Lötdrama

#1 von TaurusN160 , 05.02.2022 10:04

Hallo zusammen,

ich hatte ja gar keine Vorstellung das sich aus dieser Thematik ein Problem ergibt. Vor knapp 20 Jahren habe ich in meiner Ausbildung das Löten gelernt, aber danach nie angewendet und deshalb keine Erfahrung.

Ich wollte nur mal eben mein Kehrschleifenmodul testen und mit verschiedenen Längen des Kontaktgleises spielen. Angeklemmt alles kein Problem, doch das Löten war die Katastrophe und ich kann nicht mal sagen was ich alles falsch gemacht habe.

Für die Kehrschleife habe ich zwei Kontaktgleise. An diesem kurzen Stück 17mm oder 33mm Gleis muss ich den Draht anlöten. Steckverbinder ist zu mindestens beim kleinen Gleis keine Option, abgesehen davon haftete der Lötzinn nicht mal ein bisschen am Steckverbinder.

Ich habe einen 0.14m2 flexiblen Kupferdraht verwendet (macht wahrscheinlich auch gar keinen Sinn) An einer Stelle hatte ich es irgendwie fest bekommen, auf der anderen Seite habe ich dann das Plastik geschmolzen und die Schiene war im Eimer. Alle anderen Versuche waren dann erfolglos. Der Lötkolben war auf 300°C eingestellt.

Ich habe dann gelesen Lötöl oder solche Stifte zu verwenden, diese werde ich wohl heute besorgen. Jedoch kann ich mir nicht vorstellen, dass dann all meine Probleme gelöst sind. Was für ein Kabel ist hier zu empfehlen, irgendeine Zinnlegierung? Und starr oder flexibel?

Vielleicht kann mir ja jemand ein paar Tipps geben :)

Viele Grüße
Samuel


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RE: Lötdrama

#2 von RichyD , 05.02.2022 10:24

Servus Samuel,

drehe die Temperatur hoch: gelötet wird kurz und heiß.
Bei 400° (bleifreies Lot) ist mein Kabel längst angelötet, bevor die Schwellen davon etwas mitbekommen.
Nasse Wattebäuschen links und rechts mögen ein guter Tipp sein, habe ich nie ausprobiert.

Schleife die Schienen unten an, das geht recht gut mit einem Glasfaserradierer (Handschuhe, Schutzbrille!)
Lötstelle anheizen, dann Lot hinzufügen: wenn es verläuft, machst du alles richtig. Ein Bobbel wäre Hinweis, lieber noch etwas zu üben.

Lötöl besteht aus Phosphorsäure und ist agressiv: bei elektrisch leitenden Verbindungen (und ich zähle Gleise dazu) hat es nichts verloren.

Achso: neben der Temperatur ist auch die Stärke des Lötkolbens entscheidend: ein 20W-Lötstäbchen mag für feinste Leiterplatten hilfreich sein; hier ist jedoch etwas "Wumms" gefragt. Meine 80W-Lötstation erachte ich als "gerade ausreichend".

Ansonsten mache dir keinen Kopf: das wird. Nicht heute vielleicht, aber morgen!

Beste Grüsse
Richy


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RE: Lötdrama

#3 von Miraculus , 05.02.2022 10:29

Moin Samuel,

ich denke grundsätzlich kann man sagen, dass eine Vorbehandlung "Wunder" wirkt. Sprich oftmals nötig wird.

Vorbehandlung heißt vorverzinnen beider Teile. Deine Litze ist schon sehr dünn, was bewirkt, dass diese längst verschmurgelt, während sich das Gleis zum Löten noch erwärmt.

Du solltest die zu verlötende Stelle ankratzen, aufrauhen und dann vorverzinnen. Die Litze ebenfalls.

Hast Du Lot ohne Flussmitel wäre ein solches auch hilfreich.

Dann die Lötstelle am Gleis erhitzen, Lötzinn ran und zuletzt, wenn der sich verflüssigt hat die Litze ran-/reindrücken. So mach ich es und das klappt gut.


Gruß


Peter

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RE: Lötdrama

#4 von MartinW , 05.02.2022 10:30

Hallo Samuel,
wichtig wäre noch zu wissen welches Gleismaterial du verwendest.
Wenn du Neusilber-Schienen hast mach es wie Richy es beschrieben hat.
Sind sie aus Stahl (ebenso die Schienenverbinder), dann kanst du sie nicht löten.

VG
Martin


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RE: Lötdrama

#5 von TaurusN160 , 05.02.2022 10:37

Okay, danke für die vielen Hinweise, werde mich heute nochmals daran versuchen.

Ich verwende Fleischmann Spur N Gleis ohne Schotterbett.


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RE: Lötdrama

#6 von hubedi , 05.02.2022 10:48

Hallo Samuel,

die ehemaligen Roco-Gleise sind eigentlich gut zu löten. Hm ... es bleibt noch die Frage nach dem eingesetzten Lötzinn. Hier gibt es nach meinen Erfahrungen große Unterschiede.
Vor Jahren hat mir ein verbleites Elektroniklot sogar zwei Weller-Lötspitzen ruiniert. Diese Spitzen sind eigentlich sehr robust und es hat gedauert, bis ich auf das Lot als Ursache gekommen bin.
Beim bleifreien Lot sind die Unterschiede der Fließ- und Benetzungseigenschaften noch größer. Hier lohnt es sich m.E. zu Markenqualitäten zu greifen. Die günstigen Varianten ließen sich bei mir nur schwer verarbeiten.

LG
Hubert


Hier geht's zu den Bauberichten der "Mark Michingen"
Und hier stelle ich mich kurz vor ...

Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist. (Henry Ford)


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RE: Lötdrama

#7 von JoWild , 05.02.2022 11:25

Zitat von MartinW im Beitrag #4
Hallo Samuel,
wichtig wäre noch zu wissen welches Gleismaterial du verwendest.
Wenn du Neusilber-Schienen hast mach es wie Richy es beschrieben hat.
Sind sie aus Stahl (ebenso die Schienenverbinder), dann kanst du sie nicht löten.

VG
Martin

Martin, auch Stahlschienen und -verbinder kann man mit Zinn löten. Es kommt nur auf die Vorbehandlung, die Lötmaterialien und die Temperatur an. Lötstelle an den Stahlteilen reinigen, etwas Lötfett oder Lötpaste auftragen und dann löten. Das Lötfett muss dann wieder abgewaschen werden, weil korrosiv. Der Lötkolben sollte etwas über 400 °C haben und nicht zu fein sein, damit man schnell in die Lötstelle die nötige Wärme bringt. Mit der feinen Lötspitze, mit der man z.B. auf Platinen lötet, wird es schwer. Auch der Kabelschwanz, den man anlöten will sollte man vorher reichlich verzinnen (da sollte eine Lötzinperle dran sein), so dass man keine 3. Hand braucht um das Lötzinn zuzuführen.


Ich wünsche allen Freude an ihrer Modellbahn
Joachim


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RE: Lötdrama

#8 von E17 , 05.02.2022 13:06

Hallo Samuel,
vielleicht findest Du hier eine Lösung
https://chemet.de/produkte/


Gruß aus dem Westerwald

Hans-Georg


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Urmitzer Eisenbahnbrücke viewtopic.php?f=172&t=161526


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RE: Lötdrama

#9 von 12345 , 05.02.2022 13:47

Das Gleis besteht wahrscheinlich aus Neusilber. Das lässt sich normalerweise hervorragend löten.

Folgende Probleme könnten die Ursache sein:
- Lot ohne Flußmittelseele verwendet
- Gleisprofil oxidiert und nicht vorbehandelt
- Sowohl Litze als auch Gleis nicht vorverzinnt
- zu lange Lötdauer "Braten"
- Lötspitze schlecht
- Temperatureinstellung --> besser 330 bis 350 einstellen
- bleifreies Lot mit ungewohnt höherer Schmelztemperatur --> ggf. besser Legierung mit Silberanteil verwenden oder nach alter Väter Sitte...

Lötöl oder externes Flussmittel sollte nicht nötig sein. Dies bringt nur etwas bei Gleisen aus Stahl oder für Gleisverbinder.


Gruß
Alexander

Anlage:
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RE: Lötdrama

#10 von TaurusN160 , 05.02.2022 17:40

Also ich habe einen neuen Versuch gewagt, kleiner Spoiler: Es haben ein paar Gleise nicht überlebt. An diesen habe ich aber dann etwas geübt, also nicht ganz so verschwendet.

Was habe ich geändert:
- Höhere Temperatur
- Gleise angeraut
- Litze vorher mit Zinn bearbeitet
- Zinn zuvor auf dem Gleis angebracht

Nach zwei oder drei zerstörten Gleisen, hatte ich dann Erfolg. Geht schöner, funktioniert aber.

Mein Problem ist denke ich das kurze 17mm Gleis. Jeder Schienenstrang ist nur mit zwei Plastiknippel an jeder Seite befestigt. Werden die nur kurz erhitzt, fällt der Strang ab. Das Zinn verhindert, dass man sie wieder montieren kann.

Ich hoffe, dass ich beim Bau nicht all so häufig Löten muss, da ich dabei wohl immer wieder ein Gleis "verlieren" werde.

Wirklich vielen vielen Dank an ganzen Ratschlägen und Tipps, vor allem in der kurzen Zeit.

Ich habe noch nicht richtig mit dem Anlagenbau begonnen und das war gestern echt ein Dämpfer. Und gleich ein bisschen am ganzen Projekt zweifeln lassen, weil ich nicht Mal das Löten auf die Kette bekommen habe.

Danke & Gruß
Samuel


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RE: Lötdrama

#11 von alexus , 05.02.2022 17:51

Hallo Samuel

Wie hieß das früher: Wer wird denn gleich in die Luft gehen?

Löten, insbesondere die Kombination aus ziemlich dickem und ganz dünnem ist nicht einfach.

Wie hat mein Meister in der Lehre gesagt: Wenn es nicht aufs erste mal klappt, dann gleich nochmal usw.. Inzwischen (nach über 40 Berufsjahren) kann ich löten, hart (über 600Grad) und weich (Zinn).

Zum Anlöten von Kabeln an meine alten M-Gleise nehm ich sehr gerne so ein richtig dickes Brateisen, hat auch nur 80W aber eine sehr dicke Spitze. Damit gehts richtig gut.


Alexander aus dem südlichsten Allgäu
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RE: Lötdrama

#12 von Dreispur , 05.02.2022 18:44

Hallo !

Kann das 17 mm Stück Schiene nicht aus den Schwellen ziehen ? Draht anlöten ,Schienenfuß etwas feinschleifen .einschieben gegebenfals an Schwelle festkleben . Defekte Kleineisen nachbessern , kaschieren .
Aus unachtsamer Verlegung mußte ich auch des öftern ähnlich verfahren .


mfG ANTON

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RE: Lötdrama

#13 von TaurusN160 , 05.02.2022 18:59

Ich glaube da muss dann sehr viel nachgearbeitet werden. Aber man hätte zumindestens kein Stress wegen Überhitzen.

Aber ich denke tatsächlich die günstigere Alternative ;) werde ich das nächste Mal ausprobieren.


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Re: Willkommen in Epfendorf! Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen
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