächliche Flußrichtung des Stroms ist dabei unwichtig, weil sich bei Umkehrung der Stromrichtung nicht nur das Magnetfeld des Rotors, sondern auch das des Stators umkehrt, an der Bewegung ändert sich nichts. Diese Motoren sind übrigens als Reihenschlußmotoren ausgeführt - falls du da etwas weiter einlesen willst.
Beim Gleichstrommotor bleibt das Magnetfeld des Stators konstant. Die Drehrichtung des Motors kehrt sich um, indem man die Stromflußrichtung umkehrt und dadurch das Magnetfeld des Rotors.
Warum war das so? Bis zur Einführung der Siliziumgleichrichter gab es außer großen Röhrengleichrichtern nur Selen-Gleichrichter. Die waren empfindlich und nicht sehr leistungsfähig, und daher war es den Firmen lieber, mit Allstrommotoren und einer Umschaltung mittels Relais oder Hebel zu arbeiten. Meines Wissens hat Fleischmann als erster auf Gleichstrom umgestellt, mit zunächst relativ schwachen "Fahrgeräten", um die Gleichrichter nicht zu überlasten. (Aus der Selen-Zeit stammt der Scherz: "gleich riecht er")
Ein Gleichstrommotor, der mit reinem Wechselstrom gespeist wird, kann sich gar nicht so schnell bewegen, wie die Stromrichtung wechselt. Bei Bewegung null wird aber alle Energie aus dem Strom in Wärme umgewandelt - der Motor wird heiß, die Spulen des Rotors brennen durch.
Auf digitalen Anlagen kann er möglicherweise fahren: Lenz hatte sowas vorgesehen, damals, um mit unterschiedlich starken Plus- und Minus-Anteilen in der Speisung einen analogen Motor anzutreiben und steuern zu können; das geht aber wirklich nur so lange, wie die Lok auch fährt, und trotzdem wird der Motor heiß: Finger weg von solchen Sachen.
Eine (analoge) Wechselstromlok wird bei digitaler Speisung wie von der Tarantel gestochen losfahren - außer wenn das Relais anzieht, dann bleibt sie stehen, und das Relais wird heiß. Übrigens gilt das auch für Gleichstromloks, die mit einem elektronischen Umschaltbaustein versehen wurden, um auf analogen Wechselstromanlagen zu fahren - da geht die Luzi ab, und wehe allem, was im Weg steht!