Eine seltsame Vision: Entspannt vor der Anlage sitzen, vielleicht ein Glas Rotwein in der Hand und den Zügen beim Fahren durch die Landschaft zuschauen.
Das Ergebnis: Bad Wulldingen an der Wullach mit Bahnhof und Wull der Stadt ohne Gleisanschluss. In der Nähe die Burg Wullenstein als Ausflugsziel.
Konzept: Ein extrem gedehnter "Hundeknochen" vom Fußboden an über mehrere Ebenen gezogen wird über vier zum Teil ineinandergeschachtelte Gleiswendeln befahren. Ohne Weiche.
System: 3-Leiter Gleichstrom mit funktionierender Oberleitung auch im nichtsichtbaren Bereich, um den Schleifereinbau unter den E-Loks zu sparen. Steuerung über einen Commodore C-64 "Computer" aus dem letzten Jahrtausend. Immerhin: Das Ganze funktioniert entgleisungssicher, unfallfrei, auch dann noch, wenn das Glas schließlich leer ist.
Im Grunde ist es ja so wie ganz früher die allererste Eisenbahn: Nur ein Kreis.
Hier die grobe Übersicht über den Streckenverlauf. Während des Baus hatte ich das nur im Kopf. Gezeichnet habe ich es hinterher.
Gleich zu Beginn das Ganze im Überblick. (Das Fenster ist später verdunkelt und abgedeckt)
Und hier die Baugeschichte (ca. 7 Jahre) und ein paar Details:
Am Anfang war der Dachboden öd und leer unter dem Himmel. Aber der war dann schon mal da:
Dann wendeln wir mal los!
Erste Brücke:
Hundeknochenknoten:
Ab dann habe ich oft gewünscht, ich hätte es dabei belassen:
Von Elektronik keine Ahnung, daher der Drahtverhau. Funktioniert aber.
Und der "Computer": Ein musealer Commodore C-64 aus dem vorigen Jahrtausend, der immer noch treu, tapfer, unauffällig aber wirkungsvoll seinen Dienst tut.
Und es gibt noch andere Helfer, die einen ermutigen. Rosas Bruder traf ich Jahre später: Früstück in den Bergen (siehe dort).
Geisterhaft nimmt Burg Wullenstein Gestalt an
und die Förster nehmen im Bergdorf Oberwullentann ihren beschwerlichen Dienst auf
während im Dorf die ersten Gäste eingetroffen sind. Wovon sich der Schäfer nicht stören lässt. Übrigens ist das der Ort,
wo Früstück, unser Kater, Jahre später seinen Ausflug machte. Das hat den Schäfer und seine Schafe dann doch erheblich gestört. (S. Kater auf der Modellbahn).
Der Flurschaden war immens. Aber so sind Touristen eben...
[youtu-be]https://youtu.be/xVbY50iHeBc[/youtu-be]
Der Bahnhof von Bad Wulldingen hat seinen Betrieb aufgenommen
von wo aus sich während der Wanderung hoch zur Burg interessante Perspektiven ergeben
und wer den Hubschrauber nimmt...
Beim Tunnelbau haben die Herren Arbeiter in der Bretterbude gehaust. Mittlerweile sind sie ausgezogen. Der Tunnel ist fertig.
Einige von ihnen wohnen jetzt in Wull der Stadt in den günstigen Fachwerkwohnungen am Markt.
Dort ist Ullas Brötchenbude die absolute Attraktion. So mancher hat sich hier mit Senf bekleckert, weil er den Blick nicht abwenden konnte...
In der Pizzeria haben einige ehrenwerte Herren mit attraktiver Begleitung ein Geschäftstreffen offenbar soeben erfolgreich beendet
während der Markt weiter oben ungestört bleibt.
In aller Ruhe steht der Besuch von auswärts zum Gruppenfoto an.
Normaler Verkehr auf der Kreistraße
An der Kirche allerdings ist es für sie jetzt zu spät: Die ANDERE hat ihn....
... und wem rennt DER hinterher??
Aufbruch zur Hochzeitsreise.
Man muss ja nicht weit fahren, um eine schöne Aussicht zu genießen. Aber: „Haben wir eigentlich einen Regenschirm?“
Im Bahnhof herrscht weiterhin reger Betrieb
In der Bahnhofskneipe auch...
Doch Pech für den, der währenddessen an der falschen Stelle parkt. Der Bad Wulldinger Ordnungsdienst ist sehr gewissenhaft.
Und es gibt noch ganz andere Orte, an denen das Auge des Gesetzes wachet:
Wo zum Beispiel Herr Permaneder aus München sich amusiert und Toni daheim nichts von weiß...
Aber ein Glaserl Wein kann doch nicht schaden??
Doch zurück zu ernsteren Dingen:
Nebenbei: Früstück ist wieder zu Hause. Er soll erster Klasse gefahren sein.
Nette Stelle an der Wullach.
Oben verläuft die Straße.
.. und ich sach´noch: "Die Kurve krieg ich auch ohne bremsen!"...
Ziemlicher Aufstand...
Ach ja, noch ein Tipp:
Der Unfall, also das Auto, das in der Wullach liegt, kann von einem hohlen Felsstück verdeckt werden. Wenn man die beiden Bilder mit der Straßenbrücke "vor dem Unfall" und "nach dem Unfall" vergleicht, kann man das erkennen. Die Blaulichter der Einsatzfahrzeuge haben Kontaktstecker in der Fahrbahn, so dass die Krankenwagen, Feuerwehren usw. fortgeräumt und durch andere Autos ersetzt werden können. Falls ich den "Unfall" mal nicht mehr sehen mag...
Das Felsstück habe ich modelliert, indem ich das Auto mit Frischhaltefolie abgedeckt habe und dann dich Rotbandmörtel darüber gepappt habe. Modelliert, farbig angepasst und fertig. Nach dem Erhärten abnehmen - passt.
Mit derselben Methode kann man übrigens auch Häuser in einen Abhang modellieren: Häuser in Frischhaltefolie verpacken, hinstellen und den Abhang mit Mörtel darum herum modellieren. Nach dem Erhärten kann man das Haus vorsichtig aus der Folie lösen, dann die Folie vom Mörtel abziehen und das Haus in die entstandene passgenaue Lücke wieder hineinstellen. Zum Begrünen usw. kann das Haus leicht herausgenommen werden.
Ich melde mich, wenn ich hier wieder raus bin.
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Nachdem ich so geprotzt habe, auf einer weichenlosen Anlage gebe es keine Unfälle, bin ich glatt mit meinem roten Flitzer in die Wullach gerasselt. Zum Glück ist weniger passiert, als es aussah. Noch am Abend konnte ich entlassen werden und mit dem Taxi nach Hause fahren.
Durch das nächtliche Wull der Stadt...
Am Bahnhof entlang...
Vorbei an der nächtlichen Burg Wullenstein.
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Zwischendurch ein paar Informationen zum Geländebau:
Grundplatten (nicht zu knapp bemessen) für Häuser werden auf Holzeisten geklebt, die zwischen den Gleistrassen befestigt werden. Hier habe ich mitunter kühn improvisiert, aber es ging immer. Ebenso geht es mit den Straßen.
Die Räume zwischen den Gleiswendeln und Flächen für Gebäude, Straßen usw. sind ohne Unterbau allesamt mit dickem Pappkarton überspannt. Streifen und Platten aus Karton werden mit der Heißklebepistole aneinandergeklebt. Ansatzpunkte sind auf der einen Seite Holzklötzchen oder Leisten, die innen an die Profilplatten / Abschlussplatten der Anlage (4mm Faserplatten weiß geklebt sind und auf der anderen Seite jeweils die Gleistrassen (ggf. kleine Holzbrettchen unterkleben und diese mit Kartonstreifen verbinden) bzw. die Straßen (Pappe immer unterkleben, damit Tiefe für den Straßengraben bleibt oder anmodelliert werden kann) oder die Grundplatten der Häuser (hier kann die Pappe je nach Situation auch auf die Oberfläche geklebt werden.
Das ist einfach, billig, der Aufwand hält sich in Grenzen und es hält. Wer ganz sicher gehen will, kann zusätzlich mit dem Tacker arbeiten. Löcher werden mit dünnerer Pappe (Aktendeckel) verdeckt. Dann dick Haftputz darüber und aushärten lassen. Die Schicht ist dann selbsttragend und benötigt kein Untergerüst. Vor allen erhält man damit ein Gelände mit "natürlichen" Unregelmäßigkeiten. Ggf. trägt man weiteren Haftputz oder Modellgips auf, den man, z.B. für Felsformationen, weiter modellieren kann und, wo man es braucht, aber auch eben glattstreichen kann. In den frischen Haftputz kann man auch noch alles möglich einmodellieren. So sehen die Zubehörteile "eingebaut" und nicht "draufgesetzt" aus.
Man kann sogar recht große Zwischenräume mit Pappstreifen überbrücken. Die Entfernung vor dem Wull der Stadter Tunnel war allerdings die Größte, bei der ich diese Technik freitragend angewendet habe. Trotzdem kann man sich mit der Hand daruf abstützen. Über dem Tunnelportal kann man beispielsweise erkennen, wie der Pappstreifen freitragend verläuft.
An der Profilkante der Anlage wird der Haftputz - ruhig dick auftragen - dem Profil entsprechend verstrichen. Dabei sollte man darauf achten, dass es nach innen nicht immer nur "abwärts" geht. Hin und wieder leicht(!) ansteigendes Gelände von der Anlagenkante wirkt überzeugender. Die Anlagenkante definiert mit ihrem Profil grob den Geländeverlauf. Da kann es passieren, dass man später seine Vorstellung noch einmal verändert und die Profilplatte austauscht. Solange das Gelände nicht verklebt ist - kein Problem. Später ist es schwieriger und produziert Staub und Dreck. Auf jeden Fall wirkt eine profilierte Kante, auch wenn es nur wenig ist, besser und natürlicher als eine gerade Plattenkante und stellt trotzdem einen sauberen Abschluss dar. Wer möchte, kann die Profilplatte 3-4cm nach unten überstehen lassen und dahinter eine Vorhangschiene anbringen. Der Vorgang als unterer Abschluss verdeckt nicht nur das übliche Gerümpel unter der Anlage sondern wirkt auch sehr professionell. Einen Eindruck über die Wirkung des Profilabschlusses (allerdings ohne Vorhang) bekommt man im vorletzten Bild der Anlagenvorstellung "Überblick". Es wird auch deutlich, dass das Geländekonzept "Talüberquerungen" mit gerader Anlagenkante kaum überzeugend gewesen wäre.
Wenn Leitungen z. B. in die Häuser gelegt werden müssen, ist das bei den Grundplatten sowieso einfach. Für Kabel, die durch eine dickere Gelände (Haftputzschicht) gelegt werden müssen, bohrt man zunöchst ein Loch (3-4mm), fädelt die Kabel zunächst in einen Trinkhalm und steckt dann den Halm mitsamt den Kabeln darin durch das Loch. Anschließend zieht man den Trinkhalm von unten ab und die Kabel sind durch.
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Mittlerweile gut erholt und ausgeschlafen. Ein schöner Morgen also, um neue Eindrücke aus Wull der Stadt und Umgebung einzufangen.
Auf dem Bahnhofsvorplatz ist es noch verhältnismäßig ruhig.
Aber die Post wird schon früh abgeholt.
Der reiche Oberhof erwacht
und auf dem Einödhof muss der Knecht schon früh ran
Helle Aufregung an der Blockstelle Wullenstein!
39 103 hat HP1
Interessante Loks zischen am Trafohaus vorbei
ET 85 rattert über die Brücke über die Sägemühle an der Wullach
Der Milchwagen vom Oberhof klappert seine Tour durch die Siedlung. Die Schule beginnt.
Vorsicht!! Schulweg!
Wie immer, hat der Bus Verspätung.
Doch der Zugverkehr läuft normal. (Keine "Weichenstörung )
Plitsch!
Platsch!
Das Trafohaus ist immer für ein Treffen gut.
E 10-1311 (Alle reden vom Wetter) Am Wullensteiner Bergtunnel ohne Schnee
Es gibt übrigens auch sinnvolle Hobbies.
Oder Arbeit. "Xaver! S´ist Brotzeit!!"
Wasch und Mülltag. Immer passt er den Augenblick ab, wenn sie zur Tonne geht. Ob er bei ihr ´ne Chance hat?
Derweil herrscht in der Siedlung immer noch Aufregung. Die Aufräumarbeiten von gestern kommen nur sehr, sehr langsam voran. Immer noch Stau...
Schauen wir uns also Wull der Stadt noch einmal an.
eigentlich bleibt ja jede Anlage eine Baustelle
Damit das Ganze einstweilen mit dem Bild einer Lok aufhört:
160 003 verlässt der Wull der Stadter Tunnel.
Das war´s dann erst mal. Danke für´s Anschauen und die Kommentare!
Werner