Im Sommer hatte ich angekündigt noch etwas zu den Güterwagen auf der Emschertalbahn im Bereich Castrop zu schreiben.
Nun zu meinen Erinnerungen. An der Emschertalbahn lagen mehrere Zechen und Kokereien. Da waren dann natürlich die Wagen für den Transport von Kohle und Koks in der großen Überzahl. Lange Züge mit leeren Wagen im Eingang, und volle im Ausgang. Meistens waren es reine bauartgleiche Ganzzüge, zweiachsige und vierachsige ; aber da gab es Züge, die hatten in der Regel immer dieselbe! Wagenanzahl. Also manche Züge hatten immer zB 15 vierachsige Fad Großraumwagen, oder immer 16, oder immer 17, oder 24, oder 32. Das sind so die Zahlen, die ich immer an bestimmten Tagen zu bestimmten Zeiten in Erinnerung hatte. Aber mir entzog sich, warum das so war, musste wohl was, mit dem Fahrziel zu tun gehabt haben.
Nur mal als Beispiel dazu: In der Nähe in Dortmund-Mengede wurde das Knepper-Kraftwerk immer mit 24 Wagen bedient, weil von Mengede bis zum Kraftwerk immer in zwei Abteilungen a 12 Wagen hinter der Baureihe 44 gefahren wurde. Falls mal eine 50 da war, dann musste die dreimal mit 8 Wagen fahren; die Steigung liess nicht mehr zu.
Interessant in Castrop war aber immer ein Güterzug am Nachmittag in Richtung Herne! Da liefen vor dem Ganzzug an der Zugspitze oft ein paar Einzelwagen verschiedener Baureihen mit verschiedener Beladung! ZB Kesselwagen, Von-Haus-zu-Haus-Wagen, Wagen mit Grubenstempel.
Nun, was in Castrop noch interessant war, das waren die Züge mit Kohle von der Zeche Erin für die Kokerei Graf Schwerin (Anschlussbahnhof Bövinghausen). Die fuhren mehrmals am Tag und zwar in der Regel immer mit 18 beladenen Fc-Wagen. Das waren 750 Tonnen und Grenzlast für die Baureihe 50, denn zwischen Castrop und Bövinghausen war eine starke Steigung.
Diese 18 Wagen standen in Castrop immer am Ausfahrsignal in Richtung Herne, damit genug Anlauf genommen werden konnte, um den Berg nach Bövinghausen zu schaffen. Und gelegentlich blieb der Zug dann doch hängen, rollte wieder runter, und bis in die Einfahrt aus Herne, und wieder los. Das war was zum Hören!
Bis Ende der 60.Jahre (da gab es in Bövinghausen noch einen Wasserkran) fuhr auch öfters eine 94 diese Züge. Aber gelegentlich kam war auch eine 44 vor dem Zug, die konnte es ruhiger angehen.
Nicht zu vergessen bis Anfang der 60.Jahre fuhr da noch eine 55 , die hatte nur 12 Wagen dran, und wir standen da oft am Zaun des Schulhofes. Aber wenn ich da eine 55 sah, dann wusste ich schon: 12 Wagen!
Die Kokerei lief bis Mai 1975, und da waren dann auch oft 216 oder 290 vor diesen Zügen.
Doch der schwerste hier planmäßige Zug war der ALSDORFER. Das war ein Zug mit Mischkohle aus dem Aachener Revier. Die Kokerei gehörte zum 'Eschweiler Verein' wie auch die Zeche Erin. Die anderen Zechen in der Nähe gehörten zur RAG. Auch das ist ein Grund, warum die Kohlen da scheinbar hin und her gefahren wurden. Jeder hatte seine eigene Kohlen, und Kohlen gab es ja in verschiedenen Sorten, und der Koks musste aus verschiedenen oft aus verschiedenen Sorten zusammengebacken werden, um bestimmten Anforderungen zu genügen.
Nun, der ASLDORFER war was besonderes! Nichts mit 18 Wagen, sondern oft über 50 volle Wagen, also über 2000 Tonnen den Berg rauf nach Bövinghausen. Eine Berg und Tal Bahn gab/gibt es ja an mehreren Stellen im Ruhrgebiet, es sind die Bergschäden durch den Bergbau. Brücken und Damme und Gleise wurden/werden da öfters mal neu verlegt. Und so gibt es für bestimmte Strecken HALTEVERBOTE für schwere Züge!
Aber nach Bövinghausen hoch, das war/ist eine richtige' lange Steigung. Und so gab es für den ALSDORFER eine Vorschrift! Er durfte in Wanne-Eickel erst ausfahren, wenn eine Durchfahrt bis Bövinghausen ohne Halt gewährleistet werden konnte! Vor diesem Zug waren dann meistens zwei 44 , manchmal aber auch ersatzweise eine Oberhausener 50 (oft Wannentenderlok) oder eine 216. Manchmal hatte er aber vorne nur eine 44 und hinten schob eine 290 nach.
Nun , ab Wanne-Eickel hieß es dann zügig ohne Halt bis Herne zu kommen, und dann bis Castrop an die 80km auf dem Tacho zu haben! Das war auch was zu hören!
Und da muss ich erwähnen, die letzte Fahrt des ALSDORFERS war eben Ende Mai 1975. Und da waren in Castrop Gleisbauarbeiten. Das Personenzugdurchfahrgleis in Castrop Fahrtrichtung Herne war gesperrt. Und so passierte, was nichts passieren durfte! Wegen eines verspäteten 515 aus Dortmund, der den Fahrweg des ALSDORFERS kreuzte, mussten die beiden 44 mit ihrem Zug vor dem Einfahrsignal Castrop anhalten! In voller Fahrt kam er ja aus Richtung Herne und war dann ab dem Einfahrvorsignal Castrop pfeifend unterwegs. Aber da ging nichts, es musste angehalten werden. Und da standen eine Menge Fotografen an der Strecke, die wollten ja zum letzten Mal diesen Volldampfzug aufnehmen.
Nun, die Loks rollten aus, und standen mit abblasenden Sicherheitsventilen am Signal.
Dann sprang der Lokführer der Vorspannlok von der Lok, ging zum Streckenfernsprecher am Signal und... Ach , der arme Stellwerker, der musste sich was anhören!!! Nach fünf Minuten surrte der ETA vorbei, aber wie jetzt mit dem ALSDORFER dort den Berg hoch. Ich war damals mit einem Bekannten dort mit Fahrrädern hin. Nun, wir haben die Abfahrt nach dem Dampfkochen fotografiert und waren dann weit vor dem Zug in Bövinghausen! Der fuhr tatsächlich in Schrittgeschwindigkeit OHNE SCHLEUDERN den Berg hoch! Beachtliche Leistung! Was für Könner da am Regler und an der Feuerbüchse!
Aber und zu 'verirrte' sich auch mal eine Rheiner Öllok auf die Strecke. Ich erinnere mich an die 042'113 , die mit einigen vierachsige Flachwagen da mal bergwärts Richtung Dortmund fuhr. Mit viel Krach und langsam, weil sich der Lokführer wohl arg verschätzt hatte auf diesem Berg.
Nun, nach dem Dampfaus 1977 der 44 waren 216, 261, 290 und ab 1978 auch die 221 mit der Kohlenabfuhr der Zeche Erin beschäftigt bis zur Stillegung . Zuletzt war dann nur noch gelegentlich ein 365 oder 290 von Herne aus mit ein paar wenigen Güterwagen bis Bövinghausen unterwegs.