@chaotium
Ich habe mich dann selbst beleidig, ich bin, aus mir einem immernoch unerfindlichen Grund, auch Meister im Elektrohandwerk, seit 10 Jahren und 4 Monaten (die Uhrzeit, wann die Damen und Herren in der Handwerkskammer das entschieden haben, kann ich leider nicht nennen), deshalb spreche ich auch aus Erfahrung! Wie würdest du es finden, wenn du im Krankenhaus über die Risiken deiner bevorstehende Wirbelsäulen-OP unter Vollnarkose unterrichtet wirst, du aber alles komplett mit den lateinischen Fachbegriffen um die Ohren gehauen bekommst? Würdest du den Wisch ohne Bauchschmerzen unterschreiben, wenn bei dir der Zug gerade am Bahnhof abgefahren ist? Unter Unseresgleichen können wir Fachbegriffe nutzen, einem Laie sollte man es aber verständlich erklären, vor allem wenn dieser nachher deine Rechnung bezahlt!
Nochmal: Ich will niemanden beleidigen, man sollte sich aber, vor allem wenn man einen gewissen Stand erreicht hat, auch überlegen, wie man es herüber bringt. Zuviel Fachblala gegenüber Leuten zu verwenden, die nicht das Wissen haben (können), macht meiner Berufsgruppe auch keine Ehre!
Bezüglich Pfusch: Wenn ich jetzt schreiben würde, was ich, außer den zusammengeklemmten N und PE, in meiner Eigentumswohnung vorgefunden habe, wäre das ein kleiner Roman, deshalb in Kürze:
1.: Die Innenwände wurden mit Rigipsplatten mit Styroporauflage isoliert, die nun zu kurzen Adern mit Lysterklemmen und flexiblen Adern verlängert, diese lose, also nicht einmal mit Aderendhülsen versehen, in die Schalter gestopft.
2.: In der Küche gibt es in der Hauptabzweigdose zwei Leitungen, von denen ich bis heute nicht weiß, wo sie hinführen.
3.: Ebenfalls in der Küche gab es zwei nachgerüstete Aufputzsteckdosen, mit jeweils einer einzelnen Sicherung je Steckdose aber nur einen N-Leiter.
4.: Im Flur bin ich, beim entfernen von 7 Lagen Tapete, über eine bündig an der Wand abgeschnittene Leitung gestolpert, bei der noch Spannung anlag.
5.: Im Wohnzimmer gab es zwei Deckenleuchten, die ursprünglich mit einem Schalter geschaltet wurden. Für den Umbau auf zwei Schalter wurde der PE als geschaltete Ader verwendet.
Noch was für die Gas- und Wasserinstallateure: Das die Bude, während des Leerstands, nicht überflutet wurde, war nur der Schlauchplatzsicherung am Ende (!) des Schlauch für die Waschmaschine zu verdanken, abgestellt wurde das Wasser nicht.
Dann noch eine Anekdote zum Thema "Es gibt Elektriker und es gibt Elektriker", bzw. "Ich liebe Bedienungsanleitungen": Unser Kochfeld, von Thompson, wird mit 2x 230V betrieben, es wurde aber nur eine normale Anschlußleitung verwendet, was dazu führte, daß ein N nicht blau sondern schwarz ist. Nach ein paar Tagen der Nutzung ist eine Hälfte ausgefallen. Der Servicemensch, der zur Reparatur kam, öffnete zuerst die Anschlussdose und hat mich dann mit einem bösen Ton angefaucht: "Wer hat das denn angeschlossen?"
Ich: "Ich."
Er: "Das kann so nicht funktionieren!"
Ich: "Doch."
Er: "Woher wollen Sie das wissen?"
Ich: "Steht so in der Bedienungsanleitung!"
Ich habe sie Ihm vorgelegt, er hat es gelesen und dann anstandslos das Kochfeld repariert. Hoffentlich hat er daraus etwas gelernt, z.B. erstmal nachfragen, was man beruflich macht, bevor man losmeckert. Außerdem hat er hoffentlich gelernt, daß nicht mehr alles, was an der Herdanschlussdose hängt, immer mit 400V betrieben wird. Hätte ich ihn es anschließen lassen, er hätte nicht in die Bedienungsanleitung geschaut, sondern es angeschlossen "wie immer" und es so mit 400V sofort geschrottet, das wird dann Peinlich!
Für alle die es noch nicht gegoogelt haben: Der Summenstromwandler ist nichts anderes als das Auslöseelement im FI. Es ist quasi ein Trafo mit entgegengesetzten Wicklungen für die Phase(n) und den N, ohne Niedervoltseite (Sekundärseite). Fließt genauso viel Strom durch die Phasenwicklung, wie durch den N zurück kommt, heben sich die Magnetfelder auf, es passiert nichts. Gibt es eine Differenz, weil etwas Strom den falschen Weg nimmt (über den PE oder den Körper einer Person), gibt es eine Differenz, die dazu führt, daß sich ein Magnetfeld aufbauen kann. Ist das Magnetfeld stark genug, weil genügend Strom auf Abwegen ist, wird es, ähnlich wie bei einem Relais, den Schalter auslösen, der den Stromkreis unterbricht.