Hallo,
heute möchte ich Euch meine Anlage vorstellen. Nachstehend der Bericht, den ich vor ca. 1,5 Jahren an eine Modellbahnzeitschrift übersandte, der aber wegen der Bildqualität leider nicht angenommen wurde. Jetzt müsst Ihr es lesen und anschauen Trotzdem viel Spaß! Fragen beantworte ich gerne!
Gruß
Ralph
Thema und Geschichte
Thema der 5,8 x 1,1 m großen HO-Anlage „Eltingen“ ist ein Trennungsbahnhof irgendwo in Deutschland. Etwa vor 150 Jahren ließ das seinerzeit noch unabhängige Herzogtum die ersten Bahnlinien durch das bergige Land legen. Partout wollte der Herrscher Herzog Carl Eugen als oberster Eisenbahner und Vordenker das Gebiet der benachbarten Territorien vermeiden. Kleinstaaterei und Kirchturmdenken waren halt noch Trumpf. Aufgrund der zahlreichen Steigungen der Bahn und der damit reichlich ungünstigen Trassierung wurde nach der Gründung der Deutschen Reichsbahn und Verstaatlichung der herzoglichen Bahnanlagen eine neue zweite Trasse mit gleichem Zielbahnhof eröffnet. Diese war zwar einige Kilometer länger, aber deutlich flacher verlegt. Der Betrieb auf der alten Strecke wurde zur Andienung der Dörfer und Kleinstädte unterwegs aufrechterhalten. Eltingen war damit zum Trennungsbahnhof geworden. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die einspurige neue Hauptstrecke dann sogar noch elektrifiziert. Der Stern der alten herzoglichen Bahnlinie sank weiter. Heute in der Epoche IV wird sie nur noch von Nahgüterzügen und einem Schienenbus für die Personenbeförderung bedient. Der hochwertige Verkehr verläuft nur noch auf dem später angelegten Streckenteil. Wie lange die DB noch Carl Eugens Strecke am Leben erhält, weiß derzeit niemand.
Gleisplan / Übersichtsbilder
Wer sich intensiv mit dem Gleisplan auseinandersetzt und alter Miba-Hase ist, entdeckt unweigerlich Parallelen zu den Pattscheid-Variationen von Rolf Knipper aus Miba-Spezial Nr. 28. Der Kern des Bahnhofs Eltingen mit den drei durchgehenden Hauptgleisen im Hintergrund und den Rangiermöglichkeiten im „alten“ Bahnhofsteil entspricht weitestgehend dem damals vorgestellten Entwurf. Lediglich der Industriebereich links und die Gleise im Bereich eines früheren kleineren Betriebswerks auf der rechten Seite wurden hinzugedichtet. Eine weitere wichtige Änderung gegenüber dem Knipper-Entwurf ist auch die plane Verlegung – Rampen wie in Pattscheid gibt es nicht und auch die Lage des Empfangsgebäudes wurde verändert. Im Bereich hinter der Kulisse finden sich Abstellgleise für acht Züge sowie die Wendeschleifen – eine davon gut getarnt in die Hauptstrecke integriert. Damit können alle Betriebsmöglichkeiten abgedeckt werden. Sowohl der einfache Rundumverkehr als auch das Hundeknochenprinzip sind verwirklicht. Ein Bedienungsgang hinter der Anlage sichert die Zugänglichkeit und macht Fenster und Heizkörper in dem Kellerraum erreichbar.
Rohbau
Die Anlage steht auf drei U-Konstruktionen aus 34/34 mm Kanthölzern, die mittels L-Trägern aus 24/74 mm Latten mit bis zu drei Meter Länge verbunden sind. Auf denen kann man sogar den Feldaufschwung üben! Auf diesen Trägern wurden 60 mm starke Styrodurplatten aus dem Baumarkt geklebt. Sie bilden die direkte Auflagefläche für die Gleise und dienen gleichzeitig als Rohform für die Landschaft. Bereits in diesem Bauabschnitt wurde die Hartfaserplatte für den Hintergrund befestigt und die Fototapete von Faller aufgeklebt. Die Ecken des Hintergrundes sind ausgerundet. Auch die Beleuchtung mittels 14 Niedervoltstrahlern an zwei Drahtseilsystemen konnte jetzt ausgerichtet werden.
Gleisbau und Elektrik
Besonders viel Freude macht immer die Gestaltung der Gleisanlagen. Zum ersten Mal nach drei K-Gleisanlagen wurden C-Gleise von Märklin genutzt. Trotz der fehlenden Flexgleise und großen Bogenweichen ist das Gleis bezüglich Betriebssicherheit, Laufruhe und vor allem Schaltsicherheit der Weichen überzeugend. Besonders von letzterem können K-Gleisfahrer viele Geschichten berichten. Nachdem die meisten Gleise im Bahnhofsbereich liegen, mussten zunächst die Zwischenräume aufgefüttert werden. Hierzu eignet sich sehr gut Styrodurtrittschalldämmung mit 3 mm Höhe. Als nächster Arbeitsschritt wurde das Gleisumfeld mit Kabelkanälen, Grenzzeichen und Weichenantrieben gestaltet – Epoche IV gerecht soweit dies nachvollziehbar war. Die Fa. Erbert bietet hier wertvolles Zubehörmaterial. Auch die Lichtsignale von Märklin wurden jetzt eingebaut. Dann wurde geschottert. Verwendung fand hier der Schotter eines österreichischen Modellbahnclubs, der optimal zum C-Gleis passt. Durch das Nachschottern erhielt das Schotterbett eine vorbildgerechtere Breite und wurde weniger steil als von Märklin vorgegeben. In den Schienenzwischenräumen wurde nur recht sporadisch „nachgelegt“.
Natürlich wurden vor dem Einschottern bereits die lebensnotwendigen Strippen gezogen. Eine regelmäßige Stromeinspeisung alle zwei Meter gehört unbedingt dazu. Aufgrund der Größe der Anlage reicht derzeit ein Stromkreis zum Betrieb aus. Die Stromanzeige von Gerd Boll liefert in der Regel nur eine Belastung von 1,5 bis 2 Ampere, was die ECos-Zentrale ohne Probleme verkraftet. ECos? Digital? Richtig. Die Modellbahn ist komplett digitalisiert. Alle Weichen und Signale sind an einem Bus zusammengeführt und über Motoroladecoder angeschlossen. Der zweite Bus ist für den Fahrstrom vorgesehen. Wenn die Anlage dann einmal erweitert und ein Booster notwendig werden wird, kann leicht eine Trennung in Fahren und Schalten erfolgen. Gut 60 Rückmelder (s88-Decoder) sind für die Belegtmeldung verantwortlich. Auch die normalen Lichtstromverbraucher wie Häuser oder Straßenlaternen können digital in Gruppen an- und ausgeschaltet werden.
Ausgestaltung
Die weitere Ausgestaltung erfolgte weitgehend mit konventionellen Mitteln. Hervorzuheben ist u.a. der punktuelle Einsatz von Fotohintergründen der Fa. JoWi, die im Bereich der kleinen Stadt oder des Industriegebiets die Tiefenwirkung verstärken. Das Bodengrün der Anlage stammt von miniNatur, einem ganz hervorragendem Gestaltungsmaterial, das – sinnvoll kombiniert – eine fast echt wirkende Wiesen- und Grasgestaltung zulässt. Vorwiegend wurden hier Herbsttöne verwendet, diese sind immer noch grün genug ohne grell zu wirken. Zahlreiche Mauern und Straßenbeläge wurden aus den Gipsformen der Fa. Spörle gegossen, deren Anschaffung sich spätestens beim Bau der 2. Anlage lohnt. Die übrigen Häuser, Bäume, Menschen und Fahrzeuge sind den einschlägigen Katalogen der Zubehörhersteller entnommen. Die Fabrik auf der linken Seite wurde aus zwei Kibri-Farbenfabrik Bausätzen gestaltet.
Steuerung und Betrieb
Der verdeckte Schattenbahnhof und die Digitalisierung fordern förmlich den Einsatz des PC heraus. Als Steuerungsprogramm kommt Win-Digipet zum Einsatz, das von der manuellen Steuerung bis hin zur Totalautomatik alle Betriebsmöglichkeiten bietet. Jetzt wird auch der Einsatz der vielen s88-Rückmelder klar: Denn ohne zu wissen, wo welcher Zug steht, kommt auch die beste Steuersoftware nicht aus. Zumeist läuft über den hinten liegenden Bahnhofsteil eine Automatik – entweder per Aquariumseffekt oder zeitgesteuert per Fahrplan -, während vorne die insgesamt sechs Betriebsstellen mit Wagen aus dem gerade eingetroffenen Ng gefüttert oder die Waggons vom Vortag abgeholt werden. Letzteres dann direkt über die ECos-Konsole am Regler und ohne PC. So kombiniert, haben die Freunde der schnellen Eilzüge und Dg's ebenso wie die des intensiven Rangierspiels beide ihre Freude. Nach einem langen Arbeitstag freilich soll auch der Computer mal machen was er will, und man entspannt sich ohne Druck beim Betrachten der durcheilenden Züge. Stress kann man sich aber auch machen und einfach mal die Hauptstrecke z.B. wegen eines Oberleitungsschadens sperren, und dann heißt es „dem Herzog sei Dank“ für seinen alten stählernen Pfad über die Berge.
Danke fürs Lesen!
Edith sagt: Gleisplan-.jpg eingefügt.