RE: Hauptgattung, Stammnummer, Ordnungsnummer, Baureihe etc.

#1 von Laenderbahner ( gelöscht ) , 09.10.2011 23:53

Hallo Zusammen,
in einigen Beiträgen von heute bin ich wieder mal über die falsche Verwendung des Begriffes "Baureihe" gestolpert.
Ja – jetzt werden wieder einige sagen es sei Klugscheißerei, auch macht es mir keine Schwierigkeiten rauszufinden, was tatsächlich gemeint ist.
Vielleicht ist es aber auch für einige von Euch interessant, die ursprünglichen Begriffsdefinitionen erklärt zu bekommen, wie sie von der DRG geschaffen wurden.
Um es kurz zu halten beschränke ich mich nur auf Dampflokomotiven, wie sie in den Umzeichnungsplänen der DRG gelistet wurden:

Hier spielen fünf Begriffe eine Rolle:
Hauptgattung, Stammnummer, Ordnungsnummer, Betriebsnummer und Baureihe

Hauptgattung: diese wurde als Buchstabe(n) mit auf das Gattungsschild geschrieben.
Schnellzuglokomotiven: S
Personenzuglokomotiven: P
Güterzuglokomotiven: G
Schnellzug- und Personenzugtenderlokomotiven: St und Pt
Güterzugtenderlokomotiven: Gt
Zahnradlokomotiven: Z
Lokalbahnlokomotiven: L
Schmalspurlokomotiven: K

Stammnummer: die Stammnummer ergibt sich aus den ersten beiden Ziffern auf dem Nummernschild ( = Betriebsnummer ) und wird leider manchmal mit der Baureihe verwechselt. Sie besitzt eine eindeutige Beziehung zur Hauptgattung.
S: 01 – 19
P: 20 – 39
G: 40 – 59
St u. Pt: 60 – 79
Gt: 80 – 96
Z: 97
L: 98
K: 99

Ordnungsnummer: die Ordnungsnummer ergibt zusammen mit der führenden Stammnummer und einem Leerzeichen die Betriebsnummer, die am Nummernschild der Lok steht

Baureihe: Jetzt wird es etwas komplizierter. Die Baureihe setzt sich zusammen aus der Stammnummer, einem Punkt und den um zwei Ziffern von Hinten verkürzten Bereich, den die Ordnungsnummern abdecken.
Also ein paar Beispiele:

Betriebsnummer: 01 200
Hauptgattung: S
Stammnummer: 01
Ordnungsnummer: 200
Baureihe: 01.0-2

Betriebsnummer 50 2988
Hauptgattung: G
Stammnummer: 50
Ordnungsnummer: 2988
Baureihe: 50.0-31 ( macht natürlich niemand - BR 50 reicht )

Betriebsnummer 38 010
Hauptgattung P
Stammnummer: 38
Ordnungsnummer: 010
Baureihe: 38.0 (war mal eine bay. P 3/5N – und eben keine pr. P8)

und für die Spezialisten:
Betriebsnummer 17 312
Hauptgattung S
Stammnummer: 17
Ordnungsnummer: 312
Baureihe: 17.3 I oder II (erste oder zweite Besetzung, je nachdem ob eine ehem. bay. C V oder eine LBE - Lokomotive (LBE 23) gemeint ist.)

Im diesem Sinne kann es auch keine BR 003 geben, das ist eine BR 03.0-2.


Laenderbahner

RE: Hauptgattung, Stammnummer, Ordnungsnummer, Baureihe etc.

#2 von H0! , 10.10.2011 00:33

Moin!

Bei Baureihen von Einheitsloks kann man den Punkt und die folgenden Ziffern weglassen, wenn man sich auf ".0", ".0,1" oder ".0-x" bezieht.
Also: BR 03 ist BR 03.0-2. Insofern würde ich die Bezeichnung BR 003 für die BR 03.0-2 gelten lassen.
Die Schreibweise mit dem Punkt ist eine Notlösung, statt des Punktes würde man eigentlich die nachfolgenden Ziffern hochstellen (gesprochen z. B. "null-drei hoch zehn").

Bei der Stammnummer 99 wird nur die letzte Ziffer der Ordnungsnummer gestrichen, wenn die Baureihenbezeichnung gebildet wird.

Ansonsten finde ich Deinen Beitrag prima.
Märklin hat keine BR 38 in H0 gemacht, Märklin hat keine BR 55 in H0 gemacht, Märklin hat keinen Fliegenden Hamburger in H0 gemacht - und auch weder die BR 42 noch die BR 43. Und die pr. T 3 ist keine "BR 89".


Viele Grüße
Thomas


 
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RE: Hauptgattung, Stammnummer, Ordnungsnummer, Baureihe etc.

#3 von Volvivo , 10.10.2011 10:23

Servus Thomas,

ist ja hochinteressant was Du da schreibst. Könntest Du bitte Deine Ausführungen um die Diesel- und E-Loks erweitern?


Gruß aus Niederbayern
Michael

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RE: Hauptgattung, Stammnummer, Ordnungsnummer, Baureihe etc.

#4 von Laenderbahner ( gelöscht ) , 10.10.2011 17:53

Hallo,
bevor ich etwas zur Bezeichnung der Elloks (übrigens. lt. DRG-Nomenklatur ist Ellok die richtige Bezeichnung – nicht Elok oder E-Lok) schreibe, muß ich noch etwas bei den Dampflokomotiven ergänzen.

Zitat von H0
Die Schreibweise mit dem Punkt ist eine Notlösung, statt des Punktes würde man eigentlich die nachfolgenden Ziffern hochstellen (gesprochen z. B. "null-drei hoch zehn").
Bei der Stammnummer 99 wird nur die letzte Ziffer der Ordnungsnummer gestrichen, wenn die Baureihenbezeichnung gebildet wird.


Stimmt natürlich beides, aber ich habe keine Funktion gefunden die Ziffern "hoch" zu stellen - also muß ich die Schreibung mit "." verwenden.

Ergänzung:
Es gab bei der DRG drei Umzeichnungspläne, um die Länderbahn-Dampflokomotiven in ein einheitliches Nummerierungsschema überzuführen:
Der 1. Vorläufige Umzeichnungsplan von 1922 sah noch andere Stammnummern als der 2. und 3. Umzeichnungsplan vor. Im 2. Vorläufigen von 1923 war dann schon das bekannte Schema mit Platz für die neuzubauenden Einheitslokomotiven geschaffen, der Dritte (endgültige) von 1925 korrigierte dann noch einige Fehlzuordnungen und berücksichtigte die bis dahin ausgemusterten Länderbahn-Lokomotiven bzw. Bauarten.

Obwohl erst der dritte Umzeichnungsplan verbindlich wurde, gab es bereits 1923 neu gebaute Lokomotiven, die nach dem 1. Umzeichnungsplan beschildert wurden. So z.B. frisch gelieferte pr. T20 als BR 77.0 (statt 95.0) und pr. P10 als 17.0 (statt39.0-2).
In Bayern hingegen wurden erst ab Jahreswechsel 1925/26 die neuen Nummern bei Neubaulokomotiven angebracht, die Umzeichnung vorhandener Lokomotiven zog sich.

Ursprünglich gedacht waren die Baureihen, um verschiedene Länderbahn-Bauarten unter einer gemeinsamen Stammnummer und damit gleichartiger Verwendung zusammenfassen zu können.
Bei den neuen Einheitslokomotiven wäre das also eigentlich unnötig gewesen, da man hier Stammnummer = Baureihe hätte setzen können, also BR 01 statt BR 01.0-2, mit Erscheinen der BR 01.10 war man aber auch hier endgültig gezwungen zu unterteilen.
Endgültig deshalb, da es bereits ab 1935 eine BR 02.1 gab ( was war das wohl? )

Lustigerweise gab es auch den gegenteiligen Fall: Zwei Neubau-Lokomotiven wurden einfach einer vorhandenen Baureihe zugeschlagen statt eine neue zu „erzeugen“, oder was hatten die 44 011 und 44 012 als Vierzylinder-Verbundmaschinen bei der BR 44 zu suchen.
Auch gelang es nicht immer, dass innerhalb einer Baureihe nur baugleiche Lokomotiven zu finden waren, das beste Beispiel dafür ist die bay. S 3/6, in der Baureihe 18.4 finden sich sowohl Lokomotiven mit 1870mm Raddurchmesser als auch solch mit 2000mm. Auch eine saubere Trennung zwischen 1918 vorhandenen S 3/6ern und Neubaulokomotiven wurde unterlassen. Dann hätte die 18 479 gleich zur 18 501 werden können. Warum erwähne ich das? Weil z.B. das Fleischmann HO-Modell im Katalog zwar als 18.5 bezeichnet wird, aber durchaus auch mit 18 479 beschriftet werden könnte.


Laenderbahner

RE: Hauptgattung, Stammnummer, Ordnungsnummer, Baureihe etc.

#5 von Laenderbahner ( gelöscht ) , 10.10.2011 21:01

Hallo,
nun zu den Elloks – ich werde hier nichts über DB und DR Baureihen schreiben (nicht mein Tisch – wie der Ober sagen würde), sondern „nur“ den Bereich Länderbahnen und DRG erwähnen, verwirrend genug wird es trotzdem.
Im Gegensatz zu den Dampflokomotiven machte man sich bei der DRG erst spät Gedanken darüber, wie die Elektrolokomotiven in ein einheitliches Nummernschema zu übernehmen seinen.
Erst 1927 wurde dieses Schema eingeführt, auf Grund der an sich geringen Zahl von Elloks ohne Vorläufer, jedoch stark kompromissbehaftet, was die Eingliederung der Länderbahnbaureihen betraf.
Verwirrend wird es, weil man nicht konsequent die Ordnungsnummern bei 01 beginnen ließ, sondern versuchte bestehende Länderbahn Bezeichnungen mit ins neue Schema zu übernehmen. So gab es nur eine E 00 02 oder die erste Vertreterin der E 71 hatte die Ordnungsnummer 11. E 71 01 bis E 71 10 gab es nie!

Weiter zum Durcheinander trug die Tatsache bei, das bis in die 30er Jahre noch Länderbahn-Baureihen nachbeschafft wurden, obwohl schon die ersten DRG Neubau Ellok zur Verfügung standen.

Analog zum Dampflokschema gab es Stamm- und Ordnungsnummern. Hauptgattungen gab es nicht, stattdessen wurden die Stammnummern – zumindest die bis 100 abhängig von der Höchstgeschwindigkeit unterteilt.
Die Zusammenfassung zu Baureihen erscheint selbst mir teilweise mehr als willkürlich.

Stammnummer:
E 00 – E 100 Einphasenwechselstrom 16 2/3 Hz und 25 Hz

    Davon:
    E 00 - E 29, Vmax > 90km/h
    E 30 - E 59, Vmax 70-90km/h
    E 60 - E 100, Vmax < 70km/h


E 101 – E 200 Gleichstrom
E 201 – E 300 Einphasenwechselstrom 50 Hz
E 301 – E 400 für zwei Stromsysteme
E 401 – E 500 für drei oder mehr Stromsysteme

Ordnungsnummer:
Diese begannen waren wie schon erwähnt nicht unbedingt bei 01 sondern versuchten Teile der Länderbahn-Nummerierung zu übernehmen. Bei den Länderbahn-Übernahmen ist diese immer zweistellig - mit einer Ausnahme der E 91.
Ist das schon lästig, wird es bei den DRG Neubauten noch unverständlicher. Statt fortlaufend zu nummerieren, wurde versucht in der Ordnungsnummer auch den Einsatzort einfließen zu lassen.
Beispiel:
Es gab 38 Exemplare der E 17 – ursprünglich E 17 01 bis E 17 18 im süddeutschen Netz und E 17 101 bis E 17 120 im schlesischen Netz der DRG. Da aber der Bedarf in Schlesien größer war wurden die E 17 15 bis E 17 18 umbeheimatet und zur E 17 121 bis E 17 124! (Ich finde es etwas chaotisch).

Baureihe:
Hier wird es noch schlimmer – ich will gar nicht alle Sonderfälle aufzählen – eigentlich waren es dies alle – nur zwei als Beispiel:
Die E 44 101 gehört nicht zu Baureihe E 44.1 – weit gefehlt, das ist die BR E 44.5
Die E 21 51 gehört zur Baureihe E 21.5, da nimmt man gleich die Zehnerstelle, dafür gibt es auch nur ein Exemplar
Allgemein gilt aber: die BR E x.0 gibt es nicht und bei den übernommenen Länderbahn-Elloks fließt die Zehnerstelle der Ordnungsnummer direkt in die Baureihe ein.


Laenderbahner

RE: Hauptgattung, Stammnummer, Ordnungsnummer, Baureihe etc.

#6 von E10 ( gelöscht ) , 10.10.2011 21:38

Zitat von Laenderbahner
..................
Lustigerweise gab es auch den gegenteiligen Fall: Zwei Neubau-Lokomotiven wurden einfach einer vorhandenen Baureihe zugeschlagen statt eine neue zu „erzeugen“, oder was hatten die 44 011 und 44 012 als Vierzylinder-Verbundmaschinen bei der BR 44 zu suchen.
.....................



BR 43 Zweizylindrige Güterzuglok
BR 44 Drei- und Vierzylindrige Güterzuglok

Zu diesem Zeitpunkt waren alle 10 Dreizylinderlok noch Versuchsmaschinen aus dem Vergleich mit der BR 43, deshalb wurden die zwei Mitteldrucklok 1932 dort genummert. Erst sehr viel später zeigte sich das die BR 43 durch das höhere Verkehrsaufkommen der Dreizylinderlok unterlegen war die dann ab 1937 zuliefen.

Zitat von Laenderbahner

Die E 44 101 gehört nicht zu Baureihe E 44.1 – weit gefehlt, das ist die BR E 44.5
....



Selbige Maschine wurde 1938 umgezeichnet nachdem die E 44 die Stückzahl von 100 überschritt.
Vorher wurde sie schon als BR E 44.1 geführt.
Dazu zählten auch die weiteren Maschinen bis zur Ordnungsnummer 109 die dann 1938 ebenfalls in E 44 502 - E 44 509 umgezeichnet wurden.


Noch einen Satz zur BR 003.
Die Baureihenbezeichnungen wurden 1968 bei der DB in das bekannte dreistellige Schema der Epoche IV geändert, deshalb wurde die ehemalige Baureihe 03.0 zur 003.


E10

   


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