Hi,
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Ich habe jetzt bereits die Marken IGRA und MKB für Pappbausätze gesehen und da gibt es ja einige Zauberer hier. Das hier viel Übung nötig ist, ist mir bewusst. Dennoch möchte ich irgendwie die dümmsten Fehler nicht machen. So z.B. das Grundieren mit Primer bzw. Tiefengrund um die Pappe wasserbeständig zu machen. Gibt es noch mehr solche Grundlagen die man hier beachten sollte?
Spontan fallen mir mehrere Empfehlungen im Umgang damit ein, die ich nur zum Teil selbst probiert habe; bspw. kann man einen "Primer" selbst herstellen, indem man bspw. Styropor in Nitro auflöst; das Mischungsverhältnis muss man austesten, letzten Endes sollte es noch flüssig sein; Styropor ist aufgeschäumtes Polystyrol, man bekommt also eine Art "Flüssigkunststoff", der ebenfalls zum Versiegeln des Kartons geeignet ist. Ich habe bspw. die Gebäude von MBZ mit dem vom Hersteller empfohlenen Primer behandelt, die Kartonteile biegen sich trotzdem, wenn man sie mit Acrylfarben bemalt. Das mag aber auch an meiner Technik liegen, bspw. die Fugen mit einer extrem flüssigen Lasur mehrfach auszulegen. Die Biegung lässt sich relativ gut wieder richten, wenn man in "Gegenrichtung", also Wölbung nach oben, mit einem runden Gegenstand darüberrollt, bspw. einem Nudelholz oder einer Thermoskanne, das ganze auf einem sauberen und nicht zu harten Untergrund (ich habe das auf einer Matratze gemacht).
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Weiterhin sehe ich wie viele Details die Profi's hier unterbringen. Ich habe die Angst das all diese Teile unglaublich labil und sensibel sind. Ich kann mir nicht vorstellen das ein Fensterbrett an der Stirnseite mit Uhu Kleber dauerhaft hält. Bin ich da auf dem Holzweg oder gibts hier besondere Techniken? Extra Laschen zum Beispiel...
Es kommt auf den Uhu-Kleber an; für diese Arbeiten verwende ich fast ausschließlich Uhu Hart, der auch von sehr vielen Herstellern empfohlen wird. Man kann auch verschiedene Kleber verwenden, wie bspw. Pattex, der auf beide Teile aufgestrichen wird, dann etwas ablüften muss und die Teile werden dann kurz zusammengepresst und es hält. Dabei sind allerdings die Möglichkeiten der Korrektur sehr gering - falsch aufgedrückt sitzt dann auch. Gerade bei der Verwendung von wasserlöslichen Farben sollte man hier auf jede Form von wasserlöslichen Klebern, wie bspw. dem "normalen" Weißleim, verzichten. Für gewöhnlich sind solche Teile an Gebäuden ja auch keinen mechanischen Belastungen mehr ausgesetzt...
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Bei den Lasercut Bausätzen haben die Wände eine hübsche Materialstruktur. Die lässt sich ja selbst nicht direkt in Pappe bringen, hier habe ich vom Kunstmichi die Idee mit Modellgips zu "verputzen". Damit hat man dann einfach die Möglichkeit etwas Tiefe und Details herauszuarbeiten. Muss ich den Gips dann nicht bei der Farbgestaltung wieder irgendwie versiegeln?
So ganz verstehe ich die Eingangsfrage nicht; die Oberflächenstruktur von Lasercut-Bausätzen ist für gewöhnlich gelasert, da muss eigentlich nichts mit Gips verputzt werden. Kann man natürlich machen, wenn man hier bspw. statt einer durchgehenden Ziegelwand eine eigentlich verputzte Ziegelwand mit abgeplatzten Stellen haben will. Hierfür lässt sich aber auch bspw. lufttrocknende Knetmasse verwenden, die man wie Farbe mit einem sehr nassen Pinsel von dem Block abstreicht (oder ein Stückchen davon in Wasser auflöst bzw. verdünnt) und dann aufträgt.
Zur Frage, ob man Gips versiegeln muss, gibt es aus meiner Perspektive unterschiedliche Ansätze: Die einen sagen ja, am besten mit Tiefgrund, weil Gips saugfähig ist und deshalb das Ergebnis des Farbauftrages sehr unterschiedlich ausfallen kann.
Ich persönlich versiegele Gips nicht, weil ich gerade diesen unregelmäßigen Effekt erzielen möchte; an diesem Gebäude hier ist das ganz gut zu sehen...
...wobei das kein gelaserter Karton ist, sonder ein kompletter Selbstbau aus Sperrholz, die Giebelwand ist bspw. mit der verflüssigten Knetmasse bestrichen und, nachdem es gut durchgetrocknet war, mit stark verdünnter Wasserfarbe und später mit trockenem Pigment gealtert. Sowohl die Unregelmäßigkeiten im Putz als auch der Farbauftrag sind eher Zufallsprodukte durch die Saugfähigkeit des Materials. Ebenso bin ich beim Gips in den Gefachefüllungen an den Seitenwänden vorgegangen; bei dem gemauerten Teil unten sind die Farben zwar deckend, aber auch hier habe ich keine Grundierung vorgenommen, weil das aus meiner Perspektive mehr Schattierungen ergibt:
Hier kann ich nur sagen: Ausprobieren, mit welchen Techniken Du gut klar kommst und die gewünschten Ergebnisse hinbekommst. Manchmal macht man auch die Erfahrung, dass die gleiche Vorgehensweise nicht immer zum gleichen Ergebnis führt
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Ähnliche Fragen stellen sich beim Messing. Dieses vor dem Bemalen etwas aufrauen, klar. Aber dann auch erst einmal mir Primer oder direkt? Macht ihr einen Neutralen Grundton und dann die Farbgestaltung oder direkt mit den Washs / Lasuren / Pigmenten? Hier ist natürlich zu separieren. Bei fertigen Bausätzen/Rollmaterial ist die Grundfarbe meist passend, hier kann man wohl direkt mit den Farbdetails arbeiten. Mir geht es aber um selbstgebaute Modelle die oft Farblich unpassend und vielfältig sind.
Aufrauen ist eigentlich beim Löten wichtig, für das Bemalen eher entfetten - entweder mit Wasser und Spüli oder für die Freunde harter Chemie mit Aceton.
Metall grundiere ich grundsätzlich vor dem Anmalen, entweder mit einer Metallgrundierung aus der Airbrush, oder, wenn keine zur Hand ist, aus der Sprühdose. Im Bereich der Tabletopspieler/Figurenbemaler gibt es einige sehr gute Metallgrundierung, die aus dem Autobedarf gehen ebenfalls. Die Farbe der Grundierung ist immer etwas vom gewünschten Effekt abhängig: will ich an den Vertiefungen dunklere Schattierungen, nehme ich eher schwarze Grundierung, möchte ich eine Fläche eher hell haben oder wenig Farbe auftragen, eher eine helle Grundierung.
Bei Fahrzeugen verwende ich immer die hellen Grundierungen von Weinert oder RST, wenn sie Lackiert werden müssen, bei Fertigmodellen die entsprechenden Alterungsfarben ohne Grundierung, bestenfalls werden die mit Wasser und Spüli entfettet.
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Bei den Farben meine ich auch herauszulesen das hier teurer nicht gleich besser ist. Hier kommt es tatsächlich auf die Fähigkeiten an. Einige Profi's meinen sie nutzen die billigsten Farben "die wo gibt".
So soll aber z. B. die Kombination aus IsoProp und Pigmenten sehr gut funktionieren. Das Prop "löst" den Lack an und bewirkt damit das die Pigmente gleich entsprechend haften. Könnt ihr das bestätigen?
Da macht jeder so seine Erfahrungen, auch da muss man testen. Ich verwende die recht günstigen Dispersionen aus dem Baumarkt eigentlich nur im Landschaftsbau, vielleicht auch mal für einen großflächigen gleichmäßigen Anstrich; für feinere Arbeiten nehme ich fast ausschließlich Farben aus dem Kunstbedarf, weil der Pigmentanteil einfach höher ist. Für die Airbrush kommen dann wieder andere Farben ins Spiel; letzten Endes ist entscheidend, ob das Ergebnis zufriedenstellend ist und man mit den Farben gut arbeiten kann, also testen, testen, testen....
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Ich glaub das reicht auch erstmal an Fragen. Mein Problem ist man liest halt 1000 verschiedene Varianten, aber kaum eine ist erstmal mit einfachen Beispielen hinterlegt. Es heißt "ich zb diesen Bastelkleber ausm Supi", ich bin dann halt zum Baumarkt, und stand da vorm Kleberregal wie Flasche im Kasten. Mir ist bewusst das es nicht den einen Weg gibt aber eben diese Vielfalt macht es einem schwer überhaupt einen ordentlichen Einstieg zu finden. Ich möchte nicht erst hunderte Euro ausgeben um dann nach 2 Jahren zu merken das ich einfach nur hätte Produkt B nehmen müssen. Ich hoffe ihr versteht was ich meine?!
Verstehe ich, aber leider ist Modellbau keine exakte Wissenschaft, sondern eine Vielzahl von Wegen und Möglichkeiten, die von unterschiedlichsten Menschen mit ebenso unterschiedlichen Fähigkeiten beschritten und ausprobiert werden. Und man kann zwar vielen Menschen über die Schulter schauen und von deren Wissen profitieren, letzten Endes muss man aber vieles testen, um zu einem für sich selbst guten Ergebnis zu kommen. Ich hoffe, ich konnte trotzdem etwas beitragen
Bis denn
Michael