Hallo Martin,
Alles hat seine Zeit. Als ich ein Knirps war hatte ich eine Blecheisenbahn mit Uhrwerk und Blechschienen in Baugröße 0. Das war damals schon überholt, machte mir aber nichts aus. Ich kann mich nur noch dunkel erinnern. Gut erinnern kann ich mich, daß mein Opa, er war Schlosser bei Gmeinder, immer wieder die überdrehte Feder kürzen musste und eine neue Öse am Ende biegen musste. Der Weg den die Lok dann fuhr wurde damit immer kürzer.
Mit ca. 15 Jahren so etwa um 1975 baute ich dann meine erste H0 Anlage. Leider habe ich keine Bilder davon. Damals mit dem Fleischmann Standard (später Modell-) Gleis. Das sah schon um Welten besser aus als das Märklin Blechgleis. Allein schon die Weichenwinkel mit 15° waren sehr realistisch im Vergleich zu Märklins 24°. Mit einem Umzug war das Leben der Anlage (eigentlich war es ja nur ein Bahnhof) besiegelt. Dann kam Partyfeiern, Abi machen, Frau kennenlernen, Familie gründen... .Das Eisenbahn Fieber hat mich erst wieder erfasst, als mein großer Sohn im Alter von ca.10 Jahren die Märklin Eisenbahn meines Freundes, der wegzog, geschenkt bekam.
Wir bauten mit dem vielen Material im extra dafür ausgebauten Speicher eine Anlage, die aber nie befriedigen konnte (siehe: Märklin M Gleis, oben). Dessen Zeit war da schon lange abgelaufen.
Damals, so Ende der 1980er Jahre kam das Roco line Gleis heraus. Das war eine Sensation. Ich weiß noch, daß Rolf Knipper das benutzt hat und damit richtig tolle Anlagen gebaut hat. Damit war auch das Ende vom Fleischmann Gleis gekommen. Später dann, im neuen Haus, startete ich einen Versuch mit Spur N. Aber dafür habe ich zu große Finger und zu schlechte Augen. Einen Teil davon verwendet heute Ralf bei seiner Blexen Anlage. Der Rest wurde verkauft. Damals, man wird ja immer anspruchsvoller, hatte ich Peco Code 55 Gleise verwenden wollen. Aus besagten Gründen kam ich gar nicht mehr zum Gleise Verlegen. Eine H0 Anlage musste her. Meine Wahl fiel, bestimmt durch das Lesen (besser Aufsaugen) von Willy Kosaks HP1Heften animiert, auf den Bahnhof Sulzburg der Münstertalbahn. Der ließ sich im Längenmaßstab ca. 1:100 auf meiner begrenzten, zur Verfügung stehenden Fläche darstellen und er bot auch betrieblich Einiges. Als Gleissystem dachte ich an Tillig Elite. Ein wirklich schönes Gleis. Daß es dann Peco Code 75 wurde, liegt vor allem daran, daß nur bei diesem Gleis eine Doppelweiche, die unbedingt nötig war, vorhanden ist. Heute bin ich froh, diese Wahl getroffen zu haben. Ich habe damit absolut keine Probleme. Ich kann von NEM bis RP25fine alle Radsätze nutzen.
Um jetzt endlich auf den Punkt zu kommen:
Wenn du heute neu anfängst eine Bahn zu bauen, solltest du das mit topaktuellem Gleismaterial tun. In meinen Augen sind Märklin (egal welches Gleis), Fleischmann und ja, ich muß es sagen, auch Roco Line überholt. Diese Systeme hatten ihre Zeit und die ist mehr oder weniger lange abgelaufen.
Daß Piko nochmal so ein veraltetes Gleissystem an den Markt gebracht hat, kann ich ohnehin nicht verstehen. Du kannst immer wieder lesen, daß es Probleme mit neu entwickelten Fahrzeugen, die ein Heidengeld kosten und immer detaillierter werden (z.B. immer niedrigere Spurkränze) auf den alten Gleissystemen gibt. Am harmlosesten ist noch das Einsinken im Roco Herzstück.
Für mich gibt es heute nur drei, den aktuellen und für die nähere Zukunft erforderlichen Anforderungen gewachsene Gleissysteme. Das sind:
- Peco Code 75 für Kleinbahnen und frühe Länderbahnen
- Tillig Elite für die Länderbahnzeit und die frühe DRG
- Weinert für die spätere DRG, DR und DB
Das war jetzt ein fast ungewollt langer Aufsatz und ich hoffe, daß ich damit nicht gelangweilt habe.
Eigentlich wollte ich damit nur vor Augen führen, daß, wie im ersten Satz geschrieben, Alles seine Zeit hat und die auch irgendwann vorüber ist, wenn sich die Rahmenbedingungen ändern. Und ich glaube, auch wenn es schwerfällt, die Zeit für Roco line ist auch abgelaufen.
Grüße
Johannes