Drehschemel-Wagen Typ "Hxx" (Verbandsbauart) DB - Langholz aus dem Odenwald

#1 von blauer klaus , 05.08.2023 12:14

In den Sommerferien der frühen 60er-Jahre besuchte ich oft die Großeltern die am Rhein wohnten. Für mich hieß das immer „Abenteuer“ mit Großvater. Meist fuhren wir mit der Eisenbahn zu unserem Ausflugsziel und wanderten dann eine gewisse Teilstrecke zurück – je nachdem wie a) das Wetter war und es b) meine „Kondition“ es zuließ.

Ich kann mich noch an einen Ausflug in den Odenwald erinnern. Frühmorgens fuhren wir via Darmstadt nach Erbach / Odenwald. Nach einer ordentlichen „Männer-Vesper“ (Limo und Speckbrote) in einem Waldstück am Ortsrand machten wir uns auf den Weg ins etwas 20 km entfernte Reichelsheim. Unser Weg führte uns durch die (Ur-) Wälder des Odenwalds. Großvater erzählte unterwegs die Geschichte vom Recken Siegfried sehr anschaulich. Der Weg war Abenteuer pur. Wir hätten uns nicht gewundert wenn plötzlich Siegfried, Hagen oder andere Gestalten der Nibelungen-Saga aufgetaucht wären.

Am frühen Nachmittag erreichten wir dann Reichelsheim. Uns knurrte der Magen und wir wollten einkehren. Plötzlich standen wir vor dem Empfangsgebäude des Bahnhofs Reichelsheim. Der Bahnhof Reichelsheim war der Endpunkt der Gersprenztalbahn (auch Reinheim-Reichelsheimer Eisenbahn genannt) und verband die Ortschaften Reinheim und Reichelsheim im Odenwald, die früher der Süddeutschen Eisenbahn-Gesellschaft gehörte (damals aber schon im Besitz der Hessischen Landesbahn war).

Wir kehrten in die Bahnhofswirtschaft ein, weil es dort erfahrungsgemäß immer reichlich gutes bürgerliches Essen für „kleines Geld“ gab. Während Großvater seine Nachmittags-Zigarre rauchte, sah ich mich draußen an den Gleisen um. Es herrschte reichlich Rangierbetrieb. Den Dienst versah eine Dampflok (später erfuhr ich es war wohl eine ELNA 2) und eine kleinere Diesellok.

Am Freiladegleis standen zweigespannige Pferdefuhrwerke mit den gewaltigen Baumstämmen. Damals wurden noch 10 …. 20m-lange Baumstämme gebraucht (Schicht- und Leimbinder waren noch nicht „erfunden“). Verladen wurden die Stämme auf Drehschemelwagen. Auf Grund der Länge der Baumstämme waren die Wagen pärchenweise mit Kuppelstangen verbunden (ähnlich dem Rollbock- oder Rollwagen-Betrieb bei Schmalspurbahnen). Bespannt war der interessante Zug mit einer Lok der Baureihe 65 – vermutlich vom Bw Darmstadt. Leider habe ich die Abfahrt nicht mehr mitbekommen, denn unser Diesel-Triebwagen brachte uns zuvor nach Reinheim Bf, wo wir den Anschluss an die Bundesbahn hatten. Drehschemelwagen mit Kuppelstangen, auf Regelspurgleisen, habe ich danach nie wieder real gesehen.

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Eigentlich wollte ich nur Drehschemelwagen aufpimpen ... dabei ging mein Geist auf Reise in die Vergangenheit, in meine Kindheit. In der Folge habe ich mir dann ein Pärchen Lima-Drehschemel-Wagen umgebaut ... mit etwas Weathering ...


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... zudem sind noch Stangenpuffer an die Pufferbohlen gekommen und das Fahrwerk bekam Speichenräder.
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Der Garten spendete die typischen "Kiefern-Stämme" ...
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Beim Studium der Literatur zu den Langholz-Transportwagen (auch Drehschemelwagen genannt) der Verbandsbauart Typ H, mit einem Achsstand von 4,00 m, bin ich über eine ungebremste kürzere Bauform gestolpert. Dabei handelt es sich um Drehschemelwagen (Baujahr 1894) nach preuß. Normalien Hr (IIc 11) ohne Bremsen, Bauart Regensburg (DR 68, DB H01), mit einem Achsstand von lediglich 2,50 m.
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Der den Normalien entsprechende Langholztransport- oder auch Drehschemelwagen besaß den empfohlenen kurzen Achsstand und war in dieser Form kaum für andere Ladegüter verwendbar.

Die Drehschemelabstützung erfolgte auf doppelten Rollen, die auf einem stählernen, in den Wagenfußboden eingelassenen Flachstahlring liefen. Die umklappbaren Rungen waren durch Ketten miteinander verbunden (zur Ladungssicherung). Die Wagen führten ständig eine 2,00 m lange Kuppelstange mit sich (unterhalb des Langträgers, auf der linken Wagenseite). Für längere Ladegüter wurden auf den Bahnhöfen weiteren Kuppelstangen bis zu 9,00 m Länge vorgehalten.

Soweit die Theorie.
In der Modellbaupraxis hieß das:
1. Raus mit der Säge und ein vorhandenes Pärchen Wagen der Verbandsbauart entsprechend in der Länge zurecht stutzen und ...
2. die (angespritzen) Hülsen-Puffer gegen Stangenpuffer austauschen,
3. den o.a. erwähnten "Flachstahl"-Ring (Ring aus 0,5 mm Cu-Draht zusammengelötet und "geschmiedet") auf dem Wagenboden befestigen,
4. die Scheibenradsätze gegen Speichenradsätze austauschen und ...
5. die farbliche Behandlung des Wagenbodens (weathering).

... und so sehen die Hr-Wägelchen nun aus ...
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... ein Vergleich der Größen ...
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... und so im Zugverband, auf der Fahrt mit der 65 018 (vom Bw Darmstadt) zur Beladestation Bf Wald-Michelbach (Odenwald) ...
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... aufgrund der zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h - zwischen Wald-Michelbach und Fürth (Odenwald) kann, beim Abtransport der Fichtenstämme, auf eine Kuppelstange zwischen den Drehschemelwagen verzichtet werden ...
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Jetzt fehlt eigentlich nur noch ein Wagen-Pärchen "Verbandsbauart mit Bremserhaus". Na, mal sehen .... (Roll-Material wäre da ... )


Herzliche Grüße vom Rand der Bundesstadt Bonn
Wolfgang
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zuletzt bearbeitet 05.08.2023 | Top

   

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