Hallo Paul, hallo Zusammen,
wollte schon etwas früher zu diesem Thema beitragen, hab es leider nicht geschafft, jetzt komme ich halt wie die alte Fastnacht hinterher...
Ich besitze den Vectron, habe ihn für 147 € in der Fundgrube als zweite Wahl wegen optischer Mängel erstanden. Da ich in der Fundgrube früher zwei Modelle nicht so genau angeschaut hatte, welche dann doch erheblich Nachbesserungsbedarf aufweisen, wobei der eine von Märklin selbst übernommen wurde, deshalb nehme ich mir jetzt immer Zeit und schaue die Modelle genau unter passendem Licht an. Ich habe keine Mängel gefunden. Auch vorgeführt fuhr der Vectron einwandfrei.
Durch diesen Thread alarmiert, habe ich den Vectron in Hinblick auf die Farbgestaltung der Drehgestelle und der Schienenräumer betrachtet. Das vordere Drehgestell (Schleifer) ist wie bei Euch glänzend, das hintere ist an den flächigen sowie an den erhabenen Stellen etwas matter, die Vertiefungen sind genauso blank wie das gesamte vordere Drehgestell. Alle drei Einheiten, beide Drehgestelle sowie die Schienenräumer weisen bei mir aber den gleichen Farbton auf. Die Kunststoffe sind meines Erachtens durchgefärbt und nicht lackiert. Die matteren Blenden am hinteren Drehgestell wirken auf mich wie leicht überlackiert, was ich mir aber aufgrund des durchgefärbten Kunststoffes nicht erklären kann. Die vordere Drehgestelloberfläche ist identisch zu den Schienenräumern.
Ja, Paul, Du hast Recht die Drehgestelle sind unter genauer Betrachtung bei meinem Modell unterschiedlich. Nein, dies ist aber zumindest bei meinem Modell überhaupt nicht auffällig, hatte ich das ja sogar bei der Begutachtung in der Fundgrube übersehen. Ich muß dafür die Lok unter Licht etwas hin- und herbewegen, damit Glanz und Nichtglanz im Unterschied auffallen. Auf dem Gleis sieht man den Unterschied mit bloßem Auge aus 20 cm Entfernung nicht, da sind genügend andere Schattenwürfe überlagert. Auch ein Smartphone-Foto aus nächster Nähe, so daß aber beide Drehgestelle gerade noch gemeinsam auf dem Foto waren (auch so ca. 20 cm Entfernung) lieferte keine Indizien für dieses Problem.
Die eingestellten Bilder hier im Forum zeigen das Problem deutlich, sind aber auch stark vergrößert. Mit Digitalfotos werden Unterschiede meist um ein Vielfaches stärker dargestellt, ich würde sogar fast sagen - überbetont, als das gesunde Augenlicht bei direkter Betrachtung hergibt.
So ziehe ich meine Schlüsse und Bewertungen für mich folgendermaßen. Das ist für meine Welt richtig, das kann jeder andere anders sehen, das hängt von Prioritäten ab. Vielleicht nimmt dies aber bei dem ein oder anderen Druck aus dem Kessel und der Ärger wird erträglicher. In jedem Falle soll es noch nicht Betroffenen oder Interessenten des Vectron ein vielleicht ausgewogeneres Bild bieten, denn Wahrheiten liegen meist irgendwo in der Mitte:
Zunächst sollte jeder Interessent beim Kauf genau hinschauen, um sich bewußt für oder gegen das Modell zu entscheiden, natürlich besonders, wenn die oben beschriebenen Fehler sichtbar sind.
Diejenigen, die schon in 1. Wahl gekauft haben, sollten, wenn das Drehgestellblendenproblem stört, in jedem Falle reklamieren. Das sehe ich weniger als Erziehungsmaßnahme am Hersteller, eher mehr so, daß dieser Prozesse verbessern kann und sieht, was den Kunden wichtig ist, was nicht. Denn sind wir ehrlich, wenn der Hersteller nirgends Abstriche machen darf, werden viele Modelle um ein Vielfaches teurer und im Anlagenbetrieb nicht mehr einsetzbar.
Die einzelnen Zwischenrufe, z. B. Herr Sieber hätte gesagt, es würde keine Qualitätskontrolle mehr gemacht, hier von einigen vorgetragen, halte ich für quellentechnisch nicht belegbar. Mancher Händler weiß auch nicht so genau, vermutet, spekuliert, wie wir alle hier, hat vom Märklin-Vertreter eine Abfuhr bekommen und haut bei einem Kunden frustriert irgendetwas heraus. Hier im Forum gibt es dann das große "Hallo", jeder nimmt das für bahre Münze, und es werden Strategien der Firma und die Gegenstrategien von uns Kunden diskutiert, und am Ende war viel Lärm um nichts, ein Sturm im Wasserglas.
Fakt für mich ist, daß zumindest bei hochpreisigeren Modellen ich selbst beim Tag der offenen Tür in Göppingen gesehen habe, daß jede Lok für zumindest ein bis zwei Minuten auf dem Gleis ist und computergeteuert alle Funktionen durchprobiert werden. Das sieht man auch bei dem ein oder anderen Märklin-TV. Ich glaube nicht, daß das uns nur im Film und vor Ort vorgespielt wird. Das ist viel zu gefährlich, wenn so etwas publik würde. Ich kann mir vorstellen, daß günstige Loks nur stichprobenartig geprüft werden. Das ist aber Spekulation, kein Wissen. Beruflich beschäftige ich mich mit Testmanagement. Ich weiß, daß ein umfangreiches Testen, um Fehler auf Null zu drücken, fast unendlichen Aufwandes bedarf und nicht bezahlbar ist. Zu viele Fehler durch zu weniges Testen führt zu viel Gewährleistung, verärgert Kunden, spart nicht wirklich.
Ein vertretbares Maß zeigt die folgende Grafik, es gilt für Testaufwand, ich denke Qualitätskontrolle kann man ähnlich handhaben:
Testaufwand; zu finden in Wikipedia; Quelle: Ableitung nach Juran
Es ist also eine vernünftige Menge an Testaufwand zu betreiben unter Inkaufnahme weniger fehlerhafter Modelle, die der Kunde dann reklamiert.
Ihr könnt fordern, jede Lok in Einzelbetreuung bei Märklin 30 Minuten fahren zu lassen, ich möchte die 50 € mehr nicht bezahlen, dann schicke ich lieber 5 % der Beschaffung wieder zurück, da diese dann einen Fehler aufweist.
Noch eins. Wenn man beim Tag der offenen Tür genau hinsieht, ist jede Lok 1 bis 2 Minuten bei der Dame mit der Endkontrolle. Die schaut sich also 30 Loks die Stunde, 240 Loks am Tag an. Da rutscht auch mal was durch, so genau konzentrieren auf alles kann niemand. Auch wenn das ihr Job ist, probiert das einfach mal. Nehmt ein Wagenset mit sechs Wagen, schaut die genau an. Könntet Ihr beim fünften Wagen genau sagen, daß Ihr das gerade betrachtete Detail bei den Vieren vorher genauso genau betrachtet habt? Ich habe schon so manchen Karton fünf bis sechs mal geöffnet, bis ich durch war und das Gefühl hatte, ich hätte alles gleich intensiv geprüft.
Man bedenke, das Modell gehört zum Einsteigerprogramm. Sich nachträglich zu beschweren, daß die Detaillierung nicht stimmt oder auch eine Vorbildfreiheit besteht, ist Firlefanz. Wenn mir diese Punkte sehr wichtig sind, informiere ich mich vorher, welche Details das Vorbild aufweist. Im Internet gibt es genügend Händler, die die Modelle aus verschiedenen Richtungen fotografieren und mit Lupenfunktion auf ein Vielfaches der Originalgröße darstellbar machen. Damit kann jeder sich einfach und intensiv informieren.
Die Einordnung Einsteigermodell richtet das Modell auch auf diese Zielgruppe hin aus. Ist jemand kritischer, ambitionierter Modellbahner mit Hang zum Nietenzählen, geht das hoffnungslos in die Hose, wenn so jemand diese Lok kauft. Dem Einsteigerprogramm zum Opfer fallen Kurzkupplungskulissen, sehr feine Detaillierung, Abstimmung des Modells ganz genau auf die Abweichungen des dargestellten Vorbildes im Vergleich zu dessen Geschwisterlokomotiven. Dem Einsteigerstatus entspricht der Einsatz des Spezialmotors und eines Antriebes insgesamt, der nicht so seidenweich reagiert, wie die zweieinhalb mal so teuren Märklin-Dampfer. Das erwarte ich aber auch so. Das leichte Ruckeln habe ich auch so vorgefunden, das haben andere günstige Modelle - auch anderer Hersteller - auch. Dort werden aber Decoder gleich ohne murren getauscht, bei Märklin wird dann halt gemeckert.
Übrigens habe ich heute bei meinem letzten Besuch bei meinem am Donnerstag für immer schließenden Händler eine schöne Tochter gekauft. Viel Licht, viel Schatten bringt die V200 DR von PIKO (52803) - fahrtechnisch top, konfigurationstechnisch ein Flop unter mfx, wie bei vielen der neuen Decoder von PIKO, aber auch, wie es zu erwarten war, weil dies im Forum schon öfters so geschrieben stand. Optisch rundherum ein Leckerbissen. Der Lüfter auf dem Dach sieht aus wie bei Modellen aus den 80ern, die Darstellung beim Vectron ist um ein Vielfaches besser. Was mache ich jetzt, zu den hübschen Töchtern der anderen Mütter wechseln?
Bleibt mir als Fazit. Das obige Farbproblem ist da, es existiert, ist aber unter Normalbedingungen zumindest von mir nicht wahrnehmbar. Daraus ein generelles Problem zu machen, auch wenn dies schon mal bei einem anderen Modell beobachtet wurde, halte ich für übertrieben. Es ist ein Einsteigermodell, entsprechende Abstriche sind notwendig. Wen der Fehler stört, der reklamiert. Die Darstellungen hier im Thread sind für den einzelnen emotional nachvollziehbar, aber für die Allgemeinheit lassen sich keine Schlüsse ziehen.
Ein generelles Qualitätsproblem in diesem Punkt sehe ich nicht.
Viele Grüße aus BaWü, Stefan