Hallo!
Am Wochenende bin ich im Keller auf eine Kiste mit alten Dias gestossen. Darunter waren auch Eisenbahnfotos, die ich im Alter von 10 bis 16 Jahren geschossen habe. Das sind somit zum Teil meine ersten kindlichen Versuche mit der Kamera. Die Qualität möge man mir also bitte nachsehen. Ich möchte Euch die Bilder vorstellen, da man sich dabei bewusst wird, wie sehr sich der Bahnbetrieb inzwischen gewandelt hat. Manches darauf ist schon wieder Zeitgeschichte. Auch wird mir hier klar, dass eben mal locker 30 Jahre vergangen sind und unsereins nicht mehr zur jüngsten Generation zählt .
1. Ca. 1980, Hauptbahnhof München: Hier haben mich vor allem die eleganten und blitzblanken TEE-Garnituren fasziniert: Zu sehen ist der Mediolanum nach Mailand mit seinen schönen FS-Wagen vom Typ 'gran comfort'.
Auch die Eurofima-Wagen bildeten einen willkommenen Farbtupfer im grünen und ozeanblau-beigen Einerlei.
2. Ostern 1981. Dies war mein erster Urlaub in Frankreich, das ja später zu meiner Wahlheimat wurde.
Die ersten TGV. Tempo 280 war damals noch fast science fiction .
Typisches SNCF-Flair der Achtziger wahrscheinlich in Lyon-Perrache.
Ein alter Postwagen, ebenfalls Lyon. Diese waren damals noch recht häufig in Zugverbänden zu sehen.
3. Sommerurlaub in Ungarn, muss wohl 1981 oder 1982 gewesen sein. Im Nachhinein wird mir klar, wie sehr ich meine Eltern damals mit der Eisenbahn genervt haben muss. Längere Besuche auf dem Bahnhof waren quasi obligat. Als Vater bin ich heute wesentlich weniger tolerant mit gewissen Interessen der Kleinen (Zu meiner Schande ). Wie in den meisten sozialistischen Staaten wurde man ziemlich schief angeschaut, wenn man Eisenbahn fotografierte. Die Jungs hatten wohl den Verdacht, man würde da als 13-Jähriger irgendwelche grossartigen Geheimnisse auskundschaften und dann bei CIA oder MI-5 zu Geld machen . Vielleicht hatten sie einfach nur Angst, im Ausland als rückständig dargestellt zu werden - was uns Eisenbahnfreunden natürlich fern lag. Wie dem auch sei, die auf der Hauptbahn heimlich geknipsten Fotos sind wohl bei irgendeinem Umzug verloren gegangen. Ich zeige Euch wenigstens die von der schmalspurigen sogenannten 'Pionierbahn' in den Hügeln bei Budapest. Das war so eine Art sozialistisches Vorzeigeobjekt. Alle Arbeiten ausser dem Bedienen der Loks wurden von Kindern übernommen. Wegen der Kamera hat dort keiner Stress gemacht, es sollten schliesslich alle sehen, dass die kids hier im Gegensatz zu denen im Westen kein Lotterleben führten.
Die Kindereisenbahn gibt es übrigens noch heute, natürlich ohne ideologischen Beigeschmack: http://www.gyermekvasut.hu/deutsch/news.php
Hier noch einige Eindrücke des damaligen Budapester Stadtverkehrs. Ich glaube, der Platz hiess 'Moszkva tér' (heute Széll Kalman tér). Ortskundige mögen mich eventuell eines Besseren belehren.
Diese Andenken von der Reise besitze ich heute noch. Ich habe sie aus der Strassenbahn heraus in einem Schaufenster gesehen und schnell auf den Halteknopf gedrückt. Meine Eltern mussten mitziehen ops: .
4. Frühling 1984, Alpes de Haute-Provence/Alpes-Maritimes: Die meterspurige 'Chemin de Fer de Provence' zwischen Digne und Nizza zählt für mich zu den reizvollsten Schmalspurbahnen, die ich kenne. http://www.trainprovence.com/. Getoppt wird dies eventuell noch durch die korsische Inselbahn (siehe unten) und die Strecken der Rhätischen Bahn. Die Linie verläuft durch abgelegene Täler mit teils atemberaubender Landschaft. Somit hat die Bahn nicht nur eine touristische Funktion sondern ist durchaus wichtig für den Regionalverkehr. Im Var-Tal zwischen Nizza und Colomars hat das Züglein sogar regelrechten S-Bahn-Charakter. Im Sommer gibt es an manchen Wochenenden Dampfbetrieb ('Pinienzapfenzug'). Zur Zeit meines Besuchs wurde der meiste Verkehr durch sogenannte CFD-Triebwagen abgewickelt, dies waren kurze, kurvengängige Vierachser. Das Innere entsprach in etwa einem Reisebus, war also durchaus ein Fortschritt gegenüber den deutschen Knötterichen oder Ferkeltaxen. Mein Vater und ich haben damals einen Super-8 Film gedreht. Dieser ist jedoch sicher nicht mehr aufzutreiben geschweige denn zu digitalisieren und war zugegeben auch kein Kunstwerk ops: .
5. Im Frühjahr 1985 habe ich die Gegend nochmals während eines Sprachurlaubs besucht. Der Küstenabschnitt zwischen Nizza und italienischer Grenze ist schon sehr eindrucksvoll. Hierbei tritt die Bahn ganz eindeutig in den Hintergrund.
Ein verregneter Samstagmorgen am Haltepunkt Cap d'Ail.
6. Etliche Jahre später auf Korsika, Herbst 1998. Im Endbahnhof Calvi sieht man noch intaktes Meterspur-Ambiente. Zu sehen sind ein CFD-Triebwagen der 2. Serie mit Billard-Gepäck-Beiwagen, im Hintergrund ein Renault-Triebwagen und links ein Beiwagen, ebenfalls von Billard.
http://www.train-corse.com/
So, ich hoffe, Euch hat dieser kleine Rückblick gefallen. Etwas Wehmut kommt bei mir schon auf.
Viele Grüsse
Frank