Hallo zusammen,
auch wenn noch nicht ganz fertig, so möchte ich Euch heute mein neuestes Projekt vorstellen. Es geht um folgendes:
ich bin nur Teppichbahner. Mein Fuhrpark setzt sich aus Fahrzeugen mehreren Herstellern zusammen; der Beschaffungszeitraum umfasst mittlerweile über 40 Jahre. Unter anderem habe ich noch einen D-Zug der Firma SCHICHT, der zu den ältesten im Bestand gehört. Nach meinem Empfinden waren das schöne Waggons und sie passen hervorragend in die von mir gefahrene Epoche. Der Kupplungsabstand war auch ohne heute übliche Kurzkupplungskinematiken akzeptabel.
Der Gesamtzustand meiner Garnitur war noch gut, sodass sich sogar noch eine Grundinstandsetzung lohnt:
Von Märklin und Roco gibt es zwar auch DR D-Zug-Wagen, aber nicht nur, dass die auch ca. 50 Euro pro Waggon kosten und dann ist für 3-Leiter auch keine Beleuchtung vorgesehen und man müsste auch dort erst Hand anlegen…
Grundinstandsetzung deshalb:
- vor über 40 Jahren hatte ich noch nicht immer das "notwendige Feingefühl", um Probleme ´zu lösen
- die originale Beleuchtung übt einen gewissen Druck zwischen Fahrgestell und Gehäuseoberteil aus, der diese beiden Teile immer etwas auseinanderdrückt. Korrekturen an den Kontaktfedern führten entweder zu schlechterem Kontakt oder war der Druck zu stark eingestellt, brachen die Schraubenführungen am Waggonunterbau aus.
- 1 Puffer fehlte am Speisewagen
Den Puffer ersetzen ging leider nur mit einem Kompromiss: Es gibt leider keine Ersatzteile mehr und so habe ich 2 viereckige Puffer von Liliput mit Nacharbeiten verwendet: Sie sind etwas zu lang und die Pufferflächen sind eigentlich zu klein - erst Recht, wenn man die Ecken noch etwas in die Originalform bringen muss:
Original:
Liliput:
Danach kamen die Wagenböden ran:
Die teilweise ausgerissenen Schraubenlöcher wurden mittels angepasster Unterlegscheiben und Expoxydharz wieder hergestellt. Ausgerissene Gewinde in der durchsichtigen Wageninneneinrichtung wurden durch kleine Messingbuchsen mit Gewinde M2 ausgebessert (4mm Rundmaterial aus dem Bauhaus + Loch 1,7 + vorsichtig Gewinde schneiden).
Da der Zug bei mir in einer festen Reihenfolge fährt und ich an allen meinen Loks Telex-Kupplungen nachgerüstet habe, hatte ich bereits vor 2 Jahren die Draht-Bügelkupplungen an den Zugenden durch Roco-Universalkupplungen mit Höhenverstellung ersetzt. Die notwendige Höhenverstellung führt leider etwas zur Vergrößerung des Kupplungsabstandes. Aber einen Tod muss man halt sterben …
Da ich mittlerweile Märklin fahre, war die Beleuchtung eh außer betrieb. Die Radsätze waren alle auf Wechselstrom umgerüstet. Was mich aber störte:
-keine Innenbeleuchtung (schon gar nicht schaltbar)
-keine schaltbare Zugschlussbeleuchtung
Dazu mussten folgende Probleme gelöst werden:
-Schleifer unter einen Waggon
-stromführende Kupplungen
-Zugschlussbeleuchtung
-LED-Innenbeleuchtung
-Einbau Decoder
Prädestiniert war für die Lösung des Stromversorgungsproblems und den Decodereinbau war der vorhandene Bahnpostwagen, da er große Bereiche ohne Fenster besitzt und man die zusätzlichen Einbauten nicht gleich von außen erkennen kann. Da ich noch einen ZIMO Funktionsdecoder hatte, war das mein Kandidat und als ich feststellte, dass der sogar 2 Servo-Ausgänge besitzt, war die Idee schnell geboren, sogar die Schiebetüren per Servo zu bedienen. Da „nur“ 2 Servoausgänge zur Verfügung stehen, werden also beide Türen einer Seite immer gleichzeitig geöffnet bzw. geschlossen. Dazu müssen also jeweils 2 Servos parallel geschaltet werden – was aber unproblematisch ist. Jeweils eine Servo für 2 Türen in der Mitte kam nicht in Frage, weil man sonst später die Federdrähte bei geöffneten Türen sehen würde, da diese jeweils zum Waggonende öffnen.
Da Vorsicht die Mutter der Porzellankiste ist und die Realisierbarkeit nicht von vornherein als gesichert angenommen werden konnte, gebe ich zu, mir erst einmal in der Bucht preiswert einen 2. Bahnpostwagen ergattert zu haben, an dem ich den Umbau Verproben wollte. Sollte es weiter so laufen, wie bisher, dann bleibt es beim Umbau des Ersatzfahrzeuges und mein eigener Waggon wird Z-gestellt.
Hier der Materialeinsatz:
-Ein Märklin Schleifer 40mm
-Zimo Decoder MX 686 (MTC-Schnittstelle)
-Adapterplatine MTC
-Step-Down-Regler für Betriebsspannung der Servos
-LED-Lichtband 24V (neutralweiß und so dunkel, wie möglich)
-Kunststoffprofile 2 und 3mm stark aus dem Bauhaus
-viel Draht, Schrumpfschlauch, Stecker- und Stiftleisten
-Federdraht 0,3mm
-4 Paare stromführende Kupplungen 4-polig von Viessmann/Tams (sind dieselben)
-4 Servos HK-5320 1,7g
2x Zugschlussbeleuchtung Märklin 73409
-diverse Kleinmaterialen aus der Bastelkiste
Insgesamt also auch um die 200 Euro. Aber wie gesagt: neue Waggons müssten auch erst umgebaut werden und die notwendigen Teile gibt es auch nicht umsonst …
Der Umbau solle einen stabilen Fahrbetrieb ermöglichen und wenn doch mal defekt sein sollte, wartungsfreundlich sein. Vorweg sei gesagt, dass hier viel Zeit und Geduld notwendig ist. Feile und Dremel reichen nicht aus. Es sollte wenigstens noch eine kleine Tischbohrmaschine vorhanden sein, diverse Zangen und Pinzetten und mit einem Lötkolben sollte man auch gut umgehen können.
Los ging‘s. Erst einmal der Proof of Concept für die Türantriebe:
Herstellen von Halterungen und Befestigung der Servos (die Servos nicht einfach aufzukleben, sollte sich recht schnell als vorteilhaft erweisen)
An die Servos habe ich den längsten mitgelieferten Servoarm montiert. Er hat einen Lochabstand von 9mm. Geht man von einer Drehbewegung des Servos von 90 Grad aus, ergibt das bei einer Anordnung von 45 Grad einen maximalen Linearweg von 12,47mm. Die Schiebetüren haben einen maximalen Weg von 13mm. Das sollte also gerade reichen, wenn die Mechanik nicht allzu viel Spiel bekommt. (Diese Überlegung erwies sich im Nachhinein als unnütz, da die Servos später am Zimo-Decoder ohne weiteres Zutun eine Drehbewegung um fast 180 Grad machten und der Servoweg also mittels CV-Einstellungen extra noch begrenzt werden musste.)
Jetzt ist erst einmal bekannt, in welcher Höhe sich die Federdrähte befinden müssen und man kann durch den Rahmen der Inneneinrichtung vorsichtig Löcher mit einem Durchmesser von 0,35 mm bohren. Das habe ich frei Hand mit dem Bohrer in der Hand getan. Die Höhe bestimmt sich nach der Höhe des verwendeten Lochs vom Servoarm, wenn sich dieser in einer der beiden Endstellungen befindet. Nun kann man einen passenden Federdraht biegen (den Knick bitte nicht vergessen – er dient quasi als Überlastschutz und als Justiermöglichkeit). Um dies zu verdeutlichen hier schon mal ein Bild aus einer späteren Bauphase, in der die Verkabelung bereits fertiggestellt war:
Jetzt war das Problem zu lösen, wie man die Anlenkung der Türen gestaltet, ohne dass diese ein größeres Spiel verursachen. Das war bisher eines der kniffeligsten Angelegenehieten. Ich habe hierzu 2 Messingmuttern genommen und in jeweils in 2 gegenüberliegende Ecken ein Loch von 0,35 mm gebohrt. Hierzu war die kleine Tischbohrmaschine notwenidig. Trotz aller Vorsicht hat mcih das leider einen Bohrer gekostet … . Nachdem die Bohrungen drin waren, habe ich die Muttern in der Mitte auseinandergesägt und anschließend auf die Türen aufgeklebt. Bei der Höhe bitte unbedingt darauf achten, der Federdraht in derselben Höhe, aus der er aus dem Loch im Rahmen kommt, in die Tür eingehängt werden kann (ggf. noch mal ein neues Loch im Rahmen bohren und den Federdraht durch Biegen nachjustieren - weil ist die Mutter an der Tür erst mal fest, dann bekommt man diese nicht mehr zerstörungsfrei ab):
Ein Hinweis noch zum Kleben allgemein an diesen Modellen. Wenn es fest werden soll und nicht mehr vorgesehen ist, es zu lösen, verwende ich Pattex Stabilit oder JB-Weld. Die Kunststoffoberflächen sind sehr glatt und sollten vorher durch kratzen oder so aufgeraut werden. Bei den Türen sieht man es ziemlich deutlich. Es sieht etwas unschön aus, ist aber hinterer innen und fällt dann nicht mehr auf. Alles andere klebe ich mit doppelseitigem Klebeband. Da hat sich einfaches doppelseitiges Teppichklebeband bisher bestens bewährt.
Jetzt einen Servotester ran und „Juchhu“, der erste Test war erfolgreich. Jetzt kann man auch schon die Türen anhand der Federdrähte so justieren, dass sie in der Zu-Stellung alle den gleichen Abstand zum Rahmen haben (Zu ist ca. ½ mm vor dem Rahmen). Wenn alle Türen denselben Abstand haben, kann man die genaue Position später mittels CV-Einstellungen am Decoder fein justieren.
Es konnte also weiter gehen. Jetzt waren die Drehgestelle dran. Unter das, wo später die Lok ankuppeln wird, kommt ein Schleifer. Die Befestigung ist geklebt und besteht aus 2 Messingklötzchen. Diese stammen aus einer ausrangierten Strom-Verteilerleiste und zwar waren dort die Kabel an geklemmt.
Die Klötzchen habe ich mit Senkkopfschrauben M2,5 außen an die Trägerplatte des Schleifers geschraubt (die Löcher in der Trägerplatte müssen natürlich entsprechend gesenkt werden und auch die Gewindelöcher in den Messingklötzchen habe ich noch eingesenkt, damit die Schrauben wirklich bündig in der Trägerplatte verschwinden und der Schleife weich bis zum Ende einfedern kann.
Für den Fall, dass sich später herausstellt, dass ein Schleifer trotz Pufferkondensator keinen flackerfreien Lichtbetrieb ermöglicht, werde ich auch am letzten Waggon einen Schleifer auf dieselbe Art anbringen. In der Verdrahtung habe ich das extra berücksichtigt, da ich auf einem Pol der 4-poligen Kupplungen extra den Fahrstrom vom Schleifer vom Anfang bis zum Ende des Zuges übertrage.
Das andere Drehgestell bekommt nun die stromführende Kupplung. Da diese bei allen Waggons in der gleichen Höhe angebracht werden, braucht man nicht auf die Normhöhe achten und man muss keine Korrekturen zu Lasten des Kupplungsabstandes vornehmen.
Als Führung für die Kabel dient ein aufgeklebter Kunststoffblock aus einer Standard Stiftleiste (die Stifte einfach rausziehen und übrig bleibt die gewünschte Kabelführung
Wie man an den vorangegangenen Bildern erkennen kann, habe ich als Kabelführung nach oben einfach ein Loch hinter dem Drehzapfen gebohrt. Dies hat den Vorteil, dass in unmittelbarer Nähe des Drehzapfens die seitliche Bewegung gering bleibt, die das Kabel in Kurvenfahrten ausgleichen muss.
Nach oben durch das Fahrgestell sieht das dann so aus:
bzw.
Mit den Steckverbindern direkt über dem Fahrgestell hat es folgende Bewandnis: Bei der späteren Montage muss die Inneneinrichtung mit der Mechanik zuerst in das Gehäuseoberteil eingesetzt werden und wird dann an der Decke verschraubt. Man kommt dann also an keine Anschlüsse oberhalb der Einrichtung ran. Deswegen erfolgt die komplette Verkabelung vorab im ausgebauten Zustand und die Anschlüsse für die Stromversorgung und die Anschlüsse für die stromführende Kupplung werden so gestaltet, dass man sie ein wenig durch die Bodenplatte der Inneneinrichtung ziehen kann um sie dann mit den Steckkontakten auf dem Fahrgestell zu verbinden. Anschließend werden sie dann durch die Löcher in der Bodenplatte der Inneneinrichtung zurückgesteckt. Hier mal zur Verdeutlichung noch ohne Gehäuseoberteil:
Auf dem letzten Bild ist dann auch schon die neue Lichtleiste mit den LED’s zu erkennen. Als Grundträger dient eine Kunststoffleiste aus dem Baumarkt mit einem Querschnitt von 10x2 mm. Gerade im Bahnpostwagen (und nur dort) ist die für diesen Querschnitt jedoch nicht ausreichend Platz vorhanden. Man muss also etwas mit der Feile oder - so vorhanden - mit einem Fräser auf beiden Seiten längs etwas nachhelfen:
Nun waren alle benötigten Module so weit fertig, dass die Verkabelung erfolgen konnte. Die Zugschlussbeleuchtung ist ja in dem Sinne schon fertig und bekommt nur einen passenden Anschlusstecker. Die Höhe passte perfekt, wenn man den Lampenträger verkehrt herum, also mit den Stiften nach oben auf der Grundplatte der Inneneinrichtung mit Teppichklebeband festklebt.
Hier die fertige Verkabelung:
Tja, und hier stockt mein Projekt aktuell. Wie man auf dem letzten Bild sieht, sind die Servos auf der rechten Seite wieder ausgebaut. Nach ausführlichen Tests wollte ich das Ergebnis meiner Frau vorführen. Irgendwie musste ich ja endlich mal Ergebnisse vorweisen um zu rechtfertigen, warum ich in letzter Zeit bei der Hausarbeit nicht ganz so viel helfen konnte . Tja, und da stellte eine Servo plötzlich ihren Dienst ein und kein Ersatz in der Hinterhand Ich warte derzeit also auf Nachschub.
Trotz des „Ärgers“ bin ich natürlich froh, dass das noch vor dem Komplett-Zusammenbau passiert ist und ich bin – wie eingangs bereits erwähnt auch froh, due Wartungsfreundlichkeit nicht vernachlässigt zu haben.
Wenn es Interesse gibt, setze ich meinen Bericht gern fort, sobald die neue Servo angekommen ist.
Es grüßt Euch – Euer Teppichbahner Frank