Die Prüftaste als "Leientest" zu bezeichnen zeugt von wenig Erfahrung im Bereich der Prüfung von RCD. Erfahrungsgemäß kann ich sagen, daß die Mechanik in RCDs quasi festkleben kann, wenn sie lange nicht bewegt wurde, der monatliche Test führt dazu, daß das nicht passiert. Da aber praktisch niemand das regelmäßig macht, finden sich immer wieder FIs, die beim ersten Durchlauf mit dem Testgerät nicht auslösen. Betätigt man dann die Prüftaste, die einen wesentlich höheren Prüfstrom erzeugt, als normal zum Auslösen notwendig ist, schaltet er doch ab, der nächste Durchlauf mit dem Messgerät ist dann meist erfolgreich. Es wird auch unterschätzt, wie oft RCDs defekt sind, wer das wirklich regelmäßig macht, kann das auch bestätigen.
Wenn der FI auslöst, wird es interessant, denn es muß nicht immer ein einzelnes Gerät schuld sein, manchmal ist es eine Kombination aus einem Defekten, das zwar über dem Grenzwert des Ableitstrom aber noch unter dem Auslösestrom des FI liegt und anderen Geräten, die noch in Ordnung sind, aber auch einen erhöhten Ableitstrom haben. Geräte mit Heizungen haben oft einen höheren Ableitstrom, über 3,5KW Heizleistung dürfen sie sogar mehr als 3,5mA haben, je KW 1mA, 10mA aber nicht überschreiten, die sind in normalen Haushalten aber eher selten anzutreffen.
Hat das defekte Geräte einen Ableitstrom von 18mA, wird der FI noch nicht auslösen, kommt eines mit zulässigen 3mA hinzu, kann der FI auslösen, die meisten machen das zwischen 20 und 25mA. Auch schon erlebt habe ich, daß ein FI nur bei bestimmten Witterungsverhältnissen ausgelöst hat. Bei meinem Bruder war das in der Bauphase der Fall, er hatte bei den Leitungen zu den Außenleuchten N und PE schon angeschlossen, den L aber noch offen gelassen. Im Herbst rief er mich an, weil in unregelmäßigen Abständen der FI ausgelöst hat. Es war Neblig, die Feuchtigkeit auf den Leitungsenden, die nicht mit Klemmen versehen waren, hatte für das Auslösen ausgereicht. Zugegeben, das war eher speziell, mitunter reicht aber auch ein Nagel, der den N erwischt hat und bei schwüler Witterung, wenn die Wände genügend Feuchtigkeit aufgenommen haben, zum Auslösen führt oder es ist eine undichtes Gerät im Außenbereich, das bei Regen Feuchtigkeit aufnimmt. Es gibt unzählige Möglichkeiten, weshalb aus scheinbar unbekannten Gründen der FI auslösen kann, im Zweifelsfall muß ein Spezialist sich der Sache annehmen.
Zu Altanlagen: Es gibt in Deutschland einen Bestandsschutz, wurde die elektrische Anlage zum Zeitpunkt der Errichtung, nach den geltenden Regeln aufgebaut und abgenommen, darf sie so weiterbetrieben werden. Der Bestandsschutz gilt aber nicht für Änderungen, wird in einem Raum z.B. eine Steckdose nachgerüstet, muß diese mit einem FI abgesichert werden, die Restlichen fallen noch unter den Bestandsschutz und können daher weiter ohne RCD auskommen. Für diesen Fall gibt es Steckdosen mit integriertem RCD, die sind aber grotten hässlich!
Anders sieht es hingegen aus, wenn die Verteilung oder eine Unterverteilung erneuert werden soll, dann muß die gesamte Anlage, die daran hängt, auch auf den aktuellen Stand gebracht werden. Eine alte Bauernstube mit 2-Ader-Technik, also klassisch genullt, darf hinter einer erneuerten Verteilung nicht weiter betrieben werden.
Wer nicht ohne FI leben möchte, hat zwei Möglichkeiten: Umziehen oder Nachrüsten, wobei Nachrüsten durchaus teuer und kompliziert werden kann! Als ich meine Wohnung übernommen habe, gab es noch keine FILS in 1TE, der Sicherungskasten ist aber nur 12TE winzig, 8 Sicherungen sind schon verbaut und zudem wurde die Zuleitung auch noch hindurch geführt, weshalb 2TE nicht genutzt werden können. Ich wollte aber, daß wenigstens das Kinderzimmer über einen FI abgesichert wird, also habe ich einen 2TE FI eingebaut und danach einen Tag lang die restliche Elektrik zerpflückt, um herauszufinden, weshalb er nicht drinnen bleibt. Ich habe dann erstmal aufgegeben und mich mit dem Bad weiter vergnügt. Des Rätsels Lösung habe ich dann, beim Entfernen der überflüssigen zwei(!) Lagen Fliesen an den Wänden des Badezimmers gefunden: Es tauchte eine Abzweigdose auf, in der sämtliche N und PE zusammengeklemmt waren!
Zusammenfassend sei gesagt: Alle, die in der Elektrotechnik tätig sind, sind immer nur "Fachidioten" mit einem gewissen Maß an Grundkenntnissen, ohne Einweisung oder Schulung werden wir uns in eher fremden Bereichen nicht oder nur schlecht zurechtfinden.