Ich bin derzeit an zwei Bausätzen italienischer Güterwagen zu Gange; ein 'Tipo F con garitta' und ein 'Tipo M con garitta'. (also Typ F bzw. M jeweils mit Bremserhaus). Das ich die italienischen Bezeichnungen nutze, ist dabei keine Prahlerei, sondern eine Hilfe um dem Netz wenigstens ein wenig Informationen zu entlocken. Die Bausätze wurden ursprünglich von der italienischen Modellbahnzeitung 'Tutto Treno Modellismo' (TTM) in Auftrag gegeben und sind dort Teil einer Serie von inzwischen 11 Bausätze. Vier davon haben es in den internationalen Vertrieb des Modellbau-Herstellers Italeri geschafft; die anderen gibt's nur direkt bei TTM.
Tipo F con garitta
Foto unlackiert: http://uploadix.de/image/fWXpZ.jpg
Über den Tipo F findet sich im Netz vieles – diese gedeckten Wagen sind einfach DER italienische Standard-Güterwagen, zudem sie auf einem über viele Jahrzehnte nur in Details variierten Baukasten basieren und zudem extrem lange im Einsatz standen. Genau genommen sagt "Tipo F" tatsächlich nicht viel mehr aus als "gedeckter Güterwagen"; weitere Unterscheidungen haben die Italiener nicht explizit vorgenommen; diese Wagen werden dann einfach über Bauart-Merkmale oder das Baujahr unterschieden. Daneben gibt es allerdings noch den "Tipo G" ohne die unteren Entladeklappen und den "Tipo Fma" mit Korbbogendach und Bretterwänden (für beide Versionen gibt es bei TTM Bausätze). Eng verwandt ist zudem der Kühlwagen 'Tipo Hg' (den kriegt man auch über Italeri und steht bei mir weit oben auf der Planungsliste) und ein Tipo F mit Bretterwänden (den muss man dann doch mal aus dem Fma basteln). Diverse Versionen (nicht den Hg!) gibt es dann mit und ohne Bremserhaus und mit zwei Achsständen (4,5 und 6m, auch dies ist in dem Bausatz vorgesehen) und mit drei verschiedenen Achshaltern (für die man verschiedene Bausätze untereinander tauschen muss).
Man sieht, in dieser Serie kann man sich einen ganzen Wagenpark bauen, ohne sich zu wiederholen – die bei weitem häufigste und für den internationalen Verkehr wichtigste Version ist der F mit Bremserhaus und 6m Achsstand. Der hatte zudem in seinem Leben alle drei Achshalter durch; dem Bausatz liegt eine ältere Form bei, die sich angenehm von dem UIC-Einheitsbrei abhebt. Und genau diese Form entsteht dann auch aus dem Italeri-Bausatz. Diesen Typ gibt es inzwischen auch von Brawa und ACME fertig, aber da kostet er ein vielfaches und es fehlt der Bastelspass. Wer einen ganzen Wagenzoo aufbauen will, kann sich aber evtl. einen davon als Bauvorlage für zusätzliche Details gönnen…
Der Zusammenbau erinnert stark an ein Faller-Häuschen, wobei man "über Kopf" arbeitet, denn die Wände sind primär am Dach befestigt, während die Bodenplatte eigentlich nur eingelegt wird. Hier kommen dann auch die Schwächen der Anleitung zum Vorschein: Die Tritte am Bremserhaus sollte man tunlichst erst einbauen, wenn die Bodenplatte mit dem Aufbau verbunden ist, sonst kriegt man das ganze nur noch mit Gewalt eingefädelt. Auch auf die Breite des Aufbaus ist zu achten; bei mir ist das ganze an dem glatten Ende etwas zu breit geraten, so dass sich nun zwischen Rahmen und Wand ein Spalt befindet (den man zum Glück nur von unten sieht). Die kleinen Tritte (von denen dem Bausatz zwei Reserve beiliegen; die einzigen Teile, die übrig bleiben) stehen übrigens leicht diagonal nach außen – auf Vorbildfotos teilweise bis zu 45°, aber über den Kasten überstehen sollten sie nun auch wieder nicht.
Die Achshalter werden in die Bodenplatte gesteckt (hier sind Löcher für beide Achsstände vorhanden, 6m heißt beidseits die äußeren); diese sollte man auch zumindest vorerst nicht einkleben. Dazu kommen noch ein paar Kleinteile und schon ist das gute Stück eigentlich zusammengebaut – insgesamt sind es etwa 30 Teile. Und wenn man zu viel Kleber verwendet, ist es auch egal; kommt nachher schließlich noch Farbe drauf.
Dem ganzen liegen zwei Kunststoff-Radsätze bei (direkt bei TTM nach RP25-Norm; die hier sehen mir etwas rustikaler aus), die nicht den allertollsten Rundlauf haben, aber immerhin zumindest von außen ganz nett ausgeformt sind. Außerdem gibt's Kurzkupplungskulissen-Bausätze, mit denen ich mich allerdings nicht beschäftigt habe, weil die beiden Wagen für die Vitrine gedacht sind.
Und dann kommen wir auch zur Farbe, denn diese ist ein Thema für sich – offiziell nennt sich die Farbe dieser Wagen RAL 8004 "kupferbraun", allerdings ist hier alle Theorie grau, denn es ist nahezu jede halbwegs ähnliche Farbe passend – die Farbe ist nicht eben Lichtecht und die FS hat nicht unbedingt einen übermäßigen Putzfimmel (dazu später noch). Ich hab mir mit RAL 3009 "ziegelrot" geholfen, weil ich da gerade rum stehen hatte (das ist der Ton, den man auch an einigen etwas zu rötlichen Modellen deutscher Bauarten antrifft; hier passt er recht gut). In dieser Farbe sind ungefähr 90% des Wagens. Ausnahmen sind das Dach (das ist frisch silbrig, kann aber im Betrieb bis zu dunkelbraun mutieren), die Pufferteller (bzw. der gesamte bewegliche Teil), die Bremshebel und die Achshalter (darum die nicht einkleben!). All diese Teile und die "Kritzelfelder" für Notizen an den Ecken sind schwarz. Bei dem Tritt unter der Tür gibt es beides, meine sind zwecks besserer Sichtbarkeit braun.
Irgendwann kommen dann noch Decals auf den Wagen, aber so weit bin ich noch nicht. Irgendwann sieht er dann in etwa so aus: http://www.railfaneurope.net/pix/it/car/...t/G/ghkkmsa.jpg (hier allerdings mit neuen Achshaltern). Gewicht kommt übrigens von einer Weißmetall-Bodenplatte, die es direkt von TTM gibt.
Tipo M con garitta
Foto unlackiert und unfertig: http://uploadix.de/image/rHbh3.jpg
Ein in fast jeder Hinsicht etwas kniffligerer Wagen ist der Tipo M, also der Kesselwagen. Über das Vorbild lässt sich relativ wenig in Erfahrung bringen; offenbar wurden die Wagen während des Krieges gebaut (da entstanden ja auch in Deutschland massenweise standardisierte Kesselwagen) und einige Exemplare standen vor kurzem noch im Dienst – allerdings solche ohne Bremserhaus. Mit habe ich lediglich ein Foto gefunden, dass dann auch die Frage "wie sehr soll man die altern" erschöpfend beantwortet: http://www.photorail.com/phr1-leFS/image...inoptemosca.jpg Ein fertiges Modell dieses Typs gibt es nicht, was ausdrücklich aber *nicht* heißen soll, dass etwa der genietet Kesselwagen von Schicht/Sachsenmodelle/Tillig falsch wäre (davon sind mir bei der Recherche einige begegnet).
Exemplare ohne Bremserhaus sehen da doch noch deutlich besser aus und ein solcher dient mir auch als Inspiration (nur eben mit Hütte): http://www.railfaneurope.net/pix/it/car/...odossola-01.jpg – man beachte den Verwendungszweck!
Der Bausatz besteht wenig verwunderlich aus wesentlich mehr Einzelteilen als beim Tipo F und da es ziemlich verwinkelte Ecken gibt, muss man eigentlich lackieren und bauen zugleich (was die Sache ziemlich in die Länge zieht, denn die Farbe muss immer wieder zwischendurch trocknen), daher auch das unfertige Foto oben, wo verschiedene Baugruppen nur lose zusammengesetzt wurden. Dabei muss man auch noch andersherum aufpassen, dass man auf lackierten Flächen nicht mehr ordentlich kleben kann. Konzeptionell gibt es einige Unterschiede zum Tipo F, so werden zum Beispiel die Achshalter durch Kleber festgehalten und nicht durch sich selbst – aber empfindlicher ist das gute Stück sowieso. Es bleiben eine ganze Menge Teile übrig, aus denen man fast einen weiteren Wagen bauen kann (aber leider nur fast) oder den hier etwas variieren (zum Beispiel gibt es wieder zwei Formen Achshalter, wobei ich noch kein Vorbildfoto mit den neueren gefunden habe). Unter anderem fällt auch ein italienisches Bremserhaus ab, dass man sicherlich irgendwo gebrauchen kann – vielleicht für den Tipo L von Piko? Räder und Kulissen sind wie beim Tipo F.
Die Bauanleitung ist leider ein Graus – es wird nur sehr ungenau erklärt, welches Teil wo hin gehört und die Reihenfolge ist stellenweise komplett bescheuert. Dies fängt gleich mit der Bremsanlage an, denn diese ist ständig im Weg und man hat Angst, das empfindliche Teil zu beschädigen – besser erst ganz am Ende dran damit. Und auch die Bremsen haben mehr Seitenspiel in ihrer Passung, als es dem Leichtlauf der Achsen gut tun kann. Ansonsten hilft es, die beiden Vorbildfotos, das fertige Foto vom Karton und eine gewisse Priese Phantasie mitzubringen für die Frage, welche Teil denn nun genau wo hin gehört. Eigentlich kommt einem doch jedes Mal ein "aha" für die eine exakt passende Stelle.
Zur Farbe gibt die Anleitung nur komplette Rätsel auf, da zwar zwei silbrige Farben ("silber" und "alu") vorgesehen sind, diese aber nicht zugeordnet werden. Nun, bei mir wurde der Kessel selbst Aluminium (Revell 99), der größte Teil sonst Eisenfarben (Revell 91) – gerade die "Gurte" rund um den Kessel liefern so einen (minimalen) Farbkontrast. Schwarz ist die Bremsanlage, die Achshalter, Bremshebel und die beiden Anschriften-Schilder. Und wie auf dem Vorbildfoto im Gegensatz zum fertigen Modell auf dem Karton zu sehen gibt es auch schwarze Geländer – das muss ich mir noch überlegen. Als einziger kleiner Farbfleck dient das (geätzte!) Handrad zur Entleerung in leuchtendem rot.
Oben drauf gibt es ein geätztes Geländer, dass man passend hinbiegen muss (da graust mir noch vor). Gewicht liefern dieses Mal ein Haufen Deko-Steine im Kessel (eine Halbschale füllen).