Nun, die Diskussion ist doch gleichzeitig sehr interessant!
Und ich finde mich in manchen Punkten wieder, wo ich demselben Menschen in anderen Punkten nicht beipflichte - so geht Meinungsbildung, so geht auch Pluralismus und gegenseitiger Respekt.
Zitat von Saryk im Beitrag #25
Und selbst DCC besteht zu 90% aus Spielereien um zB Geräuschfunktionen, wie zum Beispiel Horn, Glocke oder auch Zylinder-Schläge zu emulieren (was, meiner Meinung nach, durchaus grottig klingt).
Das ist ja nicht mal DCC, das ist lediglich eine durch das wie auch immer geartete Protokoll aufgerufene Geräuschfunktion - und der Decoder ist mit dem Geräuscherzeuger in eins vergossen. Wie einst bei der Stereoanlage Radiogerät und Verstärker. Aber wiewohl ich grundsätzlich Pfeife und Glocke schätze bzw. schätzen würde, weil sie im Signalbuch stehen - die Töne, die aus der Lok kommen, enttäuschen mich.
Daß man aber auch elektrische Funktionen über die Zahl 4 hinaus nutzen und schätzen kann, sehe ich ebenfalls: ob nun für Telex-Kupplung oder für heb- und senkbare Stromabnehmer (die ich bei Wendezugloks immer vermißt hatte), oder auch für eine sinnvolle Anwendung der Laternen in rot und weiß und ggfs. auch Innenbeleuchtung - da kommt was zusammen. Das führt auch dazu, daß die 80 Adressen, die das MM-System ursprünglich anbot, schnell ausgelotet sind, wenn man für eine Lok mehrere Adressen braucht. Umgekehrt kann ich mich der Verwunderung nicht verwehren, wie manche Kollegen geradezu mit dogmatischem Eifer darauf pochen, man müsse doch Führerstandsbeleuchtungen und Maschinenraumbeleuchtungen bzw. Fahrwerksbeleuchtungen einbauen... ich hab mich mal an die Strecke gestellt und gezählt, wie viele Loks diese Beleuchtungen eingeschaltet hatten (mangels Dampflok keine Fahrwerksbeleuchtung...), und die Zahl war 0. Auch im Bahnhof hab ich das nicht gesehen. Tja. Aber suum cuique oder jeder Jeck, wie er will. Solang's mir nicht vorgeschrieben wird.
Die Frage der automatisch oder manuell eingestellten Adressen erinnert mich an die Diskussion um automatische Getriebe im Auto. Ich mag nicht, wenn das Auto für mich fährt und entscheidet - aber dennoch nutze ich die automatischen Scheibenwischer, die automatische Einschaltung des Abblendlichts und auch mittlerweile das automatische Getriebe. Warum soll ich auf solche Dinge Zeit und Energie ver(sch?)wenden, die ich auch anderweitig einsetzen kann? Ich kann ein Auto in eine Lücke einparken, die nur 50cm länger ist als das Auto, ohne Parksensoren zu benutzen - aber die Parksensoren und die Rückfahrkamera machen die Sache angenehmer.
Ob die Lok x nun eine von mir vergebene Adresse zur Kommunikation mit der Zentrale benutzt oder eine automatisch ausgehandelte, macht doch keinen Unterschied - außer wenn ich genau diese Adresse für irgendwelche Zwecke kennen muß, etwa zur Verwendung in einem Steuerungsprogramm. Genau mit solchen Programmen sind auch die 128 Fahrstufen nützlich, denn sie ermöglichen eine feine Regelung der Geschwindigkeit, die ich im manuellen Betrieb nicht unbedingt benötige - da reichen mir 28 oder 27 Fahrstufen völlig aus. Mehr hat eine E10 auch nicht.
Vieles ist tatsächlich keine Frage von "brauchen". So wie ich kein Auto "brauche", solange der Bus dann und wann fährt und ein Fahrrad zur Verfügung steht. Es ist teilweise bequemer, teilweise auch zeitsparender und möglicherweise auch sicherer, wenn ich mir angucke, wie andere Verkehrsteilnehmer mit Radfahrern umgehen... aber "brauchen" tut man's selten. Ebensowenig wie Fernsehen an sich oder Modellbahn an sich ein Bedarfsgut sind. Da gibt es ganz andere Dinge.
Vieles ist auch in der Modellbahnsteuerung Gewohnheitssache. Zum Vergleich, mein derzeitiger Arbeitgeber hat mir einen Mac zur Verwendung gegeben - und ich benutze lieber meinen alten PC, obwohl der Mac sicherlich manches besser kann. Aber ich bin an dieses System und seine Bedienung nicht gewöhnt und komme mit älterem, aber gewohntem Material schneller zum Ziel als mit dem neuen Mac, an dem ich jede Funktion erst suchen muß. Das trifft sicher für einige Kollegen auch in Bezug auf die Modellbahn-Protokolle zu. Wenn es sogar noch Leute gibt, für die nicht einleuchtet, daß f1 als Taste nicht notwendig dem Funktionsausgang 1 zugeordnet ist, dann muß man auch akzeptieren, daß einige sich nicht auf ein neues Protokoll einlassen wollen. Selbst wenn es schon fast 20 Jahre alt ist.
Übrigens, was "weltweite Standards" angeht, da war doch noch was mit Videocassetten und VHS - das war zwar "weltweiter Standard", aber meiner Erinnerung nach bestimmt nicht das beste System, nur weil es die anderen verdrängt hat. Oder?