RE: Mechanisches Stellwerk

#1 von volvospeed ( gelöscht ) , 29.09.2010 17:08

Nachdem ich eben gerade einen Thread gelesen habe, worin ein Kollege ein mechanisches Stellwerk sucht und ich die Tage mich damit befasst habe, starte ich hier nun mal mein erstes Thema

Vor ca 3 Wochen startete ich mit dem Bau meiner kleinen Anlage, daher beschäftigte ich mich sehr mit Weichenantrieb ( Unterflur ), zwecks dessen habe ich nun probehalber etwas aufgebaut was ich Euch nun zeigen möchte. Leider fand ich keine so günstige Alternative, daher selbst ist der Mann.
Was wäre also passender als ein kleines mechanisches Stellwerk zu meiner Nebenbahn.

Auf meiner kleinen Nebenbahn verwende ich die Fleischmann Piccolo Gleise. Von meinem System her müßte es aber auch auf andere Gleissysteme machbar sein.

Zuerst habe ich den Weg des Stellwegs auf die Grundplatte übertragen und ein 4mm Loch gebohrt. Dann mit einem kleinen Fräser ein Langloch ausgearbeitet ( hier jetzt leider nicht so schön, aber ist auch der erste Testversuch ). Das Langloch muß so ausgeführt werden das der spätere Stelldraht "Spiel " genug darin findet.



An der Weiche selbst sind keine größeren Modifikationen notwendig. Ledigich im Stellhebel selbst muß ein 1mm Loch für den späteren Stelldraht gebohrt werden.
Bei Ho Gleisen könnte man stattdessen direkt an die Stellschwelle gehen.


Um die Stellkräfte so gering wie möglich zu halten verwende ich hierzu ein 3mm MS Rohr, sowie einen 0,5mm Federstahldraht



unter die Platte geschaut könnte es so aussehen.

Der Stelldraht muß möglichst exakt mit der Stellrichtung fluchten, um das zu erreichen sollte man das MS-Roh möglichst präzise vorbiegen. Ca 25 mm vor Ende des Rohres hab ich mir einen MS-L-Winkel als Halter drangelötet. Die 25mm Überstand nach hinten ermöglichen nich ein Feinjustieren nach links und rechts ( ca +/- 3-4mm )



Der kleinste Radius des Führungsrohr sollte max 50mm betragen, wird der Radius kleiner, werden die Stellkräfte zu hoch.

Hier könnte man noch weitere Haltebleche anlöten



Hier könnte man nun die Hebelage anschliessen. Auf selber Basis, könnte man auch die Unterflurmotoren an der Weiche anschliessen, bzw. wenn kein Platz unter der Anlage ist, anderweitig platzieren.



Nachdem , die Führung für den Stelldraht und auch der Stelldraht verlegt wurde, führt man das Ende durch den Stellhebel und biegt das Ende als sicherung um 90 Grad ab, etwa so



Zum Schluß noch ein kleines Video


volvospeed

RE: Mechanisches Stellwerk

#2 von volvospeed ( gelöscht ) , 29.09.2010 17:09

Um es 100% Original nachzubauen, fehlen mir leider die technischen Mittel ). Zur Verfügung, habe ich neben Proxxon (+div. Aufsätze ), Tischkreissäge und Standbohrmaschine.

Hier und da habe ich noch mit ein paar kleineren Schwierigkeiten bei der Justage der Seil, oder besser Bowdenzüge gehabt. Auch gilt es noch ein paar kleinere Problemchen zu lösen.

Zu den Problempunkten gehören:

- Die Bowdenzugverbindung zum anderen Modul ( funktioniert zwar schon, ist mir aber noch zu unhandlich, beim Ab-/Anmontieren, wäre das jedes Mal ein Elends Gefrickel )
- Umlenkung, um die Weiche auch richtig gepolt am Stellwerk anschliessen zu können ( Hebel Stellung oben gerade aus, Hebelstellung unten Abzweig )

Die Punkte werde ich noch im Laufe des Wochenendes versuchen zu lösen.

Es macht auf jeden Fall tierisch Spaß an der Mechanik zu tüffteln.

Nun zum Ergebniss meines Hardcorebasteltages....

... zuerst verlegt ich sämtlich Rohre und Bowdenzüge vom Stellpult an die jeweiligen Weichen.

Für die Befestigung, schnitt ich 10 x10mm L-MS Profile und bohrt je 2 Befestigungslöcher und ein Loch um das Rohr darin zu fixieren.



Hinter dem Stellpult sieht das dann so aus



Der Übergang zum anderen Modul sieht im Moment noch so aus. Hier habe ich die Stelldrähte mit ca 6-8 cm Überlappung aus dem rechten Modul herausstehen lassen und dann mit Lüsterklemmen verbunden. Damits nicht ganz so labberig ist, habe ich noch einen 2mm Schweißdraht eingeschraubt. Theoretisch sollte das Funzen, Praktisch aber leider nicht zufriedenstellend. Durch die freie Führung gehen mir ca 5mm Stellweg flöten. Zum Lösen der Module müßte ich dann auch die Verbindungen lösen. Beim Anschliessen jedoch müßte ich jedesmal 3 Weichen neu justieren. Fazit: zu Aufwendig in der Handhabung und zu unverlässig. Hier werde ich mir was besseres einfallen lassen. Ich habe da aich schon eine Idee, mal sehen wie ich das Umsetzten kann.



Auf der Vorderseite des Stellpults habe ich eine Messingschiene angebracht und sämtliche Röhrchen darin verlötet. Das gibt genügend Halt. Die Rohre zu starr zu Verlegen hat sich auch nicht wirklich bewährt. Dannach habe ich angefangen die MS- Schiene zu polieren und mit Seidenmatten Klarlack zu versiegeln ( hier kurz nach dem vorpolieren )



Im weiteren Step kümmerte ich mich um die Hebelanlage. Hierzu waren jede Menge Einzelbauteile anzufertigen. Nach dem ersten Musterstück, fertigte ich die restlichen 5, nach dem selben Muster.

Teile des Hebelfußes und Bowdenzugansteuerung



An den seitlichen Platten schnitt ich M2 Gewinde ein schraubte zwei der Scheiben als Abstandshalter, sowie die zeite seitlich Platte ein. Dann richtete ich die Teile auf der Grundplatte aus und verlötete das Ganze. Zwecks besserer Wartung und Montage hab ich die Hebeleinheiten getrennt aufgebaut.



und wieder hieß es polieren



Aus 2 und 3 mm MS-Röhrchen erstellte ich den Hebel, das ist auf jeden Fall stabil genug. Kleinere Details, wie die Tafeln für die Nummern und Sicherheitshebel ( nur Optisch ), werde ich zum Schluß anbauen. Um die Rohre nicht zu tief einzulöten, steckte ich eine M2 VA Schraube durch die Bowdenzugscheibe ein.



Zum Montieren wird zuerst der Federstahldraht um 90 Grad gebogen, durch das Steuerteil gesteckt, dann wieder 90 Grad gebogen und abgekniffen. 2 MS-Hülsen, sorgen für den richtigen Abstand im Halter. Die Achse des Hebels ist eine VA Inbus, eingeschraubt in den Seitenteilen und zusätzlich auf der anderen Seite mit einer M2 VA Mutter gekontert. Jetzt kann die Hebelage an seinem Platz montiert ( mit je 4 VA Schrauben ) werden.
Das "Fundament" selbst, baute ich aus 30x5mm Leisten, sowie eine 15x15mm starke Vierkantleiste verklebt und verschraubt am eigentlichen Rahmen. Die Seitenteile habe ich zum Schutz für die Hebel, beim Transport etwas höher gezogen.



Ich konnte es nicht erwarten und stellte die 6 Hebel mal an ihrem Platz auf. Preisfrage, was ist wohl mein Lieblingswerkstoff ?



Inzwischen sind die Hebel auch angeschlossen, sowie auf dem " Fundament" aufgeschraubt. Als hinteren Anschlag nahm ich ein 3mm MS-Rohr. Den vorderen Anschlag werde ich montieren, wenn alles zur 100% Zufriedenheit funktioniert.



Die Hebel selbst bog ich auch noch um ein paar Grad, zwecks besseren Optik und Handhabe. Auch wenns nicht 100% Original nachgebaut ist, finde ich ist das doch ein schönes funktionelles Gimmick für die kleine Nebenbahn.



Als unterer Anschlag kam dann nur noch ein MS- Winkel 1x1cm an die Kante geschraubt. Die Vorderkanten des Winkels sind aus optischen abgerundet



Optisch könnte man nun noch den Sicherungshebel andeuten, oder gar funktionsfähig machen, sowie die Hebel Originalgetreu beschriften ( werde ich noch bei Gelegenheit machen )


volvospeed

RE: Mechanisches Stellwerk

#3 von volvospeed ( gelöscht ) , 29.09.2010 17:10

Hier ist nun mein Umspannwerk, für die Bowdenzüge ins nächste Modul. Durch die Hebel kann ich meinen Stellweg ausgleichen. Nun läuft das System auch präzise und die Elemente dürften auch auf Dauer stabil genug sein. Trenn ich nun die Module, muß ich nur die Federstahldrähte die vom 2ten Modul kommen aushängen, bzw. beim Zusammensetzen der Module wieder einhängen.



Vielleicht ist das eine kleine Anregung auch mal so etwas auszuprobieren, fern ab des digitalen Zeitalters. Es macht tierisch Spaß mit einer solchen Mechanik zu spielen und zu verstehen.


volvospeed

RE: Mechanisches Stellwerk

#4 von Spike ( gelöscht ) , 30.09.2010 15:03

Hallo volvospeed,

sehr schöne Arbeit!
Jetzt müsste man "nur noch" den mechanischen Verschlussapparat nachbauen (*träum*) ...

Gruß
- Spike


Spike

RE: Mechanisches Stellwerk

#5 von volvospeed ( gelöscht ) , 30.09.2010 16:33

Machbar wäre das durchaus, aber ob sich das auf Dauer bewährt ? Das Ganze ist schon relativ filigran und alltagstauglich, worauf es mir hier auch ankam. Aus dem Grund habe ich da auf eine technische Umsetzung verzichtet. Zudem muß ich zugegeben, das ich auch gerade erst vor 4 Wochen mit Eisenbahnbau wieder angefangen habe. Bin schon ganz schön aus dem Thema herausgewachsen und muß mich da langsam wieder reinarbeiten


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RE: Mechanisches Stellwerk

#6 von Redundant , 24.02.2012 15:01

Eine geniale Idee mit den Stellhebeln - das macht doch eine Menge mehr her, als mit irgendwelchen Druckknöpfen!

In einem anderen Forum kam vor ein paar Tagen jemand auf die Idee, sowas mit Bowdenzügen (beispielsweise aus dem Fahrradzubehör) zu bewerkstelligen. Die sind zwar nicht so ein "Futter für die Augen" wie kleine gebogene Röhrchen, aber solche Konstruktionen sind recht flexibel und preiswert.

Aber deine Umsetzung mit der Hebelage ist wirklich gradios!

Viele Grüße,
Thorsten


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RE: Mechanisches Stellwerk

#7 von tennisidefix , 24.02.2012 15:59

Hallo Manuel,
ein kleines Stellwerk nachzubauen ist schon toll. Das Metall ist Dein Lieblingswerkstoff und das kann nur einer so umsetzen, der mit dem Werkstoff zu tun hat. Der Spielwert wird mit der Umsetzung der Mechanik dadurch noch gesteigert. Ist was einmaliges was Du hier präsentiert hast. Hut ab!

Grüsse
Wolfgang


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RE: Mechanisches Stellwerk

#8 von Redundant , 25.02.2012 20:23

Moin,

gibt es eigentlich irgendeinen Hersteller, der so eine funktionsfähige Hebelage anbietet (oder geht da kein Weg an einer Eigenkonstruktion vorbei)?

Viele Grüße,
Thorsten


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