Hallo,
nun trudeln die Neuheiten kurz hintereinander ein. Ich habe die P 10 (Borsig Edition) bekommen und einem Betriebstest unterzogen.
Optik: Stimmiger Gesamteindruck und feine Detaillierung. Ein Teil der Rohre und Aggregate am Kessel wurde (vorbildentsprechend) neu konstruiert. Das Gestänge entspricht, im Gegensatz zum Katalogbild, dem Zustand bei Auslieferung. D.h. es fehlen die Tritt-Plattform unterhalb des Kreuzkopfs, und auch die Andeutung der Fangeisen. Beides hat die Lok erst später bekommen.
Farbgebung: Die von der preußischen Regelfarbgebung abweichende Farbgebung ist für die nachgebildete Lok mit der Nr. 2811 korrekt (u.a. ist bei dieser der Stehkesselbereich schwarz, nicht aber die Rauchkammer). Der gewählte Grünton für den Kessel ist recht dunkel und wirkt gut. Die Farbe der grünen Kunststoff-Steckteile stimmt gut mit dem Kessel überein.
Fahreigenschaften: Das Modell hat leider keinen Softdrive-Sinus-Antrieb mehr, sondern einen neuen Motor bekommen. Ich habe das Modell nocht nicht geöffnet, in den Skizzen in der Betriebsanleitung ist ein Rundmotor erkennbar, der wesentlich größer ist als der in der Betriebsanleitung zur BR 39 (39390) dargestellte Softdrive-Sinus-Motor. Ein Fahrvergleich mit diesem Modell der BR 39 (aus dem Jahr 2009) kommt zu folgendem Ergebnis: Während die BR 39 praktisch lautlos fährt, wird die Fahrt meines Exemplars der P 10 (3793 von einem (relativ geringen) surrenden Antriebs-Geräusch begleitet. Dessen Lautstärke liegt zwischen der (ebenfalls praktisch lautlosen) neuen BR 56.2 und einer BR 55.25. Ich empfinde das Surren nicht als störend, lautlos ist aber natürlich besser. Eventuell vermindert sich das Surren nach längerem Einfahren?
Über den Decoder kann ich nicht klagen. Die Lok lässt sich weich regeln, fährt ohne Ruck an und beschleunigt ohne Geschwindigkeitssprünge. Die Mindestgeschwindigkeit beträgt exakt 60 cm in der Minute, was in meinen Augen ein recht guter Wert ist. (Getestet mit Mobile Station).
Zugkraft: Diese liegt auf demselben Niveau wie bei der BR 39. Auf meinem an einer Seite hochgestellten Testoval zog die P 10 drei Schnellzugwagen noch sicher über die Steigung von 10 %. Bei dieser Steigung ist die Haftgrenze erreicht, nach dem Anhalten wird der Zug langsam rückwärts nach unten gezogen. Die Zugkraft ist nach meiner Einschätzug völlig ausreichend.
Sound: Der Sound der P 10 ist gut und laut und wurde im Vergleich zur BR 39 geringfügig verbessert. U.a. wirkt die Klangfarbe bei der älteren BR 39 ein wenig "topfig", bei der P 10 reiner.
Preis-/Leistungs-Verhältnis: Hätte die Lok den üblichen Preis für größere Märklin-Dampflokomotiven (brutto rund EURO 400,-), würde ich das Preis-/Leistungs-Verhältnis mit gut einstufen. Der empfohlene Preis liegt aber hier bei EURO 550,-. Da befinden wir uns in der "Oberklasse", was sich nicht verträgt mit der Vereinfachung des Antriebs und einem daraus resultierenden Surrgeräusch beim Fahren (auch wenn dieses relativ gering ist). Für die beigepackte "repräsentative Sammlervitrine" habe ich keinen Bedarf. Im Gegenteil, die klobigen Ausmaße der Packung finde ich störend. Modellbahner, die die Lok unter Sammel-Aspekten kaufen, werden dies aber eventuell anders beurteilen.
Fazit: Das Vorbild, die P 10, gehört zu meinen Lieblingslokomotiven, insbesondere in der grünen Ausführung. Die Modellnachbildung ist optisch sehr gut gelungen. Die Fahreigenschaften sind durchaus gut, fallen aber im Vergleich zur sehr guten BR 39 aus dem Jahr 2009 etwas ab. Insgesamt ein gutes Modell mit einem, in meinen Augen, zu hohen Preis.
Grüße
Peter