Rivarossi FS E.652 auf AC

#1 von etr , 14.04.2022 09:32

Liebe Freunde der italienischen Bahnen

Eben hat Rivarossi wieder einige Varianten der E.652 herausgebracht. Das eine oder andere Modell in Ursprungsfarbgebung und "bianco-verde" habe ich aus früherer Produktion in meinem Bestand. Da die Güterzuglackierung (Mercitalia Rail) der Lok sehr gut steht, habe ich mich entschlossen, meinen Bestand um diese Version zu erweitern.



So präsentiert sich die Güterzuglok mit den aufwendigen Widerständen auf dem Dach.



Und hier die Stirnseite.

Das Modell ist, wie schon von früheren, noch in Italien hergestellten Versionen gewohnt, sehr fein detailliert. Neu hat man noch die Tür-Griffstangen mit Metallteilen abgesetzt ausgeführt, womit die Optik nochmals gewonnen hat. Auch wenn man das schon früher recht schön hinkriegte, als diese Griffstangen noch angegossen waren. Ansonsten scheint man ausser der Platine wenig am bewährten Modell geändert zu haben. Das Modell kam reichlich über-geschmiert daher - die Getriebeböden trieften auch auf der Aussenseite nur so von Fett.

Das Kupplungssystem ist nicht mehr allzu zeitgemäss: Weder NEM-Schacht noch KKK, nur eine Kupplungsdeichsel mit schwalbenschwanzförmigem Ende, wo man z.B. eine höhenverstellbare Roco KK einstecken kann. Eine Zentrierungsvorrichtung fehlt. Dafür hat man den ganzen Schienenräumer ohne grossen Schlitz, und selbst die Schläuche können angebracht werden, ohne dass das die Modellbahn-Kupplung stört (vgl. Bild oben).

Das Innenleben ist niemals so professionell wie z.B. bei Roco: Es bestehen Kabelverbindungen zwischen Unterteil und Gehäuse, um die oberen Stirnlampen mit Strom zu versorgen. Zudem geschieht die Kabelführung auf dem Metallchassis zwar in Einbuchtungen, aber nur mit Klebband fixiert. Das wirkt halt ein wenig wie ein unprofessionelles Gebastel, wenn man mit aktuellen Roco-Loks vergleicht. Auch schaut die 21-polige NEM-Schnittstelle auf der Platine nach unten und ist somit nicht eben einfach erreichbar. Mit etwas Übung und einer Pinzette schafft man es allerdings, den Dekoder zu wechseln, ohne die Platine abschrauben zu müssen.

Ansonsten macht das Modell einen guten Eindruck, auch die Motorisierung lässt keine Wünsche offen und erinnert mit einem LoPi V5 geradezu an Roco-Loks.

Den AC-Umbau an solchen Maschinen hatte ich vor vielen Jahren schon gemacht. Für den Schleifer eignet sich das antriebslose Mittel-Drehgestell, das wir im nächsten Bild ohne den aufgeschraubten Getriebeboden sehen:



Der Getriebeboden musste in der Mitte abgeschliffen werden, sodass Platz für den Schleifer entsteht. Mit einer kleinen Fräsmaschine auch für Nicht-Profis einfach zu bewerkstelligen. Das Resultat dieses Eingriffes im nächsten Bild.



Nun nimmt man einen Märklin-Schleifer 7164, der wie abgestimmt zwischen die Flanken des Mitteldrehgestells passt. Man lötet zuerst ein Kabel am Schleifer an und legt den Drehgestell-Boden wieder auf. Nun wird die Pertinaxplatte des Schleifers auf den abstehenden Ösen mit etwas Leim ausgestattet. Dann fügt man den Schleifer vorsichtig zwischen dem Getriebeboden ein und orientiert ihn darunter zwischen den Drehgestell-Flanken. Ein Einfügen bei abgenommenem Getriebedeckel geht leider nicht, weil sich der Getriebeboden nachträglich nicht mehr "einfädeln" lässt. Man kommt aber mit dem Schleifer - etwas abgewinkelt - ziemlich gut an ihm vorbei.

Die Kabelführung vom Schleifer ins Lokinnere geht erst mal problemlos durch den Schlitz für die Führung des beweglichen Mittel-Drehgestells. Aufwändiger wird's erst, wenn man am Motor vorbeikommen will. Dazu müssen die Kardanwellen ausgehängt (am besten Getriebedeckel öffnen und die Schneckenwellen mit entfernen) und der Motor aus seiner Haltung gezogen werden. Zuvor muss die ganze Platine abgeschraubt werden; auch das Ablöten einiger Kabel ist nötig, um die Platine genug weit entfernen zu können. Man könnte nun auf der Motorhalterung extra Platz für das Kabel schaffen - wenn man ein dünnes nimmt, kann man auf diesen Eingriff auch verzichten. Motor wieder einhängen und dabei darauf achten, dass das Schleiferkabel genug lang ist, um die Beweglichkeit des darunter liegenden Drehgestells nicht zu beeinträchtigen. Dann Kardanstränge wieder einhängen. Auf der Unterseite der Platine Dekoder seiner Wahl einstecken. Mit LoPi V5 fährt die Lok wahnsinnig fein. Schliesslich Schleiferkabel an TRKR anlöten und die Radsatzanschlüsse auf TRKL zusammennehmen. Nun sollte die Lok fahren. Vor Aufsetzen des Gehäuses kurz testen.



So sieht die umgebaute Lok von unten aus.



Das Schleifer-Drehgestell im Detail.

Noch nicht ganz klargekommen bin ich mit den CV's, die für eine richtig wechselnde Stirn-/Schlussbeleuchtung im AC-Analogbetrieb sorgen. Die bei ESU üblichen Prozeduren (mit denen ich mittlerweile dank toller Unterstützung durch meinen Fachhändler EYRO in Interlaken ziemlich vertraut bin) führten bislang nicht zum durchschlagenden Erfolg. Mit einer korrekten Kombination der CV's 13, 14, 330 und 346 sollte das eigentlich gehen. Ich kam nur soweit, dass die Stirnbeleuchtung korrekt wechselt; auf rote Schlusslampen muss ich vorläufig verzichten. Was verschmerzbar ist, zumal ja im Normalfall ein Güterzug angehängt ist.

Fazit: Ein Lokumbau, der für halbwegs erfahrene Nicht-Profis zu bewältigen ist und etwas Geschick, aber keine wahnsinnig heiklen Eingriffe erfordert.


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zuletzt bearbeitet 14.04.2022 | Top

RE: Rivarossi FS E.652 auf AC

#2 von Robert Bestmann , 16.04.2022 20:31

Hallo etr,

vielen Dank fürs Zeigen! Wie bist Du denn auf diesen Schleifer gekommen, wo doch die "Flüsterschleifer" ohne Loch in der Mitte von der Geräuschentwicklung her wesentlich moderater sind? Ich hätte da den Brawa 2225 oder Liliput (9)38991 zu montieren versucht und in zweiter Linie den Märklin 144133.

Vele Grüße
Robert


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RE: Rivarossi FS E.652 auf AC

#3 von etr , 19.04.2022 13:15

Hallo Robert

Erstens stört mich das Schleifergeräusch nicht (bei Piko Schleifern ist es übrigens z.T. wesentlich lauter). Zweitens passt die Pertinaxplatte von ihren Ausmassen so perfekt ins Drehgestell, dass ich diesen Vorteil nicht preisgeben möchte. Drittens hat sich dieser Schleifer in älteren Modellen dieses Loktyps bewährt. Da drängt sich m.E. keine Veränderung auf. Aber man kann sicher auch andere Schleifer verwenden, wenn man will.

Beste Grüsse

ETR


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RE: Rivarossi FS E.652 auf AC

#4 von 11652 , 27.05.2022 22:30

Hallo zusammen

Wollte gerade einen Bericht zur Lok schreiben, die Vorstellung dazu in "mein letzter Neukauf" suchen und was finde ich da, ein toller Umbaubericht von etr!

Da ich "nur" besagte tole Vorstellung von Olaf/Baureihe1958 im Kopf hatte (gefunden: Mein letzter NEU Kauf... (Diskussion unerwünscht) (51)), kann ich jetzt halt meien Abweichungen berichten und zeigen sowie viele Erfahrungen bestätigen:

Hier die Lok in der ersten Stufe zerlegt - bei mir in der blau/grauen Ep. IV/V Version als E.652 088, HR2701 und aus dem Berner Oberland stammend (Danke Eyro!):

Bild entfernt (keine Rechte)

Den Schleifer habe ich ebenfalls an das mittlere DG montiert, das entgegen bei anderen BoBoBo Loks kaum Höhenspiel aufweist. Hier ist das sehr willkommen, wird so doch das mittlere DG sicher auf das Gleis "gepresst" - was dem Entgleisen durch den Schleifer wirkungsvoll entgegenwirkt. Dafür werden die beiden angetriebenen äusseren DG an der gegen die Lokmitte gerichteten Seite mittels Bolzengeführter Feder auf das Gleis gedrückt.

Als Schleifer habe ich einen Märklin Schleifer E144133 verwendet (gleiche Montageart wie bei der CC 72000: AC-Umbau und Digitalisierung Jouef Loisirs CC 72000 (HJ2600) - allerdings ohne den Boden flacher zu feilen). Dabei habe ich den Getriebeboden mit vier Langlöcher versehen, um den Schleifer mit den Kupferlaschen zu befestigen. Diese sicherte ich innen zusätzlich mit Isolierband. Das Kabel führte ich ebenfalls unter dem Motor durch nach oben.
Montiert sieht dann das so aus:

Bild entfernt (keine Rechte)

...und auf dem Gleis so:

Bild entfernt (keine Rechte)

In der Lok arbeitet auch bei mir ein Lopi 5, die Lok fährt mit Standardeinstellungen schon sehr gut und ebenfalls sehr leise. Die Beleuchtung geht, braucht noch etwas Dimmung und evtl. eine Anpassung der Funktionszuordnung, welche alkuell wie folgt ist (der Codierschalter habe ich belassen, wie er war - evtl. dazu Anleitung beachten):

F0 Zweilichtspitzensignal, mit der Fahrtrichtung wechselnd
F1 Rücklichter "vorne"
F2 Rücklichter "hinten"
F5 drittes Spitzenlicht "vorne"
F6 drittes Spitzenlicht "hinten"

Ein Problem habe ich noch, der vordere Bahnräumer (der so toll aussieht mit der gelb/schwarzen Warnlackierung) stösst ab und an an den Pukos einzelner Weichen an...
Ja, und die Kupplung hinten...

Stelle die Lok im HO-Teil dann noch bildlich ("ohne Technik"...) vor. Erledigt, hier der Link dazu: Vorstellung FS E.652 088 - Hornby Riivarossi HR2701


Gruss Christian

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