#6 von
Bobbel
, 08.10.2020 07:26
Zitat
Hallo,
ich habe einen württembergischen Schnellzug mit C4üwe-Wagen von Roco (Artikel-Nr. 44536)
der Epoche III, also Deutsche Bundesbahn der fünfziger Jahre, die Wagen tragen keinen
DB-Keks, nur die Wagennummer. Dazu die passende Lok, die Württemberger C, BR 18 104.
Meine Frage, welcher Packwagen wurde in diesem Zug in der Epoche III gefahren? War es
wirklich der "alte" dreiwellige Packwagen (Roco 44543) aus der Epoche I ?
Oder wurde in Epoche III in diesem Zug ein modernerer Packwagen eingesetzt?
... ... ...
Hallo Andreas67...
... Deine Fragen möchte ich wie folgt beantworten...:
Die junge Deutsche Bundesbahn setzte zu der Zeit ein alles was Rädle hatte. Dabei achtete
man damals viel mehr auf Zweckmäßigkeit als auf Aussehen oder gar "passend".
Ob der von Dir genannte dreiachsige Packwagen oder ein anderer Packwagen gemeinsam mit
den ROCO-Vorbilder zum Einsatz kam ließe sich nur anhand älterer Reihungspläne in Erfahrung
bringen.
Meiner Auffassung nach kam es den damaligen Akteuren weniger auf die historische Herkunft
oder gar Schönheit (diese liegt ohnehin im Auge des Betrachters) der Wagen, sondern vielmehr
auf die damaligen Bedürfnisse / Notwendigkeiten / Verfügbarkeiten ankam.
So denke ich, daß allemöglichen Packwagen (württ., preuß., bad., DRG-Ursprungs) zum Einsatz
kamen. Stilreine Züge waren selten und blieben damals meist nur den "Vorzeigezügen" vorbe-
halten. Mit Vorzeigezügen meine ich beispielsweise die blauen F-Züge und die ersten Fernzüge
nach dem Krieg, wie der Alpen-Nordsee-Expreß. Neubauwagen gab es - bis auf die wenigen ym-
Mitteleinstiegswagen - so gut wie gar nicht.
Deshalb würde ich mich nicht scheuen diese Wagen zusammen mit einem Packwagen oder einem
Post-Packwagen (z.B. GFN 5630 oder GFN 5636) zu kombinieren.
Wie lange die dreiachsigen Packwagen württembergischen Ursprungs, wegen der zulässigen
Streckenhöchstgeschwindigkeit, auf Hauptbahnen (HG max. 100 - 120 km/h) und aufgrund des
Alters in diesen Diensten standen vermag ich Dir leider nicht zu sagen.
Zahlreiche Wagen werden wohl als Bauzugwagen ihr Ende gefunden haben.
Zitat
Also, der dreiwellige Packwagen aus der Epoche 1, der mit der ersten Generation der württemberger
Schnellzugwagen aus der Epoche 1, ähnlich der Amerikanerwagen, gefahren ist, war in Epoche 3
nicht mehr im Schnellzugdienst eingesetzt, sondern nur noch in Personenzügen, z.B. bei der
Honauer Zahnradbahn. Davon habe ich Bilder gefunden. Dann werde ich Dreiachser in meinen
Honauer Zug mit 97.501, der aus zwei Lattenwagen von Brawa und einer kurzen Brawa-Donnerbüchse
(von mir zum Befehlswagen mit Lichtwechsel umgebaut) besteht, einreihen.
... die oben erwähnten dreiachsigen Packwagen haben außer den drei Wagenachsen nichts mit den
Post-Packwagen für die Zahnradbahn Honau - Lichtenstein aus dem Jahre 1893 (Betriebs-Nr. 298
und 299) zu tun. Denn diese Wagen trugen keinen charakteristischen Dachaufbau und waren mit
einem Bremszahnrad auf der Mittelachse ausgestattet, welches vor Einführung der durchgängigen
Bremsen bei der Talfahrt des Zuges zum Einsatz kam.
Weitere Wagen mit den Nummern 290 - 292 und 295 - 297 wurden im Jahre 1899 in Dienst ge-
stellt, eine weitere Zweierserie mit den Nummern 17421 und 17422 folgten 1912.
Bei den dreiachsigen Personenwagen mit Bremszahnrad (Gattung BCz, Betriebsnummern 79 - 81
und 91 - 9 wurde mit Einführung der mehrlösigen, durchgehenden Bremsen nach und nach die
(im Betrieb hinderlichen) Bremszahnräder ausgebaut.
Nur ein paar (nicht alle) dreiachsige Post-Packwagen behielten diese zusätzliche Bremsanlage bis
etwa 1953. Die mittlerweile fast sechzigjährigen dreiachsigen Post-Packwagen wurden nach und
nach durch zweiachsige Pwi württemberger Bauart ersetzt.
"Befehlswagen" gab es auf der Honauer Steige keine.
[in Honau nahm der Zugführer / Wagenschaffner ein Handläutewerk in Empfang und steckte
es bei Wind und Wetter auf eine Halterung der vorderen Plattform. Mit dem Handläutewerk
kündigte er den Zug an den drei Fußgängerüberwegen im Verlauf der Steilstrecke an. Bei Nacht
wurden an der Zugspitze zusätzlich zwei nach vorne weiß leuchtende Oberwagenlaternen
aufgesteckt.
Das Läutewerk wurde in Lichtenstein (Württ.) abgenommen und auf ein eigens dafür vorge-
haltenes Gestell gesteckt. Der nächste talfahrende Zug nahm es wieder mit hinunter nach
Honau.]
Auf der Steilstrecke von Honau nach Lichtenstein kamen neben den dreiachsigen Wagen aus den
Anfangszeiten schon sehr früh leichtere zweichsige Wagen (Baujahre ca. 1914/18/22) zum Einsatz.
Außerdem hielten sich hier, ebenfalls wegen des geringen Gewichts*, die Behelfspersonenwagen der
Gattung MCi (MBi) bis zur Abstellung der Zahnraddampfloks im Jahre 1962.
Die von Dir erwähnten Nebenbahnpersonenwagen kamen hier - soweit bekannt - nicht zum Einsatz.
@ Stefan...
... die Baureihe 38.10-40 (P mag Dir zwar etwas langweilig erscheinen, war aber zur damaligen
Zeit in jedem der von Dir genannten Bw (Heilbronn / Stuttgart-Rosenstein / Ulm) und in den Bw der
Umgebung (Tübingen / Freudenstadt / Rottweil / Aalen / Crailsheim) beheimatet.
Beispielsweise beheimatete das Bw Tübingen zu Zeiten der jungen Bundesbahn (ca. 1955 bis 1965)
bis zu dreißig Loks dieser robusten (Universal-)Baureihe.
Diese Loks bildeten, neben den von Dir genannten Baureihen, damals das Rückrat der Personenzug-
förderung auf den noch nicht elektrifizierten Strecken ausgehend von Stuttgart Hbf.
In der Hoffnung etwas Licht ins Dunkel gebracht zu haben verbleibe ich...
mit'ma Grüßle aus HONAU.
Klaus
Nachsatz:
Die Epocheneinteilung (übrigens eine Einteilung der Modellbahnenthusiasten) würde ich nicht so eng
interpretieren, denn nicht alle Fahrzeuge wurden zum Stichtag umgezeichnet. Dies war gar nicht möglich.
So waren Loks der Baureihe 64 (064) noch bis Anfang der 1970er Jahre mit den alten Lokschildern /
Betriebsnummern auf der Echazbahn Reutlingen - Honau im Einsatz.
Nicht nur Loks der Baureihe 64 trugen bis Anfang der 1970er Jahre ihre alten Lokschilder. Auch Loks
der Baureihen 38.10-40 und 50 des Bw Tübingen trugen (noch eine Zeit lang) ihre alten Bezeichungen.
Ähnlich verhielt es sich damals bei den Wagen. Manche Wagen erhielten neben den alten Bezeichungen
auch die neuen Bezeichnungen aufgemalt, manchmal wurden die alten Merkmale einfach nur übermalt,
in anderen Fällen wurden die bisherigen Beschriftungen entfernt und dann erst die neuen Bezeichnungen
angebracht.
Mit der Umzeichung der Wagen wurde schon 1965 begonnen bzw. neue Wagen wurden bereits mit neuer
Wagennummer ausgeliefert.
Die Möglichkeiten sind vielfältig und oftmals situationsabhängig.
* = Größte Schublast für Baureihe 97.5 bei der Bergfahrt = 125 t, für die Talfahrt = 250 t
Spur H0, System Märklin, ECoS 4.2.12, ECoS-Boost, C-Gleis, BraWa-, GFN-, Liliput-, Märklin-, PIKO-, Roco-Loks + Wagen. GFN Profi-Kupplung. Epoche IIIb/IVa. Seit Jahren auf "schlanke" C-Gleis-DKW, EKW, asymmetr. DWW, Gleisstücke 7,5° zu R3-R9, sowie fiktive R8 + R10 wartend...!