Umbau Märklin Ee3/3 auf weisse LED und mit Rangiergang
Schon lange regte ich mich vor allem darüber auf, dass ausgerechnet die Rangierlok Ee3/3 von Märklin keinen Rangiergang hat, für mich völlig unverständlich (Kostengründe?) Störend sind auch die knallgelben Lampen in dieser Lok. Da beim Basteln diese gelben LED z.T. unabsichtlich kaputt gingen, beschloss ich, die Lok komplett umzubauen. Diese Umbauanleitung ist eher für fortgeschrittene Bastler mit entsprechender Ausrüstung und viel Zeit und Geduld gedacht!
Vorbereitung: Lokgehäuse abnehmen, alten Decoder ablöten. Die Kabelfarben muss man sich nicht merken, denn es kommt ein anderer Decoder mit den Normfarben drauf (siehe Foto). Ich habe einen ESU Lokpilot 4 mit 8-poliger Schnittstelle verwendet. Nach dem Ablöten des alten Decoders muss der Motor und die Platine ausgebaut werden und sämtliche SMD-Widerstände auf der Oberseite abgelötet werden (geht einfacher mit ausgebauter Platine). Achtung, nur die Widerstände und nicht die beiden Drosselspulen, ebenso nichts auf der Unterseite ablöten, dort sind die Entstör-Kondensatoren drauf! Den Umschalter für die Oberleitung habe ich auch gleich entfernt. Nun müssen 6 Brücken eingelötet werden, die 4 kurzen mit Abschnitten von z.B. einem Widerstand, die 2 langen mit Abschnitten der SMD-LED mit Drähten (komme später noch darauf zurück). Sie sind auf dem Foto mit roten Pfeilen gekennzeichnet. Aus Platzgründen müssen solch extrem dünne Drähte verwendet werden. Beim neuen Decoder den Stecker und die Kabel abschneiden, so dass etwa 2-3cm übrig bleiben. Nun kommt ein einziger Widerstand in die blaue Leitung, den Pluspol. Ich nahm einen Wert von einem Kilo Ohm, das Ganze mit Schrumpfschlauch schützen! Auch hier muss eben aus Platzgründen ein Widerstand ausreichen! Decoder gem. Farben auf dem Foto einlöten.
Ich habe nun die wichtigsten CV’s für den Motor programmiert und bin ein paar Zentimeter so gefahren wie auf der Foto, zur Kontrolle ob alles i.O. ist. Sollte die Fahrtrichtung nicht mit der Anzeige auf dem Display übereinstimmen, muss der Motor nochmals ausgebaut und in Längsrichtung um 180° gedreht werden, quasi vom Bauch auf den Rücken. Nun kommt leider etwas Unschönes: Die Lampen sind alle sehr gut verleimt und können nicht einfach so ausgebaut werden! Die oberen Lampen nach oben mit einer Zange vorsichtig aus dem Gehäuse ziehen, und/oder von unten mit einem Schraubenzieher herausstossen. Anschliessend muss mit etwas Gewalt die LED herausgenommen werden, sie wird dabei zerstört! Dasselbe unten bei den beiden Lampen, auch diese müssen leider zerstört werden zum Demontieren. Die Leiterplatine muss abgebrochen werden, nachher können die LED einzeln herausgezogen werden. Vorsicht, in der Regel fallen die Lampengläser heraus und müssen nachher wieder montiert werden, sofern man sie noch findet… Das sieht dann so aus:
Nun mit einem Durchgangsprüfer oder Ohmmeter alle Verbindungen kontrollieren nach folgendem Schema, also die jeweils gleichen Farben müssen Durchgang haben:
Die Farben bedeuten: Blau = Plus (über Vorwiderstand), Weiss = Licht vorwärts und rückwärts (muss entsprechend programmiert werden), Grün = Aux 1 für obere, vordere Stirnlampe, Violett = Aux 2 für obere, hintere Stirnlampe. Das gelbe Kabel für Licht hinten wird nicht gebraucht, da ich die Beleuchtung wie original von Märklin etwas vereinfachte, d.h. die unteren Lampen leuchten immer, wenn F0 = Ein, die oberen wechseln mit der Fahrtrichtung. Unbedingt auch kontrollieren, ob keine Verbindungen zwischen den Anschlüssen des Decoders sind, sonst geht dieser kaputt!!! Nun das Funktionsmapping für die Lampen programmieren und mit einem Voltmeter an allen zukünftigen Lötstellen (farbige Punkte) messen, ob überall Spannung anliegt, wo es sein muss. Achtung, nicht erschrecken: An allen Ausgängen liegt, so ohne Belastung, praktisch die volle Schienenspannung an, also im DC-Messbereich ca. 18 Volt!
Nun kommt das Einbauen der neuen, weissen LED. Ich nahm solche von Conrad Electronic, mit angelöteten Drähten. Hier die Bezeichnung dazu: 156616 LED SMD M. KABEL 240 MM WEISS. Zuerst werden die unteren Lampen montiert. Die Drähte durch die vorhandenen Öffnungen ziehen und die LED vorsichtig in die Lampengehäuse drücken. Achtung, Drähte brechen sehr schnell ab an der LED, ich bestelle immer einige mehr auf Vorrat… Drähte kürzen, so dass sie unter dem Bühnenbrett bis zu den Lötpunkten durchgeführt werden können. Am besten so kürzen, dass wie im Original der eine Draht etwas länger ist, es ist der Pluspol. Diese müssen bei der blauen Markierung angelötet werden, bei beiden Lampen. Die Minuspole entsprechend an die weiss markierten Stellen löten. Das Ganze auf der anderen Seite wiederholen. Nun mal kurz kontrollieren, ob alle Lampen leuchten, es sieht dann so aus:
Was nun folgte, war eine nervenaufreibende Sache, die Montage der Bühnen und das definitive Montieren der Lampen. Es stellte sich heraus, dass die LED’s am einfachsten zuerst mit etwas Sekundenkleber im Lampengehäuse eingeklebt werden. Es gingen viele LED’s kaputt dabei, die Drähte brechen sofort ab, wenn man sie im Lampenghäuse etwas drehen will! Die Bühne muss unbedingt auch mit etwas Sekundenkleber angeleimt werden, sie hat wegen der nun nicht mehr vorhandenen LED Platine keinen Halt mehr, die Griffstangen reichen da nicht aus. Leider leuchten die LED nach hinten heraus, so dass ich gezwungen war, eine Abdeckung aus Karton herzustellen. Das sieht nun so aus:
Die Original-Abdeckungen gingen teilweise kaputt beim Demontieren und hätten auch gar keinen Platz mehr gehabt, da LED mit Drähten mehr auftragen als solche ohne. Sobald das Lokgehäuse montiert ist, fallen die Abdeckungen aber nicht mehr so auf. Es ist von Vorteil, mit einem Netzgerät mit ca. 10 Volt und einem Vorwiderstand von 1 Kilo Ohm immer wieder zu prüfen, ob die LED noch leuchten. Es kann vorkommen, dass der Draht im Lampengehäuse abbricht, ohne dass man es sieht und dann ist man froh um diese Prüfung, bevor alles zu und fertig montiert ist!
So sieht es nun aus mit wieder montiertem Decoder. Die Lampen sind um ca. 20% gedimmt, das Licht ist immer noch sehr schön hell!
Nun werden die beiden oberen Stirnlampen vorbereitet. Ev. die beiden Lampengehäuse nochmals entfernen um die Drähte einzuziehen. Die LED’s sind fast etwas zu gross für die oberen Lampengehäuse, diese ev. mit einer Ahle etwas erweitern. Den Gehäuseabschluss auf der Rückseite bei der vorderen Stirnlampe habe ich mit rotem Plastilin zugemacht. Leider ist mir beim nochmaligen demontieren das vordere Lampengehäuse, dass schon einen Riss hatte, noch ganz entzweigebrochen. Ich habe ein Provisorium mit schwarzem Papier und rotem Plastilin gemacht. Hoffe, dass ich irgendwann zu einem Original-Lampengehäuse komme, Märklin liefert keine mehr für dieses Modell.
Trotz diesem Missgeschick sieht die Beleuchtung super aus!
Märklin bringt demnächst ein neues Modell dieser Lok auf den Markt, allerdings in grün. Ich habe noch nie in meinem Leben eine solche Lok in grün gesehen, auch nicht auf Bildern! Das existiert wohl nur bei Märklin… Aber immerhin, da wären sicher weiss LED drinnen und ein Rangiergang, sogar eine Telexkupplung. Für mich wegen der Farbe keine Alternative…
Vielleicht wagt sich ja jemand auch an diesen Umbau heran, das Licht ist fantastisch! Was man nicht sieht, ist der nun vorhandene Rangiergang, mit dem man buchstäblich Millimetergenau rangieren kann! Wegen der nicht mehr originalen Lampenabdeckung ist dieser Umbau natürlich nichts für Nietenzähler, dieser Umbau ist ja auch nicht für eine Lok in der Vitrine gedacht, sondern zum Fahren…
Noch ein Wort zum Schluss: In anderen Foren habe ich gelesen, dass so ein Umbau auf weisse LED schlicht und einfach unmöglich ist. Im Prinzip ist es unmöglich, aber das hat mich gereizt. Der Aufwand ist aber wahnsinnig, es braucht x LED, ich habe auch mehr als einen Decoder gebraucht und mit den Nerven bin ich am Ende. Immer wieder brechen die dünnen Drähte ab, auf der Platine oder an den LED. Es hat auch viel zu wenig Platz in dieser kleinen Lok. Dies als Warnung für eventuelle Nachbauer!
Kleiner Nachtrag: Habe die so geschmähte vordere Lampe verbessert, sie hat jetzt sogar ein (selbergemachtes) Lampenglas erhalten. So sieht es jetzt aus. Nicht sooooo schlecht, oder?
Nachtrag: Habe noch Orriginal Märklin-Lampengehäuse erhalten, diese mit weissen LEDs bestückt und noch etwas abgedimmt, sieht nun super aus!