Hallo Zusammen!
Sie ist ja momentan wieder in aller Munde, die "Villa im Tessin" von Faller. Pünktlich zum 70-jährigen Firmenjubiläum mit großer Feier wurde das Modell als "Faller-Klassiker" neu aufgelegt.
In meimen Bautagebuch habe ich den Aufbau ja bereits dokumentiert, aber da sich das Ganze insgesamt etwa 2 1/2 Jahre hinzog und ich ja nicht nur an diesem Gebäude am werkeln war, ist es wohl etwas unübersichtlich geworden. Beim Nachlesen habe ich festgestellt, das der Bau- oder besser Projektbeginn am 01.10.2013 war. Tja, Zufälle gibt's...
Etwas zu meinen Vorüberlegungen: dieses gebäude sollte, nein musste es sein. Das hatte ich von Anfang an so vor gehabt. Auf meiner Anlage befindet sich ein Wendesgment. Dieses konnte ich großzügig überbauen. Ich wollte die Villa als Solitär stehen haben, eingebettet in ein ländliches Ambiente, der Topografie meines Wohnortes entsprechend. Die schmale Straße, die am umgerechnet insgesamt 5000m² bemessenen Grundstück vorbeiführt, gibt es so in Sagau tatsächlich. Neben der Villa ist ein großzügiger Swimmingpool platziert. So gingen Landschaftbau und die Vollendung des Bausatzes parallel.
Ich wollte allerdings weder auf ein bereits gebautes Exemplar der Villa zurück greifen, noch einen der seltenen Bausätze nur einfach so zusammenbauen, sondern ihn mit den heutigen Möglichkeiten gestalten. Also hieß es erstmal nach einem Bausatz Ausschau halten. Bei den Preisen, die dafür aufgerufen wurden, bin ich zunächst einmal ganz gepflegt hinten übergeschlagen. In einigen Auktionen wurde die 100,-€-Marke geknackt. Ich wusste, ich musste tiefer in die Tasche greifen. Zu einem halbwegs vertretbaren, aber immer noch hohen Kurs wurde ich dann fündig und an besagtem 01.10.2013 lag der Bausatz bei mir auf dem Schreibtisch:
Sogar eine ungeöffnete Tube des alten Klebers lag dem Bausatz bei. Der kam allerdings hier nicht zum Einsatz.
Die positiven Reaktionen, die dieses Bild hier im Forum hervorgerufen haben, überraschten mich. Unser Heiko (Diaramus), einer der wohl begnadetsten Gebäudebauer hier im Forum bot spontan seine Unterstützung an und schickte mir auf 2 DIN-A4 Seiten seinen Überlegungen, wie er an den Bausatz herangehen würde. Diese haben mir gute Dienste gleistet. Ich muss dazu sagen, dass ich Häuser vorher nur äußerlich eingefarbt und dann zusammengeklebt habe. Für mich war jeder Schritt an diesem Gebäude komplettes Neuland. Ich hatte davor einen Heidenrespekt, denn wenn ich den versaute, gibt das richtig teuren Schrott.
Heiko seinerseits ist kurze Zeit darauf ebenfalls an einen Bausatz gekommen. So bastelten wir parallel. Jedes Gebäude hat seinen eigenen Stil erhalten. Wer Heikos Baubericht nicht kennt, hier ist er: http://stummiforum.de/viewtopic.php?f=15&t=105032 Ich denke, wenn ihr das gegenüberstellt, seht ihr deutlich, dass Heiko der Meister ist und ich sein gelehriger Azubi
Nun fertigte ich mir eine grobe Szizze an, wie das Gesamtensemble dann mal aussehen könnte:
Auf den Landschaftbau werde ich hier allerdings nicht eingehen. Die Skizze soll lediglich verdeutlichen, worauf ich hinaus wollte. Und wenn ich meine Version mit der Lage mit der Originalvilla in Abri (CH) vergleich, habe es meine Preiserlein vergleichsweise gut. Das Original liegt in einem Tal und teilt sich dieses Mit der Gottharautobahn, Gotthardbahnstrecke und einem Regionalflughafen. Fand ich ganz schön ernüchternd
Zunächst machte ich mir über die Farbgebung des Hauses Gedanken. Um zu sehen, wie das wirkt, hatte ich an einer alten, günstig auf einer Börse mitgenommenen Villa geübt:
Darüber hinaus tat dieses Gebäude beim Landschaftbau gute Dienste als Designstudie und Platzhalter um die Gesamtwirkung abschätzen zu können.
Nachdem ich mir über die Farbgebung im Klaren war, wurde an den Spritzlingen lackiert:
Nun folgt die Montage der Außenwände des Untergeschosses. Es empfiehlt sich, die Teile zunächst lose zusammen zu stellen. Der Bausatz hat es in sich! Sehr anspruchsvoll und es gibt etliche, bei denen z.B. die Fenster falsch montiert wurden. Zudem lag dieses Bausatz ein knappes halbes Jahrhundert in einer Schachtel; einige Bauteile waren nicht mehr 100%ig gerade (da hat dann eine 4-wöchige Lagerung zwischen 2 fetten Kunstbildbänden Abhilfe schaffen können). Das wird bei der Neuauflage wohl weniger das Problem sein, aber was die Paßgenauigkeit angeht, wird man auch wohl dort improvisieren müssen...
Improvisation ist auch bei der Inneneinrichtung gefragt. Das Haus wirkt zwar sehr großzügig, da es jedoch nicht mastäblich HO ist, geht es im Inneren jedoch sehr beengt zu. Man sollte sich also fragen: welche Räume sind einsehbar. Was könnte dort rein und würde auch logisch sein? In den von der Frontansicht rechten Keller-/Untergeschossraum kommt eine Tischtennisplatte. Diese entstand im Selbstbau und liegt hier zur Probe schon mal locker auf.
Und weil meinen Preiserlein beim Spielen nicht kalt werden sollte und wir Stummis sowieso allen 'nen Knall haben und (mich eingeschlossen) auf solchen Wahnsinn stehen, gab's für den Raum noch einen Heizkörper...
...er entstand aus einen Stückchen Styrodur.
Hier mal der Raum mit der Platte vor der Montage der Seitenwand (2,2mm Styrodur). Sämtliche Außenwände habe ich mit diesem Material verstärkt. Zum Einnen, damit kein Licht durch den dünnen Kunststoff scheint und zum anderen, damit die Wände auch optisch einen stabileren Endruck machen.
Die Platte ist aus dem Karton, der immer bei den Bilderrahmen mitgeliefert wird, die Füße sind Heftkammern (für Tacker) und dem Netz diente ein altes Küchenhandtuch aus irischem Leinen als Grundlage. Der Raum wird mit einer LED beleuchtet. Insgesamt gibt es im Haus 4 Lichtquellen, alle sind separat schaltbar.
Nun zum linken Untergeschoss. Ursprünglich hatte ich vor, dort einen Heizungsraum zu installieren, doch dann hatte ich eine bessere Idee. Durch die Nähe zum großen Außenpool dachte ich an eine Sauna. Hier die erste Stellprobe anhand der ausgeschnittenen Grundfläche:
Sauna bedeutet Holz: als Grundlage dienten McDonalds Rührstäbchen. Für den Modellbahner ist es nie schlecht, bei einem Besuch eine Handvoll davon mitzunehmen.
Für die Sitzfläche mussten diese allerdings noch der Länge nach gedrittelt werden und über Eck auf Gehrung geschnitten. Ja, ich bin bekloppt
Natürlich bekommt die Sauna auch einen Ofen. Dieser ist wieder aus Styrodur, welches mit Schwarz und Bronze (Drybrush) eingefärbt wurde. Die Steine sind feiner Split von der Straße (man muss den Split schon ein wenig sortieren, also nur kleinste Steinchen nehmen ... und hoffen, dass einen keiner dabei sieht, wie man mit Pinzette und Joghurtschälchen über die Straße krabbelt, weil dann wird man weggeschlossen!
Man kann hier auch gut erkennen, wie eng es in dem Gebäude zugeht. Die Sauna ist nun wirklich nicht groß, doch der Platz beinahe komplett ausgefüllt. Man erkennt auch ganz gut, wo die LED für den Raum angebracht ist. Ich löte nicht selbst, sondern greife auf vorkonfektionierte Ware von Viessmann zurück. Um den Farbton zu ändern und die Sauna in ein gemütliches, eher rötliches Licht zu tauchen, habe ich etwas Transparentpapier vor der LED befestigt.
Aufgusseimer (Busch-Blumenpott) mit Kelle (Blumenbindedraht; es schaut ja nur das Ende heraus), ein frisch geduschter männlicher Saunierer (mit transparentem Glanzlack "eingduscht), der Ein Saunatuch (mit wasserfarbe eingefärte Lage eines Tempotaschentuchs) über den Arm gelgt hat, vervollständigen die Szene.
Hier jetzt mal der Zwischenstand. Das Gebäude sollte mit Grundplatte gebaut werden. Diese muss aber noch kräftig nachbehandelt werden. Zunächst wurde die Grasfläche mit aufgesiebter, bei 80 Grad im Backofen getrockneter Gartenerde grundiert. Anschließend kam der Kies für die Drainage ums Haus dran (ausgesiebte Katzenstreu) und anschließend wurde mit 2mm Gras mittels Grasmaster begrast. Dabei das Innenleben des Gebäudes gut abdecken!!!
Weiter geht es mit dem linken Obergeschoss. Das wird das Wohnzimmer. Dieser Gebäudeteil wurde nach dem losen Anpassen zusammen geklebt, aber noch nicht mit dem Untergeschoss fest verbunden:
Innenwände und Decke wurden umdie Höhen zu ermitteln lose aufgelegt.
Vorsicht Leute, jetzt treibt der Wahnsinn neue Blüten Ich wollte im Wohnzimmer einen Veloursteppich liegen haben, sandfarbene Vorwerk-Auslegeware quasi. Doch wie die herstellen?
Zunächst den Boden satt mit dem gewünschten Revellfarbton eingestrichen. (Ich habe deshalb Revellfarben verwendet, weil ich im weiteren Verlauf auch mit diesen, allerdings verdünnt arbeitete. Ich wolle damit vemeiden, dass der Verdünner andersgeartete Farben auflöst)...
...dann Fineturf drauf (hatte leider nur das grüne, das beigefarbene hätte mir den folgenden Arbeitsgang erspart) und das nach dem antrockenen im Gewünschten Farbton so lange getränkt und wieder trocknen lassen bis dieser erreicht war...
Dem Wahnsinn gerade komplett verfallen und da die Welt ja nobel zugrunde geht, bekommen die Wände Textiltapeten. Hierzu wurden die Seitenwände mit weißer Abtönfarbe eingestrichen, auf die ich einige Stücke meines ausgedienten Küchentuchs gestrichen (mit 'nem Pinsel einstrichen) habe. Trockenen lassen und mit einem Cuttermesser passend zuschneiden...
Ins Wohnzimmer sollte dann noch eine Stehlampe, wenn's geht beleuchtet. Ich entsann mich zweier Busch Gehwegleuchten, die sich als Fehlkauf erwiesen hatten. Sie hatten einen gelblichen Lichtfarbton und wirkten für die 70er Jahre zu modern. Daraus müsste doch was zu basteln sein. Aufgrund ihrer Höhe musste der Fuß der Lampe im Untegerschoss plaziert werden. Von der Höhe her kam es gut hin...
...aus einem Stückchen transparentem Schrumpfschlauch, der auf den Rotmarderhaarpinseln zu deren Schutz mitgeliefert wird, baute ich einen Lampenschirm, der mit Transparentpapier verkleidet wurde. Und dann ging es an den Zusammenbau. In diesem Zuge wurde auch das Ober- mit dem Untergeschoss verklebt:
Der Zusammenbau war eine ganz schöne Friemelei, da wurde meine Geduld auf eine harte Probe gestellt, bis das alles passte...
Nun konnte eingerichtet werden: Möbel, Pflanzen und Bilder kommen aus dem Busch Einrichtungsset 1141.
Die Stehlampe ist zwar ein ganz schön dicker Brummer, das fällt aber so, wie die Villa jetzt auf der Anlage steht beim reingucken nicht auf.
Nun kommt das rechte Obergeschoss. Das ist, so finde ich der komplizierteste Teil des Hauses, das sehr verwinkelt. Hier baute ich eine Küche ein. Meine Anlage spielt in den 70ern. Zu der Zeit war die Küche als Lebensraum noch nicht geboren. Wer etwas auf sich hielt, der hatte ein Esszimmer. In der Küche wurde lediglich nur zubereitet. Aber eine Einbauküche, das war das Maß der Dinge ... und bunte Kacheln...
Diese fertigte ich aus Glanzpapier aus dem Bastelbedarf.
Sieht dann so aus
Küchenmöbel Busch
Nun zur Beuchtung der Küche. Hier wollte ich eine indirekte Beleuchtung erzielen. Unter den Hängeschränken sind ja oftmals Leuchtstoffröhren angebracht, die, wenn die Deckenbeluchtung nicht zugeschaltet ist, ein eher diffuses Licht ergeben. Das wollte ich auch. Da ich es mit dem Löten von Mini-LEDs nicht so habe, kamen eigentlich nur Lichtleiter infrage. Hier meine Vorüberlegungen:
Als Lichtleiter habe ich die dicken Fenstereinsätze, welche zum Bausatz gehören, verwendet und passend zurecht geschnitten. Diese wurden dann unter die Hängeschränke geklebt. An der Hinterseite stehe sie etwas über. Sie werden durch die Wand gesteckt, zu einem dahinter liegendem mit Alufolie verkleideten Raum, in dem die LED ihren Platz findet. Apropos Fenster: für die habe ich die dünne fensterfolie von Auhagen verwendet. Ich denke jedoch, die brauht es nicht unbedingt. Ein Blatt Overheadfolie tut es sicher auch. Es würde mich nicht wundern, wenn die Auhagenfolie aus demselben Material ist.
Hier die Draufsicht:
Einblick in die Küche von Außen:
Zu guter Letzt wurden noch die Innenwände eingezogen. Auf der Rückseite des Gebäude, welchen man nur unter Verrenkungen einsehen kann habe ich bei den Hinteren Zimmern zur Vorsicht (falls mal doch wer gucken sollte) die Zimmer nur perspektivisch angedeutet. Als Kulisse nahm ich kleine Fotos aus Zimmern von Reiseprosekten (die sind ja manchmal so winzig - ja, die Zimmer auch, aber in diesem Fall die Fotos).
Tja, und das dürftet ihr kennen. So sieht die Villa eingebettet in meine MoBa-Landschaft aus:
Vielleicht hat ja der Eine oder andere von euch nun auch Apetit auf diesen Bausatz bekommen. Vielen wird er für die MoBa zu klein sein, aber jetzt, wo er wieder verfügbar ist, lassen sich die unterschiedlichsten Dioramen damit gestalten (ich verweise hier noch einmal auf Heiko's Interpretation des Themas). Bausätze sind definitiv genug vorhanden. Stefan 7 hat schon die Sorge, Faller hat sich verkalkuliert und die bleiben auf den Dingern sitzen.
Also, das war mein Version der Villa. Nun seit ihr dran und könnt das sicher noch um einiges besser. Es felhen noch beleuchtete Hausnummern, Außenlaternen und geätzte Klingelschilder Und die Geländer gehen sicher auch noch filigraner (das alles aber nicht mit meinen Händen).
Schöne Grüße aus Ostholstein
Matthias
..und alles gute zu Fallers 70gstem...