Hallo allerseits,
über die Zukunft der Modellbahn (ob in H0 oder auch in anderen Spurweiten) habe ich mir auch schon seit längerer Zeit meine Gedanken gemacht, denn das Modellbahnhobby hat sich in der Zeit, wie ich es kenne (d.h. über die Jahrzehnte) ziemlich verändert.
1. Während früher die "Elektrische Eisenbahn" bei Jungen spätestens im Schüleralter fast auf jedem Wunschzettel zu Weihnachten stand und wir auf dem Schulhof in den Pausen in Modelbahnkatalogen (oder auch in Modellbaukatalogen) stöberten, ist da heute schon lange Geschichte! Ich habe meinen ältesten Enkelsohn (9 Jahre, 4. Klasse) vor einiger Zeit gefragt, wie viele in seiner Klasse eine Modelleisenbahn haben. Seine Antwort: "Einer. Und das bin ich!"
Er hatte das Glück, durch mich, seinen Opa, und durch meine Sohn, sein Vater, schon im Kleinkindalter mit der Eisenbahn aufzuwachsen und so mit dem Hobby infiziert zu werden (vielleicht lag es aber auch schon in seine Genen).
Selbst in der Generation meines Sohnes war die Modellbah und auch der Modellbau schon nicht mehr angesagt. Warum? Das hat sicherlich eine ganze Reihe von Gründen, angefangen vom Individualverkehr, vom eigenen Auto, das das Bahnfahren (und damit den Kontakt zur großen Bahn) seltener macht und in den Hintergrund drängt, bis hin zu den neueren Medien, die auf andere Weise eine Freizeitgestaltung bieten.
Ich denke, dass nur noch wenige junge Leute das Modellbahnhobby betreiben werden; so lange diese bei der Stange bleiben und sich auch weiterentwickeln, ist das ja auch gut. Zum Glück gibt es heute ein recht großes Angebot an gebrauchtem Material zu meist erschwinglichen Preisen (für das Taschengeld), und dieses Material ist meist auch recht robust und, wie die alten Märklin-Loks, "unkaputtbar". Eine Lo für z.B. 300Euro (oder mehr) werden sich durchschnittliche Jugendliche bei weitem nicht leisten können. Hier sind die Hersteller gefragt, ordentliche Einsteigermodelle anzubieten, die sich ein Jugendlicher noch leisten oder sich zu Weihnachten schenken lassen kann, und die zwar aus Kostengründen von den Details oder dem Finish "abgespeckt" sein können (wie seinerzeit bei Primex), die aber von guter Qualität und robust sind und nicht wie eine Karikatur einer Lok aussehen.
Einige der heutigen Einsteigermodelle sind wenig robust für Kinderhände; wenn damals meine kleine Br89 von Märklin ähnlich gebaut gewesen wäre, hätte sie nicht bis heute überlebt.
2. Bei dem Angebot für die "ernsthaften" und anspruchsvollen Modelleisenbahner, bei denen bei einigen Geld keine wesentliche Rolle spielt, werden sicherlich noch weitere Ausstattungen Standard werden. Zum einen wird die Detaillierung noch weiter verfeinert werden (wobei man sich schon heutzutage kaum noch traut, die filigranen Modelle in die Hand zu nehmen) und die Funktionalität wird weiter erweitert werden. Ob dies Not tut, lasse ich mal dahingestellt. Wir erleben das ja auch im Automobilbau, dass auf einmal Dinge serienmäßig eingebaut werden, die man nicht braucht und die man, wenn man die Wahl hätte, gar nicht ordern würde. Oft ist es ja keine Frage, ob man eine Funktion wirklich braucht, es befriedigt so manchen schon allein dadurch, das er sie hat.
Gepulste Verdampfer sind schön, gab es aber auch schon früher - ich habe eine englische Tenderlokomotive, eine 0-6-0 "Jinty" von Tri-ang aus den 50er Jahren, die hatte das auch schon. Zwar mechanisch, mit einer kleinen Kolbenpumpe, die synchron mit den Radumdrehungen den Rauch aus dem Schornstein steigen ließ. Funktionierte prima. Aber das nur am Rande.
Aus technischer Sicht wäre ein weiter verbreiteter Einsatz von elektronisch kommutierten Fahrmotoren (wie z.B. die Sinus-Motoren von Märklin) sinnvoll, die, wenn sie ordentlich gemacht sind, für ein ganzes Lokleben keine Probleme machen. Solche Motoren müssen nicht zwangsläufig teuer sein (wie z.B. die billigen PC-Lüfter zeigen).
Ich denke, dass das Angebot für die passionierten Modellbahner immer perfekter werden wird, wie man z.B. auch im Funktionsmodellbau beobachten kann. Dabei können durchaus auch Kleinserienhersteller "high end" Lösungen anbieten. Letztendlich wird das die Nachfrage entscheiden (und wie man diese zu wecken versteht).
Viele Grüße
Klaus-Dieter