Tragschnabelwagen Bauart Uaai 839 - LÜ-Sendung Aschaffenburg >> Lauda >> Crailsheim

#1 von blauer klaus , 15.03.2023 09:30

Es war Mitte 70er-Jahren und ich war auf der Jagd nach den letzten Dampfern im fränkischen Raum. Im hohen Norden rollten noch regelmäßig die Erz- und Kokszüge, sowie einige dampüfbespannten Reisezüge und im Ruhrgebiet dampfte es noch allenthalben. Aber im Süden, südlich der Mainlinie "wurde die Luft schon sauberer". Aber es gab noch Ecken mit Dampf. Eine der besonderen Strecken war die Strecke von Aschaffenburg nach Lauda bzw. Crailsheim.
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Sie war relativ häufig befahren und sie war und ist heute noch nicht elektrifiziert. Dort, in einem Bahnhof auf der Strecke zwischen Wertheim und Lauda begegnete ich zum ersten Mal einem Lü mit Trafo-Transport. Später erfuhr ich dann das Besondere dieser Strecke und warum hier Lü-Transporte gefahren werden. Sie umgeht nämlich Richtung Süden (Nürnberg und München) tunnel- und steigungsfrei den Spessart. Die Tunnel- und Steigungsfreiheit ist bis heute ein Grund über diese Strecke Lü-Transporte abzuwickeln, denn auch dato dürfen zwischen Laufach und Heigenbrücken Lü-Transporte nicht durch den (neuen) Spessart-Tunnel fahren. Züge und Sendungen mit Lademaßüberschreitung werden nur für bestimmte Gleise/Strecken und durch besondere Beförderungsanordnungen zugelassen und eingestellt, wie eben die Strecke Aschaffenburg - Lauda/Crailsheim.

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(50 1725 mit Lü in Richtung Aschaffenburg rangiert im Bahnhof Lauda am 12. August 1973)


Doch was verbirgt sich wirklich hinter der Bezeichnung "Lü"?
Lü ist die Abkürzung für Lademaßüberschreitung. Gemeint sind damit entweder Schwerlasttransporte oder außergewöhnliche Sendungen in Güterzügen, die das reguläre Lichtraumprofil überschreiten. Es wird unterschieden zwischen Lü Anton, Lü Berta, Lü Caesar und Lü Dora.

Lü Anton bedeutet z. B. eine Überschreitung des Lademaßes nach oben oder unten.
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Wird das Regelmaß nach außen überschritten, erhalten die Sendungen die Bezeichnungen LÜ Berta, Lü Cäsar, je nachdem, wieweit das benachbarte Gleis von dieser Fahrt betroffen ist.
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Bei Lü Dora dürfen im Nachbargleis keine Fahrten stattfinden.
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Ich hatte an dem o.a. Zug irgendwie "einen Narren gefressen", denn den wollte ich irgendwann einmal nachbauen. Und das irgendwann stand nun an, da ich durch einen glücklichen Zufall (), quasi über Nacht, in den Besitz von einem LIMA-Fahrzeug gekommen bin, dass einen "Trafo-Schwertransport" darstellt (kann ich nicht anders beschreiben) ...
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Daraus kannst du was machen ... dachte ich bei mir so ... denn wie sagt des Volkesmund so schön: Einem "Inschenjör is nichts zu schwör" ....

... und dann habe ich auf You-Tube noch einen passenden Film entdeckt ... zufällig (!) mit einer LÜ auf der eingangs beschrieben Stecke ...LÜ "Berta", Trafo-Transport in Aschaffenburg


Wie alles begann ...
Da stand er nun der Lima-Trafotransport. Ein Wägelchen kaufen und einfach so out-off-the-box hinzustellen kann jeder, ist aber nicht so mein Ding. Und nun ... Irgendwie fehlte was, das Ding sah "fippsig" aus ... gar nicht nach Schwertransport und so gar nicht nach Lü. Also habe ich mir erst mal einen zweiten Wagen zugelegt ... man weiß ja nie .... Vielleicht kommen mir dann Ideen, dachte ich mir.

Erste Idee: Ich tackere die beiden Trafos zusammen! ... das sieht dann schon mal gewaltiger aus ... eben, richtiger Schwertransport!
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Zweite Idee: Die Transportgestelle sehen nackig aus.
Das Literaturstudium sagt: ... da fehlen Aufbauten (?), die sind zwar auf Bildern zu sehen, aber erkennen tut man so gut wie nichts.
Der Stahlbauer in mir sagt: die Traggestelle sind zu schwach ausgelegt ....
Der Statiker sagt: Die Lagerung und Aufnahme des Transformators ist zu instabil ...

Zum Glück gibt es im "Aw Bonn" genügend (Weiß Material (und was nicht da ist, wird kurzfristig beschafft) um dem Ganzen einen stabileren und realistischen Anblick zu geben. Aufbauten herstellen, Verstärkungen einbringen und ... voilà ... das Aussehen hat sich gewaltig verändert ... so könnte es gehen ...

Fahrwerkgruppe Seite 1:
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Fahrwerkgruppe Seite 2:
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... die Totale:
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Sieht gewaltig aus der Transformator ... gewaltig = gewichtig! Was mag der Trafo wiegen? Bahnliteratur und Fachbücher her. Ich komme zu dem Schluß, der Transformator wird gute 250 ... 300t auf die Waage bringen, plus das Eigengewicht der Fahrwerke, geteilt durch die Anzahl der Radsätze (= 10) .... puuuuh, deutlich über 20t (neu: 22,5t) ... das geht garnicht.
Der Betriebsleiter des "Aw Bonn" verweigert die Abnahme!!!!
Und nu´...? Wie weiter....

"30t pro Achse, ich glaub ich spinn ..." waren die letzten Worte des Betriebsleiters des "Aw Bonn".
Und schon fingen bei den Mitarbeitern die kleine grauen Hirnzellen an zu arbeiten ... 300t auf 10 Achsen, geht nicht, 300t auf 20 Achsen? ... das geht!!! Wie gut, dass noch ein weiterer kompletter Fahrwerksatz vorhanden ist.

Traversen übertragen das Gewicht gleichmäßig auf die Fahrwerke ...
Gib dem Stahlbauer genügend "Weiß-Material" und er beginnt zu schneiden, fügen und schweißen ...

Der Rohbau der beiden Traversen zur Verbindung der je 5-fach Drehgestelle ...
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Der Rohbau der beiden Tragschnäbel zur Lastaufnahme ...
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... die Aussteifungen, bei maximaler Last sollte sich nichts verbiegen ...
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Abends kam dann der Betriebsleiter vorbei: " Ja, sooo wird ein Schuh draus. Und wenn noch Material fehlt, einfach bestellen ..."
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"... und Morgen kommt die weitere Ausrüstung dran ..." sagte´s, wünschte einen guten Feierabend und ging.

Und weiter geht´s ...
Kommen wir zum Teil der Montage von weiteren Ausrüstungsteilen des Tragschnabelwagens ... ein paar Hydraulik-Zylinder ....
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... Sicherungsgeländer an den Plattformen ...
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Das sollte es gewesen sein!
Der "Tatzelwurm" mit seinen fast 60 cm LüP (in 1:87) läuft sauber durch eine doppelte Weichenverbindung. Fast grenzzeichenfrei, fast(!), dafür ist´s ja auch eine Lü.
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Zusammen mit dem Mannschaftswagen (Version 2) oder Mannschaftswagen (Version 1) und dem Gerätewagen für LÜ-/Schwertransporte kann jetzt eine LÜ-Sendung im Modell dargestellt werden.


Herzliche Grüße vom Rand der Bundesstadt Bonn
Wolfgang
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zuletzt bearbeitet 16.03.2023 | Top

die neuen Spessarttunnel

#2 von Liebherr , 30.04.2024 09:13

Guten Morgen,

ich bin eben auf deinen Umbaubeitrag gestoßen und muß leider etwas korrigieren:

Seit Eröffnung der neuen Spessartrampe sind die LÜ Züge auf der Tauber-Maintalbahn Geschichte. Alles fährt nun durch die neuen Tunnel.

Bis dahin wurden auch LÜ durch den Schwarzkopftunnel geleitet, z.B. Militärzüge. Sofern diese Panzer transportierten und als LÜ C eingeordnet waren, mußte sichergestellt sein, daß dieser Zug freie Fahrt durch den Schwarzkopftunnel hatte und ihm nichts entgegen kam. Das lag aber am verringerten Gleisabstand im Tunnel.

Die LÜ im Maintal war ein besonderer Zug. Ich habe ihn öfter auch fahren dürfen. Die "Umleitung" über Tauber und Main lag aber an der niedrigen Geschwindigkeit. Je nach Ladung durfte man nur mit 10Km/h an Bahnsteigkanten vorbeifahren oder es galt besondere Aufmerksamkeit in Tunneln und an Bahnübergängen, wo man auch auf Schrittgeschwindigkeit herunterbremste. Auf der Hauptbahn undenkbar.

es grüßt Michael


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RE: die neuen Spessarttunnel

#3 von Thilo , 01.05.2024 18:13

Hallo Klaus? Wolfgang?

so sieht dein Schwerlastwagen meinem Tragschnabelwagen von Kibri sehr viel ähnlicher als das Ursprungsmodell. Das grenzt ja schon an komplett Neubau.



Das Lima-Modell fand ich schon als Kind etwas sonderbar und sehr kopflastig.

Hat dein Tragschnabelwagen inzwischen Farbe bekommen?

Liebe Grüße

Thilo


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RE: die neuen Spessarttunnel

#4 von E16-06 , 01.05.2024 20:31

Hallo Wolfgang,
Hut ab, was du da so baust.

Zitat von blauer klaus im Beitrag #1
Später erfuhr ich dann das Besondere dieser Strecke und warum hier Lü-Transporte gefahren werden. Sie umgeht nämlich Richtung Süden (Nürnberg und München) tunnel- und steigungsfrei den Spessart.

Das mit dem "tunnel- und steigungsfrei" stimmt nur bedingt. Auf der Taubertalbahn gibt es sehr wohl Tunnel, um genau zu sein derer 4 (Reicholzheim, Bronnbach,Gamburg und Niederstetten), diese sind aber vom Profil so, dass sie für die Lü-Transporte kein Hindernis darstellen.

Zitat von Liebherr im Beitrag #2
Seit Eröffnung der neuen Spessartrampe sind die LÜ Züge auf der Tauber-Maintalbahn Geschichte. Alles fährt nun durch die neuen Tunnel.

Das ist auch mein Stand, Michael.

Zitat von blauer klaus im Beitrag #1
(50 1725 mit Lü in Richtung Aschaffenburg rangiert im Bahnhof Lauda am 12. August 1973)

Ich will jetzt nicht an deiner Dokumentation zwiefeln, aber bist du dir mit Lauda als Aufnahmeort des Bildes sicher?
Derartige Häuse im Bahnhofsumfeld von Lauda kommen mir so garnicht bekannt vor. Kann natürlich auch sein, dass diese 30-50 Jahre später so nicht mehr existieren, wobei in dem Bereich schon noch recht viele alte Gebäude stehen.

Grüße,
Stephan


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RE: die neuen Spessarttunnel

#5 von blauer klaus , 02.05.2024 11:15

Zitat von E16-06 im Beitrag #4
Ich will jetzt nicht an deiner Dokumentation zweifeln, aber bist du dir mit Lauda als Aufnahmeort des Bildes sicher?


Moin Stephan,
ich habe nur abgetippt was auf dem Diarahmen von '73 stand. Kann auch sonst wo in der alten BRD sein, ist ja auch 50 Jahre her (ob von den digitalen Bildchen in 50 Jahre noch welche erkennbar sein werden, zweifel ich mal an)!



Zitat von Thilo im Beitrag #3
so sieht dein Schwerlastwagen meinem Tragschnabelwagen von Kibri sehr viel ähnlicher als das Ursprungsmodell. Das grenzt ja schon an komplett Neubau.


Moin Thilo,
es ist ein Neubau. Außer den Drehgestellen ist nichts mehr übrig geblieben.
Und Nein, der Wagen hat noch immer keine Farbe abgekommen und die Beschriftung liegt .... irgendwo. In diesem Leben wird das auch nichts mehr .....


Urlaubsgrüße aus bella Italia.


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