Hallo,
meine N-Bahn Versuchsanlage verändert sich im monatlichen Schritttempo. Hier erscheint sie eigentlich nur, weil doch so einige im Forum mir gute Tips und Ratschläge gegeben und sie nicht den Eindruck haben sollen, sie hätten ihre Zeit verschwendet. Außerdem gibt es vielleicht den einen oder die andere, die mit ähnlichen Beschränkungen wie ich zu tun haben und sich überlegen, ob sie die Sache nicht aufgeben sollten.
Mein Bautempo hängt z.Zt. von dem Minibudget ab, dass ich für die nächsten Monate zur Verfügung habe. Ich beschränke mich also auf die allmähliche Komplettierung des Gleismaterials (bei mir Minitrix) und auf Arbeiten, die ich (fast) ohne Geld machen kann. Dazu gehört z.B. das „Einschottern“ mit Sägemehl und Planatol und dessen Bemahlung mit Deckfarbe (grau) aus dem Malkasten. Das sieht gar nicht so übel aus. Vor allem, wenn man nicht den Ehrgeiz hat, dass sich bei Makroaufnahmen die Betrachter fragen, ob das die Realität oder das Modell sei. (Ich mache aus gutem Grund gar keine Makroaufnahmen ...)
Aber zum Grundsätzlichen:
Ich wohne in Ratzeburg, das vor 86 Jahren noch eine normalspurige Kleinbahn hatte.
Zweiachsige Personenwagen und ein paar Güterwagen stellten den Fuhrpark. Die Loks bestanden aus zwei-, später dreiachsigen Tenderloks. Damit verband man die verkehrstechnisch ungünstig gelegene Inselstadt (heute ist das die Altstadt) mit den Ortschaften jenseits der Höhenzüge des Ratzeburger Sees. Die Kleinbahnherrlichkeit dauerte nur gut 30 Jahre. Das Luftbild (früher sagte man: „Fliegeraufnahme“ wurde kurz vor Betriebsende gemacht. Heute gibt es im Stadtgebiet noch den „Stadtbahnhof“ und einen Teil der Trasse.
Nun wäre es natürlich sehr reizvoll, ein Modell dieser Bahn zu bauen. Aber dazu habe ich weder das Können noch die Möglichkeiten (vom Platz ganz zu schweigen). Aber sie bietet doch eine gute Anregung für eine Miniaturkleinbahn von der Größe eines besseren Esstisches. Und das kommt meinen Zwängen sehr entgegen. Ich musste mir etwas ausdenken, was in eine Zimmerecke passt und dort meistens bleiben kann. Zur Not muss es aber auch einmal von mir allein komplett in einen anderen Raum bugsiert werden können. Das ergab schon mal die maximalen Maße. Dazu muss natürlich alles auch von mir am "Küchentisch" verwirklicht werden und damit waren Segmente bereits draußen vor.
Meine Planung war natürlich excellent (jedenfalls in meinen Augen) nämlich so:
Wie beim Vorbild gibt es einen kleinen Bahnhof und einen ebenso kleinen (verbessert) Güterschuppen - allerdings keine Betriebsanlagen, wie sie die Ratzeburger Kleinbahn hatte. Dafür will ich der Brauerei einen Gleisanschluss spendieren. Die Brauerei gab es wirklich (des große weiße Gebäude in der oberen Bildmitte des Fotos), aber wegen der Stadtlage und der Höhenunterschiede war ein Gleisanschluss nicht möglich. Ich allerdings habe nicht vor, Höhenunterschiede zu bauen...
Der durch eine Kulisse zu versteckende, hier grau unterlegte Fummelhof soll alles mögliche aufnehmen können. Ich habe nämlich vor, das Schicksal der Kleinbahn zu verändern und sie in die heutige Zeit zu retten. Tatsächlich hatten bei mir die Stadtväter (von Stadtmüttern redete niemand) das Geld und die großartige Idee, ihre Strecke zu elektrifizieren und die Kleinbahn in eine Überlandstraßenbahn mit Güterexpressverkehr zu verwandeln.
Nun ja - so waren (sind) die Pläne.
Die nüchterne Realität sieht so aus:
Der Unterbau ist ein Kasten aus Hartfaserplatten, die Gleise (mit R1-Radien) sind unbefestigt und eine vernünftige Verkabelung existiert auch nicht - von der Kulisse und der halben Stadt gar nicht erst zu reden. Der Fummelhof hat noch die 24° Weichen (die zu meiner geschenkten Anfangsausrüstung gehörten). Das soll natürlich alles noch geändert werden, wie ich überhaupt mit diesem Aufbau erst einmal vieles ausprobiere. Bei diesem Ausprobieren habe ich auch entdeckt, dass man sich mit neuem Gleismaterial jede Menge Ärger ersparen kann. Vom Auf- und Abbau ausgeleierte Gleisverbinder sind eine Erfindung des Modellbahnteufels...
Aaaber: ich kann fahren. Immerhin fährt da eine kleine japanische Straßenbahn (so geschmackvoll bemahlt, wie der Markt es dort offensichtlich hergibt) und allerlei tolles Zeug, das die Welt so nie gesehen hat. Das Piko Fahrgerät habe ich gebraucht erworben, nachdem ein ebenso gebraucht gekauftes PWM Fahrpult einen Sturz in die Tiefe nicht überstanden hat. Spaß macht mir das Ganze trotz aller Einschränkungen.
So zu bauen, dass man zwischendurch immer etwas in Bewegung setzen kann, scheint mir ein ausgesprochen guter Ratschlag zu sein (und er ist ja auch schon in Ehren alt geworden). Auf maßstäblich lange D-Zug Wagen bei R2-Radien und bei 1,80 m Anlagenlänge zu verzichten, habe ich bisher nicht bereut - genausowenig wie den Verzicht auf ein BW.
Der nächste Bauabschnitt besteht aus einem besseren Unterbau und einer etwas vergrößerten Grundplatte. Dann sollen alle R1-Radien verschwinden (bis auf die Anfangsweichen, der Austausch ist mir erstmal zu teuer). Selbst die Züge mit Zweiachsern laufen auf R1 sichtbar schlechter. R2 und 15° Weichen sind bei mir immerhin möglich. Danach kommen die bisher erjagten Häuser in Kartonbauweise dran. Die preiswerten unter ihnen sehen leider auch etwas arg preiswert aus, aber dann trennt man sich auch leichter wieder von ihnen.
Einen Nachteil hat die (erzwungene) Selbstbeschränkung: Kleine Nebenbahnloks von den großen Herstellern sind Mangelware, wenn es sie überhaupt noch gibt. Wahrscheinlich haben die alle das große Kontakt-Muffensausen. Vermutlich werde ich bei Straßenbahnen und elektrischen Triebzügen enden - auch gar nicht so schlecht.
Vielleicht hat ja jemand noch eine Idee, auf die ich bisher überhaupt nicht gekommen bin.
Gruß, Hajo König