Hallo zusammen und Frohe Weihnachten!
In diesem Jahr haben meine Frau und ich zu Weihnachten unsere alte Spur-0-Blecheisenbahn im Wohnzimmer aufgebaut, Maßstab 1:43,5, auf dem Boden unter unserer H0-Anlage und auch sonst überall im Raum.
Unsere elektrische Spur-0-Spielzeugeisenbahn (20 Volt AC Mittelleitergleis) - französische Fabrikate aus den 30er und 40er Jahren - steht normalerweise in der Vitrine: Jouet de Paris, Louis Roussy, Hornby France. Einst waren das populäre Spielwaren-Marken und unter Weihnachtsbäumen so weit verbreitet wie das berühmte Startpackungs-Oval mit der 3000er von Märklin. Leider längst vom Markt verschwunden. Nicht, dass irgendetwas davon einen besonderen Sammelwert hätte, das entspricht gar nicht unserer Absicht. Es sind einfach nur schöne, vom Zahn der Zeit bearbeitete Mitbringsel von Flohmärkten und Börsen, die sich bei x Reisen durch unser Nachbarland in der Bastelkiste zusammengefunden haben. Zeugnisse einer über 100 Jahre alten, über alle geografischen, politischen und sozialen Grenzen hinweg verbreiteten Spielkultur. Meine Frau und ich haben im Lauf der Zeit Stück für Stück unserer kleinen Sammlung wieder aufgearbeitet.
Und weil Weihnachten vor der Tür steht, gerade mal wieder der Staub von der Vitrine gewischt, die kleine Blechlokomotive und die Wagen poliert wurden und außerdem die Schwiegermama an der Tür klingelte, da haben wir unsere Wohnung einfach mal mit Spur-0-Blechschienen - davon habe ich eine ganze Kiste im Keller - zugepflastert.
Nein, das sollte keine Panzersperre werden! Im Gegenteil, es dient der Kommunikation mit den weiter entfernt wohnenden Mitgliedern der Familie, wie wir sehen werden. Zwischen Stühlen und Tischen, unter meiner H0-Anlage, zwischen den Töpfen von überwinternden Kräutern und Balkonpflanzen hindurch, über wild aufgeschichtete Bücher-Gebirge, an Schokoladen-Weihnachtsmännern und Adventslaternchen vorbei. Hier der Gleisplan, vom mehrheitlich weiblich geführten Familien- und Eisenbahnministerium genehmigt:
Das sieht alles ganz leicht und einfach aus. Ich kann versichern, es waren zwei Wochen harter Kampf gegen Korrosion, Wackelkontakte und schmerzende Kniegelenke, bis die seit Jahrzehnten nicht mehr benutzten Blechschienen wieder befahrbar waren.
Hier ein Bild vom "Polar-Express-Bahnhof". In Erinnerung an ewig lange Bauarbeiten, die wir 2015 hier am Hause hatten, ist nur das Baugerüst zu sehen. Es dient gleichzeitig als Wartelounge für die Weihnachtsmänner:
Ein Blick auf den obligatorischen Weihnachtsbaum-Kreisel, der selbstverständlich auch in das Schienennetz integriert ist:
Bei uns ist das traditionell ein großer Gummibaum, mit einem großen Blechkakadu geschmückt. Geschenke sind noch nicht da, es ist ja auch erst der 22ste.
Nun haben die großen Spuren gerade zu Weihnachten besondere Vorteile:
1. Transport und Verteilung von Weihnachtsgebäck werden deutlich effizienter.
2. Der Schaffner bzw. Zugführer einer 85 Jahre alten Blecheisenbahn-Lokomotive wird (wie früher selbstverständlich) als absolute Respektsperson wahrgenommen und ist von jeglichen Küchenarbeiten entbunden.
3. Auf einem flachen Spur-0-Güterwagen kann man eine Digitalkamera montieren und Mitfahr-Videos machen, die man ins Netz stellen kann, damit Feunde und Verwandte nächstes Jahr wissen, welche Geschenke uns Freude machen würden. Durch die (scheinbar) rasende Fahrt erhält das Weihnachtsfest zudem eine aufregend dynamische Note, wie hier sehen kann:
Ein älteres Video will ich nicht vorenthalten:
Modelleisenbahn als Online-Livestream-Medium der Weihnachtsbescherung. Das darauf noch niemand gekommen ist ?
Natürlich kommt unsere Blecheisenbahn nach den Festtagen wieder in die Glasvitrine. Dann lassen wir den Thread hier zumindest bis zum nächsten Jahr wieder in den tiefen Schlummer auf den hinteren Seiten dieses Formus sinken. Um über das Jahr spielend viele Kilometer herunterzuspulen ist unsere vollautomatisch-digitale H0 schließlich weitaus geeigneter.
Ein schönes Fest wünschen
Hans Martin & Manu,
Presidents, chief engineers, finance directors, baggage porters, and yard sweepers of the B.V.R.L.