Hallo zusammen,
in den letzten Monaten habe ich als Decoder-Einbau-Anfänger insgesamt 9 meiner alten Loks (Märklin und Fleischmann) von analog auf digital umgerüstet, dabei bei den Märklin-Maschinen auch einen HLA eingebaut. So schleicht z.B. meine BR 44, die ich mir als 14-jähriger, also vor 50 Jahren durch Heimarbeit verdient habe, seidenweich wie eine Katze über die Anlage. Eingebaut habe ich den Sound-Lokdecoder LD-G-36 plus von Tams. Hört sich einfach klasse an.
Aber es geht auch anders. Immer dann, wenn die Erfolgskurve nach oben zeigt, kommt die Ernüchterung wie kalte Zugluft daher.
Vorab möchte ich noch bemerken, dass ich mir ein Programmiergleis gebastelt habe. Um auch das Laufverhalten von Lok- und Wagenumbauten bequem testen zu können, habe ich zwei Weichen und eine Kreuzung eingebaut. Mein Progammiergleis entspricht also eher einem kleinen Rangierbahnhof.
So, jetzt aber: In meiner Kiste habe ich meine alte 81003 (die rechte Lok im Bild) gefunden. Wenn ich mich richtig erinnere, wurde die über das Kaufhaus-Label Primex vertrieben. Da ich zu dem Zeitpunkt keinen HLA in meinen Vorräten hatte, aber einige LD-W-32.2 von Tams, habe ich den Antrieb belassen und war felsenfest davon überzeigt, dass ich die Lok ohne Probleme zum Laufen bekomme... Denkste.
- Fix habe ich den Umschalter aus- und den Decoder an gleicher Stelle eingebaut. Aufs Programmiergleis gesetzt, Gleisspannung ein... und nix außer der Kurzschlussanzeige. Hmm, habe ich die Anschlüsse der Feldspulen an der richtigen Stelle am Decoder angelötet? Hat der Decoder irgendwo einen Masseschluss??? OK, Decoder wieder ausgebaut, Anschlüsse mit Anschlussschema verglichen... passt doch alles.
Wieder unter peinlichster Vermeidung jedmöglicher heimtückischer Kurzschlussvariante in die Lok gebaut. Vorsichtshalber eine LED provisorisch eingebaut um zu sehen, ob der Decoder reagiert..., Gleisspannung ein... wieder nix. Jetzt aber ins Web getaucht und fast zwei Stunden nach Lösungen und ähnlichen Niederlagen gesucht.
Am anderen Morgen habe ich ziemlich trübselig mein Programmiergleis angestarrt und dabei ist mir bei zwei Kunststoffschwellen eine eigenartige Verformung und zwischen den Schwellen der Rest einer Feder ins Auge gesprungen. So langsam dämmerte es mir, was passiert war und wie dämlich ich mich angestellt habe. Bevor ich mich an den Umbau der 81003 machte, habe ich bei einem meiner alten Abteilwagen die Achsen gewechselt und per Handverschub auf dem Programmiergleis das Rollverhalten getestet. Dabei ist mir eine der kurzen Kupplungs-Federn weggehüpft und hat so für den Kurzschluss gesorgt. Hätte ich sofort bemerkt, wenn ich die Gleisspannung ohne Lok getestet hätte. Mannomann!!
- So jetzt aber, schnell, schnell, Isabell. Jetzt kann ja nichts mehr passieren. Erst die Gleisspannung eingeschaltet... alles gut, dann die Lok drauf, Adresse drei eingestellt und zack die Lampe auf F0 brennt und geht bei Richtungswechsel aus. Was will der Mensch mehr... ja doch, fahren sollte die Lok schon. Aber die schweigt eisern, scheint beleidigt oder bockig zu sein. Wieder das Web bemüht, viele Tipps gefunden, an welchen CV's man ziehen und drücken kann, in der Decoder-Anleitung nachgelesen, was zu tun ist, wenn der Motor nicht will... den Decoder unter LED-Geblinzel zurückgesetzt... wieder nix. Kopfkino... Kabel vertauscht??? Evtl. doch keine gute Idee den alten Motor drin zu lassen??? Decoder defekt durch mein Kurzschlussgefummel? Genau, so wird's sein.
Alten Decoder raus, neuen Decoder vorbereitet... Denkpause, Denkpause. Wenn der alte Decoder durch Kurzschluss zerstört worden wäre, warum geht dann das Fahrlicht? Strom geht rein, kommt auch überall raus, nur nicht Richtung Motor. Also, am Basteltisch nochmal neue Kabel angelötet und fliegend mit der Lok verbunden. Tut!!
Was wars??... grau ist alle Theorie und kalt eine Lötstelle... Oh je
- Jetzt ist alles klar. Der Geist hat über die Technik gesiegt. Lok aufs Gleis, Gleisspannung an, Decoder zuckt und ziept. Lichtwechsel klappt. Rückwärtsfahrt ruppig, Vorwärts ganz schlecht... bleibt stehen... ruckelt weiter... bleibt stehen ... ruckelt weiter. Einfache Sache, hat mit der Lastregelung zu tun. Nachschlagen, welche CV's waren das nochmal? So so, das gilt nur für Gleichstrommotoren.... Wieder im Web gestöbert... nichts passendes gefunden. Selbstzweifel... Schuster bleib bei deinem Leisten... Um es kurz zu machen, der Versatz der Räder einer der Achsen hat nicht gepasst. War so wenig, dass es beim Montieren der Kuppelstangen nicht aufgefallen ist (ja, ja, hätte, hätte...), aber ausreichte um beim Vorwärtsfahren zu klemmen. Dazu muss ich sagen, dass ich vor dem Digitalgefummel die Lok zerlegt, Räder und Gestänge im Ultraschallbad gereinigt dann neu bemalt habe. Und dazu muss man eben die Räder abziehen und "korrekt wieder aufziehen".
Was ich für eine Lehre daraus gezogen habe? Ich habe mir für meine Umbau- und Aufrüstaktivitäten eine kleine Projektplanung (nach dem Prinzip, wenn - dann) gemacht um mögliche auftretende Fehler schneller auf ihre Ursachen zurückführen zu können und teste die Decoder, bzw. die Verkabelung (und damit die Lötstellen ) bevor ich den Decoder in eine Lok fummle. Vermutlich bin ich nicht der Einzige, dem diese oder ähnliche Fehler unterlaufen sind und die dann fast am Decoder und seinem unbekannten Wesen schier verzweifeln, obwohl die brav ihren Dienst verrichten bzw. würden, wenn man sie denn lassen würde.
Aber aus Fehlern soll man ja lernen und hinterm Horizont geht's weiter, auch digital.
Wünsche eine gute Woche und bleibt gesund
Michael