Hallo Leute,
nach langer Pause melde ich mich mal wieder zurück in meinem eigenen Thread.
Der "zuerst mal Amerika"-Exkurs ist mittlerweile beendet bzw. auf Eis gelegt. Die Modelle - so schön sie auch sind - wurden wieder in ihre Kisten gepackt und für später verstaut und ich bin thematisch wieder "back home".
Also auf zu einem neuen Thema:
Was macht man, wenn das Sammelgebiet, in dem man sich (selbst gesteckt) bewegt, langsam aber sicher abgegrast ist und die Lücken darin immer kleiner werden?
- Man macht ein neues Sammelgebiet auf (s.o.)
- Man lotet die Grenzen aus!
Nun bin ich ja als Epoche-III-Fahrer nicht bei der aktuellen Bahn unterwegs, wo es jedes Jahr immer etwas neues gibt, was neue Lok-oder Wagentypen oder nur neue Designs der vielfältigen EVU's angeht. Nein, ich möchte dabei bleiben was ich habe, bzw. das Neue sollte zum alten immer noch eingiermaßen passen...
Nun wurde ich jedoch -meist von den Bodenbahnern hier im Forum. aber auch durch diverse Trainspotter-Videos im Netz- mit durchaus attraktiven KLV- und Container-Zügen geködert
Aber diese ganz bunten China-Kisten und moderne Doppeltragwagen passen dann doch nicht so auf meine Anlage, wie ich sie mir vorstelle.
Dann hat Märklin aber dieses mhi-Set herausgebracht...
Was gab es davon schon in Epoche III: WENIG!
Damals gab es allerdings schon andere Systeme: den Haus-zu-Haus-Verkehr mit den PA-Wechselbehältern ("Binnen-Container").
Die großen Blechkisten (20"+40"-Fuss-ISO-Container, damals "Übersee-Container" genannt) wurden erst 1955 von Malcolm McLean in den USA erfunden, 1966 legte das erste Container-Schiff in Rotterdamm an, d.h. 1. Übersee-Container auf europäischem Boden...
...aber dann gab es kein halten mehr... laut meinen Recherchen fuhr bereits 1969 der erste Container-Ganzzug über Deutsche Schienen und als ich dann noch diesen Faden hier im Forum entdeckte, war es um mich geschehen ...
Nun ist 1969 streng genommen nicht mehr Epoche III, da ich das mit dem Aufkommen der Computernummern aber nicht so eng sehe und für mich die Grenze meines Sammelgebietes eher mit Einführung des O/B-Farbschemas bei der DB definiere, habe ich auch keinen besonderen Stichtag, wann ich keine Loks und Wagen mehr zulasse. Was für mich nicht geht ist: oceanblau-beige, orientrot, verkehrsrot sowieso und roter Keks auf Güterwagen.
Wie nun umsetzen???
Die ersten Container wurden auf ganz normale Rungenwagen verladen, was aber nicht auf Dauer möglich war, denn die oberen Kanten der Eckigen Container waren mit dem abgeschrägten Lichtraumprofil nicht vereinbar (laut wikipedia)...
Deshalb wurden bereits 1969 die ersten Containertragwagen aus den langen Wechselbehälter-Tragwagen entwickelt, da hier der Ladeboden etwas tiefer lag...
Wenn ich also das Märklin-Set mit Rungenwagen ergänze, erzeuge ich den Eindruck eines Containerzuges aus den Anfängen dieser Züge, dass der zum Set gehörende Sks-Taschenwagen eigentlich ein Kind der späten Siebziger ist, kann ich verschmerzen...
...und dann wurde noch die erste Ausländerin erfolgreich in meine Sammlung integriert:
Naja, sie ist eigentlich deutsch-stämmig, wurde halt durch Irrungen und Wirrungen nach Luxiland verschlagen...
Über Göppingen geriet sie wohl dann an einen Internet-Schleuserring, der sie unter Lok-unwürdigen Umständen bei völliger Dunkelheit in seinem Lager hielt, bis es mir gelang sie freizukaufen... Nun hat sie bei mir wenigstens ab und zu ein wenig Auslauf... und für etwas Beschäftigung ist auch gesorgt, gegen die Langeweile:
Wer sich fragt, warum es jetzt die CFL 5519 (MÄ 39046) aus EpVI geworden ist und nicht die Ep III-DB-Lokomotive, dem sage ich: da mir in einem Video das Arbeiten des einzig rot abgesetzten Gestänges besser gefallen hat als das komplett rote Fahrwerk der entsprechenden DB-Maschine...
Als ich am Wochenende mir mal wieder einen Überblick über mein bis jetzt angesammeltes Rollmaterial zu verschaffen suchte (meine Lagerkapazität ist erschöpft, ich suche seit Monaten nach Abhilfe, da ich die Lagerung in OVP irgendwie verabscheue = Käfighaltung), ist mir ein seltsamer Umstand aufgefallen der mir zu denken gab und immer noch gibt.
ZitatIch habe eine rein-rassige DB-Sammlung! (bis auf die neue CFL5519)
Ich habe aber auch gut reden, denn durch die begrenzte Lagerkapazität (s.o.) und natürlich auch - wem geht es nicht so - das eingeschränkte Budget kommt auch bei mir immer wieder die Frage auf, wieviel Neuzugänge mein Keller so verkraften kann, da kommt jetzt die OBERGRENZE ins Spiel, die ich mir selbst gesetzt habe...
...Überhaupt Grenzen... Durch das Eingrenzen des Sammelgebietes werden die Anderen im wahrsten Sinne des Wortes ausgegrenzt.
Ich weiß, dass es eigentlich falsch ist, in einem multikulturellen Europa, das selbst schon in Epoche III einen freizügigen Wagenaustausch (EUROP) praktizierte, so kleinkariert und engstirnig zu sein, allerdings befürchte ich einen Dammbruch im Kaufverhalten, wenn ich nicht meine mentalen AUSSENGRENZEN gegen den Ansturm fremder Loks und Wagen verteidige und stärke.
Ich möchte Euch dazu eine kleine Anekdote erzählen:
Neulich - es war ein Freitag - sah ich in der Moba-Abteilung einer großen Deutschen Drogerie-Kette einen Elefanten in der Vitrine stehen, eingepfercht zwischen einer 01.5 und der Köfferli-Lok, der mich mit seinen runden Kuller-Laternen ganz traurig ansah...
Ich wollte ihn aus seinem Elend erlösen und mit nach Hause nehmen, sah dann aber vor meinem geistigen Auge eine Horde Preiserleins in schwarzen Kauzenpullis die Dorfstraße meiner Anlage entlangmarschieren, die Plakate "gegen die Helvetisierung D.E.U.T.S.C.H.E.R. MoBa-Anlagen" bei sich trugen und "Wir Sind Das Volk" skandierten....
Nach dieser verstörenden Vision wurde die Verpackung, die ich schon in der Hand hielt, wieder ins Regal abgeschoben.
Aber die Xenophobie (gr. = "Angst vor dem Fremden") macht ja auch vor der Herkunft der Modelle nicht Halt, wobei in diesem Zusammenhang das Wort Herkunft eindeutig zweideutig zu verstehen ist. Gerade in H0 ist das ein großes Thema, da es hier ja zwei Systeme, ja Weltanschauungen gibt, die z.T. mit quasi religiösem Eifer verherrlicht werden.
Da ist es nur ein ganz kleiner Schritt vom Fan zum Fanatiker, wenn nämlich Begeisterung zur Besessenheit wird…
Das führt mich zwangsläufig zu der Aussage, auch wenn heute in Deutschland die einzigen vernünftigen Dampfer aus Württemberg kommen (die andern aus Österreich oder anderswo her): Der Aussenleiter gehört zu Deutschland!
Wenn ich jetzt meinen Blick über meinen eigenen Tellerrand erhebe und die ganze MoBa-Gemeinschaft betrachte, frage ich mich, ob es tatsächlich möglich ist, das Hobby auch „politisch korrekt“ zu betreiben. Also multikulturell, demokratisch, im Austausch mit anderen, tolerant und weltoffen… Modulbauer eben, Fremo-Puko mit der Option auf Zweileiter, Blechwagen neben LS-Models, Glaskasten neben TGV…
…Nein, das ist Nichts für mich, da bleibe ich lieber isolationistisch in meinem Keller, als Herrscher und Diktator über mein eigenes kleines REICH!
Diesen Text habe ich letze Woche aus aktuellem Anlaß in den Tagesthemen veröffentlicht, fand ihn aber zu schade, um ihn der Vergessenheit anheim zu geben...
Gruß
uLi