Zitieren, Kopieren, Manipulieren? Gedanken zu urheberrechtlichen Regelungen
Lieber Friedl, (und andere Stummis, die das Thema interessiert)
manche Regelungen scheinen wirklich überkandidelt zu sein, da gebe ich dir Recht. Aber bei diesem Thema kann man m.E. sehr schön sehen, wie bestimmte Dinge im Laufe der Zeit durch die allgemeine Weiterentwicklung kompliziert werden - und nicht, weil neue Regelungen eingeführt werden (dass es zahlreiche Gegenbeispiele gibt, will ich nicht leugnen).
Im Grunde ist das Problem schon älter, und zwar tritt es verstärkt mit der Einführung bezahlbarer Kopiergeräte und Kopien in Erscheinung: Vorher war es recht aufwändig, Kopien von Bildern, Texten etc. anzufertigen. Mit dem Kopierer tauchten plötzlich Anfang der 80-er Jahren sogar Raubkopien kompletter Bücher in Studentenkneipen auf. (Ähnliches war einige Jahre früher schon durch den Kassettenrekorder auf akustischem Gebiet passiert.)
Die Möglichkeiten, Kopien in gedruckter oder digitaler Form anzufertigen sind heute so vielfältig, dass man als Urheber von Fotos, Bildern, Texten etc. schon schauen muss, wo die Werke alles verwendet werden. Durch die zunehmenden Möglichkeiten der digitalen Manipulation musst du sogar aufpassen, dass deine Werke nicht in einem Kontext erscheinen, den du als Urheber gar nicht möchtest, oder gar so verändert werden, dass sie sinnverändert sind.
Übertragen wir das digitale Beispiel und Thema - über die wir uns oben "unterhalten" haben - mal auf die frühere analoge Welt. Dann wäre das so, als hätte ich aus einem Bildband ein Foto herausgeschnitten, um es anschließend öffentlich in meiner Ausstellung zu präsentieren, und das, ohne den Künstler oder den Besitzer des Buches um Erlaubnis zu fragen. Ich denke, da sind wir uns einig, dass solch eine Vorgehensweise nicht ganz nett gewesen wäre und mir vermutlich damals schon Ärger eingebracht hätte.
Im Internet passiert heute so etwas massenhaft. Trotzdem muss man auch da die Kirche im Dorf lassen: Ich finde es auch nicht korrekt, wenn gleich Abmahnungen, in denen Geldstrafen angedroht werden, ins Haus flattern, obwohl offensichtlich erkenntlich ist, dass dieses "Zitieren" nicht kommerziellen Interessen dient oder das Werk nicht verunstaltet wird. Man kann sich also fragen, ob die Regelungen das Problem sind oder ob es nicht diejenigen sind, die meinen, daraus Kapital schlagen zu müssen. Zumal die Urheber der Werke davon vermutlich kaum profitieren werden.
Aber wenden wir uns erfreulicheren Dingen zu. Analog war schon das Stichwort: Habe gerade mal im Schuhkarton mit den alten Fotos gesucht (hatte ich nicht oben was von Bildmanipulation geschrieben ) und noch zwei schöne Aufnahmen gefunden. Wer die gerne kopieren möchte, darf das sogar tun.
Dir lieber Friedl und allen anderen wünsche ich einen schönen Sommerabend - rex!